Aufgepasst: Heute gibt es zwei Blog-Einträge zum Preis von einem. 😉 Also, wenn ihr es noch nicht getan habt, scrollt bitte noch hinunter zum Beitrag „Malaysia – mehr als nur Durchreise“…
22. März 2017, Kuala Lumpur
Allein zu reisen ist schon eine andere Herausforderung als wenn man im Doppelpack unterwegs ist.
Nur ein paar Stunden nach Birgits Abreise saß ich selbst im komfortablen Bus nach Ipoh. Zuerst ging es über eine 17km lange Brücke übers Meer zurück aufs Festland und dann vorbei an endlosen Palmplantagen und grünen Bergen. Der Busbahnhof befand sich leider wie so oft in Südostasien nicht im Zentrum sondern 15km außerhalb der Stadt. Zwar gibt es einen regelmäßigen Bus ins Zentrum, aber ausgerechnet an diesem Tag fuhr er an einer anderen Stelle ab als sonst, was zur Folge hatte, dass ich zusammen mit einer Chinesin, einer Engländerin und einem Schweden etwas ziellos durch das Terminal irrte, weil uns jeder, den wir fragten, woanders hinschickte. Letztendlich aber wurden wir fündig und der Bus brachte uns sogar fast bis vor die Hosteltür.
Am nächsten Morgen gönnte ich mir eine Art leckeres Puddingtörtchen und den in Ipoh berühmten weißen Kaffee (die Kaffeebohnen werden speziell mit Palmölmargarine geröstet) bevor ich mich auf Entdeckungstour begab. Ich hatte mir für die Woche allein viel vorgenommen, damit ich nicht die ganze Zeit allein im Hostel rumsitzen würde.
Ipoh erinnerte mich sehr an Georgetown mit seinen kleinen Häuserzeilen im kolonialen Stil und den vielen in der Stadt verteilten Wandmalereien. Besonders der alte Kolonialbahnhof und der Birch Memorial Clocktower sind sehr schön anzusehen.
Danach machte ich mich auf zum Busbahnhof um mein eigentliches Ziel in Ipoh zu erreichen – die vielen Höhlentempel. Ein bisschen Fragerei brachte mich in den richtigen Bus zum Sam Poh Tempel, einem der größten buddhistischen Höhlentempel des Landes. Vor dem Höhleneingang gab es einen wunderschönen kleinen japanischen Park, der mit seinem kleinen Teich und Pavillions zum Ausruhen von der subtropischen Mittagshitze einlud. Die Höhle selbst wa riesig und überall gab es Buddhastatuen, Stalagtiten und Stalagmiten zu bestaunen.
Durch den Berg hindurch erreichte ich einem weiteren, von hohen Felswänden umgebenen Tempel mit einem kleinen Schildkrötenteich.
Es gab viele Affen, die auf diesem Berg leben und es machte den Eindruck, dass sie sich größtenteils von den Opfergaben der Tempel ernähren. Naja, so haben alles was davon.
Nachdem ich den beiden Nachbartempeln im Berg ebenfalls einen kurzen Besuch abgestattet hatte, lief ich zum 4 km entfernten Kek Lok Tong Tempel. Auch hier fanden sich sehr viele Buddhastatuen und Figuren aus der chinesischen Gotteswelt, aber bekannt ist Kek Lok Tong vor allem für seinen großen Zengarten auf der anderen Seite der Höhle.
Ziemlich fertig von der Lauferei und der Hitze freute ich mich sehr, als auf dem langen Rückweg ein Auto mit zwei Frauen neben mir hielt und sie mir anboten, mich mit zurück zur Bushaltestelle zu nehmen. Sie waren sehr interessiert an der Reiserei und wir unterhielten uns gut. Das ist wohl zumindest ein Vorteil des Single-Reisens, man wird viel schneller von den Einheimischen angesprochen. Das war mir auch schon an den Tempeln aufgefallen.
Einen letzten Tempel hatte ich noch vor mir und so machte ich mich am nächsten Morgen auf zum Perak Tempel im Norden Ipohs. Der kleine Teich vor der Höhle war leider nicht so schön, aber dafür beeindruckte das Innere um so mehr. Hier fanden sich viele religiöse Gemälde an den Höhlenwänden und über eine Treppe konnte man weitere kleine und große Kammern erreichen und, wenn man es weit genug nach oben schaffte, auch einen Blick auf Ipoh und die umliegenden Hügel und Berge erhaschen.
Nach so vielen Tempeln und heißen Temperaturen freute ich mich um so mehr, als es am nächsten Tag für mich weiterging nach Tanah Rata in den Cameron Highlands. Die kleine Stadt liegt höher in den Bergen und die Temperaturen sind um einiges angenehmer (20-25 Grad). Ich quartierte mich in einem kleinen Hostel ein, welches auf den ersten Blick ziemlich chaotisch von einem Inder geführt wurde. Es war aber sehr gemütlich, wenn auch etwas laut, und manchmal kochte er für alle Reis mit Curry oder total leckeren Ingwer-Zimt Tee. 🙂
Die Cameron Highlands sind berühmt für ihre Teeplantagen, Erdbeerfelder und schönen Wanderwege durch die Berge. Nachdem ich mich an meinem ersten Tag an einem dieser Wege versuchte und auf Dreiviertel der Strecke den Berg hinauf kläglich scheiterte (einfacher Schwierigkeitsgrad, angeblich), buchte ich mir für die nächsten beiden Tage Touren, damit ich doch etwas mehr zu sehen bekommen würde als mir meine bescheidene Ausdauer ermöglichte.
So starteten wir am nächsten Morgen zu den Teeplantagen und lernten dort, dass alle Tees (weiß, grün, englisch und schwarz) aus der selben Teepflanze hergestellt werden. Die Pflanzen wachsen an steilen Hängen und werden durch die Arbeiter entweder mit speziellen Scheren oder Maschinen geerntet, wobei nur die oberen hellgrünen Blätter und Blattknospen geschnitten werden. Danach werden die Blätter zuerst einige Stunden gewelkt um ihnen Feuchtigkeit zu entziehen und dann in Maschinen gerollt und gestückelt, so dass der Saft in der Pflanze mit der Luft reagieren kann (Oxidation). Die Blätter ruhen während des Oxidationsprozesses für 2-3 Stunden und nehmen jetzt die typisch dunkle Farbe an und entfalten das Aroma, für welches der schwarze Tee bekannt ist. Danach sind nur noch die Blätter zu trocknen und dann je nach Größe zu sieben und zu sortieren.
Weiter ging es zum Gipfel des Brinchang, dem höchsten Berg Malaysias, der mit dem Auto erreichbar ist (2032m). Dort oben findet man neben einer tollen Aussicht auf die umliegenden dschungelbewachsenen Berge auch einen der ältesten Wälder der Welt, den sogenannten Mossy Forest. Um den Wald zu schützen ist er nur an wenigen Stellen für Touristen zugänglich, aber er verliert dadurch nichts an seiner Fazination. Schon nach wenigen Schritten bzw. Wurzelstufen ist man umgeben von moosbewachsenen Baumstämmen und Ästen, der Boden ist weich und gibt nach wenn man schwer auftritt, man läuft praktisch auf einem Geflecht von Wurzeln mit ein bisschen Erde drauf. An den Ästen klammern sich Orchideen und fleischfressende Pflanzen, ranken sich Lianen und hängt Moos herab. Etwas Nebel steigt vom tieferliegenden Wald herauf. Es ist ein magischer Ort und sollte unbedingt vor Ausbeutung und Zerstörung durch den Menschen geschützt werden.
Nach einem leckeren Tee und Bananen-Möhren-Kuchen im Café der Teeplantage ging es wieder zurück. Auf dem Weg in den Ort machten wir an einer der vielen lokalen Erdbeerplantagen halt und kosteten ungesüßten Erdbeersaft/-püree, etwas sauerer als daheim, aber trotzdem lecker. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Erdbeeren gegessen habe. 😉
Der nächste Morgen sah mich schon im Dunkeln wieder auf dem Berg und ich schaute mir mit einer Gruppe Frühaufsteher und einem süßen Milchtee in der Hand den Sonnenaufgang über den Bergen und Teeplantagen an. Birgit stieg an diesem Tag um kurz vor 6 in den Zug nach Frankfurt; vielleicht hat sie in Dresden auch die Sonne aufgehen sehen.
Nach einer Woche der Trennung haben wir uns am nächsten Tag in Kuala Lumpur im Hostel wieder getroffen und ab nun reisen wir wieder zu zweit durch die Welt. 😀
Zum ersten Mal alleine Reisen ist eine Umstellung für mich gewesen; ich musste mich selbst zurecht finden, selber Leute ansprechen, wenn ich Fragen hatte oder Gesellschaft suchte, aber ich habe auch gemerkt, dass es nicht so schwierig ist, wie ich befürchtet hatte und dass ich es alleine schaffe.
Ich freue mich aber, dass B zurück ist und wir die weiteren Erlebnisse und Erfahrungen wieder teilen können. Zu zweit ist’s halt doch schöner. 😉