21. Oktober 2016, wieder mal im Zug (wo sonst) nach Guilin
Von Chengdu aus führte uns eine fast 30-stündige Reise zu unserem nächsten Ziel, dem Zhangjiajie Scenic Park, einem Nationalpark in der Provinz Hunan.
Wir fuhren mittags in Chengdu los; diesmal hatten wir für den längsten Teil der Zugfahrt zum Glück hard sleeper-Plätze ergattert, d.h. offener Schlafwagen statt Abteil. In chinesischen Zügen sind das drei Betten übereinander und wir wussten zuerst nicht, welche Betten wir hatten, da es pro Tripel nur eine Nummer gibt und die Lage mit einem Schriftzeichen gekennzeichnet ist, aber eine andere Passagierin half uns und wir hatten glücklicherweise die beiden unteren Betten. Bettzeug gab es, aber der Name hard sleeper ist schon gerechtfertigt – da waren die Transsib-Betten um einiges weicher gewesen.
Der Zug füllte sich bald bis auf den letzten Platz und da eine Mutter mit Baby ein Bett über uns hatte, tauschten wir mit ihr. Dafür bot sie uns dann von ihrem Essen an, aber zu mehr Kommunikation reichte es leider nicht. Wir kauften uns von einem der Trolleys eine Schüssel Essen für unter drei Euro, die sich als diverse Gemüse und etwas Fleisch auf Reis entpuppte und überraschend gut schmeckte.
Im chinesischen Liegewagen geht es deutlich anders zu als im russischen. Wir würden es wahrscheinlich fehlende Rücksichtnahme nennen, aber in China stört sich einfach niemand an den Geräuschen anderer Menschen, weshalb auch niemand versucht, irgendwie leise zu sein. In Verbindung mit sich unterhaltenden oder Videos guckenden Leuten sowie jeder Menge kleiner Kinder war die Nacht alles andere als ruhig; außerdem wurden wir alle schon kurz nach fünf von der Schaffnerin geweckt – über eine Stunde vor Ankunft des Zuges in Changsha. Naja, war auch eine Erfahrung.
In Changsha mussten wir umsteigen, aber das ist nicht so einfach wie in Deutschland. Umstiegsverbindungen sind in China nämlich anscheinend nicht vorgesehen; wenn man einen Ort nicht direkt erreicht, muss man mehrere Einzelstrecken kaufen. Am Bahnhof in Changsha angekommen, mussten wir mit unserem Gepäck das Bahnhofsgebäude verlassen und uns draußen am Eingang wieder anstellen – Pass- und Ticketkontrolle, dann Gepäck- und Körperscan, um wieder in den Bahnhof hineinzugelangen. So ist das in China an jedem Bahnhof. Im Bahnhof angekommen sucht man sich auf der elektronischen Anzeigetafel (ja, die gab es hier wieder; Xi’an Süd war anscheinend ein „Ausrutscher“ auf unserer Route) den Zug (am besten anhand der Zugummer, denn nicht immer wechselt die Anzeige zwischen Chinesisch und Englisch) und begibt sich in die angezeigte Wartehalle. Dort ist meistens schon alles voll, denn zumeist werden pro Halle mehrere Züge abgefertigt. In Changsha hatten wir Glück und fanden noch freie Sitzplätze, denn unser Anschlusszug hatte eine Dreiviertelstunde Verspätung. Wenn das Boarding für den Zug beginnt, sammeln sich alle in einer mehr oder weniger ordentlichen Schlange am Gate für einen weiteren Ticketcheck und begeben sich dann auf den Bahnsteig. Der Zug steht entweder schon bereit oder fährt innerhalb weniger Minuten ein; so wird sichergestellt, dass Leute sich nicht unnötig lange auf den Bahnsteigen aufhalten (beim Aussteigen ist immer ein Bahnsteigwächter vor Ort, der dafür sorgt, dass alle Ausgestiegenen den Bahnsteig zügig verlassen).
Von Changsha aus fuhren wir noch weitere fünf Stunden (diesmal Sitzplatz) bis nach Zhangjiajie. Zu Mittag aßen wir ganz chinesisch: Cupnoodles. Jeder Waggon ist mit einem Heißwasserspender ausgestattet (was werde ich die Dinger in Deutschland vermissen; einfach mal nen Tee im Zug machen…) und Chinesen vertilgen Unmengen an Cupnoodles, selbst zum Frühstück haben wir sie gesehen (und auch an vielen Sehenswürdigkeiten werden sie an Imbissbuden verkauft; Heißwasserspender gleich neben der Kasse, praktisch sind die Chinesen ja…)
In Zhangjiajie gab es am Bahnhof tatsächlich eine Touristeninformation – die erste, die wir in China gesehen haben. Das allein war schon Grund genug, hinein zu gehen, aber wir brauchten auch etwas Hilfe, zu unserem Hotel zu gelangen. Die freundliche Eigentümerin hatte uns zwar geschrieben, mit welchem Bus wir bis wohin fahren sollten, aber wir fanden nicht einmal den Busbahnhof. Die Dame am Schalter, die zum Glück sehr gut Englisch sprach (auf jeden Fall für chinesische Verhältnisse) rief dann ganz nett für uns nochmal im Hotel an und erkundigte sich nach dem Weg; sie schrieb uns die Haltestelle auf Chinesisch auf und wir sollten doch den Busfahrer bitten, für uns im Hotel anzurufen, wenn wir da sind, damit uns jemand von der Haltestelle abholt. Wir bedankten uns, sagten aber auch, dass wir nicht mal wissen, wie wir das dem Fahrer klar machen sollen… Also schrieb sie noch einen Zweizeiler dazu, und so ausgerüstet machten wir uns auf die Suche nach dem Busbahnhof, der doch direkt neben dem Bahnhof liegen sollte… Wir fanden ihn nicht, nur seine Ausfahrt, und dort wurden wir wieder weggeschickt. Nach weiterer vergeblicher Suche (warum können die nichts, aber auch gar nichts, in Englisch ausschildern, aaargh!!!) endeten wir wieder an der Ausfahrt und legten unsere beste Mischung aus Hundeblick und Sonnenscheinlächeln auf, woraufhin der Schrankenwart Mitleid hatte und mit uns einmal über das komplette Gelände bis zum richtigen Bus lief. Geht doch. 😉
Im Bus zeigten wir der Kassiererin, die irgendwo auf halber Strecke zugestiegen war (manche Dinge kommen einem noch seltsamer vor als ohnehin schon alles), unseren Zettel. Entweder hatte die Dame aus der Touri-Info eine Sauklaue oder die Kassiererin war nicht die hellste, aber sie schien nicht so recht schlau daraus zu werden. Daraufhin machte der Zettel die Runde im Bus; mehrere Herren gaben ihren Senf dazu und schenkten uns ein ermutigendes Lächeln; im Endeffekt griff sie dann doch zum Handy und rief (vermutlich) das Hotel an. An der Haltestelle angekommen stiegen drei der Herren mit uns aus; einer von ihnen ließ sich den Zettel nochmal geben und rief nochmal im Hotel an (die arme Eigentümerin, das war mir dann allmählich schon peinlich). Er bedeutete uns, zu warten, und dass gleich jemand kommen würde, und dann vergewisserten sich die drei nochmal, dass wir wirklich keine Hilfe mehr brauchten, bevor sie ihrer Wege gingen. Wieder einmal waren die Chinesen wirklich sehr hilfsbereit zu uns gewesen.
Lilly, die Hoteleigentümerin, kam auch kurz darauf mit dem Auto; die Fahrt ins Hotel dauerte nur drei Minuten. Wir waren in einem Dorf namens Yangjiajie gelandet, und dies war definitiv mit Abstand der ländlichste Ort, den wir bisher in China gesehen hatten. Zwischen steilen, sattgrün bewaldeten Bergen drängten sich kleine Reisterrassen in den Tälern; Frauen wuschen Wäsche im Fluss, Bauern führten Büffel am Nasenring die Straße entlang, Hühner und Gänse pickten in den Salatbeeten und an den Bäumen hingen reife Mandarinen und Pomelos.
An diesem Tag war es zu spät, noch in den gleichnamigen Nationalpark Zhangjiajie – der Grund unseres Besuches – zu gehen, da es mittlerweile schon später Nachmittag war, aber wir machten ein sehr notwendiges Nickerchen in unserem komfortablen Doppelzimmer und dann kochte Lilly uns im Hotel ein sehr leckeres Abendessen und erklärte uns ausführlich, welche Touren wir durch den Park unternehmen könnten.
Der Zhangjjiajie Scenic Park ist ein riesiges Gebiet mit steil aufragenden Felsen (bisschen wie eine XXL-Variante der Sächsischen Schweiz), auf denen selbst aus den senkrechten Wänden noch Bäume und andere Pflanzen wachsen. Oft verhüllen Nebelschwaden den Fuß der Felsen, sodass sie wie die schwebenden Berge aus Avatar aussehen, was hier auch kräftig vermarktet wird; dabei hat James Cameron wahrscheinlich noch nie von Zhangjiajie gehört. Da der Eintritt pro Person mit stolzen 30 € zu Buche schlägt, man dafür aber eine Viertageskarte erhält, hatten wir gleich drei Nächte gebucht.
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, grüßten uns Nebel und Nieselregen, wo es am Vortag noch sonnig bei 30°C gewesen war… Wir kauften uns Mülltüten-Regencapes wie echte Chinesen und Lilly fuhr uns zum Westeingang des Nationalparks. Innerhalb des Parks gibt es zahlreiche Wanderwege, aber auch Straßen, auf denen kostenlose Shuttlebusse verkehren, was bei der Größe des Parks echt notwendig ist. Viele Busse pendeln dabei nur zwischen zwei Punkten, z.B. zwei Seilbahnstationen (die Seilbahnen kosten allerdings extra), und wenn man weiterfahren will, muss man dort in einen anderen Bus umsteigen… ohne Lillys Erklärungen und eine chinesisch-englische Karte des Parks, auf der wir den Fahrern immer zeigen konnten, wo wir hinwollten, hätten wir uns wahrscheinlich hoffnungslos im Park verirrt…
Lillys Beschreibung folgend fuhren wir (mit zwei Mal umsteigen und einem kurzen Fußweg) zum Südeingang des Parks, von wo aus ein ebener Weg einem Fluss im Tal zwischen den Felsriesen folgte. Wie überall in China waren wir natürlich wieder einmal alles andere als allein, aber die allerschlimmsten Massen verloren sich zum Glück nach einer Weile auf der etwa dreistündigen Strecke. Auf halbem Weg gab es eine Imbissstation, wo wir süße Reispfannkuchen am Spieß und eine Crêpe mit Ei und saurem Gemüse schnabulierten. Das Wetter war nicht so schrecklich wie wir befürchtet hatten; es nieselte immer mal wieder (die Regencapes waren aber echt super; in der Regenjacke wäre es viel zu warm gewesen) und war leicht nebelig, aber man sah die Berggipfel und mit den Nebelschwaden hatte die Atmosphäre etwas sehr mystisches. Unterwegs trafen wir auch mehrere Erd- oder Eichhörnchen, eine große Kröte mit roten Augen und kleine blaue Vögel.
Vom Ende des Weges aus gab es allerdings keinen Bus zurück zum Ausgangspunkt. Eine weitere Fahrt mit dem Shuttlebus brachte uns zum Osteingang des Parks, wo wir im Dorf wieder eine kleine Ewigkeit den Busbahnhof suchten. Dreimal fragen später saßen wir auch im richtigen Bus, aber er fuhr nicht los; der Fahrer schlief tief und fest, auf das Lenkrad gelehnt… Es ist nichts ungewöhnliches, dass chinesische Busse erst losfahren, wenn sie voll sind (und dieser war noch halbleer), aber irgendwann kam doch ein anderer Bus angefahren, dessen Fahrer „unseren“ eine Weile beschimpfte und uns dann signalisierte, wir sollten alle in seinen Bus umsteigen… Dann ging die Fahrt auch endlich los; eine halbe Stunde zurück zum Südeingang, von dort ein Shuttlebus, ein Fußweg von einer Viertelstunde, ein weiterer Shuttlebus und dann noch einer, bis wir schließlich nach fast zwei Stunden seit Ende unserer Wanderung wieder am Westeingang landeten. Von dort war es noch etwa eine Viertelstunde bis zum Hotel zu laufen; insgesamt waren wir über neun Stunden unterwegs gewesen und kamen ziemlich erschöpft an.
Nach einer sehr notwendigen Dusche hörten wir, wie draußen Englisch gesprochen wurde und steckten unsere Köpfe zur Tür hinaus – siehe da, wir hatten Nachbarn aus England bekommen. Wir aßen gemeinsam im Hotel (warum ins Dorf gehen, wenn es hier so lecker war) und verabredeten uns für den nächsten Morgen zum Frühstück.
Das Frühstück muss man auch mal extra würdigen. Es gab jeden Morgen für uns beide zusammen eine große Schüssel Nudelsuppe, einen Teller gedämpfte Knödel (so ca. zwölf Stück), irgendein grünes Blattgemüse, Spiegeleier (sunside down) und noch zwei Sorten eingelegtes Gemüse, welches wir nicht zuordnen konnten. Vier Leute wären davon auch gut satt geworden…
Das Wetter war noch schlechter als am Vortag; der Regen war zwar nicht stark, aber beständig. Da es unser letzter Tag war, beschlossen wir, trotzdem in die Berge zu fahren, in der Hoffnung, vielleicht doch irgendwo irgendeinen Gipfel aus dem Nebel ragen zu sehen…
Wir teilten uns mit den beiden Engländern, Rob und Lorna, ein Taxi zum Nordeingang des Parks und nahmen von dort den Shuttlebus zu den Tianzi Mountains, den höchsten Gipfeln des Nationalparks. Schon während wir mit dem Bus die Serpentinen hinauf fuhren, wurde der Nebel dichter und dichter, und oben angekommen war uns klar, dass wir nichts, aber auch gar nichts sehen würden. Daher nahmen wir den nächsten Bus wieder hinunter, aber auch im zweiten und dritten Gebiet, das wir ansteuerten, war es nicht besser. Im Yuanjiajie-Gebiet, den eigentlichen „Avatar Mountains“, versuchten wir unser Glück mit einem Rundweg entlang mehrere Aussichtspunkte, aber ein paar dunkle Schatten in den Wolken, auf denen man hin und wieder einen Baum erahnen konnte, waren leider das Höchste der Gefühle. Für diejenigen unter euch, die mit dem Titel dieses Beitrages nichts anfangen können: Pandora ist der Planet, auf dem der Film Avatar spielt und wo es die schwebenden Felsen gibt.
Auf Pandora ist es bestimmt auch mal neblig…
Die beiden Engländer waren zum Glück sehr lustige und angenehme Zeitgenossen. Wir spielten beim Laufen „Wer/Was bin ich?“ und hatten eine Menge Spaß. Die zwei sind jetzt schon ein Jahr in Südostasien unterwegs, schwärmten sehr von Vietnam und versicherten uns, dass das Reisen überall einfacher wäre als in China.
Wir fuhren mit dem Shuttlebus zur Yangjiajie-Seilbahnstation, von wo aus wir hinunter zum Westeingang des Parks und nach Hause laufen wollten. Kurz unterhalb der Seilbahnstation sollte es laut Karte eine Art Dorf (hieß zumindest Village) und dort laut Lilly besonders leckeres einheimisches Essen geben. Wir folgen der Beschilderung; nach einem Stück bergab ging es wieder bergauf und wir folgten dem Weg eine Weile. Irgendwann gelangten wir zu ein paar Hütten und dachten, das Dorf erreicht zu haben. Allerdings gab es nichts zu essen; es saß nur ein alter Mann unter einem großen Felsvorsprung und neben ihm war das wahrscheinlich kleinste Riesenrad der Welt aufgebaut – einfach ein hölzernes Kreuz, an dessen Enden vier Schaukeln hingen. Da wir passenderweise zu viert waren, buchten wir kurzentschlossen eine Fahrt – zwölf Umdrehungen für reichlich einen Euro pro Person. Als Sicherheitsgurt gab es einen Strick um den Bauch und zwischen den Beinen, und betrieben wurde das Rad durch pure Muskelkraft von dem Opa, der es mit der Hand anschob (und über den wir später erfuhren, dass es Lillys Onkel war). Es war auf jeden Fall ein Riesengaudi, und wir waren dem bescheidenen Wetter zum Trotz wieder mit der Welt versöhnt.
Es sah zugegebenermaßen eher aus wie ein mittelalterliches Folterinstrument…
Ein kurzes Wegstück weiter gelangten wir an einen Abzweig und eine Gruppe junger Chinesen, die uns vorausgingen, bedeuteten uns, dass wir unbedingt mitkommen müssten und es dort ganz toll wäre… Der Weg hatte Sächsische Schweiz-Stiegencharakter, war aber zum Glück nicht ausgesetzt. Nach einem ziemlich anstrengenden Aufstieg erblickten wir über uns eine hölzerne Pforte – ob das vielleicht endlich das Dorf mit dem Essen war? Noch eine steile Treppe hinauf geschnauft… und wieder Fehlanzeige. Nur ein leerer Hof, in dem gerade so eine Art Fotoshooting stattfand… Jetzt waren wir schon so weit gekommen, dass wir beschlossen, dem Weg noch weiter zu folgen; irgendwo musste doch dieses vermaledeite Dorf liegen…
Sind wir bald da…?
Was soll ich sagen, wir haben das Dorf nicht gefunden; vermutlich haben wir uns einfach etwas völlig falsches darunter vorgestellt, und das lokale Essen gab es wahrscheinlich oben an der Seilbahnstation, von der wir mittlerweile schon sehr, sehr weit entfernt waren. Die Kraxelei ging noch weiter über immer schmalere Pfade (die glücklicherweise Geländer hatten), und einige Leitern hinab und endete schließlich auf einem schmalen Band unterhalb eines Felsgipfels. Und von dort hatten wir plötzlich eine Aussicht…
Leute, man kann es weder mit Worten beschreiben noch mit Fotos einfangen (wir haben es natürlich trotzdem versucht); einfach atemberaubend. Wie Inseln schwebten die Gipfel im Wolkenmeer; Nebelschwaden zogen an den senkrechten, bis zu 1000 Meter hohen Felswänden hinauf; die Aussicht wechselte von einer Sekunde zur nächsten. Drehte man den Blick in eine andere Richtung und schaute dann wieder zurück, meinte man, ein völlig anderes Bild zu sehen als zuvor. Es war unbeschreiblich schön und jeden Meter Weg im Regen wert.
Seht mal, wie klein die Seilbahngondeln im Vergleich sind.
Mit Rob und Lorna aus Liverpool
Ohne Worte
Am Ende waren wir wieder neun Stunden unterwegs und hatten die Dusche noch nötiger als am ersten Tag; auch gönnten wir uns zur Feier des Tages statt zweien satte drei Gerichte zum Abendessen (jungen Bambus, gebratene Aubergine und Rührei mit wildem Knoblauch, sooo lecker!!!), aber wir waren so unglaublich zufrieden, und ich muss sagen, Zhangjiajie hat jetzt echt Maßstäbe für die nächsten Sehenswürdigkeiten gesetzt…
Heute wollten wir uns dann mal einen entspannten Vormittag machen. Wenn die Sonne geschienen hätte, wären wir noch einmal in den Park aufgebrochen und hätten in eine Seilbahnfahrt investiert, aber da es wieder grau war, schliefen wir aus und packten dann in aller Gemütlichkeit unsere Sachen, wobei wir die am Vortag nassgeregneten Klamotten (ja, trotz Regencape) erstmal noch föhnen mussten, da bei der hiesigen Luftfeuchtigkeit nicht mal das Funktionszeug über Nacht getrocknet war. Lilly hatte uns erzählt, dass sie an diesem Tag eine Reisegruppe von 23 Rentnerinnen erwartete. Nicht erwähnt hatte sie allerdings, dass die Damen schon um zehn anreisen würden… Es sind halt Chinesen, wir waren nicht wirklich überrascht, als die ersten enthusiastisch unsere Zimmertür aufrissen, um festzustellen, dass sie sich geirrt haben (mal ehrlich, wie schaffen es drei verschiedene Leute, mit der Zimmernummer auf dem Schlüssel und an der Tür ins falsche Zimmer zu laufen); irgendwann schlossen wir uns dann einfach ein, bis wir mit packen fertig waren; und eigentlich hatten wir noch etwas im Restaurant sitzen wollen, aber Lilly war schon dabei, Mittag für die Damen zu kochen, weshalb wir dann die Flucht ergriffen; nicht ohne vorher noch ein Abschiedsfoto zu machen, denn es war wirklich sehr, sehr schön hier!
Mit Lilly und Zaizai
In die Stadt zurück zu gelangen war unkompliziert, da es nur einen Bus gab. Wir verbrachten die Zeit in der (zugegeben wirklich sehr angenehmen) Touristeninformation, wo es Couches, ein sauberes WC und WLAN gab (was braucht man mehr), bis es Zeit wurde, mal wieder in den Zug zu steigen…
Vor uns liegt unsere letzte lange Zugfahrt in China; 11,5 Stunden nach Liuzhou, dort morgen früh sehr viel Zeit von um fünf (urgh!) bis kurz vor neun totschlagen und dann nochmal eine Stunde mit dem Schnellzug nach Guilin, unserem nächsten Ziel. Ich freue mich sehr auf den Schnellzug; nachdem unsere letzten Fahrten immerhin noch Züge der Kategorie K waren (die zweitunterste), hat dieser hier nicht mal mehr einen Buchstaben vor der Nummer. Die Betten sind noch härter; es riecht noch muffiger, und das Zugessen, auf das wir uns gefreut (und welches wir auch ehrlich gesagt eingeplant) hatten, wird hier allem Anschein nach nicht angeboten. Das bedeutetet wohl, Kekse essen und zeitig schlafen gehen…