Die spinnen, die Chinesen

Nach unseren vier Wochen in China wollen wir auch mal Resümee ziehen über die Kuriositäten bzw. alles, was dort offensichtlich anders als zuhause war. Daher hier unsere Top Ten-Liste der schrägsten und erwähnenswertesten Dinge, über die wir in China so gestolpert sind…

  1. Elektroroller fahren immer und überall. Auf Fußwegen bahnen sie sich laut und andauernd hupend den Weg zwischen den Fußgängern hindurch. An Überwegen fahren sie quer durch die Menge über den Zebrastreifen und rote Ampeln werden grundsätzlich nicht nur ignoriert, sondern man muss als Fußgänger auch noch aufpassen, dass man nicht von ihnen überfahren wird, selbst wenn man grün hat.
  2. Die Polizei ist hier überall präsent. Auf öffentlichen Plätzen haben sie kleine mobile Kabuffs, aus denen in Deutschland Currywurst verkauft würde. Manchmal haben sie auch nur eine Art Telefonzelle. Vor Tunneleingängen haben sie wie ein kleines Bademeisterhäuschen auf Stelzen. Sogar eine Art Käseglocke wie auf dem Dresdner Postplatz haben wir gesehen. Auch fahrzeugtechnisch sind sie gut ausgestattet; man sieht nicht nur alles vom Motorrad über’s Golfmobil bis zum Jeep, an Bahnhöfen fahren sogar noch kleine Segways mit Polizeilogo, und auf dem Wasser sind die Ordnungshüter natürlich mit kleinen Booten unterwegs.
    Die Polizei stört sich auch nie an den Elektrorollern.
  3. Manchmal wirkten die Chinesen auf uns wie ein Volk verwöhnter kleiner Kinder. Jeder macht ständig überall das, wonach ihm gerade ist, ohne die geringste Rücksichtnahme auf Mitmenschen. Chinesen sprechen unglaublich laut, sowohl von Angesicht zu Angesicht als auch am Telefon. Viele Menschen bringen gern ihre eigene Musik auf dem Handy oder einem kleinen Player mit, zum Beispiel für eine friedliche Wanderung in den schönen Avatar-Bergen oder ein Picknick im Park. Filme auf dem Handy werden grundsätzlich ohne Kopfhörer geguckt. Es wird geschmatzt, gespuckt (nicht ohne vorher geräuschvoll alles hochgezogen zu haben, und ich schwöre, ich habe Leute sogar im Zug spucken sehen…), Essensreste fallen gelassen, (vor)gedrängelt, ohne dass sich jemand anderes daran stört – als Ausländer zieht man an der Ladenkasse immer den Kürzeren, weil Chinesen einfach alle wild durcheinander ihre Waren auf die Theke stellen; wer da Schlange stehen will, hat verloren. Chinesen sind auch Meister im Ignorieren von Geräuschen und generell von anderen Menschen, was bei der Bevölkerungsdichte nicht nur notwendig sondern auch von kleinauf gelernt ist. Man lernt hier auf jeden Fall viel Geduld und Langmut. Gleichzeitig sind die Chinesen aber auch unglaublich gastfreundlich, großzügig und hilfsbereit; immer wieder wurden wir von Leuten mit Freundlichkeit derart überschüttet, dass wir gar nicht wussten, wie uns geschieht, und eine Bitte um Hilfe wurde uns nie verwehrt.
  4. Chinesen lassen viel Müll fallen, aber gleichzeitig liegt verhältnismäßig wenig Müll herum. Das liegt daran, dass es unglaublich viele StraßenkehrerInnen gibt, die in orangefarbenen Warnjacken mit Schaufel und Reisigbesen unterwegs sind und die Fußwege fegen. Immer. Überall. Es gibt bestimmt genauso viele Straßenkehrer wie Polizisten…
  5. Mehrmals ist uns aufgefallen, dass vor Firmen oder Restaurants die gesamte Belegschaft Aufstellung nimmt und ein paar Minuten lang von einem Vorgesetzten belehrt wird. Die Hosteleigner in Chengdu erklärten uns, dass dies der „Motivation“ und Einstimmung auf die kommende Schicht dient. Zur Sicherstellung der Motivation werden auch schonmal zu Beginn der Belehrung die Handys eingesammelt…
  6. Was vielleicht nicht offensichtlich ist, uns aber hier immer wieder sehr deutlich bewusst wurde, ist die schiere Größe der Bevölkerung. Ich bekam hier zum ersten Mal ein Gefühl dafür, wie viele Menschen es tatsächlich auf der Welt gibt. Im kleinen, beschaulichen Europa kann man das ganz gut ignorieren. Aber hier lebt mit 1,4 Milliarden Menschen fast ein Fünftel der Weltbevölkerung in nur einem Land, und die meisten von ihnen drängen sich im küstennahen Osten. Ein winziger Ort auf der Landkarte hat hier trotzdem gleich ein paar Millionen Einwohner, und diese wohnen in riesigen Hochhäusern mit 30 oder 40 Etagen, und von diesen Hochhäusern gibt es in jeder Stadt Hunderte. Und all diese Menschen verbrauchen Wasser, Strom, Lebensmittel, Benzin, sie alle streben nach Wohlstand, sie alle benötigen Transportmittel. Wohin wir schauten, überall schossen neue Hochhäuser und Einkaufszentren und Metrostationen aus dem Boden; unsere Züge mussten wir immer Tage im Voraus reservieren, da sie immer ausgebucht waren; an jeder Sehenswürdigkeit herrschte Andrang. Von all dem Luxus, den wir in Deutschland haben, sind der Platz und die Ruhe vielleicht die am wenigsten gewürdigten, denn sie scheinen selbstverständlich, aber in China, wo man nie allein ist, wurde uns bewusst, welchen großen Wert Orte der Stille eigentlich haben.
  7. Vielleicht ist es die schiere Masse an Chinesen in Verbindung mit einer ungesunden Prise Darwinismus, aber ihr Selbsterhaltungstrieb scheint zuweilen nicht besonders ausgeprägt zu sein. Vom chaotischen Straßenverkehr haben wir euch ja schon berichtet, jeder fährt laut hupend wie er will und die Fußgänger laufen einfach mittendrin. Drei Leute passen locker auf einen Elektroroller und kleine Kinder (oder Hunde) hocken noch zwischen den Beinen des Fahrers. Sicherheitsgurte im Auto oder Bus werden nicht genutzt, auch nicht für Kinder, oder sind erst gar nicht vorhanden. Und auf welche Ideen manche Leute kommen, um gute Fotomotive zu schießen! An der Verbotenen Stadt beobachteten wir mit Entsetzen einen Vater, der seinen vielleicht 3-jährigen Sohn auf die (oben abgerundete!!) Steinmauer des tiefen Wassergrabens stellte und dann losließ und zurücktrat, um Fotos von ihm zu machen… (wir konnten eigentlich nicht hinschauen, haben uns dann aber doch vergewissert, dass der Kleine nicht ins Wasser gefallen ist).
  8. Man soll es nicht glauben, aber kaum ein Chinese spricht Englisch, oder zumindest lassen sie es sich nicht anmerken. Das hält sie nicht davon ab, Hinweisschilder und Verhaltensregeln ins skurrilste Englisch zu übersetzen, wo wir als Ausländer davor stehen und uns nur den Kopf kratzen. z.B:
    • six foot tall please forward (Zugstation) – wir vermuten aus dem Zusammenhang, dass es bedeutet, man soll den Bahnsteig zügig verlassen (ja, das ergibt eigentlich keinen Sinn)
    • Please don’t frolic (in einem Park mit Teich)
    • Please don’t force foreigners to take pictures with you (Nationalpark) – das hätte nun wieder auf Chinesisch ausgereicht…
    • Pullover mit der Aufschrift „Acne“ sind sehr populär…
  9. Stets faszinierend sind ja die alltäglichen Dinge – generell waren Toiletten in China oft für eine Überraschung gut… Die meisten WCs sind zum Hinhocken über dem Boden. Positiv anzumerken ist, dass es nie weit bis zur nächsten öffentlichen Toilette war, die übrigens auch immer kostenlos sind. Immer wieder passierte es uns allerdings, dass Leute (zumindest die Damen, zu den Herren können wir da nichts sagen) schlicht und ergreifend die Tür nicht verriegeln. Nicht nur das, sie schließen sie nicht einmal, sondern hocken da einfach seelenruhig bei geöffneter Tür, als wäre es das normalste auf der Welt… In Peking waren wir auf einer großen öffentlichen Toilette am Platz des Himmlischen Friedens, in der die (Metall-)Kabinen nur brusthoch waren, sodass man nur beim Hinhocken dahinter verschwand (prinzipiell hätte natürlich jeder über die Wand hineinschauen können); erinnerte rein optisch etwas an einen Kuhstall… Und immer wieder stießen wir auch auf Toiletten, die gleich gar keine Türen an den hüfthohen Kabinen hatten…
    Chinesische WC-Kultur in einem Bild zusammengefasst

    Chinesische WC-Kultur in einem Bild zusammengefasst

    Wie schon in Russland und der Mongolei wird übrigens auch hier das Toilettenpapier nicht ins WC, sondern in einen kleinen Eimer daneben geworfen, weil das Papier die Rohre verstopfen würde. Neben jedem WC steht ein Eimerchen bereit – interessanterweise gibt es aber zumindest in den öffentlichen Toiletten nur selten Papier; selbst in manchen Hostels ist es keine Selbstverständlichkeit (in einem Hostel wurde uns, als wir danach fragten, tatsächlich welches zum Kauf angeboten!). Nicht mal Papierspender sind vorgesehen. Trotzdem sind die Eimer selten leer. Chinesen haben anscheinend immer und überall Toilettenpapier dabei. Wir jetzt auch. Es sind die kleinen Dinge, die das Leben angenehm machen.

    In diesem Zusammenhang können wir auch gleich noch berichten, dass sich in den Hostels/Hotels die Duschen oft zusammen mit Toilette und Waschbecken in einem kleinen gekachelten Raum befinden, wobei es da keine separate Duschkabine, nicht mal einen Vorhang gibt – irgendwo an einer Wand ist die Duscharmatur angebracht, sodass man beim Duschen zwangsläufig alles im Bad unter Wasser setzt. Der Abfluss befindet sich im Fußboden, bzw. wenn das WC zum Hinhocken ist, fungiert dieses auch gleich als Duschabfluss. Nachteil: Man sollte beim Duschen aufpassen, wo man hintritt. Vorteil: das WC wird bei jeder Dusche gleich mit gereinigt…

  10. Last but not least ist unser absoluter Favorit die Beinbekleidung der kleinen Kinder hier. Chinas Unter-Dreijährige gehen anscheinend überwiegend windelfrei. Wenn sie mal müssen, werden sie einfach irgendwo hin gehalten (und wenn es über den nächstbesten Mülleimer ist), und damit das schnell geht und kein Malheur passiert, sind die Hosen einfach an der Naht im Schritt komplett aufgetrennt. Ob die Hosen dabei tatsächlich so verkauft werden oder ob die Eltern selbst Hand anlegen, haben wir nicht herausgefunden, aber wir haben unzählige Knirpse mit scheinbar kaputten Hosen gesehen, aus denen hinten ein kleiner Vollmond leuchtet. Besonders lustig sah es aus, wenn sie auf den Schultern der Eltern saßen… 😉

Zaijian, China!

31. Oktober 2016 (Happy Halloween!), Hanoi

Dreißig Tage China-Visum sind nun abgelaufen. Einen Monat waren wir im Reich der Mitte unterwegs, und was soll ich sagen, es ist auch erstmal gut.

Von Guilin aus fuhren wir noch einmal zweieinhalb Stunden in einem schicken Schnellzug durch die grünen Berge (bei schönstem Sonnenschein, der blanke Hohn) nach Nanning, was die letzte große Stadt vor der Grenze zu Vietnam ist. Wie immer nach einigem Suchen fanden wir die Bushaltestelle nach der Beschreibung des Hostels und auch das Hostel selbst. Die Gegend war nicht die allerschönste; die Straße war von schäbigen Läden gesäumt, in welchen Berufsbekleidung, Schilder und Farben verkauft wurden. In den Seitenstraßen gab es viele Fleischereien, die Geflügel in kleinen Käfigen direkt vor dem Laden hielen, es stank nach Exkrementen und die Leute beäugten uns misstrauisch. Wir fühlten uns nicht so richtig wohl, aber es war ja nur für zwei Nächte und im (zum Glück klimatisierten) Zimmer des Hostels roch man nichts von draußen. Dafür gab es dort eine Waschmaschine (Luxus!) und das sehr gut Englisch sprechende Personal konnte uns gut zum Grenzübertritt beraten.

Wir machten uns gleich am Nachmittag nochmal auf, Bustickets nach Hanoi zu kaufen, denn wir hatten erfahren, dass das nur persönlich gegen Vorlage des Reisepasses geht. Leider stiegen wir in den falschen Bus und verliefen uns erstmal gründlich, was bei 33 Grad im Schatten echt keinen Spaß macht, zumal in der Gegend, wo wir herauskamen, nichts als Mopedgeschäfte lagen und alles im Staub und Lärm einer riesigen Baustelle unterging. Irgendwie fanden wir dann doch nach einer halben Stunde Suchen das „International Tourism Distribution Center“. Die Hostelleute hatten uns einen Zettel auf Chinesisch mit unserem Fahrtwunsch geschrieben, und wir bekamen problemlos die Tickets, die wir wollten. Für unsere Pässe hat sich niemand interessiert.

Nachdem dieser wichtigste Punkt schonmal abgehakt war, fuhren wir zurück ins Hostel – diesmal mit dem richtigen Bus, duschten und ruhten uns erstmal aus; wir waren völlig platt von der unsagbaren Hitze. Nach Einbruch der Dunkelheit trauten wir uns noch einmal hinaus um Abendbrot zu suchen. Die im Hostel empfohlene Essensmeile entpuppte sich als die zwielichtige Geflügelstraße, die jetzt im Dunkeln noch weniger einladend wirkte (oder wir haben uns einfach wieder verlaufen; die Richtungsangaben im Hostel waren nicht so genau). Wir machten kehrt und liefen einen Nachtmarkt entlang; es war gegen 19:00 Uhr und viele Händler fingen gerade erst an, ihre Stände in der schmalen Straße aufzubauen. Nur leider war nichts zu essen dabei, nur Kleidung, Handtaschen und Schnickschnack. Irgendwann fanden wir mal ein Restaurant mit Bildern. Kathrin bestellte eine Nudelsuppe mit Fleisch und ich einen Teller Nudeln mit Kräutern. Wie so oft in China bezahlte man gleich am Eingang beim Bestellen und ging dann mit dem Bon zur Essensausgabe. Die freundliche Dame bedeutete uns, schonmal Platz zu nehmen. Sie rief immer die Nummern auf, wenn das jeweilige Essen fertig war; wir hatten uns, da wir das nicht wussten, natürlich die Nummer nicht gemerkt, aber als Ausländer fielen wir ohnehin auf und bekamen auch prompt schonmal Kathrins Essen nach kurzem Warten – eine Schüssel mit Nudeln, und dazu noch ein Schälchen mit etwas, das wie Kohlrabi-Sticks aussah, aber die Konsistenz von Gelee hatte und mit Chilis unglaublich scharf gewürzt war. Was nicht kam, war mein Essen. Nach längerem Warten ging ich nochmal zur Theke, zeigte auf der Speisekarte das Bild von den Nudeln, die ich dachte, bestellt zu haben, und die Kellnerin schaute mich etwas ratlos an. Sie rief dann über Walkie Talkie ihren Kollegen von der Kasse zu Rate, sie diskutierten eine Weile und dann brachte sie mir ein Schälchen an den Tisch, das genau denselben Inhalt hatte, wie Kathrins Beilage, minus die Chilis. Allmählich wurde uns klar, dass es das war, was ich bestellt hatte, nur dass es hier dicke Stücke waren wohingegen das Bild lange weiße Fäden zeigte, die wie Nudeln aussahen. Der Kassierer kam dann mit seinem Handy samt Übersetzungs-App dazu, und so konnte ich ihnen klar machen, dass ich Nudeln ohne Fleisch und nicht scharf wollte. Daraufhin schauten sie erst sich und dann mich etwas bedröppelt an, Nudeln ohne Fleisch waren hier wohl schlicht und ergreifend nicht vorgesehen… Im Endeffekt aß Kathrin ihre Portion auf und wir suchten dann für mich noch ein anderes Restaurant, wo ich dann tatsächlich Nudeln mit Kräutern in einer harmlos aussehenden Erdnusssauce bekam, die aber auch wieder zum Feuerspucken war. Naja.

Donnerstag war dann unser letzter voller Tag in China. Es war schon morgens drückend warm (unsere gewaschene Wäsche war größtenteils schon am Vorabend innerhalb weniger Stunden getrocknet) und Nanning wartete auch nicht gerade mit Sehenswürdigkeiten von Weltrang auf, daher folgten wir der Empfehlung aus dem Hostel und fuhren mit dem Stadtbus für 25 Cent pro Nase zu einem Park am Stadtrand. Unser Frühstück kauften wir wie immer in einem der zahlreichen Dumplingläden; wir fanden einen, der „neuartige“ Kreationen anbot – gefüllt mit geschmolzenem braunen Zucker, gehackten Nüssen und kandierter Nashibirne – mit die besten Dumplings, die wir in ganz China gegessen haben.

Der Qing Xiu Shan-Park stellte sich als eine super Entscheidung heraus, denn er ist nicht nur ganz neu angelegt und wunderschön sondern war auch sehr ruhig. Wir verbrachten mehrere Stunden damit, durch die teilweise noch gar nicht fertig gestalteten Parklandschaften zu spazieren, in denen Orchideen, Strelizien, Porzellanblumen und andere tropische Gewächse üppig blühten. Auf einer Bank setzte sich ein alter Mann zu uns und versuchte, sich mit uns zu unterhalten. Es war fast nicht möglich, aber wir kramten Zettel und Stift heraus, und ich erkannte zumindest einige der Schriftzeichen, die er aufschrieb. So konnten wir ihm immerhin erzählen, dass wir aus Deutschland kommen, keine Studentinnen mehr sind, und was wir uns in China alles angeschaut haben, aber zu mehr reichte es leider wieder einmal nicht. Wir haben ihm ein paar Pandafotos auf dem Handy gezeigt und uns trotzdem alle drei gut amüsiert.

Ein Vorhang aus roten Luftwurzeln

Ein Vorhang aus roten Luftwurzeln

Der erste Schmetterling, der mal für ein Foto still hielt, und das genau auf meinem großen Zeh :-D

Der erste Schmetterling, der mal für ein Foto still hielt, und das genau auf meinem großen Zeh 😀

Blütenpracht

Blütenpracht

Es gab auch mehrere kleine Seen und künstliche Wasserfälle im Park, dazu noch im Bau befindliche Gewächshäuser, einen Aussichtspunkt und kleine Pavillons mit Bänken, wo wir uns am Nachmittag mal in den Schatten setzten und den Seeblick genossen, während kein einziger Mensch unsere Ruhe störte. Was für ein seltenes Gut in China. Es hatte wirklich etwas paradiesisches.

Nanning hinter rotem Blütenmeer

Nanning hinter rotem Blütenmeer

Zwei ganz Hübsche ;-)

Zwei ganz Hübsche 😉

Ein echter Monet - nicht nur gemalt ;-)

Ein echter Monet – nicht nur gemalt 😉

Abends packten wir unsere Sachen und gingen zeitig zu Bett, denn am nächsten Morgen mussten wir schon gegen 6:30 los. Diesmal fuhren wir mit dem richtigen Bus und hatten Zeit, noch einmal Dumplings zum Frühstück zu kaufen – leider nicht die ganz leckeren vom Vortag, da der Laden so zeitig noch nicht geöffnet war, aber trotzdem gute mit Rote-Bohnen- bzw. mit Gemüsefüllung.

Ziemlich pünktlich kurz vor acht rollte der Bus vom Parkplatz. Es handelte sich um einen großen, modernen Reisebus, der nicht nur klimatisiert war, sondern es wurden auch noch kleine Fresspakete und Wasserflaschen ausgeteilt. Der Bus war halbvoll und wir waren wie immer die einzigen westlichen Ausländer. Der Großteil der Passagiere schienen Vietnamesen zu sein.

Wir hatten zunächst geplant, mit dem Zug nach Hanoi zu fahren, aber das wäre teurer gewesen und der Grenzübertritt hätte mitten in der Nacht stattgefunden. So sahen wir auch gleich noch etwas von der üppig grünen Landschaft.

Kurz vor der chinesischen Grenze hielt der Bus bei einer Art Reiseagentur und wir mussten alle samt unserem Gepäck aussteigen. Man hatte uns vorher schon gesagt, dass der Bus nicht über die Grenze fahren dürfte. Wir zeigten unsere Tickets einer Dame mit spitzem Reisstrohhut, die uns blaue Schlüsselbänder mit einer Karte daran zum Umhängen gab. Ein Teil der Passagiere stieg mitsamt Gepäck in Golfcarts, aber uns bedeutete man zu warten. Wir setzten uns in das Büro der Reiseagentur, wo es immerhin einen Ventilator gab und wo noch einige andere Fahrgäste aus unserer Gruppe saßen, die auch alle blaue Bänder trugen. Wir vermuteten, dass vielleicht nicht alle Leute von hier aus nach Hanoi fahren. Es kam noch ein weiterer Reisebus an, wo sich das gleiche abspielte, und nach einer Weile hielt dort, wo unser Bus gestanden hatte, ein vietnamesischer Bus. Alle noch verbliebenen Passagiere aus unserer Gruppe stiegen dort ein, also dackelten wir hinterher. Im Bus wurden die blauen Bänder eingesammelt und gegen grüne eingetauscht. Nach dreiminütiger Fahrt mussten wir alle mit unserem Gepäck wieder aussteigen und uns in eine Halle begeben; wir hatten die chinesische Grenze erreicht. Jetzt hielten wir doch beide etwas die Luft an, denn nun würde sich zeigen, ob wir die dreißig Tage Visumsgültigkeit richtig kalkuliert hatten oder schon illegal im Land waren… Aber alles ging gut (wir hatten ja auch gefühlte zwanzig mal nachgezählt), wir erhielten unsere Ausreisesstempel, unser Gepäck wurde gescannt, und am anderen Ende der Halle kletterten wir wieder in den Bus. Und das war’s mit China…

Was kann mal als Fazit ziehen nach diesen vier Wochen?

Es war oft nicht einfach, in diesem Land zu reisen. Zuweilen waren wir schlicht und ergreifend frustriert ob der vielen Hindernisse, die einem als Individualreisenden hier in den Weg gelegt werden. Von der himmelschreienden Englisch-Inkompetenz der allermeisten Chinesen und der Blockierung bestimmter Webseiten (man erkennt den Wert von Google und GoogleMaps erst, wenn man nicht mehr darauf zugreifen kann) über die komplizierte Fahrkartenbeschaffung und die Tatsache, dass alles, aber auch alles Geld kostet, selbst wenn man nur mal in einen Park gehen will, bis hin zur ständigen Sorge, übers Ohr gehauen zu werden, hat China es uns nicht leicht gemacht, auf eigene Faust zu reisen. Aber wir müssen auch auch sagen, dass wir immer irgendwie durchgekommen sind, nicht zuletzt, weil die Chinesen, wenn sie erst einmal verstanden, was wir brauchten, immer unglaublich freundlich und hilfsbereit waren. Oft half auch schon eine Übersetzungs-App auf dem Handy. Manche teure Sehenswürdigkeiten haben wir uns eben verkniffen, und hier und da hatten wir auch Glück mit einem kostenlosen Park oder Tempel – oft war es dort ohnehin schöner als da, wo die Touristenmassen hinrennen. Übers Ohr gehauen worden sind wir auch nicht wirklich, oder wenn, dann war es so gering, dass wir es nicht gemerkt haben. Aufgrund der Anstrengungen bin ich erstmal froh, China zu verlassen. Andererseits ist es wie gesagt auf jeden Fall machbar; ich bin froh und dankbar, dass wir einen kleinen Teil dieses faszinierenden Landes erleben durften, und es gibt noch so unglaublich viel zu sehen hier.

Daher: zàijiàn/auf Wiedersehen China; vielleicht sehen wir uns irgendwann mal wieder! 🙂

Wir setzten unsere Fahrt mit dem vietnamesischen Bus fort, aber nicht lange, denn schon wenige Minuten später hieß es wieder aussteigen, Gepäck mitnehmen und ab in die nächste Halle – vietnamesische Einreisekontrolle… Der Busbegleiter sammelte alle unsere Pässe ein und dann folgten wir ihm in die Halle, wo wieder unser Gepäck gescannt wurde. Das ging relativ zügig, wir stiegen hinter der Halle wieder in den Bus ein, aber dann warteten wir bestimmt nochmal eine halbe Stunde auf unsere Pässe.

Nachdem diese dann wieder ausgeteilt wurden – kurzer Blick hinein, um festzustellen, dass wir nicht nur einen Einreisestempel, sondern die schlauen Beamten auch noch das Ablaufdatum unseres 30-Tage-Visums eingetragen hatten – ging die Fahrt endlich weiter. Dachten wir. Nach zwei Minuten hielt der Bus schon wieder und ein Grenzbeamter stieg ein und kontrollierte, ob wir auch wirklich jeder einen Einreisestempel in den Pass bekommen hatten. An dieser Stelle sei angemerkt, dass zu keinem Zeitpunkt während der Einreise irgendjemand kontrolliert hatte, ob die Pässe auch wirklich zu den Personen im Bus gehörten. Das Visum war ja in unserer Abwesenheit kontrolliert worden, und der jetzige Beamte schaute nur auf den Stempel, glich aber nicht die Fotos mit den Gesichtern ab. Alles sehr seltsam, aber wir sind ja ehrliche Menschen.

Danach war der Grenzübertritt endlich erledigt und wir fuhren mal wieder anderthalb Stunden am Stück bis zu einer Raststätte, wo es Gelegenheit zum Mittagessen gab, die wir aber nicht wahrnahmen, da wir erstens nicht hungrig waren (hatten ja unsere leckeren Dumplings und das Fresspaket aus dem Bus dabei), es zweitens nicht so super appetitlich aussah und wir drittens einfach kein Geld hatten. Wir hatten zwar in China extra ein paar Yuan mehr abgehoben um etwas umtauschen zu können, aber entgegen unseren Erwartungen hatte es nirgendwo an der Grenze Geldwechsler gegeben – nur Leute, die vietnamesische Simkarten zum Kauf anboten.

In diesem Zusammenhang sei auch gleich mal erwähnt, dass der Umrechnungskurs eine Vollkatastrophe ist. Wenn wir dachten, die Mongolei wäre schlimm mit 1:2.500 – willkommen in Vietnam, wo man für einen Euro 25.000 Dong erhält und somit schon mit etwa 40 Euro zum Millionär wird…

Einige Zeit später machten wir nochmal einen unfreiwilligen Stopp. Was das Problem war, wissen wir nicht so genau, aber von irgendwo her kam plötzlich ein Mechaniker mitten an der Landstraße und werkelte hinten unter einer Klappe im Bus herum. Nach reichlich zwanzig Minuten ging es zum Glück weiter, anscheinend hatte er reparieren können was immer kaputt gewesen war (die Klimaanlage pustete danach zumindest viel kräftiger).

Hanoi erreichten wir natürlich nicht zur angekündigten Zeit; eher so mit einer Stunde Verspätung, aber es war ja erst gegen 17:00 Uhr und noch hell. Das war aber auch das einzig beruhigende an unserer Situation. Der Busfahrer kippte uns nämlich alle samt unserem Gepäck am Rande irgendeiner vielbefahrenen Straße ab (von wegen Busbahnhof), wir hatten keine Ahnung wo wir waren oder wie wir zum Hostel kommen sollten, ohne vom erstbesten Taxifahrer schamlos abgezogen zu werden…

Eine Gruppe junger Vietnamesen aus dem Bus bemerkte unsere Hilflosigkeit und da sie ganz gut Englisch sprachen, schilderten wir ihnen unser Dilemma. Sie kannten sich aus, wussten wo wir hin mussten und wie viel ein Taxi dorthin in etwa kosten würde. Sie riefen uns dann sogar ein Uber (so eine Art Mitfahrgelegenheit-Taxi, das es jetzt in ganz vielen Ländern gibt) und handelten mit dem Fahrer auch gleich den Preis aus; dann warteten sie sogar noch bis der Fahrer kam und stellten sicher, dass alles klappte.

Ich war, während Kathrin mit den Vietnamesen auf das Uber wartete, zu einem Geldautomaten in der Nähe gelaufen, doch zum ersten Mal konnte ich mit meiner Kreditkarte nichts abheben… Da die Bankfiliale direkt neben dem Automaten lag, ging ich hinein und eine Mitarbeiterin, die unglaublich gut Englisch sprach, half mir. Wir probierten alle Optionen des Automaten durch, aber ohne Erfolg. Am Ende schrieb sie mir die Namen und Adressen von zwei internationalen Banken auf, wo es ihrer Meinung nach auf jeden Fall funktionieren sollte, aber fürs Erste waren wir blank. Fast.

Wir hatten nämlich noch während Busfahrt zwischen all den ausländischen Geldscheinen, dir ihr uns geschenkt habt, eine vietnamesische 100.000-Dong-Note entdeckt. Das entsprach zwar nur vier Euro, aber das Taxi kostete auch nur 38.000, d.h. etwa 1,50 €, und damit kamen wir zumindest erst einmal bis zu unserem Hostel, wo man uns sagte, dass wir bei der Abreise bezahlen könnten. Von wem auch immer dieser Schein kam: DANKE!!! Du hast uns gerettet!!!

Nun sind wir für ein paar Tage in Hanoi, haben noch keinen Plan und müssen uns erst einmal an Vietnam gewöhnen…

Riesenrad / Ferris Wheel

Nachdem wir wieder Zugriff auf Google und damit auch auf YouTube haben, können wir euch nun endlich unsere Fahrt mit dem Mini-Riesenrad im Zhangjiajie Scenic Park verlinken. Viel Spaß!

Finally back in the Google realm and thus being able to access youTube again, we proudly present you the below video proof of our ride on world’s smallest Ferris wheel. Enjoy!

 

China in a rush

25th October 2016, Guilin

Okay everyone, I’ve realized I have woefully neglected the English tag. And in all honesty, the only reason for me to write something today is that we decided to do a quiet day at the hostel, and the wifi isn’t working. So after having slept in, eaten an unhealthy amount of dumplings, having gone to Chinese foot massage (oh sweet heaven) and watched the rain falling on the lake, I am now resorting to updating the English tag. That’s how far it has come…

Since we leave for Vietnam in three days, this will be a rough summary of pretty much our entire time in China. We have been to some pretty cool places in the meantime, some of which we liked more than others.

After leaving Beijing, we spent two nights in the most picturesque ancient town of Pingyao – this is what we imagined ancient China to look like. The entire old part of the city is perfectly preserved with its one or two-story houses of gray brick, small alleyways that are crammed with shops and street vendors and red lanterns, and surrounded by an entirely intact city wall. We took one and a half days just strolling around the streets, eating our way through the food stalls and walking along the perimeter of the wall. Our hostel was inside one of the old courtyards with a very nice family; we had a traditional room to ourselves which basically consisted of a very large bed that was connected to a stove so as to warm it up from the bottom in the cold season (which had not yet started). The bed was insanely hard with a one inch mattress but it was spacious enough for four to six people.

Pingyao by day...

Pingyao by day…

...and night

…and night

The impressive city wall with two of its guard towers

The impressive city wall with two of its guard towers

The Bed

The Bed

From Pingyao, our journey led us to Xi’an. Unfortunately, we had gotten standing tickets for the train ride but only realized it at the time of boarding the train. Luckily, it was only a three-hour ride and we were able to sit on empty seats half of the time.

In Xi’an, we didn’t really do much since we were both still recovering from our head colds. A large portion of the time was spent in the very busy Muslim quarter which was bustling with food stalls, selling all sorts of exotic snacks that were somewhat different from the average Chinese foods. Our favorites were kaki fruit pancakes (Kathrin) and sticky yellow cake soaked with rose water (Birgit). They also sold different kinds of bread, pita, kebab and the like which seemed rather oriental.

Xi'an as seen from Drum Tower

Xi’an as seen from Drum Tower

Our friend Mak arrived two days later than us and we spent most of the time together then. A friend of his got us tickets for the terracotta soldiers and we ended up getting invited there in spite of the insanely expensive ticket price. The soldiers are the most important sight around Xi’an and a must-see on every China travel. All their faces and attires are different, not two of them are alike, and they also differ in rank and position; some even come with horses and carriages. When they are excavated, they are completely in ruins and reassembling them might take several years. The ones that you usually see on the pictures represent only a small portion of the army – it is estimated that a total of up to 6,000 soldiers will be found in this area. We took several hours strolling through the excavation sites, and afterwards Mak’s friend, who had gotten us the tickets, even invited us for dinner together with his family. We drove to a restaurant close to the army, and had a hearty stew with lamb and beef, glass noodles and short, thick noodles in a hearty broth – one of the most delicious meals I’ve head in China. It was a very interesting evening talking with Mak and his friends.

Soldiers and horses

Excavation of the soldiers is ongoing

Excavation of the soldiers is ongoing

From Xi’an, we took an overnight train to Chengdu. Since all the sleepers were already sold out, we decided to take hard seats, figuring that it wouldn’t be much difference to spending a night on a long-haul flight. While the seats are not that hard in spite of what their name suggests, they cannot be reclined (this only works in the high-speed trains), so we ended up sitting straight or slumping against each other for twelve hours. Also, the train was full, with the lights on all night and people making noise from playing cards or watching movies on their phones. The smoking which was allowed in the space between the cars was our smallest issue. But we survived and it definitely hardened us for future train rides that were also not comfortable by German (or Transsiberian) standards but we could always reminiscently tell each other: It’s still not as bad as a night on a hard seat… >_<

Apart from that, Xi’an South station is probably the most inconvenient train station we have ever had the misfortune of coming across. Located in the middle of nowhere, tiny, cramped, old, with no electronic boards or any other non-Chinese friendly means of information, we ended up standing in the hall for almost two hours since our train was late and we didn’t even know what was happening. If it hadn’t been for friendly locals whom we showed our tickets and who made sure that we’d get on the right train, we would have been totally lost.

But then we got to Chengdu, and what can we say, our crops were watered and our livestock was fed. The information in the guidebook said there was nothing to do but everyone left the city happy and with recharged batteries. We suspect it might be the very lack of things to do that achieved that result, in combination with Chengdu’s secret weapon: the world’s biggest panda breeding facility. That was really our only reason to visit and we were totally not disappointed. Not only is the park delightfully panda-friendly instead of the usual Asian zoo nightmare but also did those adorable, fluffy, clumsy furballs have babies – twenty-three babies!!! – that were even more adorable, and even fluffier and clumsier than their parents. We spent six hours in the park since there were also Red Pandas to see, and also it was just a really beautiful park.

Hello there!

Welcome to the Panda Park!

I love bamboo...

I love bamboo…

...scratching my behind...

…scratching my behind…

...and climbing trees!

…and climbing trees! Wouldn’t have guessed that, would you?

Look at 'em! Aren't they the cutest little things you ever saw?

Look at ‚em! Aren’t they the cutest little things you ever saw?

The other highlight in Chengdu was spending a Saturday afternoon in People’s Park which is really just that: a park where the locals go to spend their Saturday afternoon – to drink tea, play chess, practice calligraphy on the ground with giant water-soaked brushes, dance, sing, get their ears cleaned by a professional ear-cleaner, or discuss the newest offers on the wedding market – a somewhat secluded pathway littered with sheets introducing the unfortunate young ladies and gentlemen in their absence…

Our hostel in Chengdu was an apartment run by two young men and it was almost like a home away from home. The owners literally went out of their way to help us with booking our onward trains, even accompanying us to a travel agency. They made a lot of tea for us and brought us the most delicious cookies, and it was a very relaxing atmosphere.

So, happy and with recharged batteries just as the guidebook had predicted, we set out for a 30-hours journey including an 18-hours overnight train (this time hard sleeper which was softer than it sounded but still hard by any means), a five-hours hard seat ride on another train and one and a half hours on a minibus (the rest of the time was spent waiting at train and bus stations) into a tiny village by the name of Yangjiajie at the foot of the so-called Avatar mountains. They are so called because some people claim that James Cameron drew inspiration for Pandora’s floating peaks from these mountains.

We’ll never know if this is true but what we can say for sure after two days of hiking and riding buses through Zhangjiajie Scenic Park (which is the official name of that area) is that this is one of the most stunning landscapes we have ever laid eyes upon and boy do those mountains look like they’re floating when their foot is covered in clouds and the ever-changing mists create a new view with every blink of an eye.

Plastic raincoats like proper Chinese tourists!

Garbage bag raincoats like proper Chinese tourists!

Like a Chinese ink drawing

A view like a Chinese ink drawing

Look at the size of the cable cars in comparison!

Look at the size of the cable cars in comparison!

To be fair, we did have a lot of fog and even rain and we didn’t get to see the highest peaks but that did not diminish our experience. Apart from the splendid views, we also enjoyed what is probably the world’s smallest Ferris wheel (also the one in the most unlikely location: under a precipice to the side of a steep valley in the middle of the forest; built from wood and operated entirely manually by an old man), and we had great company from Liverpool, Rob and Lorna, who really knew how to turn a dull one-hour downhill climb on slippery steps into a fun game of “Who or what am I”.

To top it off, we stayed in the loveliest, friendliest little hotel at the outskirts of the village. The owner, Lilly, gave us invaluable advice on how to make our way around the park and basically planned out our entire stay for us. We had a double room to ourselves (own bathroom, yay!), the air was clean what with the entire place being surrounded by forests, rice fields and rivers; and the only noises to be heard were the chickens‘ busy bantering in the morning. And the food, don’t even get us started on the food! Lilly was such a good cook; we ended up taking all our meals at the hotel since there was simply no reason to go to the village. Our favorites were the scrambled eggs with wild onions, the fried eggplant, the lotus root, and the buns and noodles that she served for breakfast.

Delicious breakfast

Delicious breakfast

But everything comes to an end someday, and we had to leave far too soon to go to Guilin, which was another twelve hours hard sleeper and another hour on a high-speed train. Guilin greeted us with a sunny 32°C and a hostel directly by the lake-side.

One of the lakes right in front of our door

One of the lakes right in front of our door

We took one day to go on a River Li cruise which is incredibly famous for its peculiar rock formations. It was a guided tour, and the cruise on the “bamboo rafters” (rather metal-pipe rafters but doesn’t bamboo sound so much more romantic…) was nice enough inspite of the mist which seems to be our curse for all the main sights in this country but the rest was what you’d probably call “spoilt by tourism”. We only walked around the old town of Xinping and didn’t even go to famous Yangshuo town because we’d seen enough of Chinese tourism after a half-day, and luckily, a very friendly Chinese girl who also booked herself out of the tour earlier helped us to get back to Guilin. Apart from that, we enjoyed some street food in Guilin and I (Birgit) also got a Chinese foot massage which was really good. We wandered around the lakes on very lovely little pathways but apart from that we didn’t really do much since everything in China seems to come with a price tag (the Longji rice field hike would have cost us 40€ each).

River Li cruise in the mist

River Li cruise in the mist

Now we are on the way to Nanning from where we intend to cross the border to Vietnam on Friday, 28 October. Fingers crossed that we get tickets for the bus since it was not possible to book them online in advance…

Guilin oder Einmal unter der Brücke schlafen

26. Oktober 2016, im Schnellzug nach Nanning

Guilin grüßte uns mit Sonnenschein und 32°C im Schatten.

Dank Wegbeschreibung fanden wir das Hostel nach einer kurzen Busfahrt auf Anhieb und die Lage war wirklich traumhaft. Guilin hat eine Reihe von miteinander verbundenen Seen, an deren Uferpromenade wunderschön angelegte Wege durch eine Art Park führen, und unser Hostel lag direkt am Ufer unter/neben einer über den See führenden Brücke – von unserem Zimmer aus schauten wir direkt aufs Wasser. Leider war der 6er-Schlafsaal sehr klein und muffig; das Fenster ließ sich nicht öffnen und die Klimaanlage fing nach ein paar Minuten an zu tropfen…

Während sich die Eigner mit der Reparatur der Klimaanlage beschäftigten („Vielleicht hätte eine Maus den Schlauch angeknabbert“), unternahmen wir einen Spaziergang durchs Stadtzentrum und entlang der Seen, wo es etwas kühler und angenehmer war; es waren auch nicht so viele Leute unterwegs wie direkt in der Stadt. Da uns die Hitze ganz schön zu schaffen machte (daran müssen wir uns erstmal gewöhnen), gingen wir zurück zum Hostel (im Zentrum von Guilin ist alles nicht weit), um festzustellen, dass abgeschlossen war. Das Hostel gehörte nämlich zu einer Bar und der einzige Eingang war der Bareingang. Die Eigentümer waren anscheinend ausgeflogen und hatten natürlich die Bar zugeschlossen. Also setzten wir uns draußen an einen der Tische und warteten etwa eine halbe Stunde bis sie wiederkamen.

Ausblick von unserem Hostel auf den See

Ausblick von unserem Hostel auf den See

Abends suchten wir uns etwas zu essen in einem nahe gelegenen Restaurant; wir haben jetzt eine neue Technik, um Essen zu bestellen, wenn die Bilder hoch über der Theke angebracht sind: wir fotografieren einfach die Tafel mit den Bildern und zeigen dann auf dem Foto, was wir möchten. Dazu haben wir auf dem Handy noch ein Bild von drei Schriftzeichen, die „ohne Fleisch“ bedeuten, und wir können „nicht scharf“ (bú yào là) sagen; damit kommen wir jetzt meistens schon ziemlich weit.

Am nächsten Tag unternahmen wir einen langen Spaziergang entlang der restlichen Seen bis zum Fluss und dann zurück durchs Stadtzentrum. Auf dem zentralen Platz (quasi dem „Altmarkt“) ist in den Boden eine riesige Weltkarte eingelassen, auf der wir unsere Reiseroute abliefen – ist das weit! Nach so einer langen Reise 😉 mussten wir erstmal ein Nickerchen zu machen; außerdem hatten wir beide Kopfschmerzen von der drückenden Hitze. Wir liefen zurück zum Hostel, nur um es schon wieder zugeschlossen vorzufinden… Nach einer Weile gesellten sich zwei Belgier zu uns, die gerade angekommen waren und einchecken wollten. Sie fragten im benachbarten Laden und jemand holte einen Polizisten zu Hilfe (die Polizei hatte eine kleine Station direkt oberhalb der Brücke). Der Polizist rief dann die Eigentümer an und versicherte uns, es würde bald jemand kommen und wir sollten uns keine Sorgen machen…Kathrin sagte er noch, dass sie schöne blaue Augen hätte. 😀

Entlang des Seeufers waren Lampions gespannt

Entlang des Seeufers waren Lampions gespannt

Sonnen- und Mond Pagode bei Nacht

Sonnen- und Mond Pagode bei Nacht

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Da juckt schon beim Vorbeigehen die Nase und die Augen tränen ;-P

Nach über einer Stunde Warten kamen die Eigentümer dann wieder; wir machten unser Schläfchen und zogen abends nochmal los. Im Zentrum passierten wir Unmengen skurriler Restaurants, die allesamt lebendige Speisekarten in Form von Plasteschüsseln voll Wasser hatten, in denen alle möglichen Wassertiere ihres traurigen Schicksals harrten. Zum Glück entdeckten wir in der Fußgängerzone eine sehr enge, von „normalen“ Essensständen überquellende Gasse, wo es Nudel- und Reisgerichte gab. An jeder Bude streckte uns das Personal Speisekarten entgegen, die auch teilweise auf Englisch und/oder bebildert waren. Es herrschte ein unglaubliches Gedränge aber wo die Einheimischen essen, ist es meistens am besten, und am Ende aßen wir superleckere Nudelsuppe für 2,50 € (zusammen).

Zurück im Hostel (diesmal offen, da ja die Bar abends geöffnet hatte) buchten wir für den nächsten Tag eine Fahrt auf dem River Li – die Sehenswürdigkeit schlechthin. Cookie, die Eigentümerin, sagte uns, dass der Bus um sieben fahren und sie uns zeigen würde, wo wir einsteigen sollen, da der Bus nicht lange halten könnte.

Am nächsten Morgen war ich schon rechtzeitig wach, um noch Frühstück kaufen zu gehen – wir hatten in der Nähe des Hostels einen Dumpling-Laden entdeckt, wo es supergute Dumplings mit süßer und mit Gemüsefüllung gab (Dumplings sind so eine Art gefüllte Hefeknödel, die gedämpft werden und als Frühstück sehr beliebt sind).

Dumplings werden uns echt fehlen

Dumplings werden uns echt fehlen

Nur leider – wir hätten es uns eigentlich schon denken können – war die Bar zugeschlossen, und damit auch das Hostel und wir kamen nicht raus… Also warteten wir auf Cookie, doch selbst um sieben gab es von ihr noch keine Spur. Da wir etwas Sorge hatten, den Bus zu verpassen, gingen wir nach ein paar Minuten mal an ihrer Tür klopfen (sie schlief mit ihrer kleinen Tochter in einem der Schlafsäle). Sie musste erstmal aufstehen und sich anziehen, dann kam sie in die Bar und sagte uns, dass der Bus Verspätung hätte und erst in einer Viertelstunde käme; wir könnten doch noch frühstücken gehen… Allerdings wollten wir keine Nudelsuppe, die es direkt über dem Hostel gegeben hätte (wie hätten wir denn eine heiße Suppe in fünf Minuten hinterschlingen sollen), aber wir wussten auch nicht, ob wir noch Zeit hätten, zum Dumplingladen zu gehen. Cookie sagte zwar, der Fahrer würde sie anrufen, wenn er da ist und warten, aber am Vortag hatte sie ja gemeint, er könnte nicht warten… Im Endeffekt lief sie mit uns bis zu dem Laden und versicherte uns immer wieder, es wäre noch Zeit. Schon auf dem Hinweg rief der Busfahrer an, vermutlich um zu sagen, dass er da ist, aber sie sagte uns immer wieder, wir hätten noch zehn Minuten. Sie brachte uns dann noch im Laufschritt bis zum Abfahrtspunkt, wo der Minibus gemütlich auf einem kleinen Platz geparkt war, und wir fuhren 7:30 leicht verwirrt los… Der Bus holte noch zwei, drei andere Passagiere an einem anderen Hostel ab und brachte uns dann zu einem großen Hotel, wo noch andere Minibusse mit weiteren Passagieren standen und wo wir nach einigem Warten in einen großen Reisebus umstiegen.

Die Reisegruppe bestand aus Chinesen und Ausländern, und die chinesische Reiseleiterin teilte erst einmal Panda-Sticker aus, die wir uns ans T-Shirt kleben sollten um unsere Gruppenzugehörigkeit zur Schau zu stellen. Danach ratterte sie ihren Text auf Englisch und Chinesisch herunter wobei sie Englisch sprach, als wäre es Chinesisch, und wir alle Mühe hatten, ihr zu folgen. Wir erfuhren, dass wir nach der Flussfahrt eine Stadtführung im historischen Yangshuo hätten, einer völlig überlaufenen alten Stadt, und danach noch eine Extra-Tour buchen könnten, bestehend aus Wasserbüffel streicheln, Kormoranvorführung (in dieser Gegend wird Kormoranfischerei praktiziert) und Kulturprogramm mit irgendeiner ethnischen Minderheit. Allerdings hatten wir überall gelesen, dass das alte Städtchen Yangshuo mittlerweile von chinesischen Touristen dermaßen überrannt wäre, dass man sich lieber das benachbarte Xinping direkt am Endpunkt der Flussfahrt anschauen sollte, und der Extrateil klang arg touristisch in unseren Ohren. Wir sagten der Reiseleiterin, dass wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück nach Guilin fahren würden (die Rückfahrt wäre ohnehin nur in dem Extraprogramm inklusive gewesen, aber das hatte Cookie uns schon gesagt), woraufhin sie einen sehr durchsichtigen (und schlechten) Versuch unternahm, uns davon abzubringen, indem sie uns versicherte, wie kompliziert und teuer es mit den öffentlichen wäre – wir müssten für 2-3 € ein Taxi zum Busbahnhof nehmen und dann nochmal so viel für den Bus bezahlen, uns es würde zwei Stunden dauern – die Tour hingegen hätte noch viel länger gedauert und mehr als das Doppelte gekostet…

Insgesamt war die Reiseleiterin sehr aggressiv und unfreundlich. Mehrfach schimpfte sie auf Gäste ein, dass sie nicht schlafen sollten, während sie spricht, und dass sie doch gefälligst zuhören sollten…

Am Bootspier angekommen wurden wir von Horden aufdringlicher Verkäuferinnen verfolgt; wir konnten buchstäblich kaum aus dem Bus aussteigen und sie folgten uns hartnäckig und versuchten, Blumenkränze und Regencapes zu verkaufen – ja, es war schon wieder nebelig und sah nach Regen aus. Im Gegensatz zu den Verkäufern, die wir bisher so erlebt hatten, waren sie hier viel aggressiver. Das sind wohl die Folgen des chinesischen Massentourismus… Die Reiseleiterin wedelte mit einem Papierwisch vor unserer Nase herum, auf den sie eine Karte gezeichnet hatte. Da wir alle mit verschiedenen Bambusfloßen fahren würden, hatte sie schon im Bus ausführlich erklärt, wo die Flussfahrt endet und wie wir von dort zum Busparkplatz laufen müssten. Sie bestand darauf, dass wir alle die Karte fotografierten, bevor sie uns die Boostickets gab und dann herrschte ein unglaubliches Gedränge und Geschiebe, um zu den Booten zu kommen; wir waren ja beileibe nicht die einzige Reisegruppe (der Ausländeranteil war wie immer verschwindend gering). Irgendwie saßen wir am Ende auf einem Floß zusammen mit einem chinesischen Ehepaar aus unserer Gruppe, das uns zugeteilt worden war, vermutlich, damit wir nicht verloren gehen. Wir mussten Schwimmwesten anlegen und dann ging es los.

Auf dem Floß bestand Rettungswestenpflicht - Sicherheit geht vor!

Auf dem Floß bestand Rettungswestenpflicht – Sicherheit geht vor!

Bambusfloß klingt nach stillem, romantischen Treibenlassen auf dem gemächlich dahinfließenden Fluss, aber wir hätten es mittlerweile eigentlich besser wissen müssen. Kolonne von Metallrohrfloßen mit dröhnenden Elektromotoren klingt eben einfach nicht so werbewirksam charmant…

Es war trotzdem eine schöne Fahrt; die Kolonne verteilte sich immer weiter sodass man auch mal ein Foto ohne andere Boote machen konnte und an den Lärm gewöhnte man sich irgendwann ein bisschen, aber über den Umweltaspekt durfte man da nicht so genau nachdenken.

Die Landschaft mit ihren bizarren Karstformationen war sehr beeindruckend, auch wenn die Gipfel mal wieder in den Wolken steckten – ob wir wohl mal einen Ausflug ohne Nebel machen werden?

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Zwischendurch hielt das Floß für einen Fotostopp und wir tauschten die Plätze mit unseren chinesischen Nachbarn, damit sie auch mal vorn sitzen konnten. Das nutzten sie prompt, um während voller Fahrt ganz nach vorn auf die Spitze des Floßes zu klettern und dort noch für ein Foto zu posieren, unter den Ermahnungen des Flößers und natürlich bei geöffneter Schwimmweste – wie sieht denn das sonst aus…

Hier gab es auch die Gelegenheit für posierte Fotos mit Kormoranen

Hier gab es auch die Gelegenheit für posierte Fotos mit Kormoranen

Am Pier angekommen gab es einen Golfcar-Shuttle in die kleine Stadt Xinping, wo der Bus am öffentlichen Busbahnhof auf uns warten sollte. Die Stadt verfügte auch noch über einen Touristenbusbahnhof, aber die Reiseleiterin hatte uns mehrmals gesagt, dass das der falsche wäre, und ihre Karte, die wir fotografiert hatten, war auch eindeutig. Das chinesische Ehepaar fragte sicherheitshalber auch noch ein paar Einheimische, und so fanden wir den vereinbarten Treffpunkt ohne Mühe. Leider auch ohne Bus….

Nach einer Weile tauchten weitere Reiseteilnehmer auf und erzählten, sie hätten die Reiseleiterin angerufen (sie hatte uns ihre Handynummer gegeben): wir wären am falschen Busbahnhof, aber sie würde vorbei kommen und uns abholen…Wir warteten sehr lange, mehr und mehr Teilnehmer unserer Gruppe fanden sich ein, und als nach einer halben Stunde der Bus schließlich kam (man muss dazu sagen, dass die beiden Busbahnhöfe zehn Fußminuten voneinander entfernt lagen), war er leer! Von wegen falscher Busbahnhof…

Wir hatten hier genug und klinkten uns aus; eine chinesische Teilnehmerin, die sehr gut Englisch sprach und den Ausflug ebenfalls hier beendete, hatte uns angeboten, uns mit zurück nach Guilin zu nehmen, und das Angebot nahmen wir sehr dankbar an.

Ihr Name war Luyao und sie lud uns trotz unseres vehementen Protestes zum Mittagessen ein. Danach bummelten wir noch ein bisschen durch die Altstadt von Xinping, die hübsch war, aber nicht ansatzweise so charmant wie Pingyao, und unsere neue Freundin half uns dann, Zugfahrkarten für die Rückfahrt bei einer Reiseagentur zu kaufen und mit dem Bus zum Bahnhof zu fahren. Obwohl Xinping und Yangshuo totale Provinznester sind, gibt es hier einen Schnellzugbahnhof – ein Indikator für die Touristenmassen, welche die Gegend wegen ihrer schönen Landschaft heimsuchen. Ohne Luyao wären wir wieder einmal hoffnungslos verloren gewesen und hätten nicht einmal gewusst, dass es einen Zug gibt, aber so kamen wir preiswert und ohne Stau zurück nach Guilin. Sie fliegt noch diese Woche nach Thailand, wo sie arbeitet, und vielleicht können wir uns dort wiedertreffen.

Die Altstadt von Xinping

Die Altstadt von Xinping

Den letzten Tag in Guilin verbrachten wir im Hostel; wir mussten mal einen Tag ausspannen und es regnete sowieso. Ich (B) ging nachmittags zur Fußmassage in einen kleinen Salon, wo auf acht Liegen gleichzeitig Leuten die Füße massiert wurden. Für reichlich sechs Euro gab es eine Dreiviertelstunde Verwöhnprogramm mit Fußbad, währenddessen Nackenmassage (oh Wonne), und danach Fuß- und Wadenmassage. Es war teilweise etwas schmerzhaft und ab und zu hat es auch gekrabbelt, aber im Großen und Ganzen hat es sich sehr gut angefühlt und ich hatte danach butterweiche Füße. 😀

Alleine hätte ich den Laden nie gefunden; Cookie war mit mir dorthin gelaufen. Das war sehr nett von ihr, aber davon abgesehen hatten wir nicht den Eindruck, dass sie oder ihr Mann als Hostelbetreiber sonderlich viel arbeiten. Sie lungerten den ganzen Tag in der Bar herum und schauten fern oder spielten mit ihren Handys. Unser Zimmer war in den vier Tagen nicht einmal gereinigt worden; selbst der Mülleimer wurde nicht ein einziges Mal geleert. In der Dusche sammelten sich von Tag zu Tag mehr Haare bis schließlich der Abfluss ganz verstopft war, und das Toilettenpapier wurde trotz Bitte (und Zusage) nicht aufgefüllt – Cookie sagte, das würde die Putzfrau machen, aber die kam anscheinend nur einmal in der Woche. Warum Cookie nicht einfach selbst mal einen Handgriff getan hat, war uns nicht klar; das Hostel hatte ganze zwei Schlafsäle mit je sechs Betten (im dritten Schlafsaal schlief Cookie mit ihrer Tochter; der Mann schlief jede Nacht auf einer Couch in der Bar), dazu zwei Duschen und zwei Toiletten. Die Belgier waren einen Tag vor uns abgereist, aber ihre Betten blieben so wie sie sie verlassen hatten, und wir bekamen leichte Zweifel daran, ob die Bettwäsche überhaupt von Gast zu Gast gewechselt wurde… Die Lage war wirklich das einzig schöne an diesem Hostel.

Am letzten Abend gingen wir noch einmal in der kleinen Gasse in der Fußgängerzone essen – Curryreis mit Obst, total gute Mischung (das Obst waren Nashibirnen und Drachenfrüchte) – und auf dem Heimweg trafen wir ein Ehepaar aus Berlin, die am Vortag mit uns auf der Bootstour gewesen waren. Die beiden besuchen gerade ihren Sohn, einen Astrophysiker, der in Peking arbeitet und jetzt den privaten Reiseleiter für seine Eltern gibt. Sie erzählten uns, dass es halb neun eine Wassershow auf dem zentralen Platz geben sollte und wir beschlossen, sie uns anzuschauen. Die Eltern gingen schon ins Hotel zurück, aber ihr Sohn begleitete uns.

Leider fing es wieder an zu regnen und darüber hinaus waren es die langweiligsten Wasserspiele, die wir je gesehen haben – sie bestanden nur aus einem großen „Wasserfall“, der zehn Minuten lang die Fassade eines Hotels herunterfloss, untermalt von etwas klassischer Musik aus furchtbar kratzigen Lautsprechern. Danach unterhielten wir uns noch lange mit dem Deutschen (schreib uns mal nen Kommentar, wir wissen ja nicht mal, wie du heißt! 😉 ); vielleicht sieht man sich ja mal irgendwo wieder.

Und jetzt bestreiten wir gerade unsere letzte Zugfahrt in China: von Guilin nach Nanning sind es zweieinhalb Stunden mit dem Schnellzug, und von dort geht es am Freitag mit dem Bus über die Grenze nach Vietnam…

Nebel über Pandora

21. Oktober 2016, wieder mal im Zug (wo sonst) nach Guilin

Von Chengdu aus führte uns eine fast 30-stündige Reise zu unserem nächsten Ziel, dem Zhangjiajie Scenic Park, einem Nationalpark in der Provinz Hunan.

Wir fuhren mittags in Chengdu los; diesmal hatten wir für den längsten Teil der Zugfahrt zum Glück hard sleeper-Plätze ergattert, d.h. offener Schlafwagen statt Abteil. In chinesischen Zügen sind das drei Betten übereinander und wir wussten zuerst nicht, welche Betten wir hatten, da es pro Tripel nur eine Nummer gibt und die Lage mit einem Schriftzeichen gekennzeichnet ist, aber eine andere Passagierin half uns und wir hatten glücklicherweise die beiden unteren Betten. Bettzeug gab es, aber der Name hard sleeper ist schon gerechtfertigt – da waren die Transsib-Betten um einiges weicher gewesen.

Der Zug füllte sich bald bis auf den letzten Platz und da eine Mutter mit Baby ein Bett über uns hatte, tauschten wir mit ihr. Dafür bot sie uns dann von ihrem Essen an, aber zu mehr Kommunikation reichte es leider nicht. Wir kauften uns von einem der Trolleys eine Schüssel Essen für unter drei Euro, die sich als diverse Gemüse und etwas Fleisch auf Reis entpuppte und überraschend gut schmeckte.

Im chinesischen Liegewagen geht es deutlich anders zu als im russischen. Wir würden es wahrscheinlich fehlende Rücksichtnahme nennen, aber in China stört sich einfach niemand an den Geräuschen anderer Menschen, weshalb auch niemand versucht, irgendwie leise zu sein. In Verbindung mit sich unterhaltenden oder Videos guckenden Leuten sowie jeder Menge kleiner Kinder war die Nacht alles andere als ruhig; außerdem wurden wir alle schon kurz nach fünf von der Schaffnerin geweckt – über eine Stunde vor Ankunft des Zuges in Changsha. Naja, war auch eine Erfahrung.

In Changsha mussten wir umsteigen, aber das ist nicht so einfach wie in Deutschland. Umstiegsverbindungen sind in China nämlich anscheinend nicht vorgesehen; wenn man einen Ort nicht direkt erreicht, muss man mehrere Einzelstrecken kaufen. Am Bahnhof in Changsha angekommen, mussten wir mit unserem Gepäck das Bahnhofsgebäude verlassen und uns draußen am Eingang wieder anstellen – Pass- und Ticketkontrolle, dann Gepäck- und Körperscan, um wieder in den Bahnhof hineinzugelangen. So ist das in China an jedem Bahnhof. Im Bahnhof angekommen sucht man sich auf der elektronischen Anzeigetafel (ja, die gab es hier wieder; Xi’an Süd war anscheinend ein „Ausrutscher“ auf unserer Route) den Zug (am besten anhand der Zugummer, denn nicht immer wechselt die Anzeige zwischen Chinesisch und Englisch) und begibt sich in die angezeigte Wartehalle. Dort ist meistens schon alles voll, denn zumeist werden pro Halle mehrere Züge abgefertigt. In Changsha hatten wir Glück und fanden noch freie Sitzplätze, denn unser Anschlusszug hatte eine Dreiviertelstunde Verspätung. Wenn das Boarding für den Zug beginnt, sammeln sich alle in einer mehr oder weniger ordentlichen Schlange am Gate für einen weiteren Ticketcheck und begeben sich dann auf den Bahnsteig. Der Zug steht entweder schon bereit oder fährt innerhalb weniger Minuten ein; so wird sichergestellt, dass Leute sich nicht unnötig lange auf den Bahnsteigen aufhalten (beim Aussteigen ist immer ein Bahnsteigwächter vor Ort, der dafür sorgt, dass alle Ausgestiegenen den Bahnsteig zügig verlassen).

Von Changsha aus fuhren wir noch weitere fünf Stunden (diesmal Sitzplatz) bis nach Zhangjiajie. Zu Mittag aßen wir ganz chinesisch: Cupnoodles. Jeder Waggon ist mit einem Heißwasserspender ausgestattet (was werde ich die Dinger in Deutschland vermissen; einfach mal nen Tee im Zug machen…) und Chinesen vertilgen Unmengen an Cupnoodles, selbst zum Frühstück haben wir sie gesehen (und auch an vielen Sehenswürdigkeiten werden sie an Imbissbuden verkauft; Heißwasserspender gleich neben der Kasse, praktisch sind die Chinesen ja…)

In Zhangjiajie gab es am Bahnhof tatsächlich eine Touristeninformation – die erste, die wir in China gesehen haben. Das allein war schon Grund genug, hinein zu gehen, aber wir brauchten auch etwas Hilfe, zu unserem Hotel zu gelangen. Die freundliche Eigentümerin hatte uns zwar geschrieben, mit welchem Bus wir bis wohin fahren sollten, aber wir fanden nicht einmal den Busbahnhof. Die Dame am Schalter, die zum Glück sehr gut Englisch sprach (auf jeden Fall für chinesische Verhältnisse) rief dann ganz nett für uns nochmal im Hotel an und erkundigte sich nach dem Weg; sie schrieb uns die Haltestelle auf Chinesisch auf und wir sollten doch den Busfahrer bitten, für uns im Hotel anzurufen, wenn wir da sind, damit uns jemand von der Haltestelle abholt. Wir bedankten uns, sagten aber auch, dass wir nicht mal wissen, wie wir das dem Fahrer klar machen sollen… Also schrieb sie noch einen Zweizeiler dazu, und so ausgerüstet machten wir uns auf die Suche nach dem Busbahnhof, der doch direkt neben dem Bahnhof liegen sollte… Wir fanden ihn nicht, nur seine Ausfahrt, und dort wurden wir wieder weggeschickt. Nach weiterer vergeblicher Suche (warum können die nichts, aber auch gar nichts, in Englisch ausschildern, aaargh!!!) endeten wir wieder an der Ausfahrt und legten unsere beste Mischung aus Hundeblick und Sonnenscheinlächeln auf, woraufhin der Schrankenwart Mitleid hatte und mit uns einmal über das komplette Gelände bis zum richtigen Bus lief. Geht doch. 😉

Im Bus zeigten wir der Kassiererin, die irgendwo auf halber Strecke zugestiegen war (manche Dinge kommen einem noch seltsamer vor als ohnehin schon alles), unseren Zettel. Entweder hatte die Dame aus der Touri-Info eine Sauklaue oder die Kassiererin war nicht die hellste, aber sie schien nicht so recht schlau daraus zu werden. Daraufhin machte der Zettel die Runde im Bus; mehrere Herren gaben ihren Senf dazu und schenkten uns ein ermutigendes Lächeln; im Endeffekt griff sie dann doch zum Handy und rief (vermutlich) das Hotel an. An der Haltestelle angekommen stiegen drei der Herren mit uns aus; einer von ihnen ließ sich den Zettel nochmal geben und rief nochmal im Hotel an (die arme Eigentümerin, das war mir dann allmählich schon peinlich). Er bedeutete uns, zu warten, und dass gleich jemand kommen würde, und dann vergewisserten sich die drei nochmal, dass wir wirklich keine Hilfe mehr brauchten, bevor sie ihrer Wege gingen. Wieder einmal waren die Chinesen wirklich sehr hilfsbereit zu uns gewesen.

Lilly, die Hoteleigentümerin, kam auch kurz darauf mit dem Auto; die Fahrt ins Hotel dauerte nur drei Minuten. Wir waren in einem Dorf namens Yangjiajie gelandet, und dies war definitiv mit Abstand der ländlichste Ort, den wir bisher in China gesehen hatten. Zwischen steilen, sattgrün bewaldeten Bergen drängten sich kleine Reisterrassen in den Tälern; Frauen wuschen Wäsche im Fluss, Bauern führten Büffel am Nasenring die Straße entlang, Hühner und Gänse pickten in den Salatbeeten und an den Bäumen hingen reife Mandarinen und Pomelos.

An diesem Tag war es zu spät, noch in den gleichnamigen Nationalpark Zhangjiajie – der Grund unseres Besuches – zu gehen, da es mittlerweile schon später Nachmittag war, aber wir machten ein sehr notwendiges Nickerchen in unserem komfortablen Doppelzimmer und dann kochte Lilly uns im Hotel ein sehr leckeres Abendessen und erklärte uns ausführlich, welche Touren wir durch den Park unternehmen könnten.

Der Zhangjjiajie Scenic Park ist ein riesiges Gebiet mit steil aufragenden Felsen (bisschen wie eine XXL-Variante der Sächsischen Schweiz), auf denen selbst aus den senkrechten Wänden noch Bäume und andere Pflanzen wachsen. Oft verhüllen Nebelschwaden den Fuß der Felsen, sodass sie wie die schwebenden Berge aus Avatar aussehen, was hier auch kräftig vermarktet wird; dabei hat James Cameron wahrscheinlich noch nie von Zhangjiajie gehört. Da der Eintritt pro Person mit stolzen 30 € zu Buche schlägt, man dafür aber eine Viertageskarte erhält, hatten wir gleich drei Nächte gebucht.

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, grüßten uns Nebel und Nieselregen, wo es am Vortag noch sonnig bei 30°C gewesen war… Wir kauften uns Mülltüten-Regencapes wie echte Chinesen und Lilly fuhr uns zum Westeingang des Nationalparks. Innerhalb des Parks gibt es zahlreiche Wanderwege, aber auch Straßen, auf denen kostenlose Shuttlebusse verkehren, was bei der Größe des Parks echt notwendig ist. Viele Busse pendeln dabei nur zwischen zwei Punkten, z.B. zwei Seilbahnstationen (die Seilbahnen kosten allerdings extra), und wenn man weiterfahren will, muss man dort in einen anderen Bus umsteigen… ohne Lillys Erklärungen und eine chinesisch-englische Karte des Parks, auf der wir den Fahrern immer zeigen konnten, wo wir hinwollten, hätten wir uns wahrscheinlich hoffnungslos im Park verirrt…

Lillys Beschreibung folgend fuhren wir (mit zwei Mal umsteigen und einem kurzen Fußweg) zum Südeingang des Parks, von wo aus ein ebener Weg einem Fluss im Tal zwischen den Felsriesen folgte. Wie überall in China waren wir natürlich wieder einmal alles andere als allein, aber die allerschlimmsten Massen verloren sich zum Glück nach einer Weile auf der etwa dreistündigen Strecke. Auf halbem Weg gab es eine Imbissstation, wo wir süße Reispfannkuchen am Spieß und eine Crêpe mit Ei und saurem Gemüse schnabulierten. Das Wetter war nicht so schrecklich wie wir befürchtet hatten; es nieselte immer mal wieder (die Regencapes waren aber echt super; in der Regenjacke wäre es viel zu warm gewesen) und war leicht nebelig, aber man sah die Berggipfel und mit den Nebelschwaden hatte die Atmosphäre etwas sehr mystisches. Unterwegs trafen wir auch mehrere Erd- oder Eichhörnchen, eine große Kröte mit roten Augen und kleine blaue Vögel.

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Vom Ende des Weges aus gab es allerdings keinen Bus zurück zum Ausgangspunkt. Eine weitere Fahrt mit dem Shuttlebus brachte uns zum Osteingang des Parks, wo wir im Dorf wieder eine kleine Ewigkeit den Busbahnhof suchten. Dreimal fragen später saßen wir auch im richtigen Bus, aber er fuhr nicht los; der Fahrer schlief tief und fest, auf das Lenkrad gelehnt… Es ist nichts ungewöhnliches, dass chinesische Busse erst losfahren, wenn sie voll sind (und dieser war noch halbleer), aber irgendwann kam doch ein anderer Bus angefahren, dessen Fahrer „unseren“ eine Weile beschimpfte und uns dann signalisierte, wir sollten alle in seinen Bus umsteigen… Dann ging die Fahrt auch endlich los; eine halbe Stunde zurück zum Südeingang, von dort ein Shuttlebus, ein Fußweg von einer Viertelstunde, ein weiterer Shuttlebus und dann noch einer, bis wir schließlich nach fast zwei Stunden seit Ende unserer Wanderung wieder am Westeingang landeten. Von dort war es noch etwa eine Viertelstunde bis zum Hotel zu laufen; insgesamt waren wir über neun Stunden unterwegs gewesen und kamen ziemlich erschöpft an.

Nach einer sehr notwendigen Dusche hörten wir, wie draußen Englisch gesprochen wurde und steckten unsere Köpfe zur Tür hinaus – siehe da, wir hatten Nachbarn aus England bekommen. Wir aßen gemeinsam im Hotel (warum ins Dorf gehen, wenn es hier so lecker war) und verabredeten uns für den nächsten Morgen zum Frühstück.

Das Frühstück muss man auch mal extra würdigen. Es gab jeden Morgen für uns beide zusammen eine große Schüssel Nudelsuppe, einen Teller gedämpfte Knödel (so ca. zwölf Stück), irgendein grünes Blattgemüse, Spiegeleier (sunside down) und noch zwei Sorten eingelegtes Gemüse, welches wir nicht zuordnen konnten. Vier Leute wären davon auch gut satt geworden…

Üppiges Frühstück

Das Wetter war noch schlechter als am Vortag; der Regen war zwar nicht stark, aber beständig. Da es unser letzter Tag war, beschlossen wir, trotzdem in die Berge zu fahren, in der Hoffnung, vielleicht doch irgendwo irgendeinen Gipfel aus dem Nebel ragen zu sehen…

Wir teilten uns mit den beiden Engländern, Rob und Lorna, ein Taxi zum Nordeingang des Parks und nahmen von dort den Shuttlebus zu den Tianzi Mountains, den höchsten Gipfeln des Nationalparks. Schon während wir mit dem Bus die Serpentinen hinauf fuhren, wurde der Nebel dichter und dichter, und oben angekommen war uns klar, dass wir nichts, aber auch gar nichts sehen würden. Daher nahmen wir den nächsten Bus wieder hinunter, aber auch im zweiten und dritten Gebiet, das wir ansteuerten, war es nicht besser. Im Yuanjiajie-Gebiet, den eigentlichen „Avatar Mountains“, versuchten wir unser Glück mit einem Rundweg entlang mehrere Aussichtspunkte, aber ein paar dunkle Schatten in den Wolken, auf denen man hin und wieder einen Baum erahnen konnte, waren leider das Höchste der Gefühle. Für diejenigen unter euch, die mit dem Titel dieses Beitrages nichts anfangen können: Pandora ist der Planet, auf dem der Film Avatar spielt und wo es die schwebenden Felsen gibt.

Auf Pandora ist es bestimmt auch mal neblig...

Auf Pandora ist es bestimmt auch mal neblig…

Die beiden Engländer waren zum Glück sehr lustige und angenehme Zeitgenossen. Wir spielten beim Laufen „Wer/Was bin ich?“ und hatten eine Menge Spaß. Die zwei sind jetzt schon ein Jahr in Südostasien unterwegs, schwärmten sehr von Vietnam und versicherten uns, dass das Reisen überall einfacher wäre als in China.

Wir fuhren mit dem Shuttlebus zur Yangjiajie-Seilbahnstation, von wo aus wir hinunter zum Westeingang des Parks und nach Hause laufen wollten. Kurz unterhalb der Seilbahnstation sollte es laut Karte eine Art Dorf (hieß zumindest Village) und dort laut Lilly besonders leckeres einheimisches Essen geben. Wir folgen der Beschilderung; nach einem Stück bergab ging es wieder bergauf und wir folgten dem Weg eine Weile. Irgendwann gelangten wir zu ein paar Hütten und dachten, das Dorf erreicht zu haben. Allerdings gab es nichts zu essen; es saß nur ein alter Mann unter einem großen Felsvorsprung und neben ihm war das wahrscheinlich kleinste Riesenrad der Welt aufgebaut – einfach ein hölzernes Kreuz, an dessen Enden vier Schaukeln hingen. Da wir passenderweise zu viert waren, buchten wir kurzentschlossen eine Fahrt – zwölf Umdrehungen für reichlich einen Euro pro Person. Als Sicherheitsgurt gab es einen Strick um den Bauch und zwischen den Beinen, und betrieben wurde das Rad durch pure Muskelkraft von dem Opa, der es mit der Hand anschob (und über den wir später erfuhren, dass es Lillys Onkel war). Es war auf jeden Fall ein Riesengaudi, und wir waren dem bescheidenen Wetter zum Trotz wieder mit der Welt versöhnt.

Es sah zugegebenermaßen eher aus wie ein mittelalterliches Folterinstrument...

Es sah zugegebenermaßen eher aus wie ein mittelalterliches Folterinstrument…

Ein kurzes Wegstück weiter gelangten wir an einen Abzweig und eine Gruppe junger Chinesen, die uns vorausgingen, bedeuteten uns, dass wir unbedingt mitkommen müssten und es dort ganz toll wäre… Der Weg hatte Sächsische Schweiz-Stiegencharakter, war aber zum Glück nicht ausgesetzt. Nach einem ziemlich anstrengenden Aufstieg erblickten wir über uns eine hölzerne Pforte – ob das vielleicht endlich das Dorf mit dem Essen war? Noch eine steile Treppe hinauf geschnauft… und wieder Fehlanzeige. Nur ein leerer Hof, in dem gerade so eine Art Fotoshooting stattfand… Jetzt waren wir schon so weit gekommen, dass wir beschlossen, dem Weg noch weiter zu folgen; irgendwo musste doch dieses vermaledeite Dorf liegen…

Sind wir bald da...?

Sind wir bald da…?

Was soll ich sagen, wir haben das Dorf nicht gefunden; vermutlich haben wir uns einfach etwas völlig falsches darunter vorgestellt, und das lokale Essen gab es wahrscheinlich oben an der Seilbahnstation, von der wir mittlerweile schon sehr, sehr weit entfernt waren. Die Kraxelei ging noch weiter über immer schmalere Pfade (die glücklicherweise Geländer hatten), und einige Leitern hinab und endete schließlich auf einem schmalen Band unterhalb eines Felsgipfels. Und von dort hatten wir plötzlich eine Aussicht…

Leute, man kann es weder mit Worten beschreiben noch mit Fotos einfangen (wir haben es natürlich trotzdem versucht); einfach atemberaubend. Wie Inseln schwebten die Gipfel im Wolkenmeer; Nebelschwaden zogen an den senkrechten, bis zu 1000 Meter hohen Felswänden hinauf; die Aussicht wechselte von einer Sekunde zur nächsten. Drehte man den Blick in eine andere Richtung und schaute dann wieder zurück, meinte man, ein völlig anderes Bild zu sehen als zuvor. Es war unbeschreiblich schön und jeden Meter Weg im Regen wert.

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Seht mal, wie klein die Seilbahngondeln im Vergleich sind.

Seht mal, wie klein die Seilbahngondeln im Vergleich sind.

Mit Rob und Lorna aus Liverpool

Mit Rob und Lorna aus Liverpool

Ohne Worte

Ohne Worte

Am Ende waren wir wieder neun Stunden unterwegs und hatten die Dusche noch nötiger als am ersten Tag; auch gönnten wir uns zur Feier des Tages statt zweien satte drei Gerichte zum Abendessen (jungen Bambus, gebratene Aubergine und Rührei mit wildem Knoblauch, sooo lecker!!!), aber wir waren so unglaublich zufrieden, und ich muss sagen, Zhangjiajie hat jetzt echt Maßstäbe für die nächsten Sehenswürdigkeiten gesetzt…

Heute wollten wir uns dann mal einen entspannten Vormittag machen. Wenn die Sonne geschienen hätte, wären wir noch einmal in den Park aufgebrochen und hätten in eine Seilbahnfahrt investiert, aber da es wieder grau war, schliefen wir aus und packten dann in aller Gemütlichkeit unsere Sachen, wobei wir die am Vortag nassgeregneten Klamotten (ja, trotz Regencape) erstmal noch föhnen mussten, da bei der hiesigen Luftfeuchtigkeit nicht mal das Funktionszeug über Nacht getrocknet war. Lilly hatte uns erzählt, dass sie an diesem Tag eine Reisegruppe von 23 Rentnerinnen erwartete. Nicht erwähnt hatte sie allerdings, dass die Damen schon um zehn anreisen würden… Es sind halt Chinesen, wir waren nicht wirklich überrascht, als die ersten enthusiastisch unsere Zimmertür aufrissen, um festzustellen, dass sie sich geirrt haben (mal ehrlich, wie schaffen es drei verschiedene Leute, mit der Zimmernummer auf dem Schlüssel und an der Tür ins falsche Zimmer zu laufen); irgendwann schlossen wir uns dann einfach ein, bis wir mit packen fertig waren; und eigentlich hatten wir noch etwas im Restaurant sitzen wollen, aber Lilly war schon dabei, Mittag für die Damen zu kochen, weshalb wir dann die Flucht ergriffen; nicht ohne vorher noch ein Abschiedsfoto zu machen, denn es war wirklich sehr, sehr schön hier!

Mit Lilly und Zaizai

Mit Lilly und Zaizai

In die Stadt zurück zu gelangen war unkompliziert, da es nur einen Bus gab. Wir verbrachten die Zeit in der (zugegeben wirklich sehr angenehmen) Touristeninformation, wo es Couches, ein sauberes WC und WLAN gab (was braucht man mehr), bis es Zeit wurde, mal wieder in den Zug zu steigen…

Vor uns liegt unsere letzte lange Zugfahrt in China; 11,5 Stunden nach Liuzhou, dort morgen früh sehr viel Zeit von um fünf (urgh!) bis kurz vor neun totschlagen und dann nochmal eine Stunde mit dem Schnellzug nach Guilin, unserem nächsten Ziel. Ich freue mich sehr auf den Schnellzug; nachdem unsere letzten Fahrten immerhin noch Züge der Kategorie K waren (die zweitunterste), hat dieser hier nicht mal mehr einen Buchstaben vor der Nummer. Die Betten sind noch härter; es riecht noch muffiger, und das Zugessen, auf das wir uns gefreut (und welches wir auch ehrlich gesagt eingeplant) hatten, wird hier allem Anschein nach nicht angeboten. Das bedeutetet wohl, Kekse essen und zeitig schlafen gehen…

Chengdu oder Warum wir dorthin fahren, wo der Pfeffer wächst

19. Oktober 2016, Zug nach Zhangjiajie

Zugegeben, Chengdu lag nicht gerade auf unserer vorab avisierten Reiseroute. Eigentlich war es sogar ein riesengroßer Umweg, und bis vor zwei Wochen wussten wir nicht einmal, dass wir hier überhaupt hinwollten. Aber alle Backpacker, mit denen wir uns unterhielten, munkelten davon, und auch wenn wir nicht einfach das machen, was alle machen, gab es ein unschlagbares Argument, unsere Pläne zu ändern.

Pandas.

Genau genommen, Pandababies.

In Chengdu liegt die weltgrößte Pandazuchtstation, und der Herbst ist die beste Jahreszeit für einen Besuch, da sie dann Nachwuchs haben.

23 Pandababies.

Dafür sind wir nachts zwölf Stunden im Nicht-Liegewagen gefahren.

Davon abgesehen gibt es in Chengdu eigentlich nichts zu sehen; ein paar hübsche Tempel vielleicht, und eine riesige Buddhastatue, die mit einem Tagesausflug zu machen gewesen wäre, aber wir wollten in Chengdu vor allem mal ausspannen, denn die Stadt ist – neben den Pandas – in erster Linie bekannt für ihre entspannten, freundlichen Bewohner, die wissen, wie man es sich gut gehen lässt. Der liebste Zeitvertreib der lokalen Bevölkerung besteht in Teetrinken und Mahjong spielen; darüber hinaus essen sie gern und viel – Chengdu ist die Hauptstadt der Provinz Sichuan, aus der der berühmte Pfeffer stammt.

Unser Hostel (dank Kathrin wieder auf Anhieb gefunden und dank Birgit mutig in den richtigen, unbeschrifteten Eingang gelaufen) war eigentlich nur ein Apartment im fünften Stock eines Apartmentblocks mitten in der Stadt. Es gab drei kleine Schlafsäle und der Gemeinschaftsraum war eher ein Wohnzimmer. Unseren Schlafsaal teilte noch eine Engländerin, die aber am nächsten Tag abreiste und so hatten wir das Zimmer den Rest der Zeit für uns. Erst vor zwei Monaten eröffnet war alles noch niegelnagelneu. Die zwei jungen Eigentümer fragten uns, ob wir dünne oder dicke Bettdecken wollten, und als wir uns für dicke entschieden, wurden diese erst einmal aus ihrer Verpackung befreit, in der sie noch im Ikea-Beutel gestanden hatten. Es war alles sehr familiär; die Eigentümer versorgten uns mit Tee und Keksen, und zwei der chinesischen Gäste gingen abends mit uns essen. Es gab auch eine Waschmaschine, welch Glück, die wir gleich erstmal nutzten. Ich habe mich lange nicht mehr so über frisch gewaschene Wäsche gefreut!

Freitag Morgen ging es auch direkt zu den Pandas. Eigentlich könnten wir dazu einen separaten Eintrag nur mit Bildern verfassen…

Asiatische Zoos sind ja meistens eine Katastrophe mit engen Käfigen, fehlender Beschäftigung und einsamen Tieren, aber der Pandapark ist selbst für deutsche Verhältnisse wirklich schön und artgerecht. Die Pandas, sowohl die schwarz-weißen Riesenpandas als auch die Roten Pandas mit den buschigen Schwänzen, haben große Freigehege mit vielen Bäumen und Verstecken, und der gesamte Park ist wunderschön angelegt. Er ist sehr weitläufig, es gibt auch kleine Tümpel und einen See, und man konnte sich sogar mit einem Elektromobil von Gehege zu Gehege fahren lassen. Wir waren schon gegen acht Uhr morgens da, weil wir gelesen hatten, dass die Pandas vormittags am aktivsten sind, wenn sie gefüttert werden.

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Aktiv scheint bei den meisten Pandas zu bedeuten, in uneleganter Pose in einem riesigen Haufen Bambushäcksel zu fläzen, zu grabschen, was in Reichweite liegt, und die ausgespuckten Schalen dann auf ihrem Bauch anzuhäufen. Danach wird sich erstmal ausgiebig gekratzt, besonders die Sitzpartie darf dabei nicht zu kurz kommen. 😉 Es gab aber auch ein paar ganz sportliche, die tatsächlich – man soll es nicht für möglich halten – auf Bäume klettern; ja, Pandas können wirklich klettern. Wir glaubten es zuerst nicht so richtig und vermuteten, dass die, die wir in den Bäumen sitzen sahen, morgens mit dem Kran dort abgeladen worden waren, aber dann beobachteten wir tatsächlich mehrere, wie sie aus ihrem Baum wieder herunter kletterten. Es war das Tollpatschigste, was man sich vorstellen kann und dauerte ewig, aber es ging. Wir erfuhren auch, dass Pandas nicht faul, sondern energieeffizient sind. Weil Bambus so geringen Nährwert hat, müssen sie sehr viel davon fressen und verbrauchen dann auch sehr viel Energie für die Verdauung, weshalb sie die meiste Zeit des Tages schlafen. Energieeffizient nennt man das. Nicht faul. 😉

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Futter suchen

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Futtern, dabei wird nur das saftige Innere des Bambus verspeist, die Schalen werden achtlos fallen gelassen

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Noch mehr futtern

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Hintern schubbern

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Wie bin ich hier hoch gekommen?

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Im Baum abhängen

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Weiter futtern

An den Gehegen mit den Babies herrschte natürlich der größte Andrang. Ein paar Pfleger in blauer Schutzkleidung (vermutlich, um die empfindlichen Babies vor Keimen zu schützen) waren bei ihnen und fotografierten ihre unbeholfenen Fortbewegungsversuche, wobei die meisten gar keine Versuche unternahmen sondern einfach nur dalagen wie hingeklatscht, man kann es einfach nicht anders sagen. Sie sind so niedlich. Soooo niedlich. Aber nun genug der Worte, seht selbst:

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dsc03899 dsc03914 dsc03916 dsc03922 dsc03937 Im Endeffekt waren wir sechs Stunden im Park. 🙂

Danach fuhren wir zum Bahnhof, um mal wieder Fahrkarten für die Weiterfahrt zu kaufen. Wir hatten am Vorabend lange recherchiert, wie wir von hier aus nach Zhanghjiajie kommen würden, denn es gab keine Direktverbindung, und die Buchungswebsite konnte keine Umstiegsverbindungen anzeigen. Nach langer Recherche fanden wir eine Streckennetzkarte und mussten dann selbst planen, wo wir am besten umsteigen. Wir hatten uns zwei Verbindungen herausgesucht, und stellten uns mit unserem Zettel und unseren Pässen an einem der zahlreichen Ticketschalter an, wo wieder überall lange Schlangen warteten.

Wir hatten es fast zum Schalter geschafft, als sich eine Gruppe alter Leute vordrängelte und irgendeinen Sonderwunsch hatte. Jedenfalls verschwand die Schalterdame und kam ewig nicht wieder. So lange, dass die Leute vor uns in der Schlange schon aufgaben und sich woanders anstellten, aber wir blieben, wo wir waren, denn uns war klar, dass sie nach Murphys Gesetz genau dann wiederkommen würde, wenn wir weggehen, und die anderen Schlangen waren ja auch alle so lang. Schließlich kam sie auch wieder, und wir kamen sogar dran, aber die alten Leute waren immer noch da und diskutierten lautstark mit ihr, während sie unsere Verbindung heraussuchte und uns am Ende mitteilte, dass die Liegewagen schon wieder ausgebucht wären…

Wir suchten noch einmal die andere Verbindung heraus (wozu wir aber den Schalter verlassen mussten), stellten uns dann noch einmal an einem anderen Schalter an, und bekamen schließlich, anderthalb Stunden später, Tickets dahin, wo wir hinwollten. Wir beschlossen, die weiteren Tickets gegen Gebühr über das Internet zu buchen.

Zurück im Hostel fragten wir die Eigentümer, ob sie uns mit der Internetbuchung helfen könnten, weil sie der Engländerin aus unserem Dorm auch geholfen hatten. Sie waren unglaublich hilfsbereit, aber die Buchungswebsite machte uns einen Strich durch die Rechnung. Unzählige Versuche und weitere anderthalb Stunden später mussten sie resigniert aufgeben, boten uns aber an, uns am nächsten Morgen zu einer Reiseagentur zu begleiten.

Abends besuchten wir Jon und Tasha in ihrem Hostel, aßen mit ihnen und tauschten Reiseeindrücke aus. Mal sehen, wo wir uns als nächstes wieder begegnen; sie fahren ja auch nach Vietnam weiter. Da wir uns erst Mitternacht verabschiedeten, war die letzte U-Bahn schon abgefahren und wir mussten mit dem Taxi zurück. Die Dame an der Hostelrezeption googelte unser Hostel (natürlich ohne Google, das funktioniert hier ja nicht) und schrieb uns freundlicherweise die Adresse auf Chinesisch auf, damit wir sie dem Taxifahrer zeigen konnten. Die 15-minütige Fahrt kostete nur etwa 2,50 €.

Am nächsten Morgen gingen wir mit den Eigentümern zu der Reiseagentur, nur einen Block vom Hostel entfernt, und erhielten auf Anhieb die Fahrkarten, die wir wollten. Damit war zumindest unsere Weiterfahrt bis Guilin gesichert, unserem letzten Aufenthaltsort vor der vietnamesichen Grenze.

Nachmittags gingen wir auf Empfehlung von Jon und Tasha in den Peoples‘ Park, sozusagen den Volkspark von Chengdu. Der Park an sich ist schon sehr hübsch, mit einem See, auf dem man Boot fahren kann, ein paar Brücken, viel Grün und mehreren Teehäusern. Das war aber nicht der Grund für unseren Besuch. Vielmehr hatten die Engländer erzählt, dass man dort wahnsinnig gut Leute beobachten könnte. Und wir sollten nicht enttäuscht werden.

Was soll man sagen, der Volkspark an einem Samstagnachmittag steckte voller Kuriositäten. Die Teehäuser waren voll, und man konnte dort nicht nur Tee trinken, sondern nebenbei auch noch die Dienste eines der zahlreichen Ohrputzer in Anspruch nehmen, der – Stirnlampe auf dem Kopf – die Ohren seiner Kunden mit kleinen Wattebäuschen an langen Metallstäben reinigte. Alte Männer spielten chinesisches Schach, umringt von zahlreichen Zuschauern, die alle ihre guten Ratschläge dazugaben. Andere alte Männer übten sich in Kalligraphie chinesischer Schriftzeichen auf dem Boden, mit riesigen Pinseln, die sie einfach mit Wasser tränkten, sodass die Kunstwerke nach einer Weile wieder verdunsteten. Mehrere Gruppen jüngerer Leute spielten so etwas wie Fuß-Federball, wobei ein riesiger Federball wie ein Fußball von Spieler zu Spieler gekickt wurde. An mehreren Stellen im Park plärrte Musik aus Lautsprechern, zu denen Leute sangen oder tanzten. Man hatte das Gefühl, dass mehrere Ü50-Partys stattfanden; viele Paare tanzten zusammen, andere Leute alleine, teilweise mit sehr viel Hingabe; es gab auch eine Art Zumbakurs im Freien; und damit die Lautstärke nicht überhand nahm, zeigte an jedem dieser Plätze eine elektronische Tafel den aktuellen dezibel-Wert an (alle waren so knapp unter 80….). Absolutes Highlight war aber ein unscheinbarer Weg abseits des Hauptpfades, wo unzählige bedruckte Din A4-Blätter auf dem Boden und den Bänken lagen. Darüber gebeugt standen zahlreiche Menschen mittleren Alters, lasen die Zettel oder diskutierten. Nein, hier lagen keine Knobelaufgaben zur allgemeinen Unterhaltung aus, sondern dies war tatsächlich ein Heiratsmarkt, auf dem Eltern ihre ledigen Kinder (ganz offensichtlich in deren Abwesenheit) anboten.

Fuß-Federball... oder Feder-Fußball?

Fuß-Federball… oder Feder-Fußball?

Wasserkalligraphie

Wasserkalligraphie

Hier werden die Karpfen sogar mit der Flasche gefüttert...

Hier werden die Karpfen sogar mit der Flasche gefüttert…

In den Teehäusern herrschte reger Betrieb.

In den Teehäusern herrschte reger Betrieb.

Der Heiratsmarkt...

Der Heiratsmarkt…

Zeitungsannoncen waren gestern...

Zeitungsannoncen waren gestern…

Sonntag wuschen wir noch einmal Wäsche und schauten uns nachmittags das Wenshu Monastery, ein sehr geschäftiges buddhistisches Kloster nahe unseres Hostels an. Das Gelände lag inmitten eines sehr touristischen, aber trotzdem sehr schönen Einkaufsviertels, und innerhalb der Klostermauern gab es ein großes Teehaus und ein vegetarisches Restaurant, wo wir sehr lecker (mit 13 € für drei Gerichte aber für hiesige Verhältnisse auch ganz schön teuer) aßen. Das ruhige, gediegene Ambiente und das gute Essen waren es aber wert. Abends schauten wir fern mit den Eigentümern und redeten über China und Deutschland, es war sehr gemütlich und erholsam.

Wenshu Kloster

Wenshu Kloster

Der Reiseführer hatte schon recht, es gibt in Chengdu eigentlich nichts zu tun, aber (oder vielleicht gerade deswegen) verlassen Gäste die Stadt zufrieden und erholt wie keine andere in China.

Das Leben in vollen Zügen genießen…

15. Oktober 2016, schon in Chengdu

Jetzt müssen wir das Motto doch früher bemühen als uns lieb ist…

Wir hatten uns im Internet die mit zwölf Stunden Fahrzeit schnellste Verbindung von Xi’an nach Chengdu herausgesucht. Es war eine Nachtfahrt und die Liegewagen waren leider schon ausgebucht aber wir dachten uns, schlimmer als zwölf Stunden Langstreckenflug kann es auch nicht sein und für eine Nacht wird es schonmal gehen. Der Zug fuhr vom außerhalb der Stadt gelegenen Südbahnhof ab, aber wir hatten gelesen, dass dieser von der letzten Metrohaltestelle nur noch ein Stück mit dem Taxi entfernt wäre.

Mak hatte uns vorgewarnt, dass der Zug ein älteres Modell und nicht so komfortabel wäre wie die Schnellzüge, mit denen wir bisher gefahren waren; auch, dass der Südbahnhof am A** der Welt wäre, aber wir ließen uns von seinen Horrorgeschichten über rauchende Fahrgäste und starre Sitze nicht beirren und so half er uns dann trotzdem, die Fahrkarten zu buchen. Der Ticketkauf war wieder ein Erlebnis in sich; die Halle mit den Ticketschaltern war wieder einmal rappelvoll obwohl bestimmt 20 Schalter geöffnet waren.

Am ersten Schalter (ja, es brauchte wieder mehrere Versuche) sagte uns die Beamtin, dass es den Zug, den wir im Internet gesehen hatten, nicht gäbe. Sie versuchte uns einen anderen aufzuschwatzen, der erstens vom günstiger gelegenen Zentralbahnhof fuhr und zweitens freie Plätze im Liegewagen hatte, aber der wäre 16 Stunden unterwegs gewesen und hätte deutlich mehr gekostet, und wie schlimm konnte es schon sein…

Wir checkten nochmal, fanden sehr wohl „unseren“ Zug und versuchten unser Glück an einem anderen Schalter. Der gerade geschlossen wurde. Also auf zum nächsten Schalter. Der auch gerade geschlossen wurde. Versuch Nummer vier brachte uns schließlich zu einem Beamten, der den Zug tatsächlich fand, aber uns vehement zu überreden versuchte, den Zug vom Zentralbahnhof zu nehmen. Die Chinesen konnten einfach nicht fassen, dass jemand freiwillig ‚hard seat‘ (also Sitzplätze, entgegen dem Namen sind sie aber gepolstert) buchen will.

Im Endeffekt erhielten wir unsere Tickets, und am Abfahrtstag half Mak uns noch, bis zum Südbahnhof zu kommen. Es stellte sich heraus, dass der Südbahnhof wirklich sehr, sehr weit weg vom Stadtzentrum ist. Eigentlich hat man eher das Gefühl, dass er irgendwo auf dem Land liegt. Wir fuhren fast bis zum Ende der U-Bahnlinie und von dort war es mit dem Taxi im fließenden Verkehr noch gut eine halbe Stunde, im Dunkeln, über unbeleuchtete Straßen durch fast menschenleere Gebiete. Am Bahnhof angekommen konnte der Taxifahrer nicht einmal direkt auf dem Vorplatz halten; dieser wurde von Polizisten bewacht, die sicherstellten, dass er nur von örtlichen Taxifahrern angefahren werden konnte, und so musste unser Fahrer das Taxi leer wieder zurück nach Xi’an fahren. Mak, der darauf bestanden hatte, das Taxi zu bezahlen, zahlte ihm daher freiwillig auch noch den doppelten Preis.

Der Bahnhof war auch ein Erlebnis. Er war klein, alt und schmuddelig, und trotz der späten Stunde (wir kamen gegen 20 Uhr an, unser Zug sollte 21:02 fahren) völlig überfüllt. Mak konnte uns nicht in die Wartehalle begleiten, da man nur mit Ticket hineindurfte (das ist anscheinend an jedem chinesischen Bahnhof so), und so unterhielten wir uns noch eine Weile draußen bis es Zeit zum Verabschieden war.

Im Bahnhof gab es nur wenige Sitzplätze, die allesamt schon belegt waren, und so standen die meisten Menschen oder saßen auf ihren teilweise riesigen Gepäckstücken. Auf die Bahnsteige durfte man nämlich immer erst kurz vor Abfahrt des Zuges. Man konnte sich zwischen den Menschenmengen kaum bewegen. Es gab weder eine Uhr noch irgendeine Art von Anzeigetafel, sodass wir keine Ahnung hatten, wie wir herausfinden sollten, wann das Boarding für unseren Zug beginnt. Es gab permanent Ansagen in Chinesisch, die uns natürlich nichts nützten, und wir fühlten uns leicht verloren. Wir reihten uns in eine Schlange ein – wobei nicht klar war, wer Schlange stand und wer einfach nur so herumstand – und zeigten einer freundlich aussehenden, jüngeren Frau unser Ticket. Sie signalisierte uns, zu warten und tippte dann auf ihrem Handy die Nummer des Zuges, der gerade angesagt wurde; zumindest vermuteten wir, dass sie das meinte. Ein Zug fuhr ein, es war kurz nach neun, aber anscheinend war es nicht unserer, denn die Nummer stimmte nicht überein. Die Zeit verging, es wurden weitere Züge angesagt, aber unserer war nicht dabei. Wir vermuteten, dass er Verspätung hatte, aber wir konnten es nicht herausfinden, und niemand sprach Englisch, also warteten wir einfach stoisch und vertrauten der Frau, die wir gefragt hatten, während Ansage um Ansage durch die Halle plärrte. Irgendwann signalisierte unsere Helferin uns, dass jetzt unser Zug angekündigt wurde und bedeutete uns, vorzugehen. Wir schoben uns durch bis die Menge zu dicht wurde und lunschten auf die Tickets der anderen Leute. Die bemerkten natürlich unsere Neugier, aber ein freundliches Lächeln brach das Eis und im Nu zeigten uns mindestens drei Leute ihre Fahrkarten und wir waren beruhigt, dass sie nicht nur dieselbe Zugnummer sondern sogar den benachbarten Waggon hatten.

Das Schlangestehen wurde dann noch sehr gesellig, denn nur weil der Zug angesagt wurde, hieß das nicht, dass er auch gleich kam. Unsere chinesischen Zuggefährten versuchten sich mit uns zu unterhalten, was aber wegen der Sprachbarriere nur in Gelächter auf beiden Seiten endete, und dann bekamen wir Gesellschaft von einem anderen Ausländer in der Schlange: Andrej aus der Slowakei, mit dem wir schon den Schlafsaal unseres Hostels in Peking geteilt hatten. Irgendwann tauchten weiter hinten in der Schlange/dem Pulk noch zwei weitere Ausländer auf und der alte Mann neben mir gestikulierte, dass ich hingehen und mit ihnen reden sollte. Das tat ich also, fragte ob sie Hilfe brauchten, aber sie hatten einen viel späteren Zug gebucht und mussten ohnehin noch warten.

Am Ende hatte unser Zug reichlich eine Stunde Verspätung. Der Bahnsteig hatte keine Markierungen für die Wagennummern und wir wussten nicht, wo wir uns anstellen mussten, also zeigten wir wieder unser Ticket anderen Fahrgästen, die uns bedeuteten, dass wir einfach stehen bleiben könnten, wo wir waren. Am Ende mussten wir auch gar nicht so weit bis zu unsrem Waggon laufen.

Am Vortag waren noch fast 400 Sitzplätze für unseren Zug verfügbar gewesen, daher hofften wir, dass es nicht so voll wäre und wir vielleicht zwei Doppelsitze belegen könnten; auch dass die Leute nachts vielleicht schlafen und nicht rauchen würden (ja, in den alten Zügen darf tatsächlich noch geraucht werden). Aber unsere Hoffnungen wurden leider nicht erfüllt.

Der Zug war komplett ausgebucht; in unserem Waggon gab es keinen einzigen freien Platz mehr. Die Sitze (wieder zwei zur einen Seite des Ganges und drei zur anderen) waren gegenüberliegend angeordnet, mit einem kleinen Tisch in der Mitte. Wenigstens hatten wir einen Zweier- und keinen Dreiersitz erwischt, aber die beiden älteren Herren, die schon da waren, hatten sich gegenüber gesetzt und schliefen schon. Da wir nebeneinander sitzen wollten, mussten wir einen von beiden leider wachrütteln, aber er räumte unseren Platz anstandslos. Eine Kraxe verstauten wir in der letzten Lücke der Ablage über den Sitzen (Chinesen haben immer unglaublich viel Gepäck), die andere und unser Handgepäck stopften wir mit etwas Gewalt unter die Sitzbank. Die Sitze gingen, wie Mak schon angekündigt hatte, tatsächlich nicht zurückzustellen. Vor uns lagen zwölf Stunden…

Die Fahrgäste, die noch wach waren, spielten Karten oder schauten Filme auf ihren Handys, wobei niemand irgendwelche Anstalten machte, aus Rücksicht auf andere Passagiere auch nur ansatzweise leise zu sein. Das Licht war die ganze Nacht an. Geschlafen wurde, indem man den Kopf auf die Arme und die Arme auf den Tisch legte (wir sind ja noch jung…), wobei die Chinesen teilweise in den verdrehtesten Positionen schliefen. Einige hatten sich auch einfach in den Gang gegenüber der Toilette gelegt. Die Toilette war im chinesischen Stil zum Hinhocken, der Wasserhahn zum Händewaschen direkt daneben auf Kniehöhe ohne Waschbecken, und die Tür ging nicht abzuschließen.

Die meisten Fahrgäste waren wie unsere Sitznachbarn Männer mittleren Alters mit abgetragener Kleidung und wettergegerbten Gesichtern, aber auch einige junge Leute, vielleicht Studenten, und sogar Familien mit kleinen Kindern waren darunter (die armen!). Unsere Sitznachbarn machten keine Anstalten, sich mit uns zu unterhalten und schliefen die meiste Zeit, aber wir wollten auch lieber unsere Ruhe und beobachteten einfach das Treiben oder versuchten, etwas zu dösen. Einmal drehte einer der beiden Männer eine kleine Rolle aus einem Stück Papier und kitzelte den anderen, der gerade mit den Armen auf dem Tisch schlief, damit im Ohr. 😀

Rauchen direkt im Waggon war zum Glück verboten; die Männer stellten sich stattdessen in den Bereich zwischen die Wagen. Es stank nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte, und außerdem wurde anscheinend auch immer mal irgendwo ein Fenster geöffnet.

Anzeigetafeln oder Ansagen gab es natürlich auch keine; der Zugbegleiter brüllte einfach an jedem Bahnhof irgendetwas durch den Waggon aber Chengdu war zum Glück die Endstation.

Wir hätten uns auch keine Sorgen machen müssen, den Bahnhof zu verschlafen (nicht dass wir sonderlich tief geschlafen hätten), denn gegen 7:30 morgens ging die Musik durch die Zuglautsprecher an – chinesische Schlager in unangemessener Lautstärke – und wurde auch bis Chengdu nicht mehr abgestellt, was zusammen mit den Filmen, die die Leute auf ihren Smartphones guckten, und all den Gesprächen und Telefonaten im Zug für eine interessante Geräuschkulisse sorgte. Chinesen sind sehr laut.

Alles in allem waren wir dann doch ziemlich froh, gegen zehn Uhr morgens endlich Chengdu zu erreichen und werden versuchen, für die nächste Nachtfahrt zumindest einen Schlafwagen zu bekommen. Naja, wie sagt man so schön, wenn zwei eine Reise tun… 😉

Xi’an

15. Oktober 2016, schon in Chengdu

Willkommen im Herzen Chinas. Während ich das schreibe, sind wir zwar schon in der nächsten Stadt angekommen, aber wir wollen euch ja nichts vorenthalten; außerdem war es auch wieder sehr erlebnisreich dort.

Unser Hostel fanden wir relativ problemlos, weil zumindest eine von uns Karten lesen kann (ohne Kathrin hätte ich wahrscheinlich sehr, sehr lange gesucht). Es lag, und jetzt kommt eine Überraschung, mitten im muslimischen Viertel. Ja, Xi’an hat eine große chinesisch-muslimische Gemeinde – die Männer tragen teils kaftanähnliche Gewänder und Kappen als Kopfbedeckung, die Frauen tragen bunte Kopftücher in verschiedensten Stilrichtungen.

Die „Muslim Street“ ist eine der geschäftigsten Straßen der Stadt, gesäumt von unzähligen Restaurants und Geschäften, vor denen die Fußwege überquellen von Straßenständen, an denen man vor allem Essen kaufen kann. Das Hostel lag gut versteckt – man musste durch einen Papierladen direkt neben der Schlange am Kebabstand – aber dafür war es drin erstaunlich still; vom Lärm der Händler und Touristen draußen hörte man gar nichts.

Die Muslim Street

Die Muslim Street

Unser Schlafsaal hatte drei Doppelstockbetten, die leer waren, sich aber im Laufe des Abends und der Nacht noch füllten. Wir hatten nur eine Nacht gebucht, da wir erstmal schauen wollten, ob es uns dort gefällt, aber das Zimmer war sehr sauber, also verlängerten wir gleich noch drei Nächte und machten uns dann auf, etwas zu essen zu kaufen.

Die Auswahl an den Ständen war schier überwältigend; die Muslim Street ist der Ort, um street food zu essen. Es gab natürlich viel Fleisch, das lieben die Chinesen ja, und Lämmer wurden auf offener Straße, von großen Haken hängend, zerlegt.

So sah das aus...

So sah das aus…

Man konnte auch verschiedene Arten von Fladen- und Pitabroten kaufen, Gemüsepfannen, Nudeln, Nüsse, Obst, Süßigkeiten, frisch gepressten Granatapfelsaft für 1-2€ pro Becher,… Viele Stände verkauften längliche gelbe Kuchenstücke an Spießen, die sich als eine Art sehr fester Rührkuchen entpuppten und vor dem Verkauf noch einmal in Rosenwassersirup getunkt wurden – sooo lecker!

Am späten Nachmittag gingen wir zum Drum Tower/Trommelturm, der direkt am Ende der Muslim Street liegt. Früher hatte jede Stadt einen Trommel- und einen Glockenturm, die den Menschen die Uhrzeit mitteilten. Tagsüber läuteten die Glocken und nachts wurde zu festen Zeiten die Trommel geschlagen. Für mich (B) war es natürlich Ehrensache, den Trommelturm zu besuchen. Er hatte mehrere Etagen und von oben hatte man einen guten Blick auf die umliegenden Gebäude (die Muslim Street war unter dem dichten Blätterdach der alten Bäume praktisch unsichtbar), den angrenzenden Park und den nahe gelegenen Glockenturm. Außerdem waren sehr viele sehr große Trommeln ausgestellt und wir erwischten ein kurzes Konzert mit Trommeln und traditionellen chinesischen Instrumenten in der Haupthalle.

Die Trommeln am Drum Tower

Die Trommeln am Drum Tower

Aussicht zum Bell Tower

Aussicht zum Bell Tower

Drum Tower bei Nacht

Drum Tower bei Nacht

Danach spazierten wir zum Südtor der Stadtmauer, die noch viel größer und beeindruckender ist als die in Pingyao, aber da es schon spät war, gingen wir nicht hinauf.

Am Montagmorgen machten wir uns auf den Weg zum Shaanxi History Museum, da es erstens kostenlos war und zweitens Informationstafeln in Englisch haben sollte. Allerdings hatten wir gelesen, dass man zeitig kommen müsste, da die Anzahl der Tickets limitiert sei, also brachen wir schon um sieben auf.

Wir hatten uns im Internet die Busnummer herausgesucht und liefen am Glockenturm von Haltestelle zu Haltestelle auf der Suche nach der richtigen. Der Glockenturm steht quasi im Zentrum der Altstadt inmitten eines riesigen Kreisverkehrs, um den herum unzählige Haltestellen liegen. Nur die Nummer die wir suchten, stand nirgends dran. Wir beschlossen also, zum Museum zu laufen – wir hatten immerhin einen Stadtplan und so weit sah es gar nicht aus…

Zwei Stunden, in denen wir uns zweimal verliefen, zwei Polizisten nach dem Weg fragten, die dann ihrerseits einen gerade anwesenden Müllmann konsultierten mussten, und viel Frust später fanden wir auch tatsächlich das Museum.

Es hatte montags geschlossen.

Gut. Wir liefen zur nächsten Metrostation und entdeckten auf dem Weg dorthin einen Tempel, den Da Xing Shan Tempel, der weder im Reiseführer noch auf Wikitravel erwähnt wurde, aber da wir schonmal da waren und der Eintritt frei war, gingen wir hinein. Zu unserer Überraschung war das Tempelareal riesengroß, sehr neu und gepflegt, und es waren kaum Leute da. So schlenderten wir bestimmt 20 Minuten durch das Gelände und die Tempelgebäude und genossen die Ruhe.

Da Xing Shan Tempel

Da Xing Shan Tempel

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Mit der Metro fuhren wir dann zur Kleinen Ganspagode.

Die Kleine Ganspagode

Die Kleine Ganspagode

Wir hatten wieder Glück; Eintritt musste man nur für die Pagode, nicht aber für den umliegenden Park zahlen, also spazierten wir durch den sehr schönen Park bis uns die Füße weh taten (es war inzwischen ja schon Nachmittag) und fuhren dann mit der Metro zurück zum Hostel, mit kurzem Stopp auf der Straße, um Mittagessen zu kaufen. Dann war erstmal Zeit für ein Nachmittagsschläfchen, denn ich (B) hatte einen Hustenrückfall und Kopfschmerzen und brauchte eine Pause. Wir waren ziemlich froh, dass wir nicht den Tagesausflug zu den Bergtempeln Hua Shan gemacht hatten, der erstens locker 60 € pro Person gekostet, sondern auch noch mindestens fünf Stunden Wandern in steilem Berggelände bedeutet hätte.

Stattdessen machten wir abends nochmal die Straße unsicher und probierten uns weiter durch die Fressbuden. Besonderes Highlight war ein Trinkobststand (man kann es nicht anders nennen), wo man sich eine Frucht aussuchte, z.B. eine Melone, Orange, oder in unserem Fall Drachenfrucht, die dann durch eine kleine Öffnung oben mit einer Art Bohrer innen noch in der Schale püriert und mit einem Strohhalm versehen wurde, mit dem man das nun flüssige Innere trinken konnte. Suuuperlecker.

Der Smoothie-Bohrer

Der Smoothie-Bohrer

Drachenfrucht to go

Drachenfrucht to go

Am Dienstag trafen wir uns mit unserem Freund Mak, der inzwischen ebenfalls aus Peking eingetroffen war (sein Heimatdorf liegt in der Nähe von Xi’an). Als erstes half er uns, im Hostel eine Erstattung für die letzte Nacht zu erhalten, da wir für vier Nächte bezahlt hatten, aber unser Plan sich nun geändert hatte und wir schon eine Nacht eher weiterfahren wollten. Die Managerin sagte uns, das ginge nicht und es stünde explizit auf ihrer chinesischen Website (na toll). Mak diskutierte eine ganze Weile mit ihr und letztendlich stimmte sie doch zu. Danach fuhren wir zum Zentralbahnhof, um Fahrkarten für unsere Weiterfahrt nach Chengdu zu kaufen – aber das ist ein separates Kapitel und wird im nächsten Eintrag ausführlich gewürdigt. 😉 Von dort aus nahmen wir einen Bus zur Terrakotta-Armee, dem größten Hightlight Xi’ans. Die Armee liegt eine Dreiviertelstunde Busfahrt vom Zentrum entfernt; auf dem Weg dorthin säumten Scharen von Händlern die Schnellstraße und verkauften Granatäpfel und kleine Kaki-Früchte, die gerade Saison haben. Die kleinen Kakis werden dabei erst gegessen, wenn sie schon so weich sind, dass man sie kaum noch zwischen zwei Fingern halten kann.

Mak hatte versprochen, uns Eintrittskarten für die Terrakotta-Armee zu organisieren, da der reguläre Eintritt mit satten 25 € pro Nase zu Buche geschlagen hätte. Er sagte, er hätte einen Freund, der für die Regierung arbeitet und uns Tickets zum halben Preis verschaffen könnte. Am Areal der Armee angekommen trafen wir die Ehefrau des Freundes, die uns die Tickets brachte, aber am Ende konnten wir niemandem irgendwas bezahlen und wurden effektiv eingeladen.

Um die Ausgrabungsstätten der Terrakotta-Armee herum ist ein schöner Park angelegt, vor dessen Toren ein wahres Einkaufszentrum liegt, wo es Unmengen von Souvenirläden und Schnellrestaurants gibt, sogar ein Starbucks. Verkauft wird alles von den obligatorischen Nachbildungen der Soldaten über fast food bis hin zu echten Tierpelzen, die verdächtig nach Hundefellen aussahen. Hat man sich erst einmal bis zum Eingang der eigentlichen Ausstellung durchgeschlagen, gelangt man zu drei Ausgrabungsstätten in großen Hallen, wobei die größte (die man auch von Fotos kennt) die Größe eines Flugzeughangars hat. Dort stehen die tönernen Krieger in Reih und Glied samt ihrer Pferde in endlosen Reihen und nehmen circa ein Drittel der Halle ein. Danach folgt ein Drittel, wo die Ausgrabungsarbeiten im Gange sind und eines, wo die ausgegrabenen Soldaten und Pferde aufgestellt werden, wenn sie nicht intakt sind. Vielleicht sollte Kathrin diesen Part besser schreiben, denn ich muss sagen, nach fünf Minuten sahen sie eigentlich alle gleich aus.

Da muss ich (Kathrin) jetzt mal meinen Senf dazutun, denn Fakt ist ja, dass wirklich keine der Figuren aussieht wie die andere. Sie haben alle unterschiedliche Gesichter, Bärte, Frisuren, Rüstung und Haltung, von denen man zB auch ihren militärischen Rang ablesen kann. Zum anderen besteht die ‚Armee‘ nicht nur aus Soldaten, obwohl diese in der Haupthalle die Mehrheit sind, sonderern es gibt auch Akrobaten, Schreiber, Handwerker etc. Bis heute ist wohl ungeklärt, ob die Figuren wirklichen Vorbildern nachempfunden wurden, oder ob die Handwerker ihrer Kreativität einfach freien Lauf ließen. Die Grabanlage wurde für den chinesichen Kaiser Qín Shǐhuángdì gebaut, der quasi seinen gesamten Hofstaat mit ins Totenleben nehmen wollte.

Was mich (B) eher beeindruckt hat, war die Tatsache, dass erstens ein großer Teil noch gar nicht ausgegraben ist – es sind an vielen Stellen nur die Gräben markiert, in denen sich noch weitere befinden, insgesamt schätzungsweise 6.000, und dass sie zweitens nur Trümmerhaufen sind, wenn sie ausgegraben werden und in jahrelanger, mühevoller Puzzlearbeit zusammengesetzt werden müssen – ja, ich alte Ignorantin und Geschichtsbanausin hatte ehrlich gedacht, sie hätten da all die Jahrtausende so ordentlich unter der Erde gestanden… Zwischendurch trafen wir mal wieder Jon und Tasha, das Paar aus London, die in UB und Peking in den selben Hostels wie wir übernachtet hatten und sogar im gleichen Zug und Waggon wie wir nach China gefahren waren. Wir plauschten ein bisschen und beschlossen, in Chengdu (wo wir alle als nächstes hinfahren, haha) mal essen zu gehen. In Halle zwei und drei waren die Ausgrabungsstätten kleiner als in der Haupthalle; dort standen Soldaten in anderen Uniformen und Pferde in Kutschformation, dazu gab es noch eine Ausstellung von Bronzeskulpturen und Waffen, und irgendein ein Museum, durch welches wir uns dann aber schon ziemlich fußlahm schleppten.

Diese Aufnahme hat wahrscheinlich jeder schonmal gesehen...

Diese Aufnahme hat wahrscheinlich jeder schonmal gesehen…

Die Soldaten

Die Soldaten haben unterschiedliche Gesichter

Abends hatten wir uns eigentlich mit Mouna verabredet, doch wir mussten ihr absagen, da Maks Freund (der bei der Regierung arbeitet) beschlossen hatte, uns zum Essen einladen zu wollen, und die Höflichkeit hätte es verboten, abzulehnen, da er uns ja die Karten versorgt hatte.

Seine Frau (die uns mittags schon die Tickets gebracht hatte), holte uns mit dem Auto ab. Während wir auf sie warteten, beschloss Mak, dass wir unbedingt noch ein paar Granatäfpfel kaufen müssten, und dass er uns zehn Stück für einen Euro erfeilschen könnte. All unsere Proteste, dass wir keine zehn Stück bräuchten, stießen auf taube Ohren und er fing mit der nächstbesten Händlerin vor dem Parkplatz an zu verhandeln. Im Endeffekt leierte er ihr acht Stück aus dem Kreuz – zugegeben, acht Granatäpfel für einen Euro sind schon ein echtes Schnäppchen – aber wir waren leicht frustriert, da es uns eigentlich zu viele waren.

Dann kam die Frau, um uns abzuholen; Mak nahm auf dem Beifahrersitz Platz und wir beide setzen uns auf die Rückbank zum kleinen Sohn der Frau, etwas über dreieinhalb Jahre alt. Die Zartbesaiteten oder Kinderliebhaber unter euch überspringen den Rest dieses Absatzes jetzt besser…Die Sicherheitsstandards im chinesischen Straßenverkehr entsprechen gelinde gesagt nicht den deutschen. Es gibt nicht nur keine Gurtpflicht auf der Rückbank (oder Helmpflicht auf Motorrädern, oder die Pflicht, an roten Ampeln zu halten); anscheinend gibt es auch keine Kindersitze. Und es scheint auch niemanden zu stören. Der dreieinhalbjährige Knirps stand fröhlich auf dem erhobenen Teil vor der Mitte der Rückbank und hielt sich an Fahrer- und Beifahrersitz fest. Als die Mama einmal etwas schärfer bremsen musste und der Kleine unwillkürlich einen Ruck nach vorn machte, wurde nur gelacht und etwas auf Chinesisch gesagt – vermutlich, dass er sich besser festhalten soll…

Im Restaurant angekommen trafen wir den Ehemann, Maks Schulfreund, der schon auf uns wartete, und einen weiteren Freund von Mak. Als Gäste durften wir einen Teil des Essens an der Theke aussuchen, wo es verschiedenste Gemüse gab. Es wurden zwei Teller mit sechs verschiedenen Gemüsegerichten gefüllt und in die Mitte des Tisches gestellt, davon konnten sich alle bedienen. Dann erhielt noch jeder eine Schüssel Eintopf, ein Schälchen eingelegte Knoblauchzehen sowie Getränke – Limonade für die Damen, Bier für die Herren. Der Eintopf war eine sehr schmackhafte Brühe mit Fleischstücken, Glasnudeln und einer Art kleiner dicker Schupfnudeln; sehr lecker aber auch sehr reichlich; ich hab meins nicht geschafft. Mak und seine Freunde hatten sich natürlich viel zu erzählen, da sich sich ja auch seit Monaten nicht gesehen hatten, und ab und zu versuchte einer der Freunde auch, ein paar Worte Englisch mit uns zu wechseln. Einer der beiden fuhr uns danach noch zur Bushaltestelle, von wo aus wir zurück nach Xi’an fahren konnten. Insgesamt war es ein sehr unterhaltsamer Abend.

Am Mittwoch schließlich kam Mak uns noch einmal im Hostel abholen und wir schlenderten durch das muslimische Viertel und stückelten uns an vielen verschiedenen Ständen unser Frühstück zusammen. Wir aßen eine Art Crêpe mit Ei, Blattsalat und Koriander, gefüllte Kaki-Pfannkuchen (Kathrins neues Lieblingsessen) und noch einiges mehr. Wir besichtigten das Folk House, ein altes Wohnhaus für eine Angestelltenfamilie des Kaisers, was wirklich sehr interessant und stimmungsvoll war, und danach setzten wir uns in die Lobby des Hostels und zerlegten den größten Teil der Granatäpfel; so konnten wir die Tupperdosen, die wir im Gepäck hatten, endlich mal nutzen. 😉

Hof im Folk House

Hof im Folk House

Abends gingen wir noch Nudeln mit Gemüse essen – schon wieder scharf, wie so vieles in Xi’an, und mein Magen protestierte mit Krämpfen wie schon die letzten drei Tage, es war einfach zu viel scharfes und zuviel unbekanntes, und ich wollte nichts weiter als eine Schüssel Grießbrei – und fuhren dann zum Südbahnhof, um unseren Nachtzug nach Chengdu zu nehmen. Dann wurde es auch Zeit, uns von Mak zu verabschieden. Er bleibt noch eine Weile in Xi’an und fährt Ende des Monats zurück nach Russland, um besser Russisch zu lernen. Wir verdanken ihm wirklich sehr viel. Nicht nur hat er uns sehr viel zum Essen eingeladen, Taxifahrten und Tickets für uns bezahlt, sondern mit ihm war China auch noch viel interessanter und erlebnisreicher, dank ihm haben wir eine Menge exotisches Essen probiert und er hat uns viel bei der Organisation unserer Reise geholfen.

Die darauffolgende Zugfahrt war so voller Eindrücke, dass sie unserer Meinung nach einen separaten Eintrag verdient und wir sie entsprechend würdigen möchten…

Nihao aus Pingyao

9. Oktober 2016, wieder mal im Zug

Was soll man sagen, die anderthalb Tage in Pingyao waren wirklich schön und erholsam, nachdem wir es erst einmal in die pittoreske Altstadt geschafft hatten.

Der Zug hielt nämlich an einem Fernbahnhof außerhalb der Stadt, wo noch nichts von Stadtmauer und historischer Altstadt kündete. Stattdessen grüßten uns eine qualmende Fabrik und ein im Bau begriffenes Hochhausviertel in der dunstigen Ferne, sowie jede Menge Taxifahrer, die uns klar machen wollten, dass überhaupt gar kein Bus in die Stadt fährt. Zum Glück waren wir aber dank Wikitravel schon etwas schlauer und wussten, dass es sehr wohl zwei Busse gab, einen zum Nord- und einem zum Südtor der Altstadt. Es standen auch tatsächlich zwei Busse vor dem Bahnhof, nur sahen sie beide genau gleich aus, es stand nichts dran, und wir wussten nicht mal, was Nordtor auf Chinesisch heißt, also sind wir, um dem Heer der Taxifahrer zu entkommen, in den erstbesten Bus eingestiegen.

Der moderne Teil von Pingyao sieht aus wie jede andere chinesische Stadt – riesige Apartmentblocks, große dreckige Straßen, ziemlich chaotisch. Irgendwann erblickten wir die Stadtmauer (laut Kompass waren wir irgendwo im Norden) und da der Bus tatsächlich mal an einer Haltestelle hielt (zuvor hatte er – zumindest kam es uns so vor – immer gehalten, wenn jemand etwas gerufen hat), sprangen wir kurz entschlossen raus, da wir ohnehin zum Nordtor mussten. Wir liefen noch etwa zehn Minuten an der Mauer entlang, bis wir das Nordtor erreichten und fanden dann auch tatsächlich auf Anhieb die richtige Straße nahe der Mauer. Leider hatte es wohl am Vormittag ziemlich stark geregnet und die Rückseite der Stadtmauer wurde an dieser Stelle gerade repariert, so dass es unglaublich schlammig war und unsere Schuhe und Hosenbeine entsprechend aussahen.

An unserem Hostel sind wir erst einmal vorbeigelaufen, da es von außen überhaupt nicht als solches zu erkennen war, und es gab auch kein Schild, nichtmal auf Chinesisch. Ein Mann, der gerade Nudelsuppe schlürfend im Nachbarhof saß, brachte uns freundlicherweise zum richtigen Eingang, Suppenschale in der Hand.

Wer hätte hinter dieser Ruine ein so schönes Hostel vermutet?

Wer hätte hinter dieser Ruine ein so schönes Hostel vermutet?

Das Hostel war ein traditionelles Wohnhaus, bzw. vielmehr ein Hof, um den mehrere einstöckige Häuser standen. Jedes Zimmer war quasi eine Haushälfte. Wir hatten ein Doppelzimmer mit eigenem Bad (Luxus!!). Im Zimmer gab es ein Bett, einen Ofen, der aber nicht befeuert war und daher als Ablage diente, ein Schränkchen mit Fernseher und zwei Bildrollen an den Wänden. Das Bett war quasi eine erhöhte Holzplatform, und die Bezeichnung Doppelbett würde ihm nicht gerecht. Vier bis sechs Leute hätten ganz bequem darin schlafen können. Dafür hatte es nur eine sehr dünne Matratze, dünn im Sinne von ca. 3cm, was echt hart war, aber alles war sauber und die Decke mollig warm – was will man mehr. Im Zimmer gegenüber hatten sich zwei Norweger einquartiert, die wir im Zug von UB nach Peking getroffen hatten. 😀

Der Innenhof des Hostels

Der Innenhof des Hostels

Nachmittags liefen wir durch die Altstadt von Pingyao, die wie gesagt Weltkulturerbe ist und unglaublich viel Charme hat. So stellen wir uns das alte China vor. Die Häuser waren ein- bis zweistöckig, aus grauen Ziegeln gebaut, mit farbenfrohen Dachbalken und Fassaden; viele waren mit roten Lampions und chinesischen Flaggen geschmückt. Die schmalen Gassen waren gesäumt mit Straßenständen, an denen man alle möglichen Spielzeuge, Klamotten und Snacks kaufen konnte.

Altstadt von Pingyao

Altstadt von Pingyao

Es war natürlich sehr touristisch aber trotzdem viel entspannter als in Peking und als westliche Ausländer waren wir echte Exoten. Irgendwann haben wir aufgehört zu zählen, wie viele Leute uns um ein Foto baten, und wie viele einfach eins gemacht haben (wobei die Chinesen da auch ganz unbefangen einfach mit der Spiegelreflexkamera draufhalten), und wie viele Leute uns mit „hello“ gegrüßt haben, vor allem Kinder. Highlights waren ein ganz kleiner Junge, vielleicht drei Jahre alt, der uns sogar noch die Hand geben wollte, und zwei Schulmädchen, die uns (vermutlich für ein Schulprojekt) in sehr gebrochenem Englisch interviewten und das Ganze mit dem Handy filmten, begleitet von viel verschämtem Gekicher, wobei sie sich immer wieder gegenseitig nach vorn schubsten.

Außerdem wurden wir ständig vom Verkehr aufgehalten. Die Altstadt ist zwar teilweise autofrei aber es sind unglaublich viele Elektroräder unterwegs, und außerhalb der Fußgängerzone fahren statt Bussen Heerscharen kleiner Elektromobile, die sich allesamt laut hupend durch die Fußgängermasse drängeln.

Um auf die Stadtmauer zu gelangen, musste man ein Dreitagesticket für fast 20 € kaufen, was gleichzeitig als Eintrittskarte für sämtliche Museen und Tempel der Altstadt galt, aber dafür waren wir zu geizig und wollten uns auch den Stress nicht antun, dann auf Krampf alle Sehenswürdigkeiten anschauen zu müssen, um das Ticket auszunutzen. Stattdessen bummelten wir einfach durch die Straßen und futterten uns durch die Straßenstände, um möglichst viele lokale Snacks zu probieren. Das hat uns am Ende für einen Nachmittag satt essen nur 3 € gekostet; dann haben wir noch in einem kleinen Restaurant nahe unseres Hostels gebratene Nudeln für 2 € pro Portion gegessen, und dann ist Birgit nochmal alleine los, um die bunten Lichter der Stadt bei Nacht einzufangen.

Pingyao bei Nacht

Pingyao bei Nacht

Am nächsten Morgen schliefen wir erst einmal aus und machten uns dann auf die Suche nach dem Busbahnhof, der auf dem Stadtplan außerhalb der Stadtmauer eingezeichnet war, damit wir am darauffolgenden Tag bei der Weiterreise frühmorgens nicht danach suchen müssten. Schon das Überqueren der Straße war ein Abenteuer; zwei oder drei Spuren pro Richtung (so genau sah man das nicht, da jeder fährt wo er will), Stau wegen Baustelle und die Ampel schien wieder nur so eine Art Empfehlung zu sein. Es gab zwar einen Zebrastreifen an der Ampel, und sogar einen Verkehrspolizisten, aber der scherte sich um uns Fußgänger herzlich wenig, und so mussten wir am Ende im chinesischen Stil über die Straße – langsam loslaufen, Lücken im Verkehr finden und das Beste hoffen. Der Busbahnhof entpuppte sich am Ende auch nur als ein Haltestellenhäuschen, vor dem drei Busse standen, aber das kam uns immer noch verlässlicher vor, als sich einfach irgendwo an die Straße zu stellen und den Bus rauszuwinken.

Danach wanderten wir einmal außen um die Stadtmauer herum, was insgesamt ca. 6,5 km sind. Um die gesamte Mauer herum ist ein wunderschöner Park mit gepflegten Wegen, Sitzbänken und kleinen Pfaden angelegt, auf dem fast niemand geht. Auf dem gesamten Spaziergang sind uns insgesamt weniger als zehn Leute begegnet, und das obwohl schönstes Wetter war. Umso besser für uns.

Stadtmauer mit Südtor...

Stadtmauer mit Südtor…

...und schönem Park

…und schönem Park

Mittags aßen wir an einer Garküche außerhalb der Mauer, gebratene Nudeln für 1€ pro Portion. Die Schalen waren nochmal in Folien eingewickelt, welche nach dem Essen einfach entsorgt wurden – schwupp, war die Schale wieder sauber. Nicht gerade umweltfreundlich, aber vermutlich hygienischer als sie in der Garküche ohne fließendes Wasser abzuwaschen… Das Essen war jedenfalls richtig lecker! Zwei Stände weiter trafen wir einen Italiener, der auch mit uns im Zug von UB nach Peking gesessen hatte. Die Welt ist klein.

Nach einem kurzen Nachmittagsschläfchen schauten wir uns abends den Ostteil der Altstadt an, den wir am Vortag noch nicht besichtigt hatten und der viel eleganter (und teurer) aussah als unsere Ecke, und aßen dann nochmal im selben Restaurant wie am Vortag.

Heute früh mussten wir dann schon wieder relativ zeitig los, da unser Zug nach Xi’an schon kurz vor neun fuhr und wir ja noch mit dem Bus zum Fernbahnhof fahren mussten.

Auf unseren Fahrkarten stand keine Sitzplatznummer…uns schwahnte Übles.  Wir sahen einen Chinesen, der mit einem Ausländer sprach und vermuteten, dass er Englisch kann, also zeigten wir ihm das Ticket und er sagte uns, dass wir leider Stehkarten erwischt hätten…

Da der Zug sehr leer war, setzen wir uns erst einmal auf die mit schwarzen Mülltüten ausgelegten Sitzplätze (der Sinn der Mülltüten hat sich uns nicht so richtig erschlossen) und unterhielten uns eine Weile mit einer Kolumbianerin, die auch gerade durch China und SO-Asien reist wie wir. Ein paar Bahnhöfe später wurde es aber leider voll, und jetzt ziehen wir nach jedem Bahnhof von einem Sitz zum anderen bis wir wieder jemandem mit Sitzplatzreservierung weichen müssen…