10. Dezember 2016, im Bus von Phnom Penh nach Siem Reap
Also, wir hatten einen Plan für Kambodscha. Wirklich. Am ersten Nachmittag in Phnom Penh, als wir in der Hostelbar saßen und uns bei einem mixed fruit-Smoothie belasen, was es in diesem Land außer der Hauptstadt und Angkor Wat noch zu sehen und zu tun gibt, malten wir eine Umrisskarte Kambodschas auf eine Serviette, markierten alle interessanten Punkte und planten eine Route durch’s Land.
In Phnom Penh haben wir ja auch in der Kürze der Zeit wirklich viel gesehen, und dann begannen wir unsere Weiterreise mit Kep als erstem Ort und der Absicht, dort zwei Tage zu verbringen. Wir hatten eine Liste, was man in Kep unternehmen kann und fuhren morgens mit dem ersten Bus, um schon den Nachmittag vor Ort ausnutzen zu können.
Kep liegt ganz im Südosten des Landes, einen Steinwurf von der vietnamesischen Grenze entfernt. Es ist ein kleines Dorf und die meisten Touristen fahren eher in das etwas größere Kampot in der Nähe, weil es in Kep nicht viel zu holen gibt. Eigentlich sollten wir mit einem großen Reisebus fahren, wurden jedoch wegen zu geringer Auslastung in einen Minibus umgeladen, wo wir uns auf getrennte Plätze setzten, um uns beide anschnallen zu können – bei einigen Sitzen waren die Gurte nämlich fein säuberlich aufgerollt und mit Kabelbinder gesichert… Die Fahrt dauerte knapp vier Stunden und mein kamboschanischer Sitznachbar half mir nicht nur, meine Sachen zu verstauen und zeigte mir das Meer, als es soweit war, sondern beteiligte sich auch noch (unaufgefordert) bei der Entfusselung meiner Sachen, als ich ein Haar von meinem T-Shirt zupfte… 😀
In Kep angekommen wurden wir von übereifrigen Tuktukfahrern kaum aus dem Bus gelassen, und da wir dank Maps-App wussten, dass es zu unserem etwas außerhalb gelegenen Guesthouse zu weit zu laufen wäre, handelten wir einen Preis mit dem erstbesten aus und ließen uns chauffieren.
Ich weiß, ich habe diesen Satz jetzt schon oft geschrieben, aber… unser Guesthouse war ein echter Glücksgriff. 😉 Sehr sauberes und geräumiges Doppelzimmer mit eigenem Bad und Handtüchern (ja, das ist auch Luxus – wir sparen Wäsche und so große, flauschige Frotteehandtücher haben wir ohnehin nicht dabei) für 6 Dollar pro Nacht (zusammen, nicht pro Person), Fahrradverleih für einen Dollar, sodass wir auf eigene Faust ins Dorf radeln konnten, was vielleicht zehn Minuten entfernt lag, und eine an drei Seiten offene Dachterrasse mit vielen Pflanzen, bequemen Sitzmöbeln und zwei sehr verschmusten Katzen, dazu Blick auf’s Meer zur einen und auf die üppig grün bewaldeten Berge des Kep-Nationalparks zur anderen Seite. Es war sooo idyllisch.
Hier konnten wir es uns so richtig gut gehen lassen…
Am ersten Nachmittag radelten wir in den Ort und gingen an den Strand zum Baden. Eigentlich hat Kep strandtechnisch nicht viel zu bieten, nur einen schmalen Streifen, der mit Sand aus einer anderen Region aufgeschüttet wurde. Die Zeiten, da Kep das Sommerdomizil reicher Franzosen war, sind lange vorbei, wovon zahlreiche verfallene Villen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeugen, die heute zum Verkauf stehen. Aber das Wasser war sauber und ruhig, und man konnte eisgekühlte Kokosnüsse kaufen, und so war es ein ganz schöner Nachmittag. Die Franzosen haben Kep übrigens nicht gänzlich aufgegeben; einige Hotels haben französische Besitzer und vielerorts hört man, dass französisch gesprochen wird.
Die Krabbenstatue ist das Wahrzeichen von Kep – zu unserer Verteidigung müssen wir sagen, dass es brütend heiß war und wir nur schnell aus der Sonne wollten, da haben die Bildqualität und -komposition etwas gelitten…
Am nächsten Tag unternahmen wir eine Wanderung im Kep-Nationalpark, direkt hinter unserem Guesthouse. Der Berg im Zentrum des Parks ist nicht sehr hoch aber von dichtem Dschungel überwuchert. Eine Art Forststraße führt auf halber Höhe um den Berg herum und dieser sind wir gefolgt. Dort lief es sich sehr angenehm, man sah, wo man hintrat und hatte auch noch Zeit, die Landschaft und die Aussicht auf das Meer zu genießen. Die Trampelpfade über den Gipfel, durch das Innere des Waldes, verkniffen wir uns, da sie sehr steil waren – im Prinzip musste man auf allen Vieren über Wurzeln und Steine durch den Wald kriechen, und auf so viel Dschungelcamp hatten wir dann doch keine Lust, zumal es dort ja auch Schlangen und anderes Getier gibt.
Schöner Wanderweg…
…und noch schönere Aussicht
Von der Forststraße aus sahen wir auch schon eine Menge interessanter Tiere – das Highlight waren natürlich die Affen, deren Video ihr vielleicht schon im Adventskalender gesehen habt – aber auch einige kleine Vögel, Schmetterlinge, riesige Hundertfüßler und etwas, das wir nicht zuordnen konnten. Zwischen Gras und Blätter sahen wir, dass es etwa fingerdick und orange-schwarz gestreift war. Wir ließen es in Ruhe.
Im Ort aßen wir gebratenen Reis mit Ananas, direkt in einer frisch aufgeschnittenen Ananas und ließen uns dann auf unserer schönen Dachterrasse nieder, für einen gemütlichen Nachmittag. Und aus dem Nachmittag sollten zwei Tage werden…
Wie gesagt, wir hatten einen Plan und eine Liste, was wir alles unternehmen wollten, aber es war so unglaublich schön und ruhig und erholsam in dem Guesthouse, und vielleicht war nach drei Monaten des Nomadenlebens auch einfach mal die Luft raus. Wir mussten einfach mal eine Weile nichts tun; außerdem hatte mich am Vorabend ein Blitzschnupfen erwischt, wo Kathrin ihren Husten fast auskuriert hatte.
Also verbrachten wir die nächsten zwei Tage lesend, dösend, Kaffee trinkend und Katzen streichelnd auf der Dachterrasse, genossen den Blick ins Grüne und die Ruhe (wenn alle zwei Minuten mal ein Moped oder Auto vorbei kam, war es schon viel), ließen uns die angenehme Meeresbrise um die Nase wehen, und da es auch leckeres Essen dort gab, mussten wir nicht einmal für die Mahlzeiten vor die Tür. So muss Urlaub sein.
Am Abend des zweiten Tages wollte ich mal schnell Geld abheben gehen. Drei Guesthouses weiter gab es einen Automaten, aber leider musste ich feststellen, dass er außer Betrieb war. Also lief ich zurück und lieh mir ein Fahrrad – im Ort an der Bushaltestelle hatte ich noch einen Automaten gesehen. Es stellte sich heraus, dass es dort sogar zwei Automaten gab – die aber auch beide außer Betrieb waren. Lange Rede kurzer Sinn: anderthalb Stunden und viermal Fragen später fand ich schließlich noch einen vierten Automaten, schon auf halber Strecke ins Nachbardorf, der tatsächlich Geld ausspuckte; die anderen drei waren vermutlich einfach leer. Apropos Geld: neues Land, neue Währung. 😉 Was hier aus dem Automaten kommt, sind: US-Dollar! Die kambodschanische Währung Riel ist so schwach und instabil, dass alles in US-Dollar gehandelt wird. Fast alles. Beträge kleiner als ein Dollar werden in Riel bezahlt; es kursieren also keine Cent-Stücke. Ein Dollar entspricht 4.000 Riel. Wenn also etwas 1,50 Dollar kostet, gibt man 6.000 Riel oder eine Dollarnote und 2.000 Riel, oder zwei Dollar, dann bekommt man 2.000 Riel wieder. Eine größere Note als 10.000 Riel, was 2,50 Dollar entspricht, haben wir allerdings noch nicht in der Hand gehabt, da wirklich alles in Dollar bezahlt wird. Die Dollarnoten müssen übrigens einwandfrei sein; schon ein kleiner Riss kann sie angeblich ungültig machen. Bisher sind wir aber alle „schlechten“ Scheine wieder losgeworden, und im schlimmsten Fall müssten wir sie eben bis in die USA mit uns herumtragen.
Wir beschlossen, doch nochmal etwas von Keps Umgebung zu erkunden und nahmen uns am dritten (oder vierten?) Tag ein Tuktuk zu einer Pfefferfarm. Ja, wir wollten mal aus erster Hand erfahren, wo (und wie) der Pfeffer wächst, denn die scharfen Körner aus der Gegend um Kep (und dem benachbarten Kampot) gehören wohl zu den besten der Welt und werden auch viel nach Europa exportiert.
Wenn wir dachten, unser Guesthouse läge idyllisch, ruhig und abgelegen, dann war es noch nichts gegen Sothy’s Bio-Pfefferfarm. Wenn mich mal wieder jemand dahin schicken will, wo der Pfeffer wächst, dann kann ich es kaum erwarten, dorthin zu kommen. 😉 Die letzten vier Straßenkilometer waren nicht einmal mehr asphaltiert, und auf der zwischen Mango- und Papayabäumen versteckten Farm angekommen, herrschte eine himmlische Ruhe. Die Eigentümer sind ein ein deutsch-kambodschanisches Paar, und ein französischer Freiwilliger führte uns herum. Die Pfefferpflanzen ranken sich an Holzpfählen hinauf, welche ein Dach aus einer Art Korbgeflecht tragen, das die Pflanzen vor zuviel Sonne und zu starkem Regen schützt; Pfeffer braucht nämlich nicht allzu viel Wasser. Die Pflanzen dürfen drei Jahre wachsen, bis zum ersten Mal Pfefferkörner geerntet werden können, und sie können 17 – 20 Jahre alt werden. Bei der Ernte sind etwa ein Fünftel der Körner schon rot, der Rest noch grün. Sie werden getrocknet, wobei der grüne Pfeffer schwarz wird und der rote rot bleibt. Ein Teil des roten Pfeffers wird dann gekocht, geschält und nochmals getrocknet, dies ist dann der weiße Pfeffer. Man kann Pfeffer auch roh essen – wir durften mal direkt von der Pflanze naschen – er schmeckt ziemlich scharf und sehr fruchtig. Aus den abgeernteten Stengeln wurde auf der Farm außerdem noch Pfeffertee gekocht, wovon wir eine Tasse tranken; ein sehr wohlschmeckendes Getränk, das nicht scharf ist und das man auch nicht unbedingt als Pfeffer identifizieren würde, wenn man es nicht wüsste.
Hier wächst der Pfeffer.
Im Anschluss ließen wir uns von unserem Tuktuk-Fahrer in der Nähe einer Schmetterlingsfarm absetzen. Bis ganz hin fahren konnte er nicht, da die Straße so schlecht war, dass wir Angst hatten, dem Tuktuk würde eine Achse brechen. Die Schmetterlingsfarm lag ganz in der Nähe des Wanderweges, den wir am ersten Tag gegangen waren. Ob die Schmetterlinge dort nur als Touristenattraktion oder noch für einen anderen Zweck gezüchtet werden, haben wir leider nicht herausgefunden, aber zumindest konnten wir ein paar schöne Fotos machen.
Nun ja, auch der schönste Urlaub endet irgendwann; wir konnten nicht ewig bleiben, da wir ja doch noch ein paar andere Orte sehen wollten, aber da unser nächstes Ziel ein weißer Strand mit türkisblauem Wasser war (zumindest auf den Fotos, die wir gesehen hatten), gelang es uns doch, uns loszureißen (und von den verschmusten Katzen zu verabschieden).
Am nächsten Tag ging es mit dem Minibus nach Sihanoukville, und weiter auf eine Insel namens Koh Rong Samloem. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag. 🙂
Und zum Schluss noch der Blick von der Dachterrasse auf den Sonnenuntergang 🙂
Ich hatte nicht die besten Erwartungen im Hinblick auf Kambodschas Hauptstadt, aber am Ende hatten wir wesentlich weniger Startschwierigkeiten als nach unserer Ankunft in Hanoi und trauten uns gleich viel mehr auf die Straße.
Unsere Nachbarschaft
Das mag zum Teil daran gelegen haben, dass unser Hostel kein Ort war, wo wir uns unnötig lange aufhalten wollten. Es lag zwar sehr zentral in Laufnähe zu den meisten wichtigen Sehenswürdigkeiten, aber unser Zimmer war ein echter Klimaschock. Im dritten Stock unter dem Dach gelegen, mit einem einzigen kleinen Fenster zum Gang (nicht einmal nach draußen) und nur einem Ventilator, war die Luft dort derart heiß und sauerstoffarm, dass ich leichte Sorge hatte, wir könnten nachts im Schlaf ersticken.
Am ersten Abend wollten wir eigentlich nur etwas zu essen suchen gehen, aber man sagte uns, dass an diesem Abend Nachtmarkt am Fluss wäre, also liefen wir dorthin und bummelten über den Markt, fanden aber nichts, was wir unbedingt kaufen wollten. Außerdem machten wir unsere ersten Erfahrungen mit dem kambodschanischen Straßenverkehr, der dem vietnamesischen in nichts nachsteht, mit dem Unterschied, dass viel weniger gehupt wird und man tatsächlich zuweilen den Vortritt gelassen bekommt.
Die Nacht im Backofen in besagtem Zimmer war eine Vollkatastrophe; so schlecht geschlafen haben wir wahrscheinlich zuletzt die zwölf Stunden Nachtfahrt im hardseat von Xi’an nach Chengdu. Den Ventilator mussten wir die ganze Nacht laufen lassen, obwohl er natürlich auch nur den Mief umgerührt hat – aber ohne wäre es überhaupt nicht auszuhalten gewesen. Da er genau über dem Kopfende des Bettes angebracht war, mussten wir trotz der Hitze noch unsere Ohren zudecken, um uns keine Ohrenentzündung zuzuziehen; verkehrte Welt.
Am nächsten Tag besuchten wir vormittags den Königspalast und nachmittags das Nationalmuseum, beides in Laufentfernung vom Hostel. Der König Kambodschas wohnt auch direkt dort im Palast, in einem für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Teil; man kann den Thronsaal und die Halle des Smaragdbuddhas sowie einen Teil des Parks besichtigen. Wir waren schon halb neun morgens dort, da das Thermometer hier jeden Morgen um acht die 30°C-Marke knackt, und in unserem Zimmer hätten wir es ohnehin nicht länger ausgehalten. (Mittags konnten wir zum Glück in einen klimatisierten Schlafsaal umziehen – eine Wohltat!)
Thronsaal
Nett hat’s der König…
Die Halle des Smaragdbuddhas – welchen man allerdings nicht fotografieren darf
Das Nationalmuseum am Nachmittag war ganz nett, aber in erster Linie wegen seiner wunderschönen Khmer-Architektur und dem hübschen Innenhof. Zu sehen gab es im Wesentlichen eine Menge verstaubte Statuen.
Das Nationalmuseum von Phnom Penh
Abends spazierten wir ein Stück am Flussufer entlang, wo die Brise und die leicht gesunkenen Temperaturen es endlich wieder erträglich machten. Man sollte in diesem Klima keine Städte bauen…
Die Uferpromenade
Nach langem Überlegen entschieden wir uns, am nächsten Tag ein besonders dunkles Kapitel der kambodschanischen Geschichte aufzuarbeiten: den Völkermord der Roten Khmer. Mit dem Tuktuk fuhren wir morgens zu den 17km außerhalb der Stadt gelegenen Killing Fields von Choeung Ek, wo einst Gefangene hingerichtet und in Massengräber geworfen wurden. Männer, Frauen, Kinder, sogar Babys; Regimegegner, Unbeteiligte, Soldaten der Roten Khmer selbst – niemand wurde verschont. Wenn ein Familienmitglied verhaftet wurde, aus welchem erfundenen Grund auch immer, wurde oft gleich die ganze Familie umgebracht, um spätere Rache der Kinder zu verhindern. Im ganzen Land gab es unzählige dieser Killing Fields, in denen nachts Propagandalieder und Generatorenlärm die Schreie der Sterbenden übertönten, damit die Bevölkerung der umliegenden Dörfer keinen Verdacht schöpfte, was dort wirklich geschah. Choeung Ek ist heute das Zentrum des Gedenkens. Dort wurde eine Stupa errichtet, in der 8.000 Schädel aufbewahrt werden. Wo die Massengräber waren, ist heute eine Art Park, aber man sieht noch die Senken im Boden. Es ist ein unfassbar trauriger Ort, und es gibt keine Worte, zu beschreiben, was in diesen Jahren in Kambodscha geschehen ist. In nur vier Jahren, von 1975 bis 1979, starben etwa ein Viertel der Bevölkerung durch die Gräueltaten der Roten Khmer, durch Zwangsarbeit, Mangelernährung und fehlende medizinische Versorgung. Jeder Kambodschaner, der heute älter als vierzig ist, ist Überlebender dieser schrecklichen Zeit, man sich gar nicht vorstellen, was das bedeutet.
Die Stupa mit den 8.000 Schädeln
Im Anschluss fuhren wir zurück in die Stadt und schauten uns das Foltergefängnis S-21 (Tuol Sleng) an. Nach der Räumung Phnom Penhs wurde diese einstige Schule in ein Gefängnis umgewandelt, wo Gefangene so lange gefoltert wurden, bis sie die erfundenen Anschuldigungen gegen sie zugaben, nur um dann auf den Killing Fields hingerichtet zu werden. Man kann die Zellen besichtigen und in einigen Räumen sind Informationstafeln aufgestellt, wo man über das Regime und das Leben der Menschen in dieser Zeit lernen kann. Aber nichts kann die Frage nach dem Warum beantworten. Warum Menschen einander solche Grausamkeiten antun. Am Ende fühlt man sich hilflos, fassunglos, leer. Von den mehr als 17.000 Menschen, die in der Zeit des Khmer Rouge-Regimes hier inhaftiert waren, haben nur elf überlebt.
Tuol Sleng
Um etwas auf andere Gedanken zu kommen, fuhren wir dann auf den Zentralmarkt, schauten uns die bunten Stände an, die von Kleidung, Taschen, gefälschten Uhren und anderem Schnickschnack überquollen, tranken einen frisch gepressten Zuckerrohrsaft und buchten uns abends einen Bus nach Kep an der Küste, um die Stadt am nächsten Tag hinter uns lassen zu können.
Ui ui ui, es ist ja kaum zu entschuldigen, wie sträflich wir unseren Blog vernachlässigt haben. Die letzten Tage waren gut ausgefüllt, und in erster Linie sind wir ja auch immer noch zum reisen hier und nicht zum schreiben. 😉 Aber vielleicht interessiert ja doch die eine oder den anderen, wie es uns so ergangen ist, darum bemühen wir uns hier mal um eine Zusammenfassung.
In Saigon waren wir leider am Ende nur einen Tag. Die größte Stadt Vietnams, die offiziell Ho-Chi-Minh-Stadt heißt, von vielen Vietnamesen aber weiterhin bei ihrem alten Namen genannt wird, gefiel uns mit ihren breiten Boulevards und grünen Parks von der Atmosphäre her zwar viel besser als Hanoi, aber es war eben trotzdem eine Großstadt und die Hektik schlägt einem aufs Gemüt. Außerdem hatte Kathrin sich in unserem fies klimatisierten Zimmer in Mui Ne eine ebenso fiese Erkältung eingefangen und war ohnehin nicht fit für große Stadterkundungstouren.
Da unser Hostel sehr zentral gelegen war, besuchten wir vormittags ein paar Sehenswürdigkeiten zu Fuß, unter anderem die Kathedrale und das historische Postamt.
Hauptpost in Saigon
Kathedrale Notre Dame in Saigon
Mittags trieb uns das drückend-heiße Klima zurück in unseren klimatisierten Schlafsaal für ein Schläfchen. Am Nachmittag zog ich nochmal allein los um noch ein paar weitere Eindrücke von der Stadt zu sammeln.
People’s Committee Building und Statue von Onkel Ho
[Videobeschreibung: mittlerweile macht uns der vietnamesische Verkehr nicht mehr viel aus. ;-)]
Wie gesagt, ich wäre eigentlich gern noch länger geblieben, aber unser Visum galt nur noch wenige Tage, und verlängern wollten wir nicht mehr, also beschlossen wir, am nächsten Tag schon weiter ins Mekong-Delta nach Can Tho zu fahren. Zum ersten Mal in Vietnam – ausgerechnet in der größten Metropole – wurde uns die Organisation der Weiterreise schwergemacht. An der Hostelrezeption sagte man uns, wir müssten das Busticket selbst über das Internet buchen. Das versuchten wir dann mehrmals vergebens; die Website der Busgesellschaft FutaBus funktionierte einfach nicht richtig, also machten wir uns schließlich abends auf den Weg zu deren Büro, was nicht weit vom Hostel entfernt im selben Stadtviertel lag. Dort aber die nächste Enttäuschung: Tickets nach Can Tho wurden dort nicht verkauft, sondern nur in deren Filiale in Distrikt 5, einem weiter entfernten Stadtviertel. Man muss dazu sagen, dass es sich hierbei um Vietnams größte Busgesellschaft handelte, die alle Orte im Land anfährt; allein von Saigon nach Can Tho gibt es rund um die Uhr jede halbe Stunde bis Stunde einen Bus. Da es schon spät war, entschieden wir uns dafür, das Ticket direkt am nächsten Tag bei Abfahrt zu kaufen. Das war dann am Ende auch überhaupt kein Problem; mit dem Taxi fuhren wir zum besagten Büro von FutaBus, und von dort hatte die Busgesellschaft ein kostenloses Shuttle zum Busbahnhof, einem riesigen Umschlagplatz für Menschen und Güter. Mittlerweile kannten wir uns ja schon aus, da wir schon mehrfach mit Futa gefahren waren und konnten die Busnummer auf dem Ticket direkt selbst zuordnen, und so fanden wir dann zumindest auf Anhieb den richtigen Bus, ohne ratlos herumirren zu müssen.
In Can Tho angekommen nutzen wir wieder den kostenlosen Shuttle – einen ganz tollen Service von FutaBus: man wird am Zielort noch mit dem Minibus bis zum Hotel oder wohin auch immer gefahren, wenn man die Adresse parat hat. Unser Hotel lag etwas außerhalb, aber es war günstig und hatte im Internet gute Bewertungen erhalten, und viel anschauen wollten wir uns in der Stadt ohnehin nicht. Wir hatten ein sehr geräumiges Doppelzimmer im fünften Stock mit einem tollen Stadtblick und unsere Ruhe. Wir verbrachten die meiste Zeit im Zimmer, damit Kathrin ihre Erkältung etwas auskurieren konnte, aber einen Tag unternahmen wir einen Ausflug zu einem der schwimmenden Märkte, für die Can Tho berühmt ist.
Da das Wetter im Mekong-Delta natürlich sehr heiß ist, muss man zeitig aufstehen, wenn man die Märkte besuchen will. Früh halb sechs wurden wir von zwei Moped-Taxis abgeholt und zum Pier gefahren, wo unsere Bootsführerin schon auf uns wartete. Mit dem Boot ging es dann etwa eine Dreiviertelstunde über den Fluss zum Cai Rang, dem größten der Märkte, wo Obst und Gemüse gehandelt werden. Statt Marktständen liegen dutzende Kutter in der Mitte auf dem Fluss. An langen Stangen hängt ein Stück der Ware, damit man im Gewimmel der Boote sehen kann, wo es was zu kaufen gibt: Bananen, Ananas, Kartoffeln, Kürbisse, Mangos,… Dazwischen schlängeln sich kleinere Boote mit Käufern hindurch, und von Nussschalen aus werden Getränke und Snacks verkauft. Ein kurzes Stück fuhren wir auch noch in einen Seitenarm des Flusses, sahen die Stelzenhäuser der Kanalbewohner und besichtigten eine kleine Fabrik für Reisnudeln. Unsere Bootsführerin steuerte nicht nur unseren Kahn souverän übers Wasser, sonder schaffte es nebenbei auch noch, aus Schilf, Blättern und Blütenknospen wunderschöne Kunstwerke für uns zu basteln.
Schwimmender Baguette-Verkauf
Unsere Bootsführerin…
…und ihre Kunstwerke
Von Can Tho aus war es noch eine dreistündige Busfahrt nach Chau Doc, der letzten Stadt vor der kambodschanischen Grenze. Dort verbrachten wir nur eine Nacht; in der Stadt gab es nicht wirklich etwas interessantes zu sehen. Am Sonntagmorgen wurden wir abgeholt – wir hatten uns ein Minibus-Shuttle vorgestellt, aber was kam, war genau eine Fahrradrikscha. Wir waren zu beschäftigt damit, uns und unser Gepäck festzuhalten, daher gibt es leider keine Fotodokumentation dieser denkwürdigen Fahrt, aber zumindest wissen wir jetzt, dass eine Fahrradrikscha tatsächlich zwei Personen, zwei Kraxen und zwei Handgepäcksrucksäcke transportieren kann. 😉
Mit der Rikscha sind wir natürlich nicht über die Grenze gefahren, sondern nur bis zum Bootspier. Der Hotelbesitzer hatte uns Tickets für das Expressboot nach Phnom Penh reserviert, und 7:30 Uhr ging es los über den Mekong zur Grenze.
Wir hatten Plätze außen ergattert, wo es zwar aufgrund des Motorenlärms unglaublich laut war (ich überstand die Fahrt nur mit Ohropax), wir uns aber den Wind um die Nase wehen lassen konnten und freie Sicht auf das interessante Leben entlang des Flusses hatten. Der Mekong ist hier so breit wie ein riesiger See und es sind Boote und Schiffe in allen Größen unterwegs: Hausboote, deren Bewohner uns lachend zuwinkten, Frachtkutter beladen mit Ananas und Bananen, winzige Nussschalen von Fischern, die im Fahrwasser unseres Schnellbootes gefährlich ins Wanken kamen. Am Ufer wechselten kleine Siedlungen, deren windschiefe Wellblechhütten auf Stelzen bis ins Wasser gebaut waren, mit Maisfeldern und Wiesen, auf denen hier und da ein Rind weidete.
Leben am Fluss
Bye-bye, Vietnam
Nach etwa einer Stunde erreichten wir die Grenze. Der Bootsbegleiter hatte gleich nach der Abfahrt Zollerklärungen und Visumsanträge ausgeteilt, die er nun ausgefüllt zusammen mit unseren Pässen wieder einsammelte. Wir wussten, dass das Visum 30 Dollar kosten und die Bootsgesellschaft eine relativ sinnlose „Bearbeitungsgebühr“ erheben würde. Wir bezahlten die 4 Dollar extra, auch wenn wir die ganzen Formalitäten selber hätten erledigen können, da uns das Boot sonst vermutlich nicht von der vietnamesischen zur kambodschanischen Grenze befördert hätte. An der Ausreisestation mussten wir nur eine reichliche Viertelstunde warten bevor wir weiter zur Einreisestation des Nachbarlandes fuhren. Dort verbrachten wir über eine Stunde – wir erhielten unsere Pässe schon mit eingeklebtem kambodschanischem Visum vom Bootsbegleiter zurück, mussten dann aber damit noch zu einem Schalterbeamten, der die Aufenthaltsdaten in den Pass stempelte. Insgesamt lief aber alles wesentlich reibungsloser als erwartet.
In der Ferne grüßt die Hauptstadt Kambodschas
Gegen Mittag erreichten wir Phnom Penh. Am Pier warteten natürlich schon eine große Schar von Tuktuk-Fahrern, aber da wir ja gelesen hatten, dass man dort sehr wahrscheinlich übers Ohr gehauen wird, liefen wir erst einmal bis zur nächsten Querstraße in der Absicht, uns dort ein Tuktuk heranzuwinken. Diese stellte sich aber direkt schon als die Straße heraus, auf der auch unser vorab gebuchtes Hostel lag, also liefen wir in die Richtung, die wir für die richtige hielten. Mit den Hausnummern ist es in Kambodscha so eine Sache; sie folgen überhaupt keinem System, daher konnten wir nicht sicher sein. Nach zehn Minuten fanden wir aber tatsächlich unser Ziel; ohne Taxi-Nepp, ohne Stadtplan und ohne genau zu wissen, wo wir überhaupt angelegt hatten. Guter Start ins Land, würde ich sagen. Willkommen in Kambodscha. 🙂
P.S. Werft mal einen Blick auf die Seitenübersicht auf der Startseite (der scharze Querbalken unter dem Titelbild) 😉
Samstag morgen nahmen wir Abschied von Vietnams gemütlichstem Doppelstockbett und fuhren weiter nach Mui Ne. Fünf Stunden Fahrt und das erste Mal in Vietnam kein Sleeper sondern ein herkömmlicher Bus. Julia hatte uns schon gewarnt, dass die Plätze sehr eng wären, und sie hatte recht. Wir sind ja nicht so groß und hatten deshalb noch eine Handbreit Abstand zwischen unseren Knien und der Lehne des Vordersitzes, aber damit war es auch vorbei sobald die Person vor einem die Lehne zurückstellte; dann hatte man sie direkt auf dem Schoß liegen. Zum Glück hatten unsere Vordermänner oder -frauen nicht das Bedürfnis, sich zurückzulehnen.
In Da Lat bei angenehm trockenen 27 Grad losgefahren, erschlug es uns in Mui Ne, sobald der Bus die Tür öffnete – 32 Grad, und (laut Internet) sage und schreibe 91% Luftfeuchtigkeit. Wir nahmen uns ein Taxi zu unserem Guesthouse, da es 5 km entfernt war. In Mui Ne kann man sich nicht verlaufen, der ganze Ort besteht nur aus einer einzigen kilometerlangen Straße, die direkt am Strand entlang führt. Zur einen Seite reihen sich die Strandresorts wie Perlen auf einer Kette aneinander, zur anderen findet man Restaurants, kleinere Guesthouses und Läden. Die Tatsache, dass alle Schilder neben Vietnamesisch nicht nur in Englisch sondern auch Russisch beschriftet waren, sagt schon einiges über die Zusammensetzung der Touristenmassen.
Unser Guesthouse war wieder einmal ein echter Glücksgriff. Abseits vom Trubel der Bars und Massagesalons, eher in Richtung Ortsausgang gelegen, war es angenehm ruhig. Die Wirtin war sehr herzlich und lustig, und das Zimmer (mal wieder ein Doppelzimmer für uns ganz allein) war sehr geräumig, hell und sauber. Außerdem gab es einen großen, überdachten Aufenthaltsbereich vor dem Haus, wo man im Schatten sitzen und Kokosnüsse trinken konnte. Wir buchten sofort noch eine zweite Nacht.
An unserem Ende Mui Nes ging es gemächlich zu.
Nachmittags gingen wir an den Strand, was nicht unbedingt ein Highlight war. Der Sand wandert in Mui Ne ohnehin am Strand hin und her sodass man vor der Anreise nicht weiß, ob das eigene Hotel gerade am Sandstrand liegt oder nicht, aber weiter hinten, wo wir wohnten, war der Strand nur ein schmaler, zugemüllter Streifen, der aufgrund mehrerer Abflussrohre stellenweise auch nicht besonders gut roch. Außerdem ist es gar nicht so einfach, überhaupt bis ans Wasser zu kommen, da ja jeder Meter von den Resorts belegt ist. Die Wirtin zeigte uns einen öffentlichen Pfad, und dann konnten wir auf der Strandseite der Resorts entlangschlendern und den Pauschaltouristen beim Brutzeln in der unerträglichen Nachmittagssonne zuschauen. Nach einem kurzen Spaziergang zogen wir uns in den Schatten unseres Guesthouses zurück und hielten Siesta, da die Hitze einfach unerträglich war.
Abends kam Julia uns besuchen und holte ihre Hose ab. Wir gingen zusammen essen und dann ging jeder seiner Wege. Julia wollte früh um eins einen Bus nach Saigon nehmen und wir mussten auch ins Bett, da wir für den nächsten Morgen eine Sonnenaufgang-Tour zu den berühmten Sanddünen gebucht hatten.
Die Dünen waren eigentlich unser Hauptgrund, nach Mui Ne zu fahren. Die Dünengebiete sind zwar recht klein, aber es sind die einzigen Sanddünen in Südostasien und ich bin doch so ein Wüstenfan. Kurz nach halb fünf morgens (!) wurden wir abgeholt. Mit im Minibus saßen noch eine Norwegerin, drei Chinesinnen und zwei tschechische Pärchen. Wir fuhren etwa eine Dreiviertelstunde durch die Dunkelheit bis der Bus von der asphaltierten Straße auf eine sandige Piste abbog und nach einer Minute in einer Art Camp hielt, wo schon reges Treiben herrschte. Es handelte sich im Prinzip um einen Fuhrpark von Jeeps und Quads, und die Fahrer sprachen uns sofort an, ob wir eines mieten wollten. Und dann passierte es. Unser erster Touristennepp, voll drauf reingefallen. Es war ja dunkel, wir konnten die Umgebung nicht sehen, also glaubten wir ihnen blauäugig, als sie sagten, es wäre viel zu weit, zu den Dünen zu laufen, 5 km. Man konnte zu sechst einen Jeep mit Fahrer teilen, also taten wir uns mit der Norwegerin und den drei Chinesinnen zusammen und bezahlten jeder die reichlich fünf Euro pro Person – ein Betrag, der zum Glück noch zu verkraften war, denn die Fahrt dauerte keine fünf Minuten, dann bedeutete der Fahrer uns, dass wir aussteigen sollten. Er sprach so gut wie kein Englisch, konnte uns nur sagen, dass wir nach 20 Minuten wieder am Jeep sein sollten und gab uns zu verstehen, dass wir uns umschauen gehen sollten. Wir waren alle stinksauer.
Aber nun waren wir einmal da, und es wurde langsam hell, also stiegen wir hinauf bis auf die höchste Düne, von wo aus man die Sonne über dem Meer aufgehen sah. Zugegeben, das war schon schön. Das Areal besteht aus vielleicht 20 weißen Sanddünen verschiedener Höhe; wenn wir das gewusst hätten, hätten wir auch einfach herumlaufen können und hätten uns nicht an dieser Umweltverschmutzung beteiligt. Die Hänge der Dünen waren zerfurcht von den Reifen der Jeeps und Quads, und der knatternde Motorenlärm vor allem von den Quads war teilweise unerträglich. Es stank natürlich auch furchtbar wenn sich so ein Gefährt an uns vorbei die Düne hoch quälte. Die Quads fuhren die steilsten Dünenhänge hinunter; und auch unser Jeep, als wir dann wieder einstiegen, fuhr noch eine Runde durch den Sand zu einem anderen Aussichtspunkt an einem See. Dort war das Licht viel schöner, es waren auch kaum Touristen dort, aber leider konnten wir nur fünf Minuten bleiben, dann drängelte der Fahrer uns schon wieder, einzusteigen. Die gesamte Fahrzeit betrug vielleicht eine Viertelstunde, und wie gesagt, wir hätten gerne darauf verzichtet, wenn wir gewusst hätten, wie kurz die Strecken sind. Das hatte die Wirtin uns leider verschwiegen, als wir die Tour bei ihr gebucht hatten…
Mit dem Minibus fuhren wir dann weiter in ein anderes Gebiet, wo es rötliche Dünen gab. Dort konnte man statt Jeeps Plasteschlitten ausleihen um die Hänge herunter zu rutschen. Von diesem Nepp hatten wir zum Glück schon gelesen – viele Schlitten werden nämlich von Kindern verliehen (und Kinderarbeit wollen wir sowieso nicht unterstützen), die anbieten, die Taschen der Touristen zu halten, während sie rutschen. Später fehlt dann das Portemonnaie oder das Handy, aber bei so vielen Kindern kann man unmöglich sagen, wer es gewesen ist. Außerdem wollten wir nach der aufgezwungenen Jeeptour ohnehin nur unsere Ruhe und liefen daher allein etwas abseits von den Touristenmassen herum.
Als wir zurück zum Parkplatz kamen, hatten wir zwar unsere Wertsachen noch, dafür war unser Minibus verschwunden. Der Rest der Gruppe fand sich ein, wir liefen die Reihe der Busse auf und ab, aber von unserem Fahrer fehlte jede Spur. Nach einer Viertelstunde tauchte er plötzlich auf. Eine Viertelstunde zu warten ist zwar nicht lang, aber da er uns für die Dünen nur zwanzig Minuten Zeit gegeben hatte, hätte man in der Viertelstunde schon noch eine Düne mehr erklimmen können.
Er fuhr uns dann in ein Fischerdorf, wo am Strand gerade Markt war. Hunderte Boote lagen in der Bucht und die Fischer verkauften, was sie am Morgen gefangen hatten. Der Geruch war wieder sehr unangenehm; die Sonne stieg nun schnell, und es gab keinerlei Kühlung für die Fische und Meeresfrüchte. Wir schauten uns nur um und machten ein paar Fotos, aber die Chinesinnen und die Tschechen kauften tatsächlich Krabben, vermutlich um sie später im Hotel zubereiten zu lassen. Der Busfahrer wollte die suppenden, stinkenden Plastebeutel aber verständlicherweise nicht in seinem Minibus haben, also knotete er den einen an den Abschleppseilhaken vorn unter der Stoßstange und den anderen musste der Tscheche während der Fahrt aus dem Fenster halten.
Schließlich setzte der Fahrer uns einige hundert Meter vom Hotel entfernt am Eingang zum Fairy Stream ab, einem flachen Flüsschen in einer farbenfrohen Sandsteinschlucht, der letzten Sehenswürdigkeit der Tour. Da das Hotel so nah war, sagte er uns, wir sollten uns einfach so viel Zeit lassen, wie wir wollten und dann selbst zurück laufen. Das war also das Ende der Tour. Er wies uns noch den Weg zum Einstieg in den Fluss und weg war er. Naja, was kann man für für 5 Dollar auch erwarten.
Der Fairy Stream wird auch als kleiner Grand Canyon bezeichnet, da der Fluss, oder eher Bach, durch eine Sand- oder Kalksteinschlucht fließt, die in ihren Formen und Farben an den Namensgeber in den USA erinnert. Das Flussbett besteht überwiegend aus weichem, glatten Sand und der Fluss ist knöchel- bis knietief, sodass man direkt barfuß im Flussbett laufen kann. An einigen Stellen haben die Anwohner Verkaufsstände direkt im Fluss aufgebaut, wo man eine Kokosnuss trinken oder sogar einen Happen essen kann. Die Schlucht leuchtet in Rot-, Orange- und Sandtönen und am Ufer wuchern Blumensträucher, Palmen und andere tropische Gewächse. Da es erst früh um acht war, war die Sonne noch erträglich und wir verbrachten eine Stunde dort, liefen bis zu einem kleinen Wasserfall und dann wieder zurück in den Ort.
Die Wirtin hatte uns gesagt, dass sich einen Kilometer vom Guesthouse entfernt ein Geldautomat befände, und da wir nun schon ein Stück in diese Richtung gefahren waren und Geld brauchten, beschlossen wir, gleich noch dorthin zu laufen. Wie gesagt, es gab ja nur eine Straße, also konnten wir ihn eigentlich nicht verpassen. Aber entweder war er wirklich gut versteckt, oder die Wirtin konnte nicht einschätzen, wie lang oder kurz ein Kilometer ist, jedenfalls liefen und liefen wir, ohne fündig zu werden. Die Sonne stieg höher und es wurde echt eine Tortur. Am Ende winkten wir uns das erstbeste Taxi heran, sagten dem Fahrer, dass wir einen ATM brauchten, und er fuhr noch weitere drei Kilometer, bis wir den ersten Automaten sahen. Daher fuhren wir dann auch gleich mit dem selben Taxi zurück bis zum Guesthouse; am Ende haben wir vier Euro dafür bezahlt, die an manchen Automaten als Abhebungsgebühr angefallen wären, also war es zu verschmerzen (und allemal besser, als in dieser Hitze die staubige Straße ohne Fußweg entlangzulaufen).
Den Rest des Tages faulenzten wir; alles was es zu sehen gab, hatten wir gesehen. Nach einem späten Frühstück im Guesthouse holten wir etwas Schlaf nach und nachmittags ging ich zur Massage am Strand. Neben einem der Resorts gab es eine kleine windschiefe Hütte, deren Boden mit Sandsäcken vor dem Wegschwemmen gesichert war. Die Massage war toll, wenn auch unglaublich ölig; es gab sogar eine Gesichtspflegepackung inklusive und zum Schluss wurde man von Kopf bis Fuß mit einem aufgeschnittenen Aloe-Blatt eingerieben. Tapfer zog ich dann meine Sachen wieder drüber, die jetzt noch Fettflecke haben 😉 – die meisten Kunden kommen ja direkt im Bikini aus den benachbarten Resorts und haben das Problem nicht. Ich ging dann auch durch das nächstgelegene Resort zurück, da es inzwischen dunkel geworden war und ich am Strand nicht sehen konnte, wo ich hintrat; aber wenn man einfach ganz souverän herum läuft, denkt das Personal ohnehin, man gehört dazu.
Und einen kitschig-schönen Sonnenuntergang am Meer gab’s gratis dazu.
Und gestern fuhren wir dann auch schon nach Saigon/Ho Chi Minh-Stadt. Die Fahrt dauerte an die sechs Stunden (was aber im Sleeperbus – bis auf die viel zu lauten vietnamesischen Schlager – auszuhalten war) und wir kamen erst im Dunkeln in der Stadt an. Während der Fahrt regnete es immer wieder sintflutartig und auch in Saigon war das Wetter durchwachsen. Vom Büro der Busgesellschaft war es gar nicht weit bis zu unserem Hostel, aber da es immer wieder anfing zu regnen, kamen wir nur langsam voran, weil wir uns mehrmals unterstellen mussten. Immerhin befand sich ein vegetarisches Restaurant direkt gegenüber unseres Hostels sodass wir es zumindest nicht weit zum Essen hatten. Vermutlich werden wir aber nur einen Tag in der Stadt bleiben und danach ins Mekong-Delta fahren, um noch etwas von der Atmosphäre zu erleben und dann von dort mit dem Boot nach Kambodscha einzureisen.
21. November 2016, wie immer im Bus (von Mui Ne nach Saigon)
Mit unserem ersten Hostel in Da Lat hatten wir ein bisschen Pech. Zunächst einmal fanden wir es nicht. Der Shuttlebus kippte uns zwar an der richtigen Adresse ab, und das Gebäude hatte auch ein Schild mit dem Namen des Hostels auf dem Vordach, aber als wir dann drinnen standen, wirkte es arg klein und sah auch sonst eher wie ein Wohnzimmer aus. Im angrenzenen Bad putzte sich gerade ein älterer vietnamesischer Mann die Zähne und ignorierte uns. Nach ein paar Minuten der Ratlosigkeit kam ein anderer Mann, der kein Wort Englisch sprach und uns mit einem Lächeln bedeutete, dass wir die Straße hinauf in eine kleine Seitengasse gehen sollten. Das taten wir etwas verwirrt, nur um dann aus ein paar Metern Entfernung zu sehen, dass auf dem Schild ganz unten noch ein Pfeil 50m die Gasse hoch deutete – leider war der Pfeil so ungünstig angebracht, dass man ihn nicht sehen konnte, wenn man direkt vor dem Haus stand. Hatten wir also mal eine vietnamesische Familie in ihrem Zuhause besucht…
Das Hoftor des Hostels war noch geschlossen und nach einigen erfolglosen Versuchen und weiterer Ratlosigkeit erbarmte sich eine Nachbarin, die in der Nähe werkelte, und öffnete für uns. Wir klopften an der Rezeption und kurz darauf kam der Eigentümer – wir hatten ihn aus dem Bett geholt. Man muss dazu sagen, dass der Bus eher angekommen war als erwartet und wir schon kurz nach sechs vor der Tür standen. Der Eigentümer erklärte uns, dass im Schlafsaal noch jemand schliefe und wir deshalb noch nicht hinein könnten, aber dafür überließ er uns ein freies Doppelzimmer, damit wir noch ein bisschen schlafen konnten. Das war sehr freundlich von ihm, aber leider das einzig positive, was es über diese Unterkunft zu sagen gab. Es war alles nicht sehr sauber, ziemlich dunkel und roch muffig. Nach unserem Schläfchen setzten wir uns in den Gemeinschaftsbereich auf die Veranda, wo mehrere mittelalte Männer Kaffee tranken und rauchten. Das Hostel wurde von einem Motorradclub betrieben (von denen es in Vietnam hunderte geben muss, vor allem in Dalat, und alle heißen Easy Riders), und die Männer waren alle Motorradfahrer, die uns Touren aufschwatzen wollten. Es war eine sehr unangenehme Atmosphäre.
Nachmittags schauten wir uns Da Lat an. Es gibt in der Stadt eine Art Hundertwasserhaus, nur dass es nicht von Hundertwasser, sondern einer vietnamesischen Architektin entworfen wurde und den Namen „Crazy House“ trägt. Es gibt keine geraden Linien in diesem Haus, was eher eine Gruppe miteinander verbundener Gebäude um einen Innenhof mit Garten ist. In einigen Zimmern kann man übernachten, da es auch ein Hotel ist, und ansonsten kann man einfach das Labyrinth von Treppen und Gängen auf und ab wandern oder im Garten einen Kaffee trinken. Eigentlich ganz witzig, nur leider von russischen Reisegruppen derart überlaufen, dass man sich teilweise nur durchschieben konnte.
Stellenweise erinnerte es an ein Hexenhaus.
Blick vom Crazy House über Da Lat
Die Kathedrale der Stadt war leider geschlossen, also schlenderten wir ins Zentrum und tranken einen Kaffee mit Blick auf den Stausee. Einst floss hier ein Fluss, als noch das Volk der Lat hier siedelte, aber dann kamen die Franzosen, fühlten sich im trockenen, milden Gebirgsklima wohl, stauten den Fluss zu einem See („da“ in der Sprache der Einheimischen) und bauten ein Städtchen drumherum – daher der Name Da Lat (See der Lat). Die Franzosen sind längst weg, und an ihrer Stelle leben heute Vietnamesen in der Stadt – die Lat sind als ethnische Minderheit in abseits gelegene Dörfer verdrängt worden – aber was geblieben ist, ist die für Vietnam ganz untypische Architektur. Die Häuser sind nicht schmal und lang wie im Rest des Landes, sondern kompakt mit eher quadratischem Grundriss wie europäische Villen. Bis heute müssen alle Neubauten diesem Stil folgen um das Stadtbild zu bewahren. Dazu kommt, dass die Bergregion um Da Lat recht trocken ist. Die Hänge sind mit Kiefernwäldern und Gräserwiesen bewachsen und man fühlt sich eher wie in Südeuropa.
Alte Villa im französischen Viertel
Der alte französische Bahnhof
Entsprechend der Lage wird es abends auch recht kühl (zugegeben, wir finden alles unter 25 °C inzwischen recht kühl, auch wenn wir vielleicht nicht die Daunenjacke und Wollmütze rausholen wie die Einheimischen). Ich saß am späten Nachmittag noch eine Weile auf der Veranda des Hostels bevor es zu kalt wurde, aber nicht nur die sinkenden Temperaturen sondern auch die permanente Gesellschaft der alten Biker trieben mich beizeiten zurück in den muffigen Dorm. Ständig kam das Gespräch auf ihre Motorradtouren, und auch wenn ich schon neugierig war (man fährt beim Fahrer hinten auf dem Motorrad mit, da man offiziell nicht selbst fahren darf, es sei denn man hat eine vietnamesische Lizenz), wusste ich, dass Kathrin kein Interesse daran hatte. Als ich nach anderen Touren in der Region fragte, lachten sie nur und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, echt nervig!
Im Hostel hatten wir inzwischen Gesellschaft von Julia bekommen, einer Deutschen, die wir bei der Wanderung in Sapa kennengelernt hatten. Sie hatte uns geschrieben, dass sie auch nach Da Lat fährt und wir hatten uns verabredet. Wir gingen zusammen abendessen und verzogen uns dann in den Schlafsaal; auf die Gesellschaft der alten Männer hatten wir keine Lust. Julia reiste am nächsten Tag schon ab, und da wir beide noch etwas in Da Lat bleiben wollten, buchten wir uns für den nächsten Tag ein anderes Hostel.
Gleich nach dem Aufstehen am nächsten Morgen brachten wir unsere sieben Sachen in das neue Hostel und wussten sofort, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Der Schlafsaal war sehr geräumig, hatte sogar eine Balkon (hurra, Tageslicht – keine Selbstverständlichkeit im Schlafsaal) und eine Sitzecke. Und die Betten! Es gab vier Doppelstockbetten; jeweils zwei standen mit der Schmalseite zueinander und dazwischen führte eine richtige Holztreppe nach oben, mit so breiten Stufen, dass man bequem sein Gepäck dort abstellen konnte. Die Betten waren bestimmt 1,20m breit, und neben der Matratze gab es noch eine Holzablage über die gesamte Länge des Bettes. Neben dem Kopf war ein kleines Schließfach angebracht, es gab eine Leselampe, eine Steckdose, ein Körbchen mit Hygieneartikeln und ein Handtuch, und das Beste: einen Vorhang! Es war fast wie ein kleines Einzelzimmer. Definitiv die gemütlichsten Betten, die wir bisher hatten. Die Eigentümerin war sehr freundlich und hilfsbereit und bot uns sofort von sich aus mehrere Bustouren an. Während wir noch die Karte studierten und unsere Ausflüge planten, brachte sie uns kostenlosen Tee, und dann schrieb sie uns sogar noch einen Zettel auf vietnamesisch, damit wir den öffentlichen Bus benutzen und dem Fahrer zeigen konnten, wo wir hinwollten. Definitiv die richtige Entscheidung!
Da es erst später Vormittag war, holten wir erst einmal das Frühstück nach und kauften uns ‚banh mi‘, die belegten Baguettes, die es hier überall gibt, wobei es in Da Lat aufgrund des französischen Erbes besonders viele Stände zu geben schien. Ich wollte nur ein vegetarisches, was anscheinend nicht vorgesehen ist – die Verkäuferin ließ die Mortadella und das frittierte Hühnchen weg und packte mehr Gemüse und Glasnudeln hinein, was mir ja genügt hätte, aber dann schenkte sie mir sogar noch ein unbelegtes Baguette-Brötchen dazu, vermutlich hatte sie Sorge, dass ich sonst nicht satt werde. 😉 Wir spazierten mit unserem Frühstück zur Bushaltestelle und warteten. Pünktlich als wir aufgegessen hatten, kam der Bus; wir zeigten unser Zettelchen, bezahlten sage und schreibe 60 Cent für zwei und wurden sogar fast dort abgesetzt wo wir hin gewollt hatten. Wir hatten uns zwei Tagesziele ausgesucht und wollten sie eigentlich in entgegengesetzter Reihenfolge besuchen, aber so fingen wir eben mit dem Wasserfall an, es war kein Problem.
Der Datanla-Wasserfall liegt ein paar Kilometer außerhalb der Stadt in einer Schlucht. Der Bus ließ uns am Parkplatz hinaus, von wo man hinunter laufen kann oder… mit der Sommerrodelbahn fahren. Klar wofür wir uns entschieden (vor allem weil man sich hinterher für 40 Cent extra wieder hinauf ziehen lassen konnte). Die Fahrt war nicht spektakulär, vor allem weil eine ältere russische Frau alle hinter sich ausbremste – die russischen Reisegruppen waren hier wieder reichlich vertreten – aber es war trotzdem schön, durch den üppig grünen Wald zu fahren. Der Wasserfall war nicht besonders mächtig, stürzte aber sehr fotogen über mehrere Stufen ins Tal. Man konnte auch noch mit einer Seilbahn in eine weitere Schlucht hineinfahren, aber wir liefen die 500 m, das war dann doch zuviel des Guten. Zurück hinauf ging es mit den Schlitten der Sommerrodelbahn an einer Seilwinde, man lag quasi im Sitz weil es so steil war, und konnte den Blick in das grüne Blätterdach genießen, während es in gemächlichem Tempo wieder nach oben ging.
Datanla-Wasserfall
Vom Parkplatz aus liefen wir etwa eine halbe Stunde zum buddhistischen Thien Vien Truc Lam-Kloster auf einem Berg/Hügel. Der Eintritt war frei aber dafür gab es einen Dresscode – Schultern bedeckt, und keine Shorts oder Miniröcke. Passenderweise hatten wir beide ärmellose Tops an, ich dazu noch kurze Hosen. Aber frau ist ja vorbereitet. Nach ein paar Minuten Pause waren wir so weit abgetrocknet (ja, es war warm), dass wir unsere langärmeligen Oberteile drüberziehen konnten (die wir sicherheitshalber mitgenommen hatten; hatte ich erwähnt, dass es in Da Lat empfindlich kühl werden kann?). Ich für meinen Teil habe außerdem immer einen Sarong dabei (ein großes Tuch, ca. 1,80 m lang und 90cm breit), den man zum Beispiel bei Bedarf als langen Rock umbinden kann – er gibt aber auch einen prima Schal ab, wenn es kalt ist, ein Kopftuch, wenn man eine russisch-orthodoxe Kirche besuchen möchte, oder ein Strandtuch, oder einen Umhang, wenn es im klimatisierten Bus zu frisch ist, oder…
Jedenfalls war das Klostergelände sehr schön angelegt, es gab mehrere große Hallen, in denen Buddhafiguren verehrt wurden, und drumherum waren wunderschöne Gärten mit Bonsais und exotischen Blumen angelegt.
Blumen in den schönsten Formen und Farben
Vom Kloster aus führt eine 2,6km lange Seilbahn zurück nach Da Lat. Von oben hatten wir einen tollen Blick auf die Kiefernwälder und Blumengärten, und die Berge in der Umgebung.
Die Seilbahn
Abends mussten wir leider noch einmal zurück in das schreckliche Biker-Hostel. Julia hatte uns gebeten, mal nachzufragen, ob ihre Jeans, die sie dort unglücklicherweise vergessen hatte, noch da wäre. Der ganze Besuch dauerte zum Glück nicht lange und die Hose tauchte tatsächlich nach einigem Suchen noch auf. Da Julia auf dem Weg nach Mui Ne war, wo wir auch als nächstes hinwollten, machten wir aus, dass wir sie ihr einfach mitbringen. Wir belohnten uns mit einem leckeren vegetarischen Essen (wie jeden Abend) und buchten für den nächsten Tag zwei Touren durch das Umland von Da Lat. Zwei Touren, weil Kathrin mit dem Minibus fuhr und ich mal diese Easy Rider Motorradgeschichte ausprobieren wollte. Die Hosteleignerin rief einen Fahrer für mich an (ich hoffte inständig, dass es keiner von den alten Herren aus dem vorherigen Hostel war) und ich machte telefonisch mit ihm eine Tour und einen Preis aus.
Der nächste Morgen kam und brachte Regen und Nebelschwaden… Kathrin entschloss sich, ihre Tour trotzdem zu machen, aber ich war total geknickt. Die erste Motorradfahrt meines Lebens wollte ich nicht bei so miesem Wetter erleben. Jack, der Fahrer kam kurz nach acht ins Hostel. Er hatte Regensachen für mich mitgebracht aber ich hatte mich so auf Sonne gefreut, dass ich echt null Motivation hatte. Er meinte, es wäre kein Problem, wenn ich die Fahrt einfach verschieben wollte, und morgen wäre es bestimmt besser… Eigentlich hatten wir vorgehabt, am nächsten Tag nach Mui Ne zu fahren, um uns mit Julia zu treffen, aber sie hatte gesagt, sie hätte Zeit und würde eine Weile dort bleiben, also nahm ich das Angebot an und verzog mich wieder in den Dorm während Kathrin losfuhr.
Jetzt muss Kathrin mal ein bisschen erzählen, ich war ja nicht dabei. 😉
Birgit war ja sehr pessimistisch, aber ich entschied mich dafür, meine Tour trotzdem durchzuführen, in fester Hoffnung, dass das Wetter noch aufklaren und ich ab und an die Sonne sehen würde. Das sollte sich bestätigen, erstens als sich die Tourleiterin mit dem Namen Sun vorstellte und zweitens als der Regen gegen 11 Uhr nachließ und von da an blauer Himmel strahlte.
Unser erster Stop war der alte Bahnhof von Da Lat. Früher wurden von dort noch mehr Ziele in Vietnam angesteuert, aber heute fährt die kleine Bahn nur noch Touristen in ein einige Kilometer entferntes Dorf mit einer größeren Tempelanlage.
Da wir Tourteilnehmer, neben mir noch drei ältere Dänen und zwei Holländer, alle noch etwas müde und in ihren Augen ungesprächig waren, entschied Sun, dass unser nächster Halt die Kaffeeplantage sein würde. Es sei dazu gesagt, dass sich mittlerweile herausgestellt hatte, dass Sun eine unglaubliche Plaudertasche war, sie redete wirklich ununterbrochen und hatte von sich selbst und Freunden den Spitznamen La Blabla bekommen. 😉
Vietnam ist nach Brasilien das zweitgrößte Kaffeeanbaugebiet der Welt. Auf den Plantagen gedeihen Mokka, Robusta und Arabica. Die Bäumchen stehen in langen Reihen auf den Berghängen um Da Lat und tragen rote kleine Früchte, welche die so beliebten Kaffeebohnen in sich tragen. Nach der Ernte werden die Früchte geschält und die Bohnen etwa 6 Wochen lang getrocknet, wodurch sie ihre helle Farbe verlieren und dunkler werden, und danach geröstet. Darüber hinaus wird in Da Lat auch Wiesel-Kaffee hergestellt.
Die Wiesel werden in Käfigen mit Gitterboden gehalten und mit den Kaffeefrüchten gefüttert. Da diese sehr süß sind, fressen die Wiesel sie gerne, können aber die harten Bohnen im Inneren nur im Ganzen herunterschlucken und scheiden sie später unverdaut wieder aus. Dann werden sie gereinigt und verarbeitet. Wieselkaffee riecht und schmeckt etwas feiner als herkömmlicher Kaffee, er hat auch eine etwas hellere Farbe, aber ist nicht so besonders, dass er den dreifachen Preis im Vergleich zu einer normalen Tasse Kaffee rechtfertigen würde.
Kaffeebaum mit Früchten
Aussicht auf die Berge um Da Lat
Nachdem wir uns alle am Kaffee und an der schönen Aussicht ins Tal gestärkt hatten, ging es weiter zum nächsten Punkt: einer Grillenfarm. Grillen werden in Vietnam gern von Feldern gesammelt und dann gegrillt mit etwas Chilisoße gegessen. Während sich die zwei Holländer die Grillen schmecken ließen (wie knuspriges Hühnchen, sagten sie), schaute sich der Rest von uns noch die übrigen Tiere an: Meerschweinchen, Rehe, Wiesel und Krokodile (für die Touristen) sowie Fasane und Stachelschweine (zum Essen).
In der nahe gelegenen Seidenfabrik sahen wir zu, wie aus kleinen, eingesponnen Seidenraupen die Seide gewonnen wird. Seidenraupen fressen den ersten Monat ihres Lebens ununterbrochen die Blätter des Maulbeerbaums und spinnen sich dann in einen Kokon aus Seide. Diese Kokons werden eingesammelt und dann gekocht, um die Seide zu lösen und die Raupe zu töten. Über mehrere Maschinen und Arbeiterinnen werden die feinen Fäden dann sortiert und auf große Räder gewickelt. In der Halle roch es sehr seltsam und war durch die vielen Maschinen unglaublich laut. Wir waren froh, als wir wieder nach draußen entkommen konnten.
Seidenraupen in ihren Kokons
Seide, das Endprodukt
Nächster Stopp war ein Tempel mit einer riesigen, lachenden Buddhastatue: Happy Buddha. Der Buddha lacht, um den Menschen Glück zu bringen. „Aber Buddha,“ werdet ihr fragen, „warum hast du so große Ohren?“ „Damit ich dich besser hören kann.“ 😉 Die Ohrläppchen sind so lang, um darzustellen, dass der Buddha alle Sorgen der Menschen hört; und er ist so dick, weil er das ganze Leid der Welt in sich aufgenommen hat.
Happy Buddha
Vom Tempel aus hörte man schon das nächste Highlight rauschen, den Elephant Waterfall, der in einem breiten Schwall 30 Meter in die Tiefe stürzt. Man kann bis zum Boden hinabsteigen und dort sogar ein Stück hinter den Wasserfall klettern, wo der Wind die Gischt in die Schlucht drückt und man nach wenigen Augenblicken schon durchgeweicht ist.
Die grünen Steinblöcke, die wie eine versteinerte Elephantenherde beim Trinken aussehen, haben dem Wasserfall seinen Namen gegeben.
Blick hinter den Wasserfall
Während Kathrin unterwegs war machte ich (Birgit) mir einen ruhigen Tag in Da Lat. Den ganzen Vormittag unterhielt ich mich mit einer anderen Reisenden aus dem Schlafsaal, Shane aus Los Angeles, die schon sehr viel von der Welt gesehen hat und uns sehr viele wertvolle Tipps zu den Ländern Südostasiens gab. Mittags machte ich mich auf die Suche nach dem vegetarischen Restaurant, das es in der Nähe des Zentralmarktes geben sollte. Das Restaurant fand ich zwar nicht, dafür hatte ich aber ausgiebig Gelegenheit, den Markt zu besichtigen, der aus zwei großen Gebäuden mit mehreren Etagen so wie unzähligen Läden und Ständen drum herum bestand. In den oberen Stockwerken gab es Bekleidung zu kaufen, die dicht an dich auf endlosen Stangen und Stapeln hing bzw. lag und von der ein unglaublich chemischer Gestank ausging, der stetig zunahm, je tiefer man sich in das Labyrinth von engen Gängen hineinwagte – die armen Menschen, die dort arbeiten und diesen Mief jeden Tag einatmen müssen!
Im Erdgeschoss gab es Blumen und Lebensmittel – teilweise fertig abgepackt, teilweise frisch. Ein riesiger Bereich davon war Fleischerei-Abteilung. Ich lief nur deshalb durch, weil ich immer noch das Restaurant suchte, aber selbst wenn ich es gefunden hätte, ich hätte dort nicht einen Bissen hinter bekommen. Der Anblick und Gestank waren so widerlich, dass ich dachte, ich kriege schon vom Einatmen eine Lebensmittelvergiftung. Alles Fleisch lag ungekühlt einfach in Haufen auf den Metalltheken. Bei vielen Stücken sah man noch genau, welche Körperteile sie gewesen waren. In den Gängen standen Käfige vollgestopft mit Hühnern und Puten, die auf ihr grausames Schicksal warteten, und der Boden war glitschig von Blut und Abfällen. Die Zustände spotteten jeder Beschreibung.
Ich machte, dass ich wieder rauskam und lief noch eine ganze Weile durch die Stadt, einerseits weil ich ein anderes Restaurant suchte, von dem ich gelesen hatte (jetzt wollte ich erst recht vegetarisch oder vegan essen!), zum anderen brauchte ich erstmal frische Luft. Das zweite Veggie-Restaurant aus dem Wikitravel-Artikel fand ich auch nicht, deshalb setzte ich mich dann ins nächstbeste Café und verbrachte dort einen sehr entspannten Nachmittag, indem ich einen Smoothie und einen Kaffee trank und Fotos sortierte; den Laptop hatte ich in weiser Voraussicht mitgenommen.
Am nächsten Morgen erwachten wir zu Sonnenschein und Schäfchenwolken, hurra! Jack holte mich halb neun mit dem Motorrad ab, setzte mir einen Helm auf und los ging’s. Die ersten Minuten fühlte ich mich ein bisschen wackelig hinten auf dem Motorrad, vor allem im Stop and Go des Stadtverkehrs, aber nach einer halben Stunde war es überhaupt kein Problem mehr und ich konnte nebenbei noch fotografieren.
Hit the road, Jack. 😉
Im Prinzip machten wir die gleiche Tour wie Kathrin am Vortag, nur dass ich schon von Vornherein sagte, dass ich die Grillenfarm und die Seidenfabrik nicht sehen wollte.
Wir fuhren zuerst zu einem Hügel außerhalb der Stadt, von dessen Kuppe man einen tollen Blick auf den Lang Biang, den zweithöchsten Berg Vietnams hatte.
Kein Wunder, dass die Franzosen sich hier wie zuhause fühlten.
Weiter ging es zu einer Blumenfarm, wo Blumen für den Verkauf in Saigon angebaut und verpackt wurden. Da es eine kleine Farm war, wurde alles von Hand gemacht: mehrere Frauen jäteten gerade Unkraut zwischen den Blumen und eine ganze Gruppe band Sträuße.
Handarbeit im Familienbetrieb
Jack zeigte mir auch einen Drachenfrucht-Kaktus, sagte aber, dass in Mui Ne bessere Anbaubedingungen herrschten, und einen Avocadobaum.
Hier wächst eine Drachenfrucht.
Dann fuhren wir zu einer Kaffeeplantage und einem Café, wo Wieselkaffee und Reiswein oder eher -schnaps (das berüchtigte Happy Water) hergestellt wurden. Jack ließ mich den noch warmen Reisschnaps kosten, der mir mit seinen 60 % vol. fast die Kehle wegbrannte – buchstäblich; Jack kippte den Rest auf einen Stein und zündete ihn an, wo er noch eine halbe Minute weiterbrannte… Außerdem wurden dort die exotischsten Dinge in Happy Water eingelegt – statt Viagra schwören die Vietnamesen auf ein Gebräu, wo eine Kobra in das Zeug eingelegt wird; eine etwa fünf Liter große Flasche mit dekorativ aufgewickelter Kobra-Einlage kostet um die 350 Dollar. Scheint sich aber gut zu verkaufen; das Café hatte mehrere Käfige mit Singvögeln an der Decke hängen – keine Ahnung, welcher Gattung diese Vögel angehören, aber der Preis berechnet sich nach Stimme und sie kosten angeblich 500 bis 1.000 Dollar.
Da sitzt das „Goldkehlchen“
Weiter ging es zu einer kleinen Teeplantage, wo Jack außerdem ein unscheinbar aussehendes Kraut aus dem Boden zupfte und mich an der Wurzel riechen ließ – Tiger Balm, aus dem die Vietnamesen ihre Allheilmittel-Salbe herstellen (riecht so ähnlich wie China-Öl; vielleicht wird es sogar aus der gleichen Pflanze gemacht).
Außerdem standen noch ein Dorf der Kho-Minderheit, der Tempel mit dem lachenden Buddha und der Elephant-Waterfall auf dem Programm, den ich sehr beeindruckend fand. Mittag aßen wir zwischendurch an einer Tankstelle, wo das Essen erstaunlich lecker war (Tofu in scharfer Tomatensauce und Wintermelone, dazu Reis und eine Suppe mit einer Einlage von tee-ähnlichen Blättern). Zurück in Da Lat fuhren wir noch zum alten Bahnhof und ins französische Viertel – alles in allem eine richtig schöne Tour, die sehr viel Spaß gemacht hat (vor allem bei dem Wetter) und nach der ich mir vorstellen könnte, mal eine mehrtägige Tour durch das vietnamesische Inland zu unternehmen. Pläne für die nächste Reise…
Mit dem Abstand einiger Tage kann ich sagen, dass sich unser Vietnam-Erlebnis seit Hué deutlich verbessert hat. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns mittlerweile einfach an vieles hier gewöhnt haben, oder dass das Wetter besser geworden ist, oder dass wir besseres Essen gefunden haben, oder es ist eine Mischung aus allem.
Der Bus von Hué nach Da Nang durchquerte gegen Ende der Fahrt einen endlos wirkenden Tunnel und als wir auf der anderen Seite wieder herauskamen, lag Da Nang wie eine Fatamorgana vor uns – eine Großstadt zwar, die aber sehr leicht und luftig wirkte; gelegen an einer riesigen Bucht, wo das blaue Meer in weißen Schaumkrönchen an den goldenen Strand brandete, eine von grünem Wald bedeckte Halbinsel mit einer riesigen, strahlenden Buddhastatue; am Horizont schimmerten die Wolkenkratzer der Stadt hell im Sonnenschein – wir hatten schon ein gutes Gefühl, bevor der Bus überhaupt anhielt.
Dann war unser Hostel ein echter Glücksgriff. Zentral gelegen, aber etwas von der Straße zurückgesetzt, sodass es vom Straßenlärm geschützt war, hatte es nur einen Schlafsaal mit Platz für acht Gäste und ein weiteres, kleineres Zimmer. Die Betten hatten Vorhänge; es gab Schließfächer groß genug für unsere kompletten Kraxen und in der Lobby gab es kostenlosen Kaffee, Tee und Süßigkeiten. Die drei Mädels, die sich im Schichtsystem um das Hostel kümmerten, waren unglaublich liebenswert, gaben uns sehr viele Tipps und waren auch immer für eine Unterhaltung zu haben.
Da Nang ist die drittgrößte Stadt Vietnams, wirkt aber unglaublich freundlich und entspannt. Was uns sofort auffiel, waren die breiten Straßen und breiten Bürgersteige – endlich konnten wir mal durch die Stadt schlendern, ohne alle halben Meter Mopeds und fliegenden Händlern ausweichen zu müssen. Das Stadtzentrum besteht aus einem Landteil, gefolgt von einem breiten Fluss, über den vier illustre Brücken führen, und einer Halbinsel, die im Osten einen langen, wunderschönen Sandstrand hat.
Ein echter Hingucker ist die Drachenbrücke: ein 500m langer, goldgelber Drachen schlängelt sich auf und ab in der Mitte der Brücke zwischen den Fahrbahnen.
Ist er nicht prächtig?
Am ersten Abend bummelten wir nur an der Flusspromenade entlang und ließen die Atmosphäre auf uns wirken, denn nach Einbruch der Dunkelheit verwandelt sich die Stadt in ein Feuerwerk von bunten Lichtern. Jede Brücke, jedes Hochhaus, jede Werbetafel, jede blumenförmige Straßenlaterne leuchtet in allen Farben des Regenbogens, viele wechseln sogar die Farben. Der Stromverbrauch ist vermutlich katastrophal, und über den Geschmack lässt sich auch streiten, aber dem Kind in mir hat es unglaublich gefallen.
Da Nang und seine Brücken…
Der Star des Abends
…und hatte ich das Riesenrad schon erwähnt? 😉
Abends aßen wir wieder in einem vegetarischen Restaurant (die Hostel-Mädels hatten uns sage und schreibe fünf empfohlen) und bekamen für 80 Cent die größte Portion, die wir bisher in Vietnam hatten. Es war lecker und abwechslungsreich, auch wenn wir bei vielen Dingen keine Ahnung hatten, was wir aßen – aber im Veggie-Restaurant kann da ja nicht allzu viel schief gehen; man muss keine Angst haben, plötzlich Schnecken oder Innereien vorgesetzt zu bekommen. Die restliche Zeit in Da Nang aßen wir nur noch in den vegetarischen Restaurants und unsere Ernährungssituation hat sich seitdem wahnsinnig verbessert; wir essen auch wieder mit Appetit und freuen uns auf die Mahlzeiten, was bei den immergleichen faden Nudeln mit Kohl im Norden nicht der Fall war; da haben wir eher nur gegessen, weil es mal wieder Zeit dafür war.
Was immer es war, es war lecker.
Achso, und leckere Desserts und Smoothies gab es hier auch… 😉
Einen Tag fuhren wir zu dem auf der grünen Halbinsel gelegenen Linh Ung-Tempel, der besonders berühmt für seine 63m hohe, schneeweiße Buddhastatue ist, die wir am Vortag schon vom Bus aus gesehen hatten. Der gesamte Tempel war wunderschön angelegt, mit vielen Blumen und Statuen und einem grandiosen Blick über die Bucht auf Da Nang. Leider war es etwas nieselig und wir verbrachten eine ganze Weile in der Halle unter den Füßen der Statue und schauten dem Regen zu.
Auf Tuchfühlung mit den Seerosen
Blick auf Da Nang
Mittags fuhren wir zum Strand um dort in einem der zahlreichen Restaurants zu essen, aber wir hätten uns denken können, dass sie alle überwiegend Fisch und Meeresfrüchte servierten. Wir fanden eines, das auch ein, zwei Gemüsegerichte hatte und aßen dort, während ein überenthusiastischer Kellner versuchte, mit uns Konversation zu machen. Er wollte gern sein Englisch verbessern, und dabei wollten wir ihm auch gern helfen und er schrieb sich auch einige Sätze auf, um sie später zu üben, aber auch als dann das Essen kam, ließ er uns keine Ruhe. Er erzählte uns sogar, dass er schon Ärger mit seinem Chef gehabt hätte, weil sich Leute über ihn beschwert hätten, aber daraus hatte er anscheinend nicht gelernt. Ich versuchte ihm, ganz freundlich zu erklären, dass doch ein paar Minuten Unterhaltung pro Gast eventuell ausreichend wären und er doch einmal versuchen sollte, darauf zu achten, ob die Leute zum Beispiel gerade essen wollten (während des ganzen Gespräches rührte ich mein Essen offensichtlich nicht an), aber er verstand den Hinweis nicht. Schließlich sagte ich ihm ganz direkt, dass ich gern erst einmal essen würde – das half, und dann kamen zum Glück weitere Opfer ausländische Gäste, denen er seine Aufmerksamkeit schenken konnte. Der Arme, er hat es ja nur gut gemeint, aber neben Englisch sollte er vielleicht noch an seinen Social Skills arbeiten…
Eigentlich hatten wir gar nicht so lange in Da Nang bleiben wollen, aber die Atmosphäre der Stadt war so angenehm, das Essen gut, die Menschen freundlich und das Wetter wurde unfassbar schön, sodass wir noch das ganze Wochenende blieben, und es wurde eines der besten Wochenenden überhaupt auf der bisherigen Reise.
Tagsüber gingen wir an den Strand, mieteten uns Liegen mit Sonnenschirm, badeten und ließen uns Kokosnüsse schmecken. Der Strand war sehr sauber, hatte wunderbar feinen, goldenen Sand und war auch nicht überlaufen. Die Wellen waren recht hoch, sodass man nicht schwimmen sondern nur planschen konnte, aber das hat auch sehr viel Spaß gemacht.
Abends ließen wir uns von dem Lichtermeer am Fluss verzaubern und gingen zur Drachenbrücke, um das große Spektakel zu sehen: Samstag und Sonntag abend speit der Drachen nämlich Feuer! Am ersten Abend setzten wir uns an den Fluss, von wo aus wir die ganze Brücke sehen konnten, aber am zweiten Abend stellten wir uns direkt auf die Brücke. Dort konnte man die Hitze des Feuers richtig spüren obwohl wir ein Stück hinter dem Kopf standen, und als der Drachen dann nach dem Feuer auch noch Wasser spuckte wurden wir auch ein bisschen nass, obwohl nicht so sehr wie die Leute, die direkt darunter standen. Das war auf jeden Fall ein echtes Highlight!
Außerdem konnte man wunderbar die Einheimischen bei ihren Wochenend-Abendaktivitäten beobachten. Es gab am Ufer mehrere Gruppen, die tanzten (alle hatten großen Spaß am Ententanz) und Sonntag abend sahen wir eine Gruppe junger Leute, die alle gemeinsam Gitarre spielten und sangen; anscheinend konnte jeder, der eine Gitarre hatte, mitmachen, und wer keine hatte, konnte immer noch singen oder klatschen, es war so eine sorglose, freundschaftliche Atmosphäre. Die Vietnamesen wissen auf jeden Fall, wie man Spaß hat.
Am Montag besuchten wir dann noch eine Art Kirche/Tempel, wo laut Aussage der Hostel-Mädels ein riesiges Auge verehrt werden sollte. Es stellte sich heraus, dass dies eine Kirche der Cao Dai-Religion war, die 1926 in Vietnam gegründet wurde und alle großen Weltreligionen vereint. Die Anhänger kleiden sich alle in weiße Gewänder, beten zu dem Einen Gott, verehren die Ahnen, ernähren sich vegetarisch und glauben an die Wiedergeburt. Als wir da waren, begann gerade ein Gottesdienst anlässlich des 90. Gründungsjubiläums der Religion, die in Vietnam allein mehrere Millionen Anhänger hat, wie uns einer der Gläubigen erklärte. Daher konnten wir nicht in die Kirche, aber von außen sahen wir zumindest die große blaue Kugel in der Mitte des Altars, auf die ein Auge gemalt war – das linke Auge Gottes, symbolisch dafür, dass Gott alles sieht.
Die Cao Dai-Kirche in Da Nang
Südlich von Da Nang gibt es eine kleine Stadt namens Hoi An, die eigentlich ein Pflichtpunkt für jeden Vietnam-Touristen ist, da sie wohl eine sehr pittoreske Altstadt hat, aber wir entschieden uns schließlich dagegen, noch dorthin zu fahren. Wir hatten keine Lust auf die Touristenmassen und die Abzocke, die dort zum Programm gehören, dafür war die Zeit in Da Nang viel zu entspannt gewesen. Ich habe den Eindruck, dass weniger Touristen nach Da Nang fahren, da es dort nicht viel zu sehen gibt, aber was es gibt, ist richtig gut. Das wollten wir uns mit der Touristenhochburg Hoi An nicht verderben. Daher fuhren wir direkt nach Da Lat weiter – 14 Stunden Liegebus, in der oberen Etage und ganz vorn, hat schön geschaukelt, und wir waren die einzigen Ausländer (da die meisten ja erst nach Hoi An fahren).
Fazit: Da Nang ist neben Sapa von den Orten, die wir bisher gesehen haben, auf jeden Fall mein Lieblingsort in Vietnam. 🙂
PS: Auf unserem YouTube-Kanal gibt es noch ein paar Videos vom feuer- und wasserspeienden Drachen. 😉
Zurück aus Sapa hatten wir keine große Lust mehr auf die Hektik von Hanoi und beschlossen deshalb, gleich am nächsten Tag weiter nach Hué zu fahren. Wieder einmal konnten wir kaum fassen, wie einfach die Reiseorganisation hier im Vergleich zu China ist. Hätten wir uns in China schon vier Tage vorher überlegen müssen, wohin wir als nächstes fahren, nur um dann nach anderthalb Stunden am Bahnhof zu erfahren, dass der Zug dorthin schon wieder ausgebucht ist, sagten wir hier einfach an der Rezeption des Hostels Bescheid, und binnen fünf Minuten hatten sie uns Tickets für den nächsten Nachtbus inklusive Abholung vom Hostel für 13 Dollar pro Person gebucht. (Die Preise, falls ihr euch wundert, werden hier übrigens oft in US-Dollar angegeben, da der vietnamesische Dong so instabil ist.)
Wir verbrachten also eine letzte Nacht in unserem mittlerweile schon vertrauten Hostel mit den schrecklichen Metallbetten. Trotz der Betten war es schön, wieder hierher zurückzukommen, denn hier kannten wir uns ja zumindest schon aus, das Personal kannte uns (wir sind jetzt Facebook-Freunde) und über einen weiteren Mango-Schoko-Smoothie waren wir auch nicht böse, während wir in der Bar saßen und uns über die nächsten Reiseziele belasen.
Mittags setzten wir uns in ein kleines Restaurant an einer Straßenkreuzung, wo uns prompt ein Schuhputzer ansprach. Zugegeben, meine Wanderschuhe, mit denen ich in Sapa knöcheltief in ein Reisfeld getreten war, hatten es echt nötig, also tauschte ich sie gegen die Plasteschlappen, die er mir anbot und schaute zu, wie er meine Treter mit Schaum und Bürste reinigte. Zum Schluss hat er sogar noch die Kappen, die sich vorne allmählich abzulösen begannen, angeklebt; das ganze für ca. 1,50 €.
Vorher…
In Arbeit…
Nacher… fast wie neu! 🙂
Der Bus nach Hué fuhr 19:00 Uhr los und war wieder ein Sleeper. Dieser war sogar mit einer Toilette ausgestattet. Während der 13-stündigen Fahrt hielt er auch nur einmal an einer Raststätte für eine späte Abendbrotgelegenheit, danach fuhr er im Prinzip durch, außer um Fahrgäste ein- oder aussteigen zu lassen. Es schlief sich auch erstaunlich gut im Bus; ich habe die Stopps auf der Strecke nicht einmal mitbekommen. Allerdings regnete es auch die halbe Nacht wie aus Eimern; auch noch am nächsten Morgen, als wir in Hué ankamen. Das Wasser stand teilweise knöchelhoch auf den Straßen und der Bus spritzte es beim Durchfahren regelmäßig bis auf die andere Fahrbahn der Autobahn.
In Hué hielten wir an einem überdachten Café, wo es nur ein Schritt von der Bustür bis zur rettenden Marquise war und schafften es, uns und unser Gepäck verhältnismäßig trocken auszuladen. Zwei Motorradtaxifahrer, denen wir klarmachten, dass wir bei dem Wetter ein Auto, kein Moped brauchen, halfen uns, ein Taxi heranzuwinken. Der Taxifahrer brachte uns dann auch buchstäblich direkt vor die Haustür unseres Hotels, wo uns eine Frau mit einem riesigen Moped-Regencape half, unser Gepäck ins Trockene zu bringen.
Wir hatten hier ein sehr geräumiges Doppelzimmer und räumten erst einmal unsere Kraxen leer, die trotz aller Bemühungen ausreichend nass geworden waren. Dann checkten wir den Wetterbericht, der alles andere als vielversprechend aussah – Regen für die ganze nächste Woche… Wir gaben unsere Wäsche, die es nach den Wandertagen in Sapa bitternötig hatte, zum Waschen ab und plauschten ein bisschen mit dem Eigentümer. Er sagte, am Vortag hätte es vormittags aufgehört zu regnen und wäre heute vielleicht wieder so… Es goss immer noch wie Weltuntergang und ich konnte mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es überhaupt jemals wieder aufhören sollte…
Aber wir wurden eines besseren belehrt; gegen elf hörte es tatsächlich auf, sodass wir uns auf Essenssuche machen konnten, und während wir es uns noch im vegetarischen Restaurant schmecken ließen, kam sogar die Sonne heraus. So konnten wir den Nachmittag damit verbringen, die Zitadelle zu besichtigen, was die alte Kaiserresidenz gewesen war. Sie erinnerte uns an die Verbotene Stadt in Peking, war aber etwas kleiner, wesentlich weniger überlaufen und mit ihren Wassergräben und Teichen sehr charmant.
Hüter der Zitadelle
Abends gingen wir wieder in das vegetarische Restaurant, da die Auswahl dort sehr groß war und es endlich einmal etwas anderes als Nudelsuppe und Frühlingsrollen gab. Wir aßen Kürbis mit Pilzen und Tofu, gebratene Aubergine und blanchierten Wasserspinat mit Reis – sehr lecker. Anschließend setzten wir uns noch ein eine Bar direkt am Flussufer und genossen den lauen Abend; Kathrin trank ihren geliebten weißen Kaffee und ich einen Obst-Smoothie mit Mango und Drachenfrucht – beides unglaublich köstlich. Gesellschaft leistete uns dabei ein kleiner weißer Gecko, der auf dem Geländer neben uns saß 🙂
Vom Wetter derart ermutigt buchten wir noch eine zweite Nacht in unserm Hotel und liehen uns am nächsten Tag Fahrräder aus. Wie alles hier war auch das unglaublich einfach; wir mussten nur an der Rezeption fragen und zehn Minuten später standen zwei Fahrräder da, die zwar gelinde gesagt nicht dem deutschen Standard entsprachen, aber sie fuhren und die Bremsen funktionierten so halbwegs, was will man mehr.
Wir hatten uns als Tagesziel den Strand von Thuan An ausgesucht, der angeblich einer der schönsten in Vietnam sein soll. Mit Hilfe von Google Maps Screenshots und einer vagen Wegbeschreibung aus dem Internet machten wir uns auf den Weg. Auf dem Fahrrad erlebt man den vietnamesischen Verkehr noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive… Wir hatten uns vorgenommen, schön am Straßenrand zu fahren, aber das wurde dadurch verhindert, dass dort ständig Mopeds und andere Fahrradfahrer entgegen kamen. Da wir lieber auf Nummer sicher gingen, kamen wir nicht so schnell voran wie gehofft, aber außerhalb der Stadt wurde es etwas ruhiger. Am Ende brauchten wir fast zwei Stunden für die 14 km bis zum Strand, und als wir schließlich ankamen… nun ja. Alle Strandbars hatten geschlossen, von den Sonnenschirm-Verleihern fehlte jede Spur; stattdessen kam uns eine Herde Ziegen auf der ansonsten verlassenen Strandpromenade entgegen. Das Meer brandete in mächtigen, schaumgekrönten Wellen an den Strand – an Baden war hier gar nicht zu denken, viel zu gefährlich, und besonders sauber sah das braune Wasser ohnehin nicht aus, vom vermüllten Strand mal ganz abgesehen. Wenn das einer der schönsten des Landes sein sollte, dann haben wir nicht so viel Hoffnung für die weiteren…
Eine halbe Stunde saßen wir im feinen Sand, in erster Linie, weil ich meine Hose trocknen musste (ich wollte doch nur mal mit den Füßen rein…). Danach suchten wir noch die von Tripadvisor empfohlene Strandbar; ein Wegweiser kündete von 400m links, doch als wir dem Abzweig folgten, stand dort wieder ein neuer Wegweiser, der weitere 1,4km zeigte. Bei den Straßen- und Verkehrsverhältnissen und der „Qualität“ unserer Fahrräder hätte das allerdings bestimmt nochmal 20 Minuten gedauert, also drehten wir um, und kauften irgendein zweifelhaftes Gebäck bei einer Bäckerei am Straßenrand, um noch vor Einbruch der Dunkelheit zurückzukommen. Eine kurze Dusche und ein zeitiges Abendbrot später waren wir rechtzeitig wieder im Hotel, bevor ein neuer Wolkenbruch niederging.
Heute morgen zog ich mal wieder alleine los, da ich gelesen hatte, dass es in der Nähe ein Zentrum für Blinde gibt, wo man günstig Massagen bekommen kann. Kathrin wollte lieber eine ruhige Kugel im Hotel schieben. Die Massage war toll; die Masseurin hätte mit der selben Technik sicher auch gut Brotteig kneten können, und das ganze variierte sie noch mit Klopfen und Schlagen mit Handflächen und Knöcheln, dass ich mir wie eine Trommel vorkam. Hat aber unglaublich gut getan; so entspannt war ich schon lange nicht mehr (die Tatsache, dass ich danach eine halbe Stunde lang nicht ganz scharf sehen konnte, habe ich mal als gutes Zeichen gewertet – inzwischen sehe ich wieder, was ich tippe, keine Sorge).
Jetzt fahren wir nach Danang; es regnet schon wieder – allerdings nicht so schlimm wie gestern. Mal sehen was uns dort erwartet…
Hui, Vietnam hat uns die ersten Tage ganz schön die Sprache verschlagen. Das Tempo dieses Landes ist einfach atemberaubend. Wenn wir dachten, China wäre voll und hektisch, war das noch nichts gegen Vietnam. China kommt uns im Rückblick sehr geordnet dagegen vor.
Eine Woche sind wir nun schon hier und haben die ersten Tage in Hanoi buchstäblich damit verbracht, einfachste Dinge zu lernen. Vor allem wie man die Straße überquert.
Wie die Hostels sind, was es hier zu essen gibt, ob die Leute Englisch können oder nicht – alles zweitrangig. Erzähl ich euch nachher. Wirklich interessant ist, wie man den Straßenverkehr überlebt.
Ja, in China fuhren überall viele Mopeds. Und sie hielten auch nicht immer an den roten Ampeln. Und es wurde viel gehupt. Und ja, wir hatten schon gelesen und gehört, dass der Verkehr in Vietnam chaotisch und, sagen wir mal, herausfordernd sei. Aber nichts, wirklich gar nichts, konnte uns auf die Realität hier vorbereiten.
Mopeds, Autos, Busse, Fahrräder, Fußgänger, LKWs, Tuk-Tuks, Menschen mit Schubkarren und fahrende Straßenhändler drängen sich dicht an dicht auf den Straßen. Es gilt das Recht des Stärkeren. Straßenmarkierungen werden komplett ignoriert. Überholt wird unter lautem Hupen links und rechts. Tut sich irgendwo irgendeine Lücke auf, und sei sie auch noch so klein, wird sie sofort von irgendeinem Verkehrsteilnehmer gefüllt.
Und jetzt kommt der spannende Teil: Wie kommen wir hier über die Straße? Wer auf eine Lücke wartet, steht am nächsten Tag noch da… Die Antwort klingt wie das reinste Himmelfahrtskommando: Einfach langsam loslaufen und nicht stehen bleiben. Was in Deutschland unvorstellbar wäre, ist hier das einzige was funktioniert. Wenn man einfach langsam und beständig läuft, fließt der Verkehr auf wundersame Weise um einen herum. Man kann es sich eigentlich nicht vorstellen, wenn man es nicht erlebt hat. Wenn wir die Einheimischen beobachten, sehen wir sie seelenruhig mitten durch mehrspurige Kreisverkehre bummeln als wäre es eine Wiese im Park. Ausländer hingegen sehen wir manchmal hektisch laufen oder plötzlich stehen bleiben – da sind Zusammenstöße fast vorprogrammiert. Die Vietnamesen rechnen nämlich mit vielem, aber nicht damit, dass man plötzlich abrupt stehen bleibt oder losrennt. Daher nehmen wir uns am Straßenrand immer einen kurzen Moment zur Sammlung, atmen durch, schließen innerlich ein bisschen mit dem Leben ab und dann geht’s los. Einen Fuß vor den anderen setzen, dem Fluchtdrang widerstehen, keinen direkten Blickkontakt mit den anderen Verkehrsteilnehmern aufnehmen und nur aus den Augenwinkeln den Verkehrsfluss beobachten – bei Bedarf etwas schneller oder langsamer gehen, aber immer schön gleichmäßig, und niemals stehen bleiben bis man die rettende andere Straßenseite erreicht. Ich finde, dass wir mittlerweile schon ziemlich abgebrüht gut geworden sind. Ich habe jetzt jedenfalls schon nicht mehr so viele Hemmungen wie am Anfang, denn es funktioniert ja. Man muss nur ein bisschen Vertrauen haben. (Mir ist klar, wie das aus deutscher Sicht klingen muss, aber glaubt mir, wir tun nichts leichtsinniges und passen wirklich gut auf! Versprochen!!! Wir wollen schließlich auch heil wiederkommen!)
Hier ein kleiner Einblick:
Davon abgesehen (oder vielleicht genau deswegen) waren die ersten Tage in Hanoi ein bisschen gewöhnungsbedürftig – angefangen von unserem Hostel, das sehr seltsame Metall-Doppelstockbetten hat, mit einer Art Metallplatte anstelle eines Lattenrostes, die sich bei jeder Drehung geräuschvoll ein- und wieder ausdellt, über die Verkäufer auf der Straße, die uns hemmungslos Dinge zum zehnfachen Preis anzudrehen versuchen bis hin zum etwas eintönigen Essen, das uns bisher noch nicht allzu sehr vom Hocker reißt.
Am ersten Tag nach unserer Ankunft machten wir uns auf die Suche nach einem internationalen Geldautomaten. Dabei verliefen wir uns erst einmal gründlich und kamen statt am Hoan Kiem-See am Bahnhof heraus… Zumindest gab es dort einen ATM, der unsere Karte akzeptierte, und so waren wir erstmal wieder liquide. Nach einem längeren Spaziergang (und vielen Gelegenheiten, das Überqueren der Straße zu üben) fanden wir uns an der Oper wieder. An einem kleinen Kiosk wollten wir einen Stadtplan kaufen. Der Verkäufer bot ihn uns für umgerechnet 4 € an. Wir fragten nach Rabatt, und er ging auf 2 € herunter. Das fanden wir aber immer noch unangemessen, also gingen wir. Kurz darauf sahen wir dieselbe Karte in einem Buchgeschäft für umgerechnet 65 Cent…
Neben dem Buchgeschäft verkauften zwei Frauen frittiertes Gebäck und luden uns ein, zu kosten. Wir erkundigten uns nach dem Preis für ein Beutelchen mit vielleicht sechs Stück – 150.000 Dong (6€). Viel zu teuer!! Die Damen fragten, was wir bezahlen wollten – wir sagten, 15.000. Sie sagten: ok, 50.000 (klingt ja auf Englisch fast gleich, da kann man sich schonmal aus Versehen verhören…), also gingen wir weg, das war uns nichts. Eine Minute später tauchte plötzlich eine der beiden Frauen hinter uns auf, ein Beutelchen in der Hand (ein paar Teilchen hatte sie herausgenommen) und stimmte den 15.000 Dong zu… Dann haben wir es doch gekauft, es hat auch gut geschmeckt, aber das war schon alles ganz schön ungewohnt und anstrengend. Daher waren wir umso froher als wir nach einem Spaziergang um den See, den wir mittlerweile gefunden hatten, ein Restaurant mit festen Preisen fanden, das außerdem noch über eine englische Speisekarte verfügte – wie übrigens sehr viele hier. Auch mit den Straßenverkäufern konnten wir überall auf Englisch verhandeln, was für eine Erleichterung nach China!
Eine Portion Nudeln später verkrochen wir uns ziemlich erschöpft wieder ins Hostel, das waren genug Erlebnisse für den ersten Tag gewesen.
Am nächsten Tag spazierten wir wieder zum Hoan-Kiem-See (diesmal kannten wir ja den Weg) und besichtigten den kleinen Ngoc Son-Tempel, der auf einer Insel im See liegt und wo die Replik einer riesigen Schildkröte ausgestellt ist, die angeblich im See lebt.
Vermutlich aufgrund des Wochenendes war die gesamte Straße um den See herum für motorisierten Verkehr gesperrt und wir konnten wunderbar die Vietnamesen bei ihren Sonntagsspaziergängen beobachten. Auffällig waren vor allem die vielen Gefährte, mit denen die Leute sich um den See bewegten. Segways ohne Ständer, Go-carts, Inliner, Skateboards in allen Größen… Wir setzten uns auf den Balkon eines Cafés, von wo wir eine prima Aussicht auf das bunte Treiben hatten und außerdem den sehr leckeren vietnamesischen Kaffee genießen konnten.
So kann man es sich gut gehen lassen – Schokoladensoufflé und Passionsfruchtsaft (mit einem Kännchen Zuckersirup zum Süßen), ein Kaffee und ein Baguette mit Salat…
Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt: dem Kaffee. Das, was in Deutschland unter dieser Bezeichnung angeboten wird, hat nicht mal ansatzweise mit dem vietnamesischen Kaffee zu tun. Hier wird selbst der hartnäckigste Kaffeemuffel konvertiert. Der hiesige Kaffee ist dicker und sämiger als deutscher und schmeckt schon schwarz sehr aromatisch. Interessanterweise muss ich davon niesen wie von Alkohol. 😀 Bestellt man einen weißen Kaffee, ist unten in der Tasse noch eine fingerdicke Schicht süßer Kondensmilch, die man dann umrührt, sodass der Kaffee rehbraun, cremig und süß wird; dann schmeckt er fast wie eine sehr dunkle Schokolade – unbeschreiblich lecker und Kathrins neues Lieblingsgetränk. Mir schmeckt er auch, allerdings ist er so stark, dass ich nach einer halben Tasse meistens schon meinen Herzschlag spüre.
Nach unserer Kaffeepause schauten wir uns eine Vorstellung im Wasserpuppentheater an, was ein echtes Highlight war. Die Puppen sind aus lackiertem Holz gefertigt und werden von unten mit einer Stabkonstruktion bewegt. Die Bühne besteht aus einem ca. hüfthohen Wasserbecken, sodass die Wasseroberfläche das Parkett ersetzt und die Puppen aus dem Wasser auftauchen. Die Puppenspieler stehen hinter einem Vorhang im Wasser. Am Rande, auf einer Tribüne, sitzt eine kleine Kapelle mit traditionellen Instrumenten, die das Schauspiel begleitet. Zwei Frauen singen auch Lieder dazu oder „unterhalten“ sich mit den Puppen.
Die Puppen waren wahnsinnig farbenprächtig und vielseitig. Gezeigt wurden Szenen aus der Landwirtschaft – Reisanbau, Fischerei etc., Tänze aber auch Mythen. Neben Menschen gab es auch viele Tiere wie Fische, Enten, Schildkröten und Wasserbüffel, und auch Fabelwesen – Phönixe mit prächtigem Schwanz und sogar feuerspeiende Drachen! Die Szenen waren immer sehr kurz, sodass man ihnen auch ohne Vietnamesisch-Kenntnisse folgen konnte, und die Musik war wunderschön.
Montag unternahmen wir nichts weiter. Der Verkehr und das hektische Treiben auf der Straße schreckten uns ab; außerdem regnete es den ganzen Tag und darüber hinaus hatte ich mir am Vorabend den Magen in einem Restaurant verdorben und hatte eine schlaflose Nacht mit Magenkrämpfen hinter mir. Wir gingen lediglich zum Mittagessen hinaus und aßen belegte Baguette-Brötchen, banh my genannt – ein Relikt aus der französischen Kolonialzeit. Die Baguettes sind wirklich gut hier und preiswert, und mein Magen brauchte mal eine Pause von all der Nudelsuppe.
Dafür unternahmen wir dann von Dienstag bis Mittwoch einen Ausflug in die berühmte Halong-Bucht, bzw. um genau zu sein, in die benachbarte Bai Tu Long-Bucht. Das Buchen von Ausflügen ist in Vietnam wirklich sagenhaft einfach. Wir fragten das Personal an der Hostel-Rezeption, ob sie uns Tipps für die Bucht geben konnten, und eine halbe Stunde später hatten wir eine All-inclusive-Tour mit Transfer, Kreuzfahrt und Übernachtung mit Vollpension gebucht.
Dienstag morgen wurden wir von einem Kleinbus im Hostel abgeholt. Der Bus sammelte noch weitere Touristen ein und dann fuhren wir ca. vier Stunden (mit Pinkelpause an einem riesigen Souvenirshop) zum Pier in Halong, Ausgangspunkt der Kreuzfahrt. Von dort aus ging es mit einem kleinen Zubringer-Holzboot zu unserem Kreuzfahrtschiff, der Lemon Cruise: zwei Decks plus Sonnendeck, Platz für ca. 15 Passagiere. Unsere Gruppe bestand aus 13 Leuten, die fast alle in unserem Alter waren. An Bord wurden die Kabinen zugewiesen – wir bekamen eine Kabine auf dem oberen Deck, die sehr geräumig war, vor allem in Anbetracht der geringen Größe des Schiffes – wir hatten zwei sehr bequeme Betten, ein Fenster, das sogar zu öffnen ging, und ein riesiges Bad mit separater Dusche. Danach gab es Mittagessen: Reis, diverse Gemüse und Fleisch, zum Nachtisch Obst. Es war so viel, dass leider eine Menge übrig blieb, aber es schmeckte sehr gut.
Während des Essens schipperte unser Boot durch die bizarren Karstfelsen der Bucht. Bai Tu Long und Halong haben die gleiche Landschaft, aber angeblich ist Halong mittlerweile viel zu touristisch und Bai Tu Long noch eher ein Insider-Tip mit weniger Besuchern und saubererem Wasser. Die Sonne schien zwischen Schäfchenwolken hindurch und es war nicht zu warm. Ich kam mir sehr vornehm und nobel vor, so beim leckeren Essen die Landschaft vorbeiziehen zu lassen. 😀
Am Nachmittag brachte unser Zubringer-Boot uns auf eine kleine Insel mit Strand, wo wir baden, Kayak fahren oder Volleyball spielen konnten. Es war wie ein Privatstrand nur für unsere Gruppe und hatte etwas von Robinson Crusoes Insel. Wir beide entschieden uns fürs Baden; allerdings mussten wir feststellen, dass das Wasser leider nicht so sauber war wie erhofft. Es schwamm viel Plastik darin herum und an der Oberfläche des trüben Nass trieben kleine graue Schaumkrönchen. Daher verbrachten wir den Rest der Zeit dann lieber am Strand, sammelten Muscheln (die wir aber alle daließen…), beobachteten Krebse und unterhielten uns sehr nett mit einer Reisenden aus London, die Medizinkonferenzen organisiert, daher immer sehr viel arbeitet und eigentlich ziemlich unzufrieden damit ist. Sie war sehr fasziniert von unserer Reise und wer weiß, vielleicht schafft sie es ja, ihrem Hamsterrad zu entkommen. Als wir den Strand wieder verließen, kamen gut und gern noch drei weitere Gruppen an. Glück gehabt, dass wir so zeitig dran gewesen waren.
Anschließen wurden wir alle mit dem Zubringer zu einer Perlenfarm gekarrt, wo wir einem ca. fünfminütigen Vortrag über die Perlenzucht lauschen durften bevor wir dann Zeit zum Shopping hatten… Gekauft hat allerdings niemand etwas.
Zurück auf dem Schiff fuhren wir noch eine Stunde bis es dunkel wurde und ankerten dann in einer kleinen Bucht – zusammen mit den anderen acht Kreuzfahrtschiffen, die ebenfalls unterwegs waren. Sie haben die Auflage, dass sie alle nur in dieser einen Bucht ankern dürfen, vermutlich aus Umweltschutzgründen (die Gegend ist ja immerhin auch Unesco-Weltnaturerbe…) und eigentlich sah es ja auch ganz hübsch aus, wie überall die Lichter funkelten. Ein anderer Reisender, der zuvor in der touristischen Halong-Bucht gewesen war, erzählte, dort hätten nachts an die 50 Schiffe in Sichtweite geankert…und dort sind die Schiffe ja teilweise auch richtige Kreuzer. Bei uns waren keine größer als drei Decks.
Zum Abendbrot gab es wieder Unmengen an Essen, vor allem viel Fleisch und Meeresfrüchte, aber der vegetarische Anteil war zum Glück nicht allzu klein. Leider blieb wieder sehr viel übrig, was vermutlich einfach über Bord geht… Danach unterhielten wir uns eine Weile sehr gut mit einem französisch-österreichischen Paar, das in Berlin lebt, und mit einem Belgier. Mit der Österreicherin, Alexandra, verzog ich mich dann aufs Sonnendeck, um die Sterne zu beobachten, während Kathrin schon in die Kabine ging – beides weise Entscheidungen, denn kurz darauf warf die Crew die Karaoke-Maschine an und es war mit der Ruhe vorbei. Dank Ohrstöpseln konnten wir trotzdem gut schlafen und hatten am nächsten Morgen auch keine Rechnung in dreistelliger Euro-Höhe wie einige andere der Passagiere, was wohl auch der Sinn des Karaoke gewesen war.
Schon vor dem Frühstück fuhren wir weiter, bei strahlendem Sonnenschein, und besuchten am Vormittag eine Höhle auf einer Insel, die aber weder besonders groß noch sonstwie eindrucksvoll gewesen wäre. Anschließend konnten wir uns auf dem Schiff im Zubereiten von Frühlingsrollen versuchen, die dann zusammen mit sehr vielen anderen Leckereien zum Mittag serviert wurden. Danach ging es wieder zurück zum Pier, wo wir noch ca. eine halbe Stunde auf den Minibus zurück nach Hanoi warteten. Alles in allem war es ein sehr schöner Ausflug, aber nichts, was wir uns jeder Woche leisten können.
Wir übernachteten in unseren mittlerweile schon gewohnten Blechbetten in Hanoi und fuhren gleich am nächsten Morgen (Donnerstag) mit dem Bus nach Sapa im Norden des Landes. Wie schon der Bus in die Bai Tu Long-Bucht war auch dieser alles andere als pünktlich. Es ist zwar ein toller Service, vom Hostel abgeholt zu werden, aber bei dem Verkehr in Hanoi dauert es natürlich, bis alle Gäste an Bord sind, und so kam der Bus bei uns schon mit einer Stunde Verspätung an. Naja, so ist das in Vietnam. Wir haben ja Zeit. Zum Glück fuhren wir nicht mit dem Minibus nach Sapa – der war nämlich schon so voll, dass ich stehen musste – sondern stiegen nach einer halben Stunde in einen großen Reisebus um. Dort erwartete uns allerdings eine Überraschung: wir hatten einen Sleeperbus, einen Schlafbus, erwischt. Die Sitze dort lassen sich fast waagerecht zurückstellen, sodass man fast ausgestreckt liegen kann. Dafür sitzt man mit ausgestreckten Beinen quasi auf dem Boden (wenn man Glück hat; es gibt nämlich auch noch eine zweite Etage, deren Sitze nur über eine kleine Leiter zu erreichen sind). Jeder Sitz ist mit einer Vliesdecke ausgestattet, dafür ohne Platz, um irgendwo Gepäck zu verstauen. Die Kraxen packten wir in den Gepäckraum unten im Bus, aber das Handgepäck mussten wir irgendwie zwischen die Beine klemmen. Nun ja, am Ende war es doch ganz komfortabel, auch wenn mein Sitz nicht hochzustellen ging, sodass ich die ganze Zeit liegen oder ohne Lehne sitzen musste, aber es ging schon. Eigentlich sind diese Busse für Nachtfahrten gedacht.
Die Fahrt nach Sapa dauerte etwa sechs Stunden, wovon wir die letzte halbe Stunde auf einer kurvigen Serpentinenstraße steil in einem riesigen Tal hinauf fuhren, an dessen Ende die kleine Stadt Sapa liegt. Dort lebt man vom Tourismus; der Ort erinnerte uns an ein Ski-Resort in den Alpen, vollgepackt mit Hotels, Restaurants, Massageshops und Outdoor-Läden.
Schon auf dem Weg zum Hostel sprachen uns ständig farbenfroh gekleidete Frauen der diversen ethnischen Minderheiten an, die in dieser Region leben, und versuchten uns Taschen, Armbänder und Tücher zu verkaufen oder sich uns als Wanderführerinnen anzubieten. Wir wimmelten erst einmal alle freundlich ab, indem wir sagten, wir hätten schon eine Tour gebucht.
Unser Hostel lag, wie so ziemlich jedes Gebäude in Sapa, am Hang, sodass wir von der Dachterrasse und sogar von unserem Schlafsaal aus eine grandiose Sicht über das grüne, von Reisterrassen gesäumte Tal und hinauf zum Fansipan, dem mit reichlich 3100m höchsten Gipfel Vietnams hatten. Eigentlich. In der Realität konnten wir im Nebel gerade so die andere Straßenseite erkennen…
Am Nachmittag machten wir uns im Ort auf die Suche nach einer geführten Wandertour. Wir hatten im Internet einen Anbieter gefunden, der direkt von Frauen der ethnischen Minderheiten geführt wurde, für die die Wanderleitung und der Verkauf selbstgenähter Produkte oft die einzige Einnahmequelle ist. Der Empfang der Sapa Sisters lag in einem Hotel auf unserer Straße, und die freundliche Dame erklärte uns sofort, wie die Touren ablaufen, wo wir übernachten würden, was es kostet usw. Noch während wir überlegten, telefonierte sie und sagte uns dann, dass alle Guides für den nächsten Tag schon ausgebucht wären. Wir könnten aber eine Gruppentour über das Hotel, in dem wir uns gerade befanden, buchen, die auch nur die Hälfte kostete. Dafür entschlossen wir uns dann auch, denn eigentlich hatten wir sowieso lieber in einer Gruppe gehen wollen, da das meistens sehr unterhaltsam ist, und außerdem sagte sie uns, dass die Gruppentour auch nicht ganz so anspruchsvoll wäre wie eine individuelle. Wir hatten zwar etwas Bauchschmerzen, ob das Geld hier wirklich bei der Wanderleiterin ankommen würde – hatten wir doch immer wieder gelesen, dass bei den Hoteltouren oft nur ein Bruchteil der Einnahmen an die Guides ausgezahlt würde – andererseits hofften wir, dass die Dame uns die Tour nicht empfehlen würde, wenn es totale Abzocke wäre, wo sie doch selbst in einem Unternehmen arbeitet, das genau diese Ausbeutung der Minderheiten abzuschaffen versucht.
Wir packten abends unsere kleinen Rucksäcke mit Wechselkleidung, Wasser und ein paar Hygieneprodukten und arrangierten mit dem Hostel, dass wir unsere Kraxen während der zweitägigen Wanderung dort aufbewahren könnten. In der Zwischenzeit war das Wetter aufgeklart; in der Dunkelheit konnten wir die Lichter der Seilbahnstation auf dem Fansipan sehen und hatten zarte Hoffnung, dass wir vielleicht endlich einmal eine Sehenswürdigkeit bei richtig schönem Wetter erleben könnten…
Morgens halb zehn in Vietnam… nein, aßen wir kein Knoppers, sondern trafen uns mit der Gruppe und unserem Guide am Hotel. Die Berggipfel lagen zwar im Nebel, aber immerhin konnte man auf einer Höhe bis zur gegenüberliegenden Talseite blicken. Die Gruppe bestand aus neun Leuten aus verschiedensten europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Belgien, Portugal, Großbritannien und Finnland), von denen sieben ungefähr in unserem Alter waren; der achte war ein alleinreisender Herr von stolzen 76 Jahren.
Bao, unser Guide, mit Libelle (die sie hinterher wieder freigelassen hat)
Unser Guide Bao war eine junge Frau vom Volk der Schwarzen H’mong. In der Bergregion um Sapa leben ca. 50.000 Menschen, die verschiedenen ethnischen Minderheiten angehören. Die größte Gruppe bilden dabei die H’mong, gefolgt von den Roten Dao, den Giay und einigen weiteren. Die Angehörigen der Minderheiten leben in Dörfern an den Berghängen von Landwirtschaft. Die Vietnamesen verwehren ihnen den Zugang zu Arbeit in Sapa – alle Hotels, Restaurants und Geschäfte sind fest in vietnamesischer Hand. Wir fragten Bao, warum die Minderheiten nicht ihre eigenen Hotels eröffnen, und sie antwortete, dass sie nicht viel Land besitzen – wenn sie Hotels darauf bauen, haben sie nicht mehr genug Boden, um Nahrungsmittel anzubauen. Das leuchtete uns irgendwie auch ein.
Viele Frauen verdienen sich etwas Geld, indem sie stundenlang den wandernden Touristen folgen, ihnen über schwierige Wegpassagen hinweg helfen und sich mit ihnen unterhalten – viele von ihnen sprechen beeindruckend gutes Englisch, obwohl sie meist nur neun Jahre zur Schule gegangen sind – in der Hoffnung, am Ende des Tages ein paar Handarbeitsprodukte an sie verkaufen zu können.
Einige unserer Begleiterinnen vom Volk der H’mong
Ich lief die meiste Zeit mit einem 17-jährigen H’mong-Mädchen namens Zuu, die mir ein paar Worte ihrer Sprache beibrachte (da lacht das Linguistenherz) und war für ihre stützende Hand auch sehr dankbar, denn die Pfade zwischen den Reisterrassen sind unsagbar schlammig und steil. Es dauerte nicht lange, bis der erste sich unfreiwillig in den Matsch setzte (wir schafften es wie durch ein Wunder aufrecht durch die zwei Tage) und schon nach einer Stunde, als Sapa noch gut in Sichtweite war, hatten wir alle unfassbar schlammige Schuhe und Hosenbeine. Man muss dazu sagen, dass die einheimischen Frauen, die uns auf diesen Wegen noch festhielten, teilweise nur barfuß in Gummischlappen liefen und selbst am Ende der Wanderung noch saubere Füße hatten…
Sapa
Die Landschaft war einfach nur grandios. Links und rechts an den steilen Talwänden zogen sich die Reisterrassen hunderte Meter die Hänge hinauf. Zwar sind sie jetzt im November bereits abgeerntet, doch in einigen stand noch Wasser, während andere trocken waren. Darin grasten Wasserbüffel, schwammen Enten mit ihrer Kükenschar, wühlten schwarzbehaarte Schweine im Schlamm und krähten Hähne. Zwischen den Feldern lagen einfache kleine Holzhütten; hier und da spendete ein Bambuswäldchen Schatten und unten im Tal rauschte ein kühler Gebirgsfluss. Es war unglaublich friedlich und idyllisch.
Gegen Mittag erreichten wir ein größeres Dorf namens Lao Chai, wo wir in einer unglaublich touristischen Massenabfertigung Mittag aßen. Wir waren nur eine von vielen Gruppen, und auch alle Individualtouristen, die sich einen einheimischen Guide in Sapa genommen hatten, liefen hier entlang. Hier verabschiedeten sich auch die meisten Frauen, die uns gefolgt waren, und da uns von Anfang an klar gewesen war, dass wir um das Shopping sowieso nicht herumkommen, war jetzt nur die Frage, was wir kaufen und für wieviel. Am Ende kaufte ich nach einigem Verhandeln einen zugegebenermaßen wirklich sehr schönen Kissenbezug von Zuu; Kathrin kaufte eine Tasche und die obligatorischen Freundschaftsarmbänder gab’s noch gratis dazu.
Unser Guide zeigte uns in einer Hütte, wie die H’mong ihre Kleider aus Hanffasern herstellen und färben; der Hanf blühte fröhlich im Vorgarten und man konnte ihn sogar getrocknet und abgepackt kaufen…
Nach drei weiteren Kilometern erreichten wir das Dorf Tavan, wo es zum Glück ruhiger zuging, denn hier sollten wir die Nacht in einem Homestay verbringen. Wer dabei an idyllische Übernachtung in der einfachen Hütte einer einheimischen Familie denkt, liegt leider falsch. Die Homestays sind lizensierte Pensionen, die zwar sehr viel einfacher sind als Hostels, aber trotzdem auch wieder von Vietnamesen betrieben werden – die Minderheiten arbeiten nur als Küchenpersonal.
Es war trotzdem ein Erlebnis. Das Haus war recht groß und bestand aus einem großen offenen Raum im Erdgeschoss, um den herum im ersten Stock noch eine zweite, in der Mitte offene Ebene lag. Dort lagen auf dem Dielenfußboden lauter Matratzen, auf denen wir alle nebeneinander schliefen. Es gab Kissen, eine dicke Decke und über jeder Matratze ein Moskitonetz.
Da wir schon nachmittags um drei angekommen waren, hatten wir den Rest des Tages Freizeit. Ich gönnte mir eine sehr notwendige Dusche – ja, sowas gibt es hier (sogar Wlan…) – und wir unterhielten uns sehr gut mit den anderen Gruppenmitgliedern. Der ältere Herr, der genauso schnell gewandert war, wie der Rest der Gruppe, hatte einst Sprachwissenschaften in Cambridge studiert und arbeitet noch heute als Englisch-Finnisch-Übersetzer, da er ursprünglich Ire ist, aber schon lange in Finnland lebt. Jack aus London hat mal ein Jahr in Tokyo gelebt und wir unterhielten uns eine Weile auf Japanisch. Eine spanische Familie aus Fuerteventura übernachtete im selben Homestay. Die Eltern haben ihre Arbeit gekündigt um die Welt zu bereisen; die beiden Kinder (ca. neun und zehn Jahre alt) sind so begeistert, dass die Eltern ihnen bei Bedarf nur drohen müssen, zurück nach Hause zu fahren, und schon ist wieder Ruhe. Der Vater erzählte uns, dass die Kinder unterwegs viel mehr lernten als in der Schule, weil sie alles direkt anwenden könnten. Sie waren schon fünf Monate in Asien unterwegs, und alle vier wirkten unglaublich glücklich und zufrieden.
Zum Abendbrot gab es Reis und diverses Gemüse, Fleisch und gebratene Frühlingsrollen, und danach holten die Gastgeber das „Happy Water“ raus, eine Art Schnaps der aus gott-weiß-was gemacht ist, in Mineralwasserflaschen serviert wird und von dem wir gratis bekamen, soviel wir wollten. Wir verbrachten einen unglaublich lustigen Abend mit der Gruppe; soviel Spaß hatten wir schon lange nicht mehr gehabt. Der Portugiese und der Belgier legten ein Slapstick-Programm auf als würden sie dafür bezahlt, und dann schlug Jack auch noch vor, Werwolf zu spielen (googelt mal wie das geht; die Erklärung würde hier den Rahmen sprengen). Am Ende des Abends hatten wir nicht nur Muskelkater in den Beinen vom Laufen, sondern auch im Bauch und Gesicht vom Lachen.
Im Endeffekt war der Tag für die meisten von uns aber spätestens um zehn zu Ende. Wir waren total platt von der Wanderung, obwohl es nur 15 km waren, und außerdem hatte es sich nach Sonnenuntergang empfindlich abgekühlt.
Wir schliefen überraschend gut. Kathrin hatte ein Bett ergattert, und auch die Matratzen auf dem Fußboden waren viel weicher als man es erwartet hätte. Die Decken waren mollig warm. Als einzige Geräusche hörte man das Bellen der Hunde und das Krähen der Hähne, aber für so etwas gibt es ja Ohrstöpsel.
Der nächste Morgen grüßte uns mit strahlendem Sonnenschein und wir frühstückten alle gemeinsam draußen im Hof an einem langen Tisch. Wir beginnen auch zu ahnen, was es mit dem Banana Pancake Trail auf sich hat, der inoffiziellen Bezeichnung für die Länder Südostasiens, in denen es von Backpackern nur so wimmelt. Ich dachte zuerst, der Name rührt daher, dass diese Länder so einfach zu bereisen sind, und vielleicht ist das auch Teil der Wahrheit. Im Großen und Ganzen ist es aber viel offensichtlicher: jedes Hostel, in dem wir bisher übernachtet haben, serviert Banana Pancakes (Crêpes mit Bananen und Honig) zum Frühstück. Manchmal gibt es auch noch French Toast oder Müsli zur Auswahl, und in einigen Hostels auch Nudelsuppe, aber die Banana Pancakes haben sie alle gemeinsam. Selbst unser Homestay war keine Ausnahme, aber ich beschwere mich (noch) nicht.
Ausblick von unserem Homestay am nächsten Morgen
Die beste Wandergruppe der Welt
Am zweiten Tag liefen wir noch einmal 8 km durch Reisterrassen und kleine Siedlungen, einen Bambuswald und zu einem Wasserfall. Unten im Tal an der Straße angekommen gab es wieder Mittagessen in einer Touri-Kantine (Cupnoodles…) und ich spielte Modell für einen Kanadier, der seiner Schwester einen einheimischen Mantel kaufen wollte und jemanden mit ähnlicher Statur zum Anprobieren brauchte – die Frauen der Minderheiten sind ja alle sehr klein und zart. Kathrin machte ein paar Schnappschüsse, so eine Gelegenheit kommt ja nicht noch einmal.
Mit einem Kleinbus fuhren wir dann zurück nach Sapa und verabschiedeten uns, nicht ohne vorher E-Mail-Adressen mit allen ausgetauscht zu haben.
Leider war unser Hostel schon ausgebucht, weshalb wir uns für die nächste Nacht noch ein anderes hatten suchen müssen. Der Weg mit Kraxe durch den bergigen Ort gab unseren Oberschenkelmuskeln dann noch den Rest und so verbrachten wir den Abend im neuen Hostel, wiederum auf einer schönen Dachterrasse, doch der Fansipan hatte sich dem Sonnenschein zum Trotz schon wieder hinter eine Dunstschicht verzogen.
Sonntag haben wir dann noch einen verhältnismäßig kurzen Spaziergang (zwei Stunden) auf den Hausberg von Sapa unternommen, wo es einen Park und einen Aussichtspunkt gab, von dem aus man immerhin den Ort sah – sowohl das Tal als auch die Berggipfel waren schon wieder in dichten Nebel gehüllt. Wir hatten für unsere Trekkingtour schier unglaubliches Glück mit dem Wetter gehabt. Endlich einmal!
Nun fahren wir zurück nach Hanoi, wo wir die Nacht in unseren mittlerweile schon sehr vertrauten Metallbetten verbringen und dann morgen schauen werden, ob wir direkt weiter nach Hue in Zentralvietnam fahren können…
Nach unseren vier Wochen in China wollen wir auch mal Resümee ziehen über die Kuriositäten bzw. alles, was dort offensichtlich anders als zuhause war. Daher hier unsere Top Ten-Liste der schrägsten und erwähnenswertesten Dinge, über die wir in China so gestolpert sind…
Elektroroller fahren immer und überall. Auf Fußwegen bahnen sie sich laut und andauernd hupend den Weg zwischen den Fußgängern hindurch. An Überwegen fahren sie quer durch die Menge über den Zebrastreifen und rote Ampeln werden grundsätzlich nicht nur ignoriert, sondern man muss als Fußgänger auch noch aufpassen, dass man nicht von ihnen überfahren wird, selbst wenn man grün hat.
Die Polizei ist hier überall präsent. Auf öffentlichen Plätzen haben sie kleine mobile Kabuffs, aus denen in Deutschland Currywurst verkauft würde. Manchmal haben sie auch nur eine Art Telefonzelle. Vor Tunneleingängen haben sie wie ein kleines Bademeisterhäuschen auf Stelzen. Sogar eine Art Käseglocke wie auf dem Dresdner Postplatz haben wir gesehen. Auch fahrzeugtechnisch sind sie gut ausgestattet; man sieht nicht nur alles vom Motorrad über’s Golfmobil bis zum Jeep, an Bahnhöfen fahren sogar noch kleine Segways mit Polizeilogo, und auf dem Wasser sind die Ordnungshüter natürlich mit kleinen Booten unterwegs.
Die Polizei stört sich auch nie an den Elektrorollern.
Manchmal wirkten die Chinesen auf uns wie ein Volk verwöhnter kleiner Kinder. Jeder macht ständig überall das, wonach ihm gerade ist, ohne die geringste Rücksichtnahme auf Mitmenschen. Chinesen sprechen unglaublich laut, sowohl von Angesicht zu Angesicht als auch am Telefon. Viele Menschen bringen gern ihre eigene Musik auf dem Handy oder einem kleinen Player mit, zum Beispiel für eine friedliche Wanderung in den schönen Avatar-Bergen oder ein Picknick im Park. Filme auf dem Handy werden grundsätzlich ohne Kopfhörer geguckt. Es wird geschmatzt, gespuckt (nicht ohne vorher geräuschvoll alles hochgezogen zu haben, und ich schwöre, ich habe Leute sogar im Zug spucken sehen…), Essensreste fallen gelassen, (vor)gedrängelt, ohne dass sich jemand anderes daran stört – als Ausländer zieht man an der Ladenkasse immer den Kürzeren, weil Chinesen einfach alle wild durcheinander ihre Waren auf die Theke stellen; wer da Schlange stehen will, hat verloren. Chinesen sind auch Meister im Ignorieren von Geräuschen und generell von anderen Menschen, was bei der Bevölkerungsdichte nicht nur notwendig sondern auch von kleinauf gelernt ist. Man lernt hier auf jeden Fall viel Geduld und Langmut. Gleichzeitig sind die Chinesen aber auch unglaublich gastfreundlich, großzügig und hilfsbereit; immer wieder wurden wir von Leuten mit Freundlichkeit derart überschüttet, dass wir gar nicht wussten, wie uns geschieht, und eine Bitte um Hilfe wurde uns nie verwehrt.
Chinesen lassen viel Müll fallen, aber gleichzeitig liegt verhältnismäßig wenig Müll herum. Das liegt daran, dass es unglaublich viele StraßenkehrerInnen gibt, die in orangefarbenen Warnjacken mit Schaufel und Reisigbesen unterwegs sind und die Fußwege fegen. Immer. Überall. Es gibt bestimmt genauso viele Straßenkehrer wie Polizisten…
Mehrmals ist uns aufgefallen, dass vor Firmen oder Restaurants die gesamte Belegschaft Aufstellung nimmt und ein paar Minuten lang von einem Vorgesetzten belehrt wird. Die Hosteleigner in Chengdu erklärten uns, dass dies der „Motivation“ und Einstimmung auf die kommende Schicht dient. Zur Sicherstellung der Motivation werden auch schonmal zu Beginn der Belehrung die Handys eingesammelt…
Was vielleicht nicht offensichtlich ist, uns aber hier immer wieder sehr deutlich bewusst wurde, ist die schiere Größe der Bevölkerung. Ich bekam hier zum ersten Mal ein Gefühl dafür, wie viele Menschen es tatsächlich auf der Welt gibt. Im kleinen, beschaulichen Europa kann man das ganz gut ignorieren. Aber hier lebt mit 1,4 Milliarden Menschen fast ein Fünftel der Weltbevölkerung in nur einem Land, und die meisten von ihnen drängen sich im küstennahen Osten. Ein winziger Ort auf der Landkarte hat hier trotzdem gleich ein paar Millionen Einwohner, und diese wohnen in riesigen Hochhäusern mit 30 oder 40 Etagen, und von diesen Hochhäusern gibt es in jeder Stadt Hunderte. Und all diese Menschen verbrauchen Wasser, Strom, Lebensmittel, Benzin, sie alle streben nach Wohlstand, sie alle benötigen Transportmittel. Wohin wir schauten, überall schossen neue Hochhäuser und Einkaufszentren und Metrostationen aus dem Boden; unsere Züge mussten wir immer Tage im Voraus reservieren, da sie immer ausgebucht waren; an jeder Sehenswürdigkeit herrschte Andrang. Von all dem Luxus, den wir in Deutschland haben, sind der Platz und die Ruhe vielleicht die am wenigsten gewürdigten, denn sie scheinen selbstverständlich, aber in China, wo man nie allein ist, wurde uns bewusst, welchen großen Wert Orte der Stille eigentlich haben.
Vielleicht ist es die schiere Masse an Chinesen in Verbindung mit einer ungesunden Prise Darwinismus, aber ihr Selbsterhaltungstrieb scheint zuweilen nicht besonders ausgeprägt zu sein. Vom chaotischen Straßenverkehr haben wir euch ja schon berichtet, jeder fährt laut hupend wie er will und die Fußgänger laufen einfach mittendrin. Drei Leute passen locker auf einen Elektroroller und kleine Kinder (oder Hunde) hocken noch zwischen den Beinen des Fahrers. Sicherheitsgurte im Auto oder Bus werden nicht genutzt, auch nicht für Kinder, oder sind erst gar nicht vorhanden. Und auf welche Ideen manche Leute kommen, um gute Fotomotive zu schießen! An der Verbotenen Stadt beobachteten wir mit Entsetzen einen Vater, der seinen vielleicht 3-jährigen Sohn auf die (oben abgerundete!!) Steinmauer des tiefen Wassergrabens stellte und dann losließ und zurücktrat, um Fotos von ihm zu machen… (wir konnten eigentlich nicht hinschauen, haben uns dann aber doch vergewissert, dass der Kleine nicht ins Wasser gefallen ist).
Man soll es nicht glauben, aber kaum ein Chinese spricht Englisch, oder zumindest lassen sie es sich nicht anmerken. Das hält sie nicht davon ab, Hinweisschilder und Verhaltensregeln ins skurrilste Englisch zu übersetzen, wo wir als Ausländer davor stehen und uns nur den Kopf kratzen. z.B:
six foot tall please forward (Zugstation) – wir vermuten aus dem Zusammenhang, dass es bedeutet, man soll den Bahnsteig zügig verlassen (ja, das ergibt eigentlich keinen Sinn)
Please don’t frolic (in einem Park mit Teich)
Please don’t force foreigners to take pictures with you (Nationalpark) – das hätte nun wieder auf Chinesisch ausgereicht…
Pullover mit der Aufschrift „Acne“ sind sehr populär…
Stets faszinierend sind ja die alltäglichen Dinge – generell waren Toiletten in China oft für eine Überraschung gut… Die meisten WCs sind zum Hinhocken über dem Boden. Positiv anzumerken ist, dass es nie weit bis zur nächsten öffentlichen Toilette war, die übrigens auch immer kostenlos sind. Immer wieder passierte es uns allerdings, dass Leute (zumindest die Damen, zu den Herren können wir da nichts sagen) schlicht und ergreifend die Tür nicht verriegeln. Nicht nur das, sie schließen sie nicht einmal, sondern hocken da einfach seelenruhig bei geöffneter Tür, als wäre es das normalste auf der Welt… In Peking waren wir auf einer großen öffentlichen Toilette am Platz des Himmlischen Friedens, in der die (Metall-)Kabinen nur brusthoch waren, sodass man nur beim Hinhocken dahinter verschwand (prinzipiell hätte natürlich jeder über die Wand hineinschauen können); erinnerte rein optisch etwas an einen Kuhstall… Und immer wieder stießen wir auch auf Toiletten, die gleich gar keine Türen an den hüfthohen Kabinen hatten…
Chinesische WC-Kultur in einem Bild zusammengefasst
Wie schon in Russland und der Mongolei wird übrigens auch hier das Toilettenpapier nicht ins WC, sondern in einen kleinen Eimer daneben geworfen, weil das Papier die Rohre verstopfen würde. Neben jedem WC steht ein Eimerchen bereit – interessanterweise gibt es aber zumindest in den öffentlichen Toiletten nur selten Papier; selbst in manchen Hostels ist es keine Selbstverständlichkeit (in einem Hostel wurde uns, als wir danach fragten, tatsächlich welches zum Kauf angeboten!). Nicht mal Papierspender sind vorgesehen. Trotzdem sind die Eimer selten leer. Chinesen haben anscheinend immer und überall Toilettenpapier dabei. Wir jetzt auch. Es sind die kleinen Dinge, die das Leben angenehm machen.
In diesem Zusammenhang können wir auch gleich noch berichten, dass sich in den Hostels/Hotels die Duschen oft zusammen mit Toilette und Waschbecken in einem kleinen gekachelten Raum befinden, wobei es da keine separate Duschkabine, nicht mal einen Vorhang gibt – irgendwo an einer Wand ist die Duscharmatur angebracht, sodass man beim Duschen zwangsläufig alles im Bad unter Wasser setzt. Der Abfluss befindet sich im Fußboden, bzw. wenn das WC zum Hinhocken ist, fungiert dieses auch gleich als Duschabfluss. Nachteil: Man sollte beim Duschen aufpassen, wo man hintritt. Vorteil: das WC wird bei jeder Dusche gleich mit gereinigt…
Last but not least ist unser absoluter Favorit die Beinbekleidung der kleinen Kinder hier. Chinas Unter-Dreijährige gehen anscheinend überwiegend windelfrei. Wenn sie mal müssen, werden sie einfach irgendwo hin gehalten (und wenn es über den nächstbesten Mülleimer ist), und damit das schnell geht und kein Malheur passiert, sind die Hosen einfach an der Naht im Schritt komplett aufgetrennt. Ob die Hosen dabei tatsächlich so verkauft werden oder ob die Eltern selbst Hand anlegen, haben wir nicht herausgefunden, aber wir haben unzählige Knirpse mit scheinbar kaputten Hosen gesehen, aus denen hinten ein kleiner Vollmond leuchtet. Besonders lustig sah es aus, wenn sie auf den Schultern der Eltern saßen… 😉
Dreißig Tage China-Visum sind nun abgelaufen. Einen Monat waren wir im Reich der Mitte unterwegs, und was soll ich sagen, es ist auch erstmal gut.
Von Guilin aus fuhren wir noch einmal zweieinhalb Stunden in einem schicken Schnellzug durch die grünen Berge (bei schönstem Sonnenschein, der blanke Hohn) nach Nanning, was die letzte große Stadt vor der Grenze zu Vietnam ist. Wie immer nach einigem Suchen fanden wir die Bushaltestelle nach der Beschreibung des Hostels und auch das Hostel selbst. Die Gegend war nicht die allerschönste; die Straße war von schäbigen Läden gesäumt, in welchen Berufsbekleidung, Schilder und Farben verkauft wurden. In den Seitenstraßen gab es viele Fleischereien, die Geflügel in kleinen Käfigen direkt vor dem Laden hielen, es stank nach Exkrementen und die Leute beäugten uns misstrauisch. Wir fühlten uns nicht so richtig wohl, aber es war ja nur für zwei Nächte und im (zum Glück klimatisierten) Zimmer des Hostels roch man nichts von draußen. Dafür gab es dort eine Waschmaschine (Luxus!) und das sehr gut Englisch sprechende Personal konnte uns gut zum Grenzübertritt beraten.
Wir machten uns gleich am Nachmittag nochmal auf, Bustickets nach Hanoi zu kaufen, denn wir hatten erfahren, dass das nur persönlich gegen Vorlage des Reisepasses geht. Leider stiegen wir in den falschen Bus und verliefen uns erstmal gründlich, was bei 33 Grad im Schatten echt keinen Spaß macht, zumal in der Gegend, wo wir herauskamen, nichts als Mopedgeschäfte lagen und alles im Staub und Lärm einer riesigen Baustelle unterging. Irgendwie fanden wir dann doch nach einer halben Stunde Suchen das „International Tourism Distribution Center“. Die Hostelleute hatten uns einen Zettel auf Chinesisch mit unserem Fahrtwunsch geschrieben, und wir bekamen problemlos die Tickets, die wir wollten. Für unsere Pässe hat sich niemand interessiert.
Nachdem dieser wichtigste Punkt schonmal abgehakt war, fuhren wir zurück ins Hostel – diesmal mit dem richtigen Bus, duschten und ruhten uns erstmal aus; wir waren völlig platt von der unsagbaren Hitze. Nach Einbruch der Dunkelheit trauten wir uns noch einmal hinaus um Abendbrot zu suchen. Die im Hostel empfohlene Essensmeile entpuppte sich als die zwielichtige Geflügelstraße, die jetzt im Dunkeln noch weniger einladend wirkte (oder wir haben uns einfach wieder verlaufen; die Richtungsangaben im Hostel waren nicht so genau). Wir machten kehrt und liefen einen Nachtmarkt entlang; es war gegen 19:00 Uhr und viele Händler fingen gerade erst an, ihre Stände in der schmalen Straße aufzubauen. Nur leider war nichts zu essen dabei, nur Kleidung, Handtaschen und Schnickschnack. Irgendwann fanden wir mal ein Restaurant mit Bildern. Kathrin bestellte eine Nudelsuppe mit Fleisch und ich einen Teller Nudeln mit Kräutern. Wie so oft in China bezahlte man gleich am Eingang beim Bestellen und ging dann mit dem Bon zur Essensausgabe. Die freundliche Dame bedeutete uns, schonmal Platz zu nehmen. Sie rief immer die Nummern auf, wenn das jeweilige Essen fertig war; wir hatten uns, da wir das nicht wussten, natürlich die Nummer nicht gemerkt, aber als Ausländer fielen wir ohnehin auf und bekamen auch prompt schonmal Kathrins Essen nach kurzem Warten – eine Schüssel mit Nudeln, und dazu noch ein Schälchen mit etwas, das wie Kohlrabi-Sticks aussah, aber die Konsistenz von Gelee hatte und mit Chilis unglaublich scharf gewürzt war. Was nicht kam, war mein Essen. Nach längerem Warten ging ich nochmal zur Theke, zeigte auf der Speisekarte das Bild von den Nudeln, die ich dachte, bestellt zu haben, und die Kellnerin schaute mich etwas ratlos an. Sie rief dann über Walkie Talkie ihren Kollegen von der Kasse zu Rate, sie diskutierten eine Weile und dann brachte sie mir ein Schälchen an den Tisch, das genau denselben Inhalt hatte, wie Kathrins Beilage, minus die Chilis. Allmählich wurde uns klar, dass es das war, was ich bestellt hatte, nur dass es hier dicke Stücke waren wohingegen das Bild lange weiße Fäden zeigte, die wie Nudeln aussahen. Der Kassierer kam dann mit seinem Handy samt Übersetzungs-App dazu, und so konnte ich ihnen klar machen, dass ich Nudeln ohne Fleisch und nicht scharf wollte. Daraufhin schauten sie erst sich und dann mich etwas bedröppelt an, Nudeln ohne Fleisch waren hier wohl schlicht und ergreifend nicht vorgesehen… Im Endeffekt aß Kathrin ihre Portion auf und wir suchten dann für mich noch ein anderes Restaurant, wo ich dann tatsächlich Nudeln mit Kräutern in einer harmlos aussehenden Erdnusssauce bekam, die aber auch wieder zum Feuerspucken war. Naja.
Donnerstag war dann unser letzter voller Tag in China. Es war schon morgens drückend warm (unsere gewaschene Wäsche war größtenteils schon am Vorabend innerhalb weniger Stunden getrocknet) und Nanning wartete auch nicht gerade mit Sehenswürdigkeiten von Weltrang auf, daher folgten wir der Empfehlung aus dem Hostel und fuhren mit dem Stadtbus für 25 Cent pro Nase zu einem Park am Stadtrand. Unser Frühstück kauften wir wie immer in einem der zahlreichen Dumplingläden; wir fanden einen, der „neuartige“ Kreationen anbot – gefüllt mit geschmolzenem braunen Zucker, gehackten Nüssen und kandierter Nashibirne – mit die besten Dumplings, die wir in ganz China gegessen haben.
Der Qing Xiu Shan-Park stellte sich als eine super Entscheidung heraus, denn er ist nicht nur ganz neu angelegt und wunderschön sondern war auch sehr ruhig. Wir verbrachten mehrere Stunden damit, durch die teilweise noch gar nicht fertig gestalteten Parklandschaften zu spazieren, in denen Orchideen, Strelizien, Porzellanblumen und andere tropische Gewächse üppig blühten. Auf einer Bank setzte sich ein alter Mann zu uns und versuchte, sich mit uns zu unterhalten. Es war fast nicht möglich, aber wir kramten Zettel und Stift heraus, und ich erkannte zumindest einige der Schriftzeichen, die er aufschrieb. So konnten wir ihm immerhin erzählen, dass wir aus Deutschland kommen, keine Studentinnen mehr sind, und was wir uns in China alles angeschaut haben, aber zu mehr reichte es leider wieder einmal nicht. Wir haben ihm ein paar Pandafotos auf dem Handy gezeigt und uns trotzdem alle drei gut amüsiert.
Ein Vorhang aus roten Luftwurzeln
Der erste Schmetterling, der mal für ein Foto still hielt, und das genau auf meinem großen Zeh 😀
Blütenpracht
Es gab auch mehrere kleine Seen und künstliche Wasserfälle im Park, dazu noch im Bau befindliche Gewächshäuser, einen Aussichtspunkt und kleine Pavillons mit Bänken, wo wir uns am Nachmittag mal in den Schatten setzten und den Seeblick genossen, während kein einziger Mensch unsere Ruhe störte. Was für ein seltenes Gut in China. Es hatte wirklich etwas paradiesisches.
Nanning hinter rotem Blütenmeer
Zwei ganz Hübsche 😉
Ein echter Monet – nicht nur gemalt 😉
Abends packten wir unsere Sachen und gingen zeitig zu Bett, denn am nächsten Morgen mussten wir schon gegen 6:30 los. Diesmal fuhren wir mit dem richtigen Bus und hatten Zeit, noch einmal Dumplings zum Frühstück zu kaufen – leider nicht die ganz leckeren vom Vortag, da der Laden so zeitig noch nicht geöffnet war, aber trotzdem gute mit Rote-Bohnen- bzw. mit Gemüsefüllung.
Ziemlich pünktlich kurz vor acht rollte der Bus vom Parkplatz. Es handelte sich um einen großen, modernen Reisebus, der nicht nur klimatisiert war, sondern es wurden auch noch kleine Fresspakete und Wasserflaschen ausgeteilt. Der Bus war halbvoll und wir waren wie immer die einzigen westlichen Ausländer. Der Großteil der Passagiere schienen Vietnamesen zu sein.
Wir hatten zunächst geplant, mit dem Zug nach Hanoi zu fahren, aber das wäre teurer gewesen und der Grenzübertritt hätte mitten in der Nacht stattgefunden. So sahen wir auch gleich noch etwas von der üppig grünen Landschaft.
Kurz vor der chinesischen Grenze hielt der Bus bei einer Art Reiseagentur und wir mussten alle samt unserem Gepäck aussteigen. Man hatte uns vorher schon gesagt, dass der Bus nicht über die Grenze fahren dürfte. Wir zeigten unsere Tickets einer Dame mit spitzem Reisstrohhut, die uns blaue Schlüsselbänder mit einer Karte daran zum Umhängen gab. Ein Teil der Passagiere stieg mitsamt Gepäck in Golfcarts, aber uns bedeutete man zu warten. Wir setzten uns in das Büro der Reiseagentur, wo es immerhin einen Ventilator gab und wo noch einige andere Fahrgäste aus unserer Gruppe saßen, die auch alle blaue Bänder trugen. Wir vermuteten, dass vielleicht nicht alle Leute von hier aus nach Hanoi fahren. Es kam noch ein weiterer Reisebus an, wo sich das gleiche abspielte, und nach einer Weile hielt dort, wo unser Bus gestanden hatte, ein vietnamesischer Bus. Alle noch verbliebenen Passagiere aus unserer Gruppe stiegen dort ein, also dackelten wir hinterher. Im Bus wurden die blauen Bänder eingesammelt und gegen grüne eingetauscht. Nach dreiminütiger Fahrt mussten wir alle mit unserem Gepäck wieder aussteigen und uns in eine Halle begeben; wir hatten die chinesische Grenze erreicht. Jetzt hielten wir doch beide etwas die Luft an, denn nun würde sich zeigen, ob wir die dreißig Tage Visumsgültigkeit richtig kalkuliert hatten oder schon illegal im Land waren… Aber alles ging gut (wir hatten ja auch gefühlte zwanzig mal nachgezählt), wir erhielten unsere Ausreisesstempel, unser Gepäck wurde gescannt, und am anderen Ende der Halle kletterten wir wieder in den Bus. Und das war’s mit China…
Was kann mal als Fazit ziehen nach diesen vier Wochen?
Es war oft nicht einfach, in diesem Land zu reisen. Zuweilen waren wir schlicht und ergreifend frustriert ob der vielen Hindernisse, die einem als Individualreisenden hier in den Weg gelegt werden. Von der himmelschreienden Englisch-Inkompetenz der allermeisten Chinesen und der Blockierung bestimmter Webseiten (man erkennt den Wert von Google und GoogleMaps erst, wenn man nicht mehr darauf zugreifen kann) über die komplizierte Fahrkartenbeschaffung und die Tatsache, dass alles, aber auch alles Geld kostet, selbst wenn man nur mal in einen Park gehen will, bis hin zur ständigen Sorge, übers Ohr gehauen zu werden, hat China es uns nicht leicht gemacht, auf eigene Faust zu reisen. Aber wir müssen auch auch sagen, dass wir immer irgendwie durchgekommen sind, nicht zuletzt, weil die Chinesen, wenn sie erst einmal verstanden, was wir brauchten, immer unglaublich freundlich und hilfsbereit waren. Oft half auch schon eine Übersetzungs-App auf dem Handy. Manche teure Sehenswürdigkeiten haben wir uns eben verkniffen, und hier und da hatten wir auch Glück mit einem kostenlosen Park oder Tempel – oft war es dort ohnehin schöner als da, wo die Touristenmassen hinrennen. Übers Ohr gehauen worden sind wir auch nicht wirklich, oder wenn, dann war es so gering, dass wir es nicht gemerkt haben. Aufgrund der Anstrengungen bin ich erstmal froh, China zu verlassen. Andererseits ist es wie gesagt auf jeden Fall machbar; ich bin froh und dankbar, dass wir einen kleinen Teil dieses faszinierenden Landes erleben durften, und es gibt noch so unglaublich viel zu sehen hier.
Daher: zàijiàn/auf Wiedersehen China; vielleicht sehen wir uns irgendwann mal wieder! 🙂
Wir setzten unsere Fahrt mit dem vietnamesischen Bus fort, aber nicht lange, denn schon wenige Minuten später hieß es wieder aussteigen, Gepäck mitnehmen und ab in die nächste Halle – vietnamesische Einreisekontrolle… Der Busbegleiter sammelte alle unsere Pässe ein und dann folgten wir ihm in die Halle, wo wieder unser Gepäck gescannt wurde. Das ging relativ zügig, wir stiegen hinter der Halle wieder in den Bus ein, aber dann warteten wir bestimmt nochmal eine halbe Stunde auf unsere Pässe.
Nachdem diese dann wieder ausgeteilt wurden – kurzer Blick hinein, um festzustellen, dass wir nicht nur einen Einreisestempel, sondern die schlauen Beamten auch noch das Ablaufdatum unseres 30-Tage-Visums eingetragen hatten – ging die Fahrt endlich weiter. Dachten wir. Nach zwei Minuten hielt der Bus schon wieder und ein Grenzbeamter stieg ein und kontrollierte, ob wir auch wirklich jeder einen Einreisestempel in den Pass bekommen hatten. An dieser Stelle sei angemerkt, dass zu keinem Zeitpunkt während der Einreise irgendjemand kontrolliert hatte, ob die Pässe auch wirklich zu den Personen im Bus gehörten. Das Visum war ja in unserer Abwesenheit kontrolliert worden, und der jetzige Beamte schaute nur auf den Stempel, glich aber nicht die Fotos mit den Gesichtern ab. Alles sehr seltsam, aber wir sind ja ehrliche Menschen.
Danach war der Grenzübertritt endlich erledigt und wir fuhren mal wieder anderthalb Stunden am Stück bis zu einer Raststätte, wo es Gelegenheit zum Mittagessen gab, die wir aber nicht wahrnahmen, da wir erstens nicht hungrig waren (hatten ja unsere leckeren Dumplings und das Fresspaket aus dem Bus dabei), es zweitens nicht so super appetitlich aussah und wir drittens einfach kein Geld hatten. Wir hatten zwar in China extra ein paar Yuan mehr abgehoben um etwas umtauschen zu können, aber entgegen unseren Erwartungen hatte es nirgendwo an der Grenze Geldwechsler gegeben – nur Leute, die vietnamesische Simkarten zum Kauf anboten.
In diesem Zusammenhang sei auch gleich mal erwähnt, dass der Umrechnungskurs eine Vollkatastrophe ist. Wenn wir dachten, die Mongolei wäre schlimm mit 1:2.500 – willkommen in Vietnam, wo man für einen Euro 25.000 Dong erhält und somit schon mit etwa 40 Euro zum Millionär wird…
Einige Zeit später machten wir nochmal einen unfreiwilligen Stopp. Was das Problem war, wissen wir nicht so genau, aber von irgendwo her kam plötzlich ein Mechaniker mitten an der Landstraße und werkelte hinten unter einer Klappe im Bus herum. Nach reichlich zwanzig Minuten ging es zum Glück weiter, anscheinend hatte er reparieren können was immer kaputt gewesen war (die Klimaanlage pustete danach zumindest viel kräftiger).
Hanoi erreichten wir natürlich nicht zur angekündigten Zeit; eher so mit einer Stunde Verspätung, aber es war ja erst gegen 17:00 Uhr und noch hell. Das war aber auch das einzig beruhigende an unserer Situation. Der Busfahrer kippte uns nämlich alle samt unserem Gepäck am Rande irgendeiner vielbefahrenen Straße ab (von wegen Busbahnhof), wir hatten keine Ahnung wo wir waren oder wie wir zum Hostel kommen sollten, ohne vom erstbesten Taxifahrer schamlos abgezogen zu werden…
Eine Gruppe junger Vietnamesen aus dem Bus bemerkte unsere Hilflosigkeit und da sie ganz gut Englisch sprachen, schilderten wir ihnen unser Dilemma. Sie kannten sich aus, wussten wo wir hin mussten und wie viel ein Taxi dorthin in etwa kosten würde. Sie riefen uns dann sogar ein Uber (so eine Art Mitfahrgelegenheit-Taxi, das es jetzt in ganz vielen Ländern gibt) und handelten mit dem Fahrer auch gleich den Preis aus; dann warteten sie sogar noch bis der Fahrer kam und stellten sicher, dass alles klappte.
Ich war, während Kathrin mit den Vietnamesen auf das Uber wartete, zu einem Geldautomaten in der Nähe gelaufen, doch zum ersten Mal konnte ich mit meiner Kreditkarte nichts abheben… Da die Bankfiliale direkt neben dem Automaten lag, ging ich hinein und eine Mitarbeiterin, die unglaublich gut Englisch sprach, half mir. Wir probierten alle Optionen des Automaten durch, aber ohne Erfolg. Am Ende schrieb sie mir die Namen und Adressen von zwei internationalen Banken auf, wo es ihrer Meinung nach auf jeden Fall funktionieren sollte, aber fürs Erste waren wir blank. Fast.
Wir hatten nämlich noch während Busfahrt zwischen all den ausländischen Geldscheinen, dir ihr uns geschenkt habt, eine vietnamesische 100.000-Dong-Note entdeckt. Das entsprach zwar nur vier Euro, aber das Taxi kostete auch nur 38.000, d.h. etwa 1,50 €, und damit kamen wir zumindest erst einmal bis zu unserem Hostel, wo man uns sagte, dass wir bei der Abreise bezahlen könnten. Von wem auch immer dieser Schein kam: DANKE!!! Du hast uns gerettet!!!
Nun sind wir für ein paar Tage in Hanoi, haben noch keinen Plan und müssen uns erst einmal an Vietnam gewöhnen…