Hué

10. November 2016, Busbahnhof von Hué

Zurück aus Sapa hatten wir keine große Lust mehr auf die Hektik von Hanoi und beschlossen deshalb, gleich am nächsten Tag weiter nach Hué zu fahren. Wieder einmal konnten wir kaum fassen, wie einfach die Reiseorganisation hier im Vergleich zu China ist. Hätten wir uns in China schon vier Tage vorher überlegen müssen, wohin wir als nächstes fahren, nur um dann nach anderthalb Stunden am Bahnhof zu erfahren, dass der Zug dorthin schon wieder ausgebucht ist, sagten wir hier einfach an der Rezeption des Hostels Bescheid, und binnen fünf Minuten hatten sie uns Tickets für den nächsten Nachtbus inklusive Abholung vom Hostel für 13 Dollar pro Person gebucht. (Die Preise, falls ihr euch wundert, werden hier übrigens oft in US-Dollar angegeben, da der vietnamesische Dong so instabil ist.)

Wir verbrachten also eine letzte Nacht in unserem mittlerweile schon vertrauten Hostel mit den schrecklichen Metallbetten. Trotz der Betten war es schön, wieder hierher zurückzukommen, denn hier kannten wir uns ja zumindest schon aus, das Personal kannte uns (wir sind jetzt Facebook-Freunde) und über einen weiteren Mango-Schoko-Smoothie waren wir auch nicht böse, während wir in der Bar saßen und uns über die nächsten Reiseziele belasen.

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Mittags setzten wir uns in ein kleines Restaurant an einer Straßenkreuzung, wo uns prompt ein Schuhputzer ansprach. Zugegeben, meine Wanderschuhe, mit denen ich in Sapa knöcheltief in ein Reisfeld getreten war, hatten es echt nötig, also tauschte ich sie gegen die Plasteschlappen, die er mir anbot und schaute zu, wie er meine Treter mit Schaum und Bürste reinigte. Zum Schluss hat er sogar noch die Kappen, die sich vorne allmählich abzulösen begannen, angeklebt; das ganze für ca. 1,50 €.

Vorher...

Vorher…

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In Arbeit…

Nacher... fast wie neu! :)

Nacher… fast wie neu! 🙂

Der Bus nach Hué fuhr 19:00 Uhr los und war wieder ein Sleeper. Dieser war sogar mit einer Toilette ausgestattet. Während der 13-stündigen Fahrt hielt er auch nur einmal an einer Raststätte für eine späte Abendbrotgelegenheit, danach fuhr er im Prinzip durch, außer um Fahrgäste ein- oder aussteigen zu lassen. Es schlief sich auch erstaunlich gut im Bus; ich habe die Stopps auf der Strecke nicht einmal mitbekommen. Allerdings regnete es auch die halbe Nacht wie aus Eimern; auch noch am nächsten Morgen, als wir in Hué ankamen. Das Wasser stand teilweise knöchelhoch auf den Straßen und der Bus spritzte es beim Durchfahren regelmäßig bis auf die andere Fahrbahn der Autobahn.

In Hué hielten wir an einem überdachten Café, wo es nur ein Schritt von der Bustür bis zur rettenden Marquise war und schafften es, uns und unser Gepäck verhältnismäßig trocken auszuladen. Zwei Motorradtaxifahrer, denen wir klarmachten, dass wir bei dem Wetter ein Auto, kein Moped brauchen, halfen uns, ein Taxi heranzuwinken. Der Taxifahrer brachte uns dann auch buchstäblich direkt vor die Haustür unseres Hotels, wo uns eine Frau mit einem riesigen Moped-Regencape half, unser Gepäck ins Trockene zu bringen.

Wir hatten hier ein sehr geräumiges Doppelzimmer und räumten erst einmal unsere Kraxen leer, die trotz aller Bemühungen ausreichend nass geworden waren. Dann checkten wir den Wetterbericht, der alles andere als vielversprechend aussah – Regen für die ganze nächste Woche… Wir gaben unsere Wäsche, die es nach den Wandertagen in Sapa bitternötig hatte, zum Waschen ab und plauschten ein bisschen mit dem Eigentümer. Er sagte, am Vortag hätte es vormittags aufgehört zu regnen und wäre heute vielleicht wieder so… Es goss immer noch wie Weltuntergang und ich konnte mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass es überhaupt jemals wieder aufhören sollte…

Aber wir wurden eines besseren belehrt; gegen elf hörte es tatsächlich auf, sodass wir uns auf Essenssuche machen konnten, und während wir es uns noch im vegetarischen Restaurant schmecken ließen, kam sogar die Sonne heraus. So konnten wir den Nachmittag damit verbringen, die Zitadelle zu besichtigen, was die alte Kaiserresidenz gewesen war. Sie erinnerte uns an die Verbotene Stadt in Peking, war aber etwas kleiner, wesentlich weniger überlaufen und mit ihren Wassergräben und Teichen sehr charmant.

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Hüter der Zitadelle

Hüter der Zitadelle

Abends gingen wir wieder in das vegetarische Restaurant, da die Auswahl dort sehr groß war und es endlich einmal etwas anderes als Nudelsuppe und Frühlingsrollen gab. Wir aßen Kürbis mit Pilzen und Tofu, gebratene Aubergine und blanchierten Wasserspinat mit Reis – sehr lecker. Anschließend setzten wir uns noch ein eine Bar direkt am Flussufer und genossen den lauen Abend; Kathrin trank ihren geliebten weißen Kaffee und ich einen Obst-Smoothie mit Mango und Drachenfrucht – beides unglaublich köstlich. Gesellschaft leistete uns dabei ein kleiner weißer Gecko, der auf dem Geländer neben uns saß 🙂

Vom Wetter derart ermutigt buchten wir noch eine zweite Nacht in unserm Hotel und liehen uns am nächsten Tag Fahrräder aus. Wie alles hier war auch das unglaublich einfach; wir mussten nur an der Rezeption fragen und zehn Minuten später standen zwei Fahrräder da, die zwar gelinde gesagt nicht dem deutschen Standard entsprachen, aber sie fuhren und die Bremsen funktionierten so halbwegs, was will man mehr.

Wir hatten uns als Tagesziel den Strand von Thuan An ausgesucht, der angeblich einer der schönsten in Vietnam sein soll. Mit Hilfe von Google Maps Screenshots und einer vagen Wegbeschreibung aus dem Internet machten wir uns auf den Weg. Auf dem Fahrrad erlebt man den vietnamesischen Verkehr noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive… Wir hatten uns vorgenommen, schön am Straßenrand zu fahren, aber das wurde dadurch verhindert, dass dort ständig Mopeds und andere Fahrradfahrer entgegen kamen. Da wir lieber auf Nummer sicher gingen, kamen wir nicht so schnell voran wie gehofft, aber außerhalb der Stadt wurde es etwas ruhiger. Am Ende brauchten wir fast zwei Stunden für die 14 km bis zum Strand, und als wir schließlich ankamen… nun ja. Alle Strandbars hatten geschlossen, von den Sonnenschirm-Verleihern fehlte jede Spur; stattdessen kam uns eine Herde Ziegen auf der ansonsten verlassenen Strandpromenade entgegen. Das Meer brandete in mächtigen, schaumgekrönten Wellen an den Strand – an Baden war hier gar nicht zu denken, viel zu gefährlich, und besonders sauber sah das braune Wasser ohnehin nicht aus, vom vermüllten Strand mal ganz abgesehen. Wenn das einer der schönsten des Landes sein sollte, dann haben wir nicht so viel Hoffnung für die weiteren…

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Eine halbe Stunde saßen wir im feinen Sand, in erster Linie, weil ich meine Hose trocknen musste (ich wollte doch nur mal mit den Füßen rein…). Danach suchten wir noch die von Tripadvisor empfohlene Strandbar; ein Wegweiser kündete von 400m links, doch als wir dem Abzweig folgten, stand dort wieder ein neuer Wegweiser, der weitere 1,4km zeigte. Bei den Straßen- und Verkehrsverhältnissen und der „Qualität“ unserer Fahrräder hätte das allerdings bestimmt nochmal 20 Minuten gedauert, also drehten wir um, und kauften irgendein zweifelhaftes Gebäck bei einer Bäckerei am Straßenrand, um noch vor Einbruch der Dunkelheit zurückzukommen. Eine kurze Dusche und ein zeitiges Abendbrot später waren wir rechtzeitig wieder im Hotel, bevor ein neuer Wolkenbruch niederging.

Heute morgen zog ich mal wieder alleine los, da ich gelesen hatte, dass es in der Nähe ein Zentrum für Blinde gibt, wo man günstig Massagen bekommen kann. Kathrin wollte lieber eine ruhige Kugel im Hotel schieben. Die Massage war toll; die Masseurin hätte mit der selben Technik sicher auch gut Brotteig kneten können, und das ganze variierte sie noch mit Klopfen und Schlagen mit Handflächen und Knöcheln, dass ich mir wie eine Trommel vorkam. Hat aber unglaublich gut getan; so entspannt war ich schon lange nicht mehr (die Tatsache, dass ich danach eine halbe Stunde lang nicht ganz scharf sehen konnte, habe ich mal als gutes Zeichen gewertet – inzwischen sehe ich wieder, was ich tippe, keine Sorge).

Jetzt fahren wir nach Danang; es regnet schon wieder – allerdings nicht so schlimm wie gestern. Mal sehen was uns dort erwartet…

4 Gedanken zu „Hué

  1. Da scheint Ihr ja wirklich die Regenzeit in Vietnam erwischt zu haben:((
    Aber so lange das eurer Unternehmungslust keine Abbruch tut…
    Viel Freude weiterhin und weiterhin auch so unkompliziertes Reisen!!

    • So schlimm war es gar nicht, bis auf den einen Guss. Im Großen und Ganzen haben wir bisher wirklich Glück mit dem Wetter gehabt. Und falls es wirklich mal ganz mies sein sollte, gibt es ja hier unzählige Cafés mit leckeren Smoothies und WLAN, da beklagen wir uns bestimmt nicht. 😉

  2. Das klingt ja mal herrlich entspannenden bei euch.
    Schöne saubere Schuhe hast du 🙂 und nach den anhaltenden Regengüssen hoffe ich, sind sie nur nass und nicht wieder eingesaut.
    Genießt die Zeit. Ich bin schon gespannt, wo es als nächstes hingeht.
    Lg euer I

    • Schuhe sind immer noch sauber. ^^ Bei Regen ziehe ich normalerweise meine Gummisandalen an, die trocknen schnell wieder. Aber gestern haben wir eine Deutsche aus der Wandergruppe wiedergetroffen, und als ich mir ihre Schuhe so anschaute, war ich schon froh über die Investition in den Schuhputzservice… ;-D

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