Singapur – Ende eines langen Weges und Anfang eines neuen

14. April 2017, Batukaras/Indonesien

Singapur – das klingt nach Exotik, nach Hi-Tech, nach einer eigenen Welt. Für uns war das spannendste an Singapur im Rückblick die Tatsache, dass wir es auf dem Landweg bis dorthin geschafft haben. An dieser Stelle können wir mal ein bisschen mit unserer Statistik angeben. 😉 Genau 200 Tage nach unserem Aufbruch in Berlin und acht Länder später erreichten wir den Stadtstaat an der Spitze der malaiischen Halbinsel. In dieser Zeit haben wir knapp 26.000 km auf dem Landweg zurückgelegt, davon etwa 15.450 km mit dem Zug, rund 460 km auf Booten und den Rest in mehr oder weniger bequemen Bussen bzw. Minibussen. Das entspricht einer reinen Reisezeit von 495 Stunden, was letztlich „nur“ rund 21 Tage sind. Aber es hat sich gelohnt, wir sind uns einig, dass wir unsere Zeit nie besser investiert haben als beim Reisen.

Aber zurück nach Singapur… Von Melaka aus fuhren bestimmt fünf verschiedene Busgesellschaften stündlich nach Singapur. Die Fahrt nach Johor Bahru, der Grenzstadt auf malaysischer Seite, dauerte weniger als drei Stunden. Der Bus lud uns an der Grenzstation aus, damit wir unsere Ausreisestempel erhielten, und fuhr dann weiter über eine Brücke auf die Insel. An der dortigen Grenzstation angekommen sagte uns der Fahrer, dass er 25 Minuten auf uns warten würde, und falls wir die Formalitäten nicht in dieser Zeit schaffen, sollten wir mit dem nächsten Bus weiterfahren. Also schnappten wir unsere sieben Sachen und flitzten ins Terminal. Außer uns waren noch einige Locals sowie ein Herr aus Weißrussland an Bord.

Im Terminal wurde unser Gepäck geröntgt wie am Flughafen – die erste nennenswerte Gepäckkontrolle seit langem – und dann suchten wir uns eine Schlange für die Passkontrolle. Nirgends standen sonderlich viele Leute an, aber trotzdem schien es überall ziemlich lange zu dauern. Nachdem abzusehen war, dass die vierköpfige Familie vor uns so schnell nicht durchgelassen würde, stellten wir uns an einem anderen Schalter an. Als wir schließlich drankamen, hatten die Beamten alle Mühe, unsere Namen auszusprechen, stellten ein paar Fragen, nahmen Fingerabdrücke, und alles wirkte umständlich und dauerte ziemlich lange. Wir waren sehr erleichtert, als wir schließlich unsere Stempel erhielten und zurück zum Bus eilen konnten, den wir nur ein paar Minuten vor der Weiterfahrt erreichten. Der weißrussische Herr, der neben uns in der Schlange gestanden hatte, schaffte es nicht, aber wir sahen ihn später in unserem Hostel wieder.

Von dort aus fuhr der Bus vielleicht noch eine halbe Stunde durch den Häuserdschungel bis er hinter einer Mall hielt und wir alle aussteigen mussten. Wir hoben Geld an einem ATM in der Mall ab – in Singapur würden wir eine Menge brauchen – und liefen dann zur nächstgelegenen Metrostation. Der ÖPNV ist extrem gut organisiert. Ein dichtes Metronetz durchspannt die ganze Stadt, man findet sich gut zurecht und sonderlich teuer ist es auch nicht. Zudem sind alle Ansagen und Beschilderungen in Englisch, Malaiisch, Tamil und Chinesisch.

Wir fuhren ins indische Viertel – dort liegen meist die günstigsten Hostels, zusammen mit Chinatown – und liefen im Nieselregen durch die moderne Stadt bis zu unserem gebuchten Quartier. Nach dem Check-in gingen wir essen in ein nahe gelegenes indisch-vegetarisches Restaurant, aber es war natürlich viel, viel teurer als alles, was wir aus Malaysia gewöhnt waren, und es schmeckte leider auch nicht ansatzweise so gut.

Da es schon später Nachmittag war, lohnte es sich nicht mehr, großartige Ausflüge zu machen, und so fuhren wir nur in einen Park im Zentrum. Zugegeben, die „Gardens by the Bay“ waren viel mehr als „nur“ ein Park, bestehend aus mehreren thematisch verschiedenen Landschaftsgärten – chinesisch, malaiisch, kolonial, mehreren Lehrgärten, in denen man etwas über die Evolution des Lebens auf der Erde und die Flora und Fauna der Region lernen konnte, einigen Rummelattraktionen für Kinder, zwei gigantischen Gewächshäusern, deren Eintritt uns zu teuer war und im Zentrum lag die Supertree Grove – eine Gruppe künstlicher, stilisierter Bäume, die bis zu fünfzig Meter hoch und teilweise durch einen Skywalk miteinander verbunden waren. Wir spazierten durch den weitläufigen Park und legten uns dann, als wir müde waren, auf die Wiese im Zentrum, um auf die Licht- und Soundshow zu warten, von der uns eine Reisende in Melaka erzählt hatte: zweimal am Abend findet sie mit den Supertrees als Kulisse statt und ist eines der wenigen kostenlosen Highlights Singapurs.

Die Show war wirklich beeindruckend. Es gab ein Potpourri aus Filmmusik in wirklich guter Tonqualität, und hunderte, wenn nicht tausende kleine Lichter an den Supertrees ließen es fast erscheinen, als ob die Bäume zur Musik tanzten. Die Show dauerte reichlich zehn Minuten und der Park war extrem gut gefüllt mit Schaulustigen.

Leider hatte ich danach mal wieder eine eher schlaflose Nacht; mir war schlecht und ich hatte Bauch- und Kopfschmerzen – vielleicht generelle Reizüberflutung, ungewohntes Restaurantessen und Sehnsucht nach Malaysia, wo ich noch viel länger hätte bleiben können. Aber am nächsten Tag ging es wieder besser, und wir machten einen Ausflug zu einem der Hochhäuser, um einen Blick aus der Vogelperspektive auf die Stadt zu werfen. Wie alles in Singapur sind auch die Aussichtsplattformen ziemlich teuer. Die günstigste für nur elf Singapur-Dollar war eine Art Dachterrasse auf einem Wohnhaus namens Pinnacle@Duxton. Man kam allerdings nur mit einer Metrochipkarte hinein; also kauften wir erst einmal zwei solche Chipkarten am Bahnhof, die wir dann den Rest der Zeit zumindest noch abfahren konnten.

Das Pinnacle bestand eigentlich aus sieben Apartmentblocks, die über Skybridges im 50. Stock miteinander verbunden waren. Die Anlage war in erster Linie für die Bewohner gedacht – nur zweihundert Besucher dürfen pro Tag hinauf – und sehr angenehm gestaltet. Es gab Bäume und Liegestühle und abgesehen von einer Joggerin, die ihre Runden auf der Dachterrasse drehte, waren wir die meiste Zeit allein. Die Aussicht erstreckte sich über den riesigen Hafen mit hohen Kränen und endlosen Containerbergen, über Chinatown mit seinen kleinen, alten Peranakan-Häusern wie in Melaka, die im Schatten der riesigen Wolkenkratzer aus Glas und Stahl im Bankenzentrum fast untergingen.

Alt und neu: Peranakan-Häuser und im Hintergrund das Pinnacle@Duxton mit den Skybridges in der 25. und 50. Etage

Auf der Skybridge

Im Vordergrund sieht man die alten Häuschen von Chinatown.

Anschließend schlenderten wir etwas durch Chinatown, fanden dankbarerweise ein sehr preiswertes, kleines Restaurant, wo zwei alte Leutchen eine bescheidene Auswahl extrem leckerer chinesisch-vegetarischer Gerichte kochten, und verzogen uns dann zurück ins Hostel, da wir von dem drückend heißen Klima schon ziemlich k.o. waren.

Während wir nachmittags ein Schläfchen hielten, ging draußen ein Wolkenbruch nieder, und als wir uns abends auf den Weg zur Supertree Grove machten, um die abendliche Show zu sehen – denn sie war so gut, dass man sie mehr als einmal anschauen konnte – hatte es sich angenehm abgekühlt.

Diesmal waren wir etwas knapp dran und kamen genau zu Beginn der Show an. Bis zur Wiese schafften wir es nicht mehr, also legten wir uns auf die riesigen Bänke direkt unter den Supertrees und genossen die Show mal aus einer anderen Perspektive.

Am nächsten Tag regnete es schon vormittags und wollte einfach nicht aufhören, egal wie lange wir warteten. Irgendwann, als es etwas nachließ, fuhren wir zu einer der riesigen Malls, weil wir bei Cold Stone Eis essen wollten, einer Franchise-Kette aus den USA, die ich in Japan kennen gelernt hatte und die es in Europa leider nicht gibt. Wir schleckten selig unser Eis und futterten dann noch eine Waffel hinterher, wenn wir schonmal da waren, und als wir fertig waren, hatte sich der Regen in ein Nieseln verwandelt und wir konnten doch noch an der Hafenpromenade entlang spazieren, um die Wolkenkratzer an der Wasserfront und den Merlion, das Wahrzeichen Singapurs, zu sehen.

Der Merlion, das Wahrzeichen von Singapur

Der Merlion, das Wahrzeichen von Singapur

Die Helixbrücke, das Marina Bay Sands Hotel und das ArtScience Museum.

Abends schauten wir uns, ihr könnt es euch schon denken, noch einmal die Show an den Supertrees an und verkrümelten uns dann zeitig ins Bett, denn am nächsten Morgen mussten wir zeitig zum Flughafen, um nach Jakarta zu fliegen.

Die Fahrt zum Flughafen mit der Metro dauerte fast eine Stunde, und dort angekommen, war alles wieder ein bisschen kompliziert. Wir hatten einen Flug mit AirAsia gebucht, und dort mussten wir nicht nur unsere Bordkarten selber an einem Automaten ausdrucken, sondern sollten auch gleich noch unser Gepäck selbst einchecken. Es scheiterte schon daran, dass der Automat Kathrins Ticket nicht herausrücken wollte und wir dann doch noch zum Schalter mussten – wo es zum Glück klappte – und dann wussten wir nicht, wohin mit den Gepäckanhängern, wo uns dann auch wieder eine Angestellte helfen musste. Auch andere Reisende hatten einige Schwierigkeiten. Und dann ging es weiter an der Passkontrolle. Die Schlangen waren überhaupt nicht organisiert und ständig wurden Leute an den Schaltern von Beamten abgeholt und weggeführt. Es dauerte ewig, bis wir drankamen und immer wieder sahen wir, wie andere Reisende nach einiger Zeit am Schalter von Beamten abgeholt wurden. Was da wohl los war? Ganz wohl war uns ja nicht… Als wir schließlich dran kamen, verstanden wir auch, warum. Anscheinend war das Problem nichts anderes, als dass die Scanner für die Fingerabdrücke defekt waren. Bei mir brauchte es drei Versuche, bis es funktionierte, und Kathrin wurde ebenfalls „abgeführt“ zu einem Spezial-Schalter, wo die Automaten weniger Sperenzchen machten. Das ganze Prozedere dauerte locker eine halbe Stunde, obwohl an keiner Schlange mehr als fünf Leute standen.

Damit verließen wir Singapur nach drei Tagen schon wieder und waren ziemlich froh darüber. Es war nicht so spannend wie wir gedacht hatten, nicht so grün, wie man uns erzählt hatte, teuer, sehr reglementiert und wirkte ziemlich künstlich. Als Großstadt ist uns Kuala Lumpur zehnmal lieber.

Gerne wären wir mit der Fähre nach Indonesien weitergefahren, aber das war leider viel umständlicher als gedacht, da man dort nicht an jedem Hafen visumsfrei einreisen kann. Daher entschieden wir uns schließlich, einfach nach Java zu fliegen, was das unkomplizierteste war. Und so endete unsere lange Reise auf dem Landweg durch Eurasien. Jetzt geht es auf zu neuen Abenteuern südlich des Äquators…