Nach unseren vier Wochen in China wollen wir auch mal Resümee ziehen über die Kuriositäten bzw. alles, was dort offensichtlich anders als zuhause war. Daher hier unsere Top Ten-Liste der schrägsten und erwähnenswertesten Dinge, über die wir in China so gestolpert sind…
- Elektroroller fahren immer und überall. Auf Fußwegen bahnen sie sich laut und andauernd hupend den Weg zwischen den Fußgängern hindurch. An Überwegen fahren sie quer durch die Menge über den Zebrastreifen und rote Ampeln werden grundsätzlich nicht nur ignoriert, sondern man muss als Fußgänger auch noch aufpassen, dass man nicht von ihnen überfahren wird, selbst wenn man grün hat.
- Die Polizei ist hier überall präsent. Auf öffentlichen Plätzen haben sie kleine mobile Kabuffs, aus denen in Deutschland Currywurst verkauft würde. Manchmal haben sie auch nur eine Art Telefonzelle. Vor Tunneleingängen haben sie wie ein kleines Bademeisterhäuschen auf Stelzen. Sogar eine Art Käseglocke wie auf dem Dresdner Postplatz haben wir gesehen. Auch fahrzeugtechnisch sind sie gut ausgestattet; man sieht nicht nur alles vom Motorrad über’s Golfmobil bis zum Jeep, an Bahnhöfen fahren sogar noch kleine Segways mit Polizeilogo, und auf dem Wasser sind die Ordnungshüter natürlich mit kleinen Booten unterwegs.
Die Polizei stört sich auch nie an den Elektrorollern. - Manchmal wirkten die Chinesen auf uns wie ein Volk verwöhnter kleiner Kinder. Jeder macht ständig überall das, wonach ihm gerade ist, ohne die geringste Rücksichtnahme auf Mitmenschen. Chinesen sprechen unglaublich laut, sowohl von Angesicht zu Angesicht als auch am Telefon. Viele Menschen bringen gern ihre eigene Musik auf dem Handy oder einem kleinen Player mit, zum Beispiel für eine friedliche Wanderung in den schönen Avatar-Bergen oder ein Picknick im Park. Filme auf dem Handy werden grundsätzlich ohne Kopfhörer geguckt. Es wird geschmatzt, gespuckt (nicht ohne vorher geräuschvoll alles hochgezogen zu haben, und ich schwöre, ich habe Leute sogar im Zug spucken sehen…), Essensreste fallen gelassen, (vor)gedrängelt, ohne dass sich jemand anderes daran stört – als Ausländer zieht man an der Ladenkasse immer den Kürzeren, weil Chinesen einfach alle wild durcheinander ihre Waren auf die Theke stellen; wer da Schlange stehen will, hat verloren. Chinesen sind auch Meister im Ignorieren von Geräuschen und generell von anderen Menschen, was bei der Bevölkerungsdichte nicht nur notwendig sondern auch von kleinauf gelernt ist. Man lernt hier auf jeden Fall viel Geduld und Langmut. Gleichzeitig sind die Chinesen aber auch unglaublich gastfreundlich, großzügig und hilfsbereit; immer wieder wurden wir von Leuten mit Freundlichkeit derart überschüttet, dass wir gar nicht wussten, wie uns geschieht, und eine Bitte um Hilfe wurde uns nie verwehrt.
- Chinesen lassen viel Müll fallen, aber gleichzeitig liegt verhältnismäßig wenig Müll herum. Das liegt daran, dass es unglaublich viele StraßenkehrerInnen gibt, die in orangefarbenen Warnjacken mit Schaufel und Reisigbesen unterwegs sind und die Fußwege fegen. Immer. Überall. Es gibt bestimmt genauso viele Straßenkehrer wie Polizisten…
- Mehrmals ist uns aufgefallen, dass vor Firmen oder Restaurants die gesamte Belegschaft Aufstellung nimmt und ein paar Minuten lang von einem Vorgesetzten belehrt wird. Die Hosteleigner in Chengdu erklärten uns, dass dies der „Motivation“ und Einstimmung auf die kommende Schicht dient. Zur Sicherstellung der Motivation werden auch schonmal zu Beginn der Belehrung die Handys eingesammelt…
- Was vielleicht nicht offensichtlich ist, uns aber hier immer wieder sehr deutlich bewusst wurde, ist die schiere Größe der Bevölkerung. Ich bekam hier zum ersten Mal ein Gefühl dafür, wie viele Menschen es tatsächlich auf der Welt gibt. Im kleinen, beschaulichen Europa kann man das ganz gut ignorieren. Aber hier lebt mit 1,4 Milliarden Menschen fast ein Fünftel der Weltbevölkerung in nur einem Land, und die meisten von ihnen drängen sich im küstennahen Osten. Ein winziger Ort auf der Landkarte hat hier trotzdem gleich ein paar Millionen Einwohner, und diese wohnen in riesigen Hochhäusern mit 30 oder 40 Etagen, und von diesen Hochhäusern gibt es in jeder Stadt Hunderte. Und all diese Menschen verbrauchen Wasser, Strom, Lebensmittel, Benzin, sie alle streben nach Wohlstand, sie alle benötigen Transportmittel. Wohin wir schauten, überall schossen neue Hochhäuser und Einkaufszentren und Metrostationen aus dem Boden; unsere Züge mussten wir immer Tage im Voraus reservieren, da sie immer ausgebucht waren; an jeder Sehenswürdigkeit herrschte Andrang. Von all dem Luxus, den wir in Deutschland haben, sind der Platz und die Ruhe vielleicht die am wenigsten gewürdigten, denn sie scheinen selbstverständlich, aber in China, wo man nie allein ist, wurde uns bewusst, welchen großen Wert Orte der Stille eigentlich haben.
- Vielleicht ist es die schiere Masse an Chinesen in Verbindung mit einer ungesunden Prise Darwinismus, aber ihr Selbsterhaltungstrieb scheint zuweilen nicht besonders ausgeprägt zu sein. Vom chaotischen Straßenverkehr haben wir euch ja schon berichtet, jeder fährt laut hupend wie er will und die Fußgänger laufen einfach mittendrin. Drei Leute passen locker auf einen Elektroroller und kleine Kinder (oder Hunde) hocken noch zwischen den Beinen des Fahrers. Sicherheitsgurte im Auto oder Bus werden nicht genutzt, auch nicht für Kinder, oder sind erst gar nicht vorhanden. Und auf welche Ideen manche Leute kommen, um gute Fotomotive zu schießen! An der Verbotenen Stadt beobachteten wir mit Entsetzen einen Vater, der seinen vielleicht 3-jährigen Sohn auf die (oben abgerundete!!) Steinmauer des tiefen Wassergrabens stellte und dann losließ und zurücktrat, um Fotos von ihm zu machen… (wir konnten eigentlich nicht hinschauen, haben uns dann aber doch vergewissert, dass der Kleine nicht ins Wasser gefallen ist).
- Man soll es nicht glauben, aber kaum ein Chinese spricht Englisch, oder zumindest lassen sie es sich nicht anmerken. Das hält sie nicht davon ab, Hinweisschilder und Verhaltensregeln ins skurrilste Englisch zu übersetzen, wo wir als Ausländer davor stehen und uns nur den Kopf kratzen. z.B:
- six foot tall please forward (Zugstation) – wir vermuten aus dem Zusammenhang, dass es bedeutet, man soll den Bahnsteig zügig verlassen (ja, das ergibt eigentlich keinen Sinn)
- Please don’t frolic (in einem Park mit Teich)
- Please don’t force foreigners to take pictures with you (Nationalpark) – das hätte nun wieder auf Chinesisch ausgereicht…
- Pullover mit der Aufschrift „Acne“ sind sehr populär…
- Stets faszinierend sind ja die alltäglichen Dinge – generell waren Toiletten in China oft für eine Überraschung gut… Die meisten WCs sind zum Hinhocken über dem Boden. Positiv anzumerken ist, dass es nie weit bis zur nächsten öffentlichen Toilette war, die übrigens auch immer kostenlos sind. Immer wieder passierte es uns allerdings, dass Leute (zumindest die Damen, zu den Herren können wir da nichts sagen) schlicht und ergreifend die Tür nicht verriegeln. Nicht nur das, sie schließen sie nicht einmal, sondern hocken da einfach seelenruhig bei geöffneter Tür, als wäre es das normalste auf der Welt… In Peking waren wir auf einer großen öffentlichen Toilette am Platz des Himmlischen Friedens, in der die (Metall-)Kabinen nur brusthoch waren, sodass man nur beim Hinhocken dahinter verschwand (prinzipiell hätte natürlich jeder über die Wand hineinschauen können); erinnerte rein optisch etwas an einen Kuhstall… Und immer wieder stießen wir auch auf Toiletten, die gleich gar keine Türen an den hüfthohen Kabinen hatten…
Wie schon in Russland und der Mongolei wird übrigens auch hier das Toilettenpapier nicht ins WC, sondern in einen kleinen Eimer daneben geworfen, weil das Papier die Rohre verstopfen würde. Neben jedem WC steht ein Eimerchen bereit – interessanterweise gibt es aber zumindest in den öffentlichen Toiletten nur selten Papier; selbst in manchen Hostels ist es keine Selbstverständlichkeit (in einem Hostel wurde uns, als wir danach fragten, tatsächlich welches zum Kauf angeboten!). Nicht mal Papierspender sind vorgesehen. Trotzdem sind die Eimer selten leer. Chinesen haben anscheinend immer und überall Toilettenpapier dabei. Wir jetzt auch. Es sind die kleinen Dinge, die das Leben angenehm machen.
In diesem Zusammenhang können wir auch gleich noch berichten, dass sich in den Hostels/Hotels die Duschen oft zusammen mit Toilette und Waschbecken in einem kleinen gekachelten Raum befinden, wobei es da keine separate Duschkabine, nicht mal einen Vorhang gibt – irgendwo an einer Wand ist die Duscharmatur angebracht, sodass man beim Duschen zwangsläufig alles im Bad unter Wasser setzt. Der Abfluss befindet sich im Fußboden, bzw. wenn das WC zum Hinhocken ist, fungiert dieses auch gleich als Duschabfluss. Nachteil: Man sollte beim Duschen aufpassen, wo man hintritt. Vorteil: das WC wird bei jeder Dusche gleich mit gereinigt…
- Last but not least ist unser absoluter Favorit die Beinbekleidung der kleinen Kinder hier. Chinas Unter-Dreijährige gehen anscheinend überwiegend windelfrei. Wenn sie mal müssen, werden sie einfach irgendwo hin gehalten (und wenn es über den nächstbesten Mülleimer ist), und damit das schnell geht und kein Malheur passiert, sind die Hosen einfach an der Naht im Schritt komplett aufgetrennt. Ob die Hosen dabei tatsächlich so verkauft werden oder ob die Eltern selbst Hand anlegen, haben wir nicht herausgefunden, aber wir haben unzählige Knirpse mit scheinbar kaputten Hosen gesehen, aus denen hinten ein kleiner Vollmond leuchtet. Besonders lustig sah es aus, wenn sie auf den Schultern der Eltern saßen… 😉