11.09.2016, 16:00 Uhr, im Zug nach Moskau, irgendwo hinter Warschau…
Seit gestern sind wir also auf Weltreise…
Unser Abschiedskomitee war klein aber fein – Kathrin hatte ihre Mutti und Schwester dabei, und ich meine Mutti und Omi, außerdem war Ines noch gekommen. Wir haben alle mehr oder weniger erfolgreich versucht, tapfer zu sein, und dann ging es los, der Zug rollte an, und unsere große Reise nahm ihren Anfang.
Gegen 17:00 kamen wir am Berliner Hauptbahnhof an und fuhren dann auch gleich weiter nach Steglitz zu meinem Bekannten Tomoki, der uns freundlicherweise eine Übernachtung angeboten hatte. Da er noch bis 21:00 unterwegs war, haben wir uns am Rathaus Steglitz in einen kleinen Park gesetzt und Leute beobachtet, waren dann indisch essen in der Einkaufspassage im Rathaus und haben uns anschließend bei Edeka mit Lebensmitteln für die anstehende lange Zugfahrt eingedeckt. Kurz darauf kam dann auch schon Tomoki. Wir waren überrascht, wie schnell die Zeit verging. Da wir uns natürlich auch noch einiges zu erzählen hatten, wurde es eine kurze Nacht.
Nach fünf Stunden klingelte schon wieder der Wecker und wir machten uns auf den Weg zurück zum Hauptbahnhof. Die letzte Teilstrecke dorthin mussten wir mit dem Bus fahren, fanden aber die Haltestelle nicht, also fragten wir einen Busfahrer in einem am Straßenrand geparkten Bus. Zufälligerweise war das auch schon der richtige Bus und der Fahrer, nachdem er uns gefragt hatte, wohin es denn danach gehen sollte, war total interessiert an unserer Reise und wollte auch gleich unsere Blogadresse aufgeschrieben haben – also falls du das hier liest, lieber Busfahrer: wir haben uns sehr über dein Interesse und unsere Begegnung gefreut. 🙂
Am Hauptbahnhof dann die nächste Überraschung: unser Zug stand nicht für 7:13 angeschrieben wie im Internet und auf der Fahrkarte, sondern für 7:56 – allerdings als reguläre Abfahrtszeit, nicht als Verspätung. Der Bahn-Beamte, den wir dann am Schalter fragten, konnte uns auch nicht mehr sagen, also warteten wir einfach, und siehe da, kurz nach halb acht kam tatsächlich der Zug und fuhr kurz vor acht los. Leider wurden unsere Fahrkarten direkt beim Einstieg von der Schaffnerin eingesammelt, aber wir wollen ja ohnehin nicht so viel mitschleppen. 😉
Wir haben jetzt die unteren zwei Betten in einem Vierer-Schlafabteil; außer uns ist noch ein älterer Herr dabei, der seine Schwester ins Minsk besucht und uns die Schaffner-Ansagen in gebrochenes Deutsch übersetzen kann, und ein Mann um die 40, der in Frankfurt/Oder zugestiegen ist, dort eine Partei gegründet hat, der ganze drei Personen angehören, und der in Moskau drei Tage lang für seine Sache demonstrieren will, in der Hoffnung, dass das deutsche/russische/wasauchimmmer Fernsehen auf ihn aufmerksam wird. Er hat auch ein Plakat dabei, welches u.a. Angela Merkel mit Kopftuch zeigt; daher habe ich mir nähere Fragen zur Natur seiner Partei verkniffen; ich hatte keine Lust, mich die nächsten 26 Stunden mit politischen Diskussionen herumzuärgern.
Das Plakat ist sehr groß und unhandlich und nimmt aktuell oben auf seinem Bett die komplette Fläche ein; keine Ahnung, wie er heute Nacht damit schlafen will, aber es ist ja nicht unser Problem.
Wenn man wie wir ohne Plakat unterwegs ist, ist der Zug allerdings sehr komfortabel; die Sitze sind breit; unter den unteren Betten, die auch hochzuklappen gehen, gibt es noch eine gepolsterte Sitzbank, sodass wir ganz bequem zu viert hier unten sitzen können. Außerdem gibt es pro Bett eine Chipkarte im Abteil, die wie ein Hotelschlüssel das Abteil von außen aufschließt, wenn die Tür zu ist, sodass keine Unbefugten hinein können, und es gibt sogar eine Dusche am Ende des Wagons!
Jetzt fahren wir schon seit acht Stunden. Um zehn passierten wir die polnische Grenze; um drei ging es in Warschau weiter, nachdem die Lok und zwei Wagons gewechselt wurden; wir wissen nicht warum. Draußen strahlt die Sonne bei über 30°C, im Zug sind kuschelige 26°C. Die Landschaft hat sich im Vergleich zu Deutschland überhaupt noch nicht verändert: abgeerntete Felder, kleine Ortschaften, Wäldchen – viel Birke und Kiefer; vor jedem Bahnübergang hupt der Zug. Wir verbringen den Tag mit Essen, Schlafen, Unterhaltung mit unseren Abteilnachbarn, Lesen und dem Lernen einiger Brocken Russisch.
Ich fühle mich noch gar nicht wie auf Weltreise. Vielleicht liegt es daran, dass wir noch nicht wirklich weit weg von zuhause sind – erst im Nachbarland, oder dass wir so langsam reisen. Es fühlt sich eher an wie ein ganz normaler Tag – kein großes Freiheitsgefühl, keine Weite im Brustkorb. Kommt sicher noch, wir sind ja erst einen Tag unterwegs, und wenn wir etwas haben, dann ist es Zeit.
Das Weltreise-Feeling wird sicher spätestens am Bailkal aufkommen – macht bitte viele schöne Fotos :)))
Einen schönen guten Abend ihr Lieben,
da seid Ihr gerade mal einen Tag unterwegs und erlebt schon soooo viiiiele Sachen. Wenn das so weiter geht, werdet Ihr wohl noch sehr viel erleben. Gut, dass Ihr alles in diesem Blog festhaltet. Lest das mal in einem Jahr! 🙂 Das wird spannend und die Erinnerungen werden sich überschlagen. 🙂 😉 😀
Ich danke Euch, dass ich Euch auf diese Weise um die Welt begleiten darf. Das ist etwas ganz Besonderes!!!
Liebe Grüße aus Dresden
Lasst es Euch weiterhin so richtig gut gehen und genießt das Leben!
Liebe Susanne, hab vielen Dank für deine Worte! Ja, bisher erleben wir jeden Tag ganz viele spannende Dinge und es wird überhaupt noch nicht langweilig. Ich freue mich auch schon darauf, all das irgendwann wieder einmal zu lesen. ^_^ Wir freuen uns, wenn du uns weiterhin begleitest!
China ist auf jeden Fall wahnsinnig exotisch und interessant, auch wenn manches gewöhnungsbedürftig ist. Es gibt sehr viel zu sehen, die Menschen sind sehr freundlich, und das Essen ist toll. Ich denke hier oft an dich und hoffe, dass du hier auch so gute Erfahrungen machen wirst wie wir.
Ganz liebe Grüße nach Dresden!
Ach Du Schreck, geht ja schon gut los mit den Bekanntschaften! Musste herzlich lachen über die Beschreibung Eurer beiden Mitfahrer. 🙂 26 Stunden können da entweder sehr interessant oder sehr anstrengend werden.