Lao – Please Don’t Rush

08. Januar 2017, Konglor

Wenn wir dachten, in Pakse sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht, dann setzte das noch größere Savannakhet – die mit 120.00 Einwohnern zweitgrößte Stadt des Landes – noch einen drauf. Eigentlich war alles genauso wie in Pakse – verfallende französische Architektur, kaum Geschäfte, leere Straßen – nur alles in einem noch größeren Maßstab.

Der noch am ehesten sehenswerte Ort war tatsächlich unser Guesthouse, das aus einer Reihe kleiner Bungalows in einem wunderschönen Garten bestand und eine Oase der Ruhe war – nicht dass wir die Ruhe in Savannakhet wirklich gebraucht hätten, denn ruhig war es im Prinzip überall – aber es war trotzdem sehr angenehm.

Wir bummelten einen Tag durch das Stadtzentrum, schauten uns die alten französischen Häuser und ein, zwei Tempel an und gingen abends in eines der wenigen Restaurants – diesmal koreanisch, da unsere Mägen dem einheimischen Essen immer noch skeptisch gegenüber stehen.

Alte französische Kirche

Alte französische Kirche von Savannakhet

Der Markt

Der Markt

Ob hier mal die Olympischen Spiele stattgefunden haben...?

Ob in Savannakhet mal die Olympischen Spiele stattgefunden haben…?

Ein schönes Wat

Ein prächtiges Wat

Von Savannakhet aus fuhren wir in eine Kleinstadt namens Thakhek weiter nördlich am Mekong, Ausgangspunkt für Touren zur berühmten Konglor-Höhle. Diese Busfahrt war vergleichsweise ereignislos. Wir kauften unsere Tickets früh am Busbahnhof, da man sie in Laos nicht vorab kaufen kann (am Vortag hatte man uns wieder weggeschickt) und es handelte sich auch wieder um einen großen Reisebus, mit Gepäckraum, Lao-Schlagern (einige erkannten wir von der letzten Fahrt wieder) und allem Luxus. Nach zwei Stunden hielten wir an einer Art Busbahnhof und standen dort fast eine Stunde, warum auch immer. In den Gang wurde diesmal ein Stapel Plastehocker geladen, und als im weiteren Verlauf der Fahrt immer mehr Leute einstiegen und die Sitze nicht mehr reichten, wurden die übrigen einfach in den Gang auf die Hocker platziert.

In Thakhek liefen wir ein bisschen durch das winzige Stadtzentrum und erkundigten uns nach Touren zur Konglor-Höhle. Leider waren diese ziemlich teuer für nur zwei Personen, also beschlossen wir, einen Tag zu warten, ob sich vielleicht noch andere Reisende anmelden. So gammelten wir den nächsten Tag in Thakhek herum, schliefen aus und ich ging zu einer (recht schmerzhaften aber effizienten) Massage. Unser Guesthouse lag unglücklicherweise direkt neben einer Karaoke-Bar und dort wurde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert, aber wofür gibt es Ohropax.

Leider meldeten sich keine weiteren Interessenten mehr für die Tour und so machten wir uns am nächsten Tag auf eigene Faust auf den Weg nach Konglor. Entgegen unseren Informationen sagte man uns im Guesthouse, dass es tatsächlich einen Direktbus in das Dorf Konglor gäbe, wir das Ticket aber selbst am Busbahnhof kaufen müssten. Ein Bekannter des Rezeptionisten brachte uns nach einer kurzen Nacht (wieder mit Karaokebeschallung) früh um sechs mit seinem Pick-up zum Markt, was gleichzeitig der Abfahrtsort für die lokalen Busse war. Lokale Busse im Sinne von Songthaew (gesprochen songtau) – Pick-ups oder kleine LKWs, bei denen man hinten auf der überdachten Ladefläche auf Bänken sitzt, während das Gepäck auf dem Dach grillt und man sich an seine Sitznachbarn gekuschelt den abgasschweren Wind um die Nase wehen lässt. Unser Taxifahrer lud uns ab, sprach mit einigen herumstehenden Männern und fuhr dann davon. Einige Songthaews standen schon bereit, andere kamen im Laufe der nächsten halben Stunde angefahren. Die meisten hatten gleich gar kein Schild mit ihrem Ziel, aber selbst wenn, konnten wir es nicht lesen. Wir hofften, dass uns die Männer schon Bescheid sagen würden, da mittlerweile noch einige gefragt hatten, wo wir hinwollen und der halbe Markt wusste, dass wir nach Konglor fahren. 😉

Am Ende blieb uns die Fahrt im Songthaew erspart (erst einmal), denn es kam auch noch ein kleiner Bus angefahren, und dieser entpuppte sich als der richtige, wie ich im Gespräch mit dem Fahrer herausfand – von den Umstehenden hatte uns niemand Bescheid gegeben. Da der Bus kein Gepäckfach hatte, lud der Fahrer unsere Kraxen aufs Dach und sicherte sie mit einem Netz.

So sah das aus.

So sah das aus. Drumherum sieht man einige Songthaews.

Wir warteten noch etwa eine Stunde, bis sich der Bus füllte und dann sammelten wir wie immer noch ein paar Leute vom Straßenrand auf. Der Bus war nicht der schnellste und machte beim Schalten interessante Geräusche. Kurz hinterm Ortsrand – inzwischen waren wir fast voll besetzt – ging der Motor aus. Der Fahrer brachte ihn wieder zum Laufen, aber nach einigen Metern passierte es erneut. Also öffnete der Fahrer eine Klappe im Boden direkt hinter seinem Sitz, wo der Motor lag, werkelte etwas darin herum, klappte sie wieder zu, und weiter ging es. Der Abgasgeruch aus dem Motorraum war recht unangenehm und wahrscheinlich der Grund, warum die Tür während der kompletten Fahrt geöffnet blieb – mit einem Strick gesichert. Noch einmal volltanken (wozu der Fahrer den Motor sogar ausschaltete; wir hatten halb erwartet, dass er das bei laufendem Motor tun würde wie der eine in Kambodscha) und es ging tatsächlich so richtig los, über holprige Straßen, auf denen immer mal ein Stück Asphalt fehlte, hinein in die Berge in Richtung Konglor. Dort wurde es dann noch einmal richtig interessant. Der Bus schaffte nämlich die Steigung kaum, und wie der Fahrer tatsächlich immer noch einen Gang zum Herunterschalten fand, wo wir fast schon standen, war mir schleierhaft. Zwischenzeitlich wurde der Bus so langsam, dass wir nicht überrascht gewesen wären, wenn wir alle hätten aussteigen und schieben müssen, aber irgendwie schafften wir es nach etwa vier Stunden Fahrt bis über den Pass bis in Dorf Ban Nahin. Dort stiegen einige Leute aus, darunter auch ein israelisches Pärchen, die außer uns die einzigen Ausländer waren und nur mit Handgepäck reisten. Wir blieben sitzen, doch dann begann der Fahrer, unsere Kraxen vom Dach zu entladen. Vermutlich dachte er, sie gehören den Israelis, aber er hörte auch nicht auf, als sie ihm signalisierten, dass es gar nicht ihr Gepäck war. Tja, wenn das Gepäck aussteigt, steigen wir auch aus, und der Fahrer deutete auf ein Songthaew und sagte ‚Konglor‘. Anscheinend war es doch kein Direktbus. Die Kraxen wurden auf das Dach des Songthaews geladen, der Fahrer sagte ‚one hour‘ und verschwand dann. So saßen wir und die beiden Israelis da und harrten der Dinge, die noch kämen.

Eine Dreiviertelstunde später ging es weiter. Außer uns vier Ausländern waren noch vier einheimische Fahrgäste zugestiegen. Es wurden eine Menge Kisten und ein Karton mit Milchflaschen aufs Dach geladen, außerdem eine Traube leerer Benzinkanister, die mit einem Strick zusammengebunden waren. Kurze Zeit später wurden zwei Traktorreifen eingeladen. Da diese nicht mehr aufs Dach passten, wurden sie auf den Boden des Passagierraums gelegt, sodass einige von uns nun unfreiwillig eine Fußstütze hatten. Danach hielten wir an einer Tankstelle, doch das Personal schüttelte den Kopf – kein Sprit mehr vielleicht? An einer Hofeinfahrt stand ein mannshoher Kühlschrank, den wir – ihr habt es euch gedacht – auch noch aufluden; dieser kam auf die Trittfläche hinter dem Passagierraum, wo er mit einem Strick festgebunden wurde. Dann ließen wir Ban Nahin endlich hinter uns und das Songthaew fuhr schneller – allerdings zu schnell für die Ladung auf dem Dach und mit lautem Poltern fiel die Traube von Benzinkanistern hinten hinunter. Also Vollbremsung, Rückwärtsgang, Kanister wieder einladen, und weiter. An einer weiteren Tankstelle außerhalb des Ortes gab es tatsächlich Sprit und es wurde nicht nur unser Songthaew betankt, sondern auch noch alle Kanister gefüllt und noch zu den Traktorreifen zwischen die Füße der Fahrgäste gestellt. Wenn der beißende Benzingeruch nicht gewesen wäre, hätte man sie für große Kanister mit Himbeerbrause halten können, so rot war ihr Inhalt.

Bis nach Konglor waren es rund vierzig Kilometer auf einer teilasphaltierten, sehr buckeligen Straße, die Fahrt dauerte gut und gern noch einmal eine Stunde; nicht nur wegen der Qualität der Fahrbahn, sondern auch, weil wir wieder an jedem Hühnerhof anhielten und Sachen abluden – mehrere Höfe hatten anscheinend ein, zwei Benzinkanister bestellt, der Kühlschrank kam zu seinem neuen Besitzer, die Milchflaschen wurden abgeladen und schließlich wurden wir direkt vor einem Guesthouse im Dorf Konglor abgesetzt.

Konglor ist wirklich nur eine Handvoll Holzhütten auf Stelzen und drei, vier Guesthouses am Ende eines langen Tals, auf beiden Seiten von vielleicht 150 – 300 Meter hohen steilen Felswänden begrenzt, schwarze, bedrohlich wirkende Zacken, über die kein Weg führt. Wir suchten uns ein Guesthouse, aßen Mittag, ich unternahm noch einen kleinen Spaziergang durch das Dorf und das war’s für den Tag.

Schwarze Felszacken schirmen Konglor vom Rest der Welt ab.

Schwarze Felszacken schirmen Konglor vom Rest der Welt ab.

Nachdem wir in Thakhek ja zwei Nächte neben einer Karaoke-Bar geschlafen hatten, freuten wir uns auf die ländliche Ruhe in Konglor, doch es wurde nicht besser sondern noch viel schlimmer: direkt neben unserem Hostel fand eine Hochzeitsfeier statt: Bühne, riesige Lautsprecher und Karaoke bis spät in die Nacht… Diesmal halfen selbst die Ohropax nicht mehr so richtig, aber irgendwie konnten wir trotzdem ziemlich gut schlafen.

Der Besuch in der Konglor Höhle war ein echtes Erlebnis. Ein 7,5 km langer Fluss fließt hier direkt unter den Felsen durch und man kann ein Longboat mieten und sich durch die Höhle fahren lassen. Bis auf einen vielleicht 100 Meter langen Abschnitt, den man zu Fuß zwischen dezent beleuchteten Stalagmiten zurücklegt, war es in der Höhle zappenduster; die einzige Beleuchtung kam von der Stirnlampe des Bootsführers und den kleinen Stirnlampen, die wir zu den Schwimmwesten dazu bekamen. So konnte man die Höhe der Decke und die Ausmaße der Kammern nur erahnen, was sehr zur mystischen Atmosphäre des Ortes beitrug. Bis auf das Geräusch des Motors und das Rauschen des Wassers war es vollkommen still.

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Eingang zur Höhle

Eingang zur Höhle

Die Fahrt durch die Höhle dauerte etwa eine Dreiviertelstunde; an einer Stelle mussten wir aussteigen, da das Boot eine Stromschnelle nach oben gezogen werden musste, und als wir schließlich die andere Seite erreichten, konnten wir eine kleine Rast an ein paar Verkaufsständen in einem wunderschönen grünen Tal machen, wo Wasserbüffel im Fluss entspannten, bevor es auf dem gleichen Weg wieder zurück ging. Zu Fuß zurück nach Konglor bräuchte man sechs bis sieben Stunden; mit dem Motorrad sind es 200 km um die Berge herum und wieder in unser Tal hinein – um mal eine Vorstellung von den Dimensionen zu geben.

So lässt es sich aushalten.

So lässt es sich aushalten.

K und B als Höhlenforscher ;-)

K und B als Höhlenforscher 😉

Nachmittags unterhielten wir uns mit zwei Schweizerinnen und machten dann ein Schläfchen, solange die Akustik von der wieder in vollem Gange laufenden Hochzeitsfeier noch erträglich war. Die Musik lief bis spät in die Nacht – direkt gegenüber von unserem Guesthouse fand das Bankett statt – und am nächsten Morgen fuhren wir schon früh um sieben weiter nach Vientiane.

10 Gedanken zu „Lao – Please Don’t Rush

  1. Eure Busfahrten werden mit jedem Mal abenteuerlicher. Da lernt man die hiesigen Fahrmöglichkeiten und Verkehrsbetriebe echt lieben.

    Habt ihr von der Hochzeit auch was gesehen oder nur gehört? Vielleicht habt ihr auch das Glück (?) zuschauen zu dürfen. Ausländer als Specialguests?

    Passt weiter schön auf euch und eure Gesundheit auf.

    Liebe Grüße
    Euer I

    • Also ich mag Busfahren in Laos. *g* In Deutschland werde ich mich wahrscheinlich furchtbar langweilen…
      Gesehen haben wir leider nicht soviel von der Hochzeit; in dem Dorf waren auch wegen der Höhle so viele Ausländer – die hätten sie gar nicht alle einladen können.
      Vielen Dank auch für deinen kurzen Bericht aus dem Orient – tolle Fotos! 🙂 Passt auch schön auf euch auf und genießt die Fahrt.

  2. Hallo Ihr Zwei,
    wir haben euch nicht vergessen, nur leider hatte ich (Nadine) durch verschiedenste Umstände, meine Mühe euren super tollen Blog zu verfolgen. Ich war mächtig im Rückstand, dachte schon, das hole ich nie mehr auf. Aber nun bin ich wieder auf aktuellem Stand.
    Es waren ja wieder unsagbar schöne, aber auch sehr abenteuerliche Erlebnisse für euch in den vergangenen Wochen. Die Busfahrten… oh mein Gott, hier undenkbar. Immer wieder erstaunlich, was in anderen Ländern Normalität ist.
    Wir sind froh, dass es euch wieder gut geht nach den Magen-Darm-Strapazen, ich glaube mein Magen hätte schon viel früher rebelliert.
    Dann bleibt weiterhin schön neugierig, was eure Reise noch so bringt. Und vergesst es nicht mit uns zu teilen. Wir freuen uns auf den nächsten Eintrag.
    Liebe Grüße aus MD
    Matthias und Nadine

  3. Die Gangschaltung machte interessante Geräusche… Soso, das sagt man bei uns auch meistens, bevor sie ganz schlafen geht:))
    Es scheint fast, als würde euch Laos vor allem der Busfahrten wegen in Erinnerung bleiben wollen. Aber die Gegend, in der die Höhlen sind, ist offenbar landschaftlich sehr schön.

    • Tja, was soll man sagen, am Ende sind wir samt Gepäck dort angekommen wo wir hinwollten, alles andere ist zweitrangig. 😉 Viele Fahrzeuge machen hier interessante Geräusche; durch den deutschen TÜV schaffen würden es vermutlich die wenigsten (geschweige denn eine Abgasplakette erhalten), und viele Gefährte wären in Deutschland wahrscheinlich nicht einmal zugelassen (von der Fahrweise ganz abgesehen).
      Aber die Landschaft ist wirklich wunderschön hier, Dschungel, Berge und Felsen, und viele Flüsse. Uns gefällt’s. 🙂

  4. Sehr sehr schöne Videos und Bilder! Man fiebert richtig mit euch, welche Highlights wohl die nächste Busfahrt bringt 😀
    Da beneide ich euch um die mittlerweile antrainierte asiatische Gelassenheit, jejeje…

    • Danke! 🙂 Leider sind die abenteuerlichen Busfahrten im Norden selten geworden aber zum Glück sind wir ja im Süden des Landes schon auf unsere Kosten gekommen. Öffentliche Verkehrsmittel sind auf jeden Fall immer unterhaltsam. Aber die Gelassenheit ist schon was wert; hier lernt man echt für’s Leben. 😉

  5. Hallo ihr weltreisenden, ich hing mit dem Lesen auch etwas hinter her. Daher etwas spät aber besser als nie: Gesundes und frohes neues Jahr!!! Eure Geschichten klingen sehr spannend, die Busfahrten abenteuerlich und ich bewundere Eure Gelassenheit wenn ihr mal wieder ne Stunde auf den machen Bus wartet und vorallem das ihr immer dort wo ihr hin wollt ankommt und das in Zeichensprache. Viel Spaß euch weiterhin und keine bösen Magen Darm Viren ! Lg

    • Hallo du liebe, vielen Dank für deinen Kommentar, und wir wünschen dir natürlich auch ein gesundes und glückliches neues Jahr! Es hat ja gerade erst angefangen, keine Eile. 😉
      Also mittlerweile schockt uns nicht mehr viel, weder im Hinblick auf die Verkehrsmittel noch auf die Unterkünfte. Was das angeht (und auch sonst) bin ich echt dankbar für diese Reiseerfahrung, obwohl ich fürchte, dass Deutschland danach ein Schock wird, wo die Leute sich über so viele Kleinigkeiten aufregen.
      Danke für die Wünsche (können wir immer gebrauchen). 😉

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