10. Mai 2017, Gili Meno
Nein, wir sind auf dem Weg zum Vulkan Bromo nicht in den falschen Bus gestiegen, auch wenn der Titel das jetzt vermuten lässt. Aber es kam doch mal wieder alles anders als gedacht. Wir wurden morgens um acht am Hostel abgeholt und zu unserer Überraschung war der Minibus halb leer, sodass wir jeder eine Dreierreihe für uns hatten. Da es ohnehin keine Sitzgurte gab, konnten uns auch hinlegen, und so wurde die Fahrt ganz erträglich, auch wenn sie natürlich wie immer aufgrund von Stau und langsamen Fahrzeugen, die auf den engen Landstraßen nicht überholt werden können, viel länger dauerte als geplant. Wir machten einmal einen Mittagsstopp, und ich hatte sogar zum ersten Mal seit vier Tagen wieder ein bisschen Appetit und schaffte es, eine halbe Nudelsuppe zu essen. Abends um acht, als wir eigentlich im Dorf Cemoro Lawang am Fuße des Bromo hätten ankommen sollten, erreichten wir gerade einmal die nächstgrößere Stadt 40 km entfernt, Probolinggo. Dort erhielten erst einmal einen Vortrag über die Sonnenaufgangstouren, die man dort buchen konnte. Wir hatten nicht vor, am nächsten Morgen schon um drei aufzustehen, sondern wollten erst einmal eine Nacht in Cemoro Lawang schlafen und die Tour dann am darauffolgenden Tag machen. Danach wechselten wir den Minibus und zum Glück auch endlich einmal den Fahrer – er war zwar gut gefahren, aber nach mehr als zwölf Stunden hatten wir auch etwas Sorge, was die Sicherheit anging.
Wir verließen Probolinggo gegen 21 Uhr und die 40km nach Cemoro Lawang dauerten noch einmal zwei Stunden! Der Fahrer wechselte in dieser Zeit noch zweimal und der letzte von ihnen, der dann den weitesten Teil der Strecke fuhr, hatte von Gangschaltung noch nie etwas gehört, weshalb wir mehrmals am Berg fast stehen blieben und an jeder breiteren Stelle von einem Rattenschwanz an Fahrzeugen überholt wurden. Es war so frustrierend. Wir freuten uns aufs Bett.
Das war allerdings das nächste Problem, als wir nachts um elf in dem kleinen Bergdorf ankamen. Der Busfahrer lud uns am Hotel seines Kumpels/Cousins/wasauchimmer ab und wollte uns überreden, dort zu bleiben. Wir hingegen versuchten ihn dazu zu bewegen, uns zu unserem gebuchten Hotel zu fahren. Er sagte uns, es wäre ausgebucht und wir sollten doch bei seinem Kumpel/Cousin/… übernachten. Wir blieben stur im Bus sitzen. Die anderen vier Fahrgäste hatten die Sonnenaufgangstour für den nächsten Morgen gebucht und waren deshalb im Hotel des Kumpels untergebracht. Als nach einer Weile niemand Anstalten machte, uns zu helfen – wir wussten nicht mal so genau, wo unser Hotel eigentlich lag – diskutierten wir nochmal mit dem Fahrer, der schließlich mit mir auf dem Moped zu unserem gebuchten Hotel fuhr, damit ich mich selbst davon überzeugen konnte, dass es ausgebucht sei; er hätte schon dort angerufen. Im Endeffekt musste ich feststellen, dass das Hotel nicht einmal eine Rezeption hatte und es war niemand anzutreffen. Also hatten wir keine Wahl als doch im Hotel des Kumpels zu übernachten, was natürlich teurer war aber immerhin hatten wir dann kurz vor Mitternacht endlich mal ein Bett. An Abendessen war natürlich um diese Zeit nicht mehr zu denken; der Bus hatte auch nach dem Mittagessen keinen Stopp mehr gemacht, und so gingen wir hungrig schlafen und freuten uns auf das Frühstück, das immerhin im Preis inbegriffen sein sollte.
Immerhin waren die Decken warm genug für die recht kühlen Temperaturen (es waren nachts unter 20°C! Ja, ich weiß, sagt nichts…). Das Frühstückt entpuppte sich als ein Becher Wasser, zwei trockene Scheiben Toastbrot mit einer eingeschweißten Scheibe Schmelzkäse sowie zwei Bananen mit Kernen (ja, sowas gibt es). Ich zwang es mir in Ermangelung von anderem Essen hinter und schob den fehlenden Appetit auf die Trostlosigkeit der Mahlzeit. Aber schon beim Anziehen wurde mir schwummrig und ich musste mich hinsetzen – kein gutes Zeichen. Danach machten wir uns auf den Weg durchs Dorf, um ein besseres Quartier zu finden. Wir schauten uns eines etwas weiter die Straße hinauf an, aber es war noch simpler als unseres (wir hatten nicht einmal ein Waschbecken im Bad) und ich fühlte mich immer schwächer. Wir beschlossen, in unserem Hotel zu bleiben, da ich nicht weiter herumlaufen konnte. Wir erhielten immerhin ein günstigeres Zimmer, wo ich wieder ins Bett fiel und meine Temperatur wieder zu steigen begann. An eine Wanderung zum Bromo, wie wir sie eigentlich an dem Nachmittag hatten unternehmen wollen, war gar nicht zu denken. Kathrin brachte mir zum Mittagessen Reis mit verschiedenen Gemüsebeilagen (unser geliebtes Nasi Campur) aber ich bekam keinen Bissen herunter und als wir dann mal interessehalber die Symptome von Dengue-Fieber googelten, bekam ich es mit der Angst zu tun, denn es passte alles haargenau, inklusive des Rückfalls. Daher beschlossen wir schweren Herzens, auf den Bromo zu verzichten und fuhren noch am Nachmittag zurück nach Probolinggo im Tal, da es in Cemoro Lawang nicht mal einen Arzt gegeben hätte.
In Probolinggo machte Kathrin eine Klinik ausfindig und der Guesthouse-Betreiber organisierte uns eine Fahrradrikscha dorthin. Es war allerdings wirklich nur eine kleine Provinzklinik; es gab nur einen Krankenpfleger, der kaum Englisch konnte und nicht mal meine Temperatur maß. Er fragte die Symptome ab und gab mir dann je eine Packung Paracetamol, Schlaftabletten und Vitamin C. Dafür habe ich auch nur 70 Cent bezahlt.
Dank der Tabletten sank das Fieber und ich konnte ziemlich gut schlafen und sogar noch ein paar Happen vom mitgebrachten Mittagessen verzehren. Für den nächsten Tag buchte Kathrin uns einen Bus nach Bali, wo es Krankenhäuser westlichen Standards gibt und zum Glück hatte ich früh kein Fieber und war reisetauglich genug.
Das war auch gut so, denn die Fahrt dauerte – ihr könnt es euch denken – wie immer viel länger als man uns sagte. Aufgrund eines Unfalls auf der Strecke kam der Bus schon fast zwei Stunden verspätet in Probolinggo an. Das durchschnittliche Tempo auf indonesischen Straßen beträgt 30 km/h, da es bis auf den Umkreis von Jakarta keine Schnellstraßen gibt und der Verkehr gelinde gesagt, chaotisch ist. Eine Weile mussten wir auch noch am Fährterminal warten, und die vielleicht 5km lange Überfahrt nach Bali dauerte auch fast eine Stunde. Gegen Mitternacht wurden wir und die anderen paar Ausländer an einer Provinzhaltestelle im Nirgendwo abgekippt, wo ein paar private „Taxifahrer“ auf uns warteten und natürlich leichtes Spiel mit uns hatten. Für einen Wucherpreis wurden wir dann immerhin bis vor die Tür unseres Hotels gefahren, wo wir gegen ein Uhr morgens, nach fünfzehn Stunden Fahrt, endlich einchecken konnten. Natürlich wieder einmal ohne Abendessen, denn nach dem einen Mittagsstopp, den wir zum Glück gemacht hatten, gab es keine Gelegenheit mehr, irgendetwas zu essen zu kaufen und auf noch mehr Kekse hatten wir einfach keinen Appetit mehr.
Am nächsten Morgen frühstückten wir in einem kleinen chinesischen Restaurant gegenüber unseres Hotels, wo uns ein sehr freundlicher Opa bediente. Da ich mich immer noch total schwach fühlte, fuhren wir danach in eines der Krankenhäuser. Wir waren im touristischen Zentrum Balis, der Stadt Kuta, wo die Infrastruktur besser war als alles, was wir seit Yogyakarta gesehen hatten.
In der Klinik wurde ich von einer sehr freundlichen Ärztin, die gut Englisch sprach, gründlich untersucht. Sie ließ sich die Symptome schildern und fragte dann, ob ich wüsste, was Dengue ist. Das klang nicht sehr ermutigend… Ein Blutbild sollte Aufschluss bringen, aber als nach zwei Stunden das Ergebnis kam, konnte sie nur sagen, dass es sich um eine unbestimmte Virusinfektion handelt, und ich sollte in zwei Tagen wiederkommen. Bis dahin verordnete sie mir Bettruhe und Vitaminkapseln und so verbrachten wir die nächsten zwei Tage mit Nichtstun; zogen nur einmal von unserem Hotel, wo das Internet nicht ging, in ein kleineres Guesthouse, wo es funktionierte. Ohne Internet ist es ganz schön langweilig, wenn man nur im Bett liegt.
Der zweite Bluttest ergab schließlich, dass es glücklicherweise doch kein Dengue war, aber was ich mir stattdessen eingefangen hatte, konnten sie mir auch nicht sagen. Da ich mich an dem Tag schon besser fühlte, erledigte ich ein paar Kleinigkeiten, ließ meinen Pony beim Friseur schneiden und kümmerte mich um meine indonesische Simkarte, die plötzlich nicht mehr funktionierte. Wir schauten auch mal an den Strand, der allerdings nicht besonders schön war – kaum Vegetation, viel Boote, etwas Müll. Irgendwie hatten wir uns Bali anders vorgestellt. Dafür kamen wir am Abend unverhofft in den Genuss einer traditionellen Tanzvorführung auf dem Platz vor der Mall nahe unseres Guesthouses. Gezeigt wurde der balinesische Kecak, eine Art Tanzdrama, bei dem die Ramayana-Geschichte von bunt kostümierten Tänzern und Tänzerinnen aufgeführt wird. Sie tanzen umringt von einer großen Gruppe Männer, die allesamt schwarz-weiß-karierte Sarongs tragen und die ganze Zeit „kecak cak-a-cak“ rufen. Sie werden in die Tänze eingebunden, beschützen beispielsweise die Prinzessin vor ihrem bösen Entführer usw. Das war auf jeden Fall ein sehr interessantes Spektakel.
Ein paar Sehenswürdigkeiten im Umland waren leider wie so oft in Indonesien nur mit einem privaten Fahrer zu erreichen. Vielleicht hätten wir auch eine Tour buchen können – Mangel an Angeboten gab es in Kuta sicher nicht – aber das sagte uns auch nicht zu. Der alte Mann, in dessen Chinarestaurant wir nun jeden Morgen frühstückten, da es das preiswerteste war, hatte uns gesagt, dass sein Sohn ein Auto hat und so fragten wir am nächsten Morgen, ob wir spontan mit ihm fahren könnten. Kein Problem, eine Stunde später kam der Sohn samt Auto und los ging es zu den Zielen, zu denen wir wollten.
Als erstes fuhren wir auf die Halbinsel südlich des Flughafens nach Nusa Dua, wo es eine kleine Klippe gab, durch die das Wasser bei Flut in geysirartigen Fontänen nach oben gedrückt wurde. Wir schauten dem Spektakel eine Weile zu und fuhren dann weiter zur anderen Seite der Halbinsel zu einem Tempel.
Der Tempel Uluwatu lag auf einer vielleicht hundert Meter hohen, steil ins Meer abfallenden Klippe. Auf Bali ist die Mehrheit der Bevölkerung hinduistisch – eine Ausnahme in Indonesien – und die Architektur der Tempel ist sehr ästhetisch und trägt sehr zum Charme der Insel bei. Hinein durfte man nicht in das Heiligtum, aber der Weg entlang der Klippe war unglaublich fotogen. Selbst aus dieser Höhe konnte man unten im Meer die Korallenriffe erkennen und einen Fischschwarm schwimmen sehen, so klar war das Wasser!
Nach einer Mittagspause, wo ich wieder nur die Hälfte schaffte, da mein Magen immer noch unkooperativ war, fuhren wir weiter zu einem anderen Tempel an der Küste. Wir baten unseren Fahrer, auf dem Weg einen kurzen Stopp in Kuta beim Büro der Busgesellschaft zu machen, die die Überlandfahrten auf Bali für Touristen organisiert, damit wir ein Ticket für den nächsten Tag kaufen konnten. Der Verkehr war ein Alptraum, wir standen ewig im Stau und der kurze Umweg dauerte gut und gern anderthalb Stunden.
Am späten Nachmittag erreichten wir den Tempel Tanah Lot, der auf einem Felsen im Meer thront und nur bei Ebbe trockenen Fußes erreicht werden kann. Da gerade Ebbe war, konnten wir bis direkt zum Felsen gehen, auch wenn dieser Tempel ebenfalls nicht betreten werden durfte. Danach spazierten wir noch etwas die Küste entlang, wo weniger Touristen unterwegs waren und machten uns dann noch vor Sonnenuntergang, was am Tanah Lot eine ziemliche Attraktion zu sein scheint, auf den Rückweg nach Kuta, bevor die Massen zurückfuhren. Im Endeffekt war es ein Zehnstundentag und wir waren ziemlich fertig, aber es war schön, mal aus Kuta herauszukommen und etwas von der Landschaft zu sehen.
Am darauffolgenden Tag fuhren wir in den Norden Balis nach Lovina, einer Ansammlung von Fischerdörfern, wo es von Guesthouses, Restaurants und Souvenirshops nur so wimmelte. Wir mussten einmal in Ubud umsteigen und generell war der Verkehr wieder ein indonesischer Alptraum. Für die reichlich 100 km lange Strecke brauchten wir am Ende fast sechs Stunden. Uff!
Aber dann waren wir in Lovina und hatten einen geräumigen Bungalow in einem wunderschönen Garten für uns – ideal zum Erholen. Dachten wir. Nachdem wir den Tourverkäufern im Büro der Busgesellschaft erfolgreich widerstanden hatten, ging es direkt vor unserem Hotel weiter. Wir waren kaum aus dem Bus ausgestiegen, als schon drei Männer auf Mopeds neben uns hielten und fragten, ob wir eine Tour buchen wollten. Zur Auswahl gab es überall das Gleiche: Delfinbeobachtung (wo wir uns nicht sicher waren, ob sich die vielen Anbieter wirklich an die Delfinschutzrichtlinien halten), Schnorcheltouren und eine Tagesfahrt zu einem wenig spektakulären Wasserfall und einem Kloster, wofür wir nicht schon wieder zehn Stunden im Auto sitzen wollten. Wir waren nach Lovina gekommen, um ein paar Tage Ruhe zu haben, baden zu gehen, Blog zu schreiben usw. Wir lehnten dankend ab und checkten ein, wobei der Rezeptionist ebenfalls gleich auf das Tourangebot aufmerksam machte. Ein Kumpel von ihm saß dabei und fragte uns auch noch einmal wegen der Touren. Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, klopfte es kaum fünf Minuten später an unserer Bungalowtür und draußen stand ein Mann mit einem Prospekt, um uns Touren anzubieten. An dieser Stelle riss uns dann eventuell auch mal kurz der Geduldsfaden und wir machten dem Herrn klar, dass wir weder heute, noch morgen noch zu irgendeinem anderen Zeitpunkt irgendeine Tour buchen wollten.
Der Strand und das Wasser waren bei unserem ersten Besuch ziemlich sauber, wenn auch der Sand schwarz war. Das Wasser war sehr ruhig und herrlich warm, eigentlich ideal zum Baden, wenn wir nicht die ganze Zeit von zwei aufdringlichen jungen Männern bequatscht worden wären. So trauten wir uns dann auch nicht zusammen ins Wasser, da wir unsere Sachen nicht unbeaufsichtigt lassen wollten. Die Typen kapierten einfach nicht, dass wir an ihrem Smalltalk (und ihren Touren) nicht interessiert waren, und so war es nicht allzu schlimm, dass es dann anfing, zu regnen und wir uns in unseren Bungalow zurückziehen mussten.
Am nächsten Tag suchten wir uns eine andere Stelle zum Baden, wo uns fast niemand behelligte, aber leider war das Wasser schlierig und roch unangenehm, sodass wir auch nicht viel Freude hatten. Das einzig Gute an Lovina war die Auswahl an Restaurants, wo es auch ziemlich gute westliche Küche gab, worauf wir allmählich mal wieder Appetit hatten.
Nach drei Nächten verließen wir Lovina und fuhren zurück ins Zentrum der Insel, wo die Berge sich über 1400 Meter erheben und es auch zwei Seen gibt. Wir machten einen Stoppover im kleinen Ort Bedugul, wo die Temperatur bei angenehmen 25 Grad lag und man den größten botanischen Garten Balis besuchen konnte. Da kaum eine Unterkunft in Bedugul im Internet zu finden war, fuhren wir auf gut Glück hin und bekamen gleich am Büro des Busunternehmens ein preiswertes Zimmer. Da es erst um zehn am Vormittag war, machten wir uns direkt auf in den Botanischen Garten, wo wir am Ende über vier Stunden verbrachten. Der Park war riesig und darin lagen verschiedene Themengärten – Orchideen, Rhododendren, Farne, Bambus, Medizinpflanzen, Rosen, ein Kakteenhaus und eines für Begonien, dazu ein riesiger Ficcusbaum und ein Aussichtspunkt über den See. Es war wunderschön dort und bei den Temperaturen auch sehr angenehm, herumzuschlendern.
Wir aßen Mittag in einem kleinen Nasi Campur-Restaurant und liefen dann zu einem von Balis berühmtesten Tempeln, dem Pura Ulun Danu Beratan, der pittoresk in einem Park am Ufer des Beratan-Sees gelegen ist; zwei Pagoden stehen sogar auf einer kleinen Insel im Wasser.
Die Nacht war mit unter zwanzig Grad für unsere Verhältnisse wieder einmal empfindlich kühl und ich fing mir eine Art Blitzschnupfen ein, der innerhalb von einer Stunde mit völlig zugeschwollenen Nebenhöhlen, Mörderkopfschmerzen und Übelkeit kam. Man kriegt schon komisches Zeug auf Reisen. An Schlaf war entsprechend nicht zu denken – der Muezzin um 4:30 Uhr half auch nicht gerade; in den Bergen lebt eine muslimische Mehrheit – aber am nächsten Morgen war alles wieder vorbei und wir setzten unsere Fahrt fort, zurück nach Ubud, und von dort weiter an die Südostküste ins Fischerdorf Padangbai.
Das Dorf war winzig und wie in Lovina lag alles in Laufentfernung. Wir hatten ein gemütliches Guesthouse in Hafennähe und machten uns gleich am Nachmittag auf, den Badestrand zu erkunden. Der Weg dorthin führte über eine abgesperrte Baustelle oder Schutthalde, so genau ließ sich das nicht sagen, und wenn nicht ein handgemaltes Schild zum „White Sand Beach“ gewiesen und uns ein alter Mann ermutigend zugenickt hätte, wären wir dort wahrscheinlich gar nicht langgegangen. Der Pfad war etwas geröllig und führte gute 500 Meter durch eine Art Dickicht, aber der Strand war dafür wirklich schön – relativ klein und übersichtlich, mit ein paar Restaurants und gut besucht aber dennoch nicht überlaufen, und die Einheimischen waren nicht so aufdringlich wie in Lovina. Die Wellen waren riesig; Kathrin hatte ihren Spaß, während ich mir das Spektakel lieber von der Sicherheit meines Strandtuches anschaute und las.
Am nächsten Tag unternahmen wir mal gar nichts; das muss auch ab und zu mal sein, und der Blog schreibt sich ja auch nicht von allein, vor allem da wir ziemlich im Rückstand waren.
Dafür spazierten wir gleich am darauffolgenden Morgen zum Strand Nummer zwei auf der anderen Seite des Hafens, der schön zum Schnorchelns sein sollte. Auch dieser Strand lag in einer kleinen Bucht mit ein paar Restaurants und Verkäufern, die uns aber auch überwiegend in Ruhe ließen, und wir konnten dort auch Schnorchelausrüstung ausleihen. Leider schnorchelte es sich am Ende auch nicht so besonders, da auch hier die Wellen ziemlich hoch waren und man sich nicht so einfach treiben lassen konnte. Zudem war das Wasser einfach zu flach und wir hatten keine Schuhe und wollten nicht aus Versehen auf einen Seeigel oder ähnliches treten oder uns an einem der Felsen im Wasser stoßen. Man konnte aber einige Korallen und viele verschiedene, bunte Fische sehen.
Auf dem Rückweg kamen wir mit einem der Touranbieter im Ort ins Gespräch, da wir zwei Paläste in der Nähe besuchen wollten und ein günstiges Angebot suchten. Wir wurden uns einig und verabredeten uns für den nächsten Morgen.
Nachmittags zog ich noch einmal alleine los, da ich Lust hatte, ein paar Fotos von Padangbai zu machen – wir hatten unsere Kameras für die Strandausflüge immer im Zimmer gelassen. Unweit der Schnorchelbucht entdeckte ich einen kleinen Weg und folgte ihm aus Neugier. Eine andere Ausländerin war zufällig auch gerade in diesen Weg eingebogen und wir lachten uns verlegen an, da wir beide nicht wussten, ob wir dort überhaupt lang gehen durften. Aber zu zweit ist man ja mutiger als allein, und so erkundeten wir dann nicht nur diesen Weg zusammen sondern liefen noch durch das ganze Dorf bis zum anderen Strand, machten viele Fotos und verstanden uns super. Ihr Name war Annki, sie kam aus Schweden, war ein ganzes Stück älter als wir aber sehr sympathisch. Als ich ihr von der Tour erzählte, die wir für den nächsten Tag gebucht hatten, wirkte sie sehr interessiert, und so luden wir sie spontan ein, uns zu begleiten.
Am Morgen mussten wir dann natürlich noch einmal einen neuen Preis mit dem Fahrer aushandeln, da wir ja nun drei Personen waren, aber er machte uns ein faires Angebot und so ging es los zum Wasserpalast Tirtagangga. Diesen hatte der König der Region (Bali hat elf Könige, erzählte uns unser Fahrer) 1946 bauen lassen und nach einem Vulkanausbruch 1963 war er umfassend restauriert worden. Tirtagangga bedeutet ‚Wasser des Ganges‘ (wie gesagt, auf Bali ist der Hinduismus die vorherrschende Religion) und der Palast besteht aus zahlreichen Wasserbecken, Springbrunnen, Statuen, Brücken und einem Pool inmitten eines wunderschönen Parks. Im Zentrum steht eine elfstufige Fontäne, die vom herabfallenden Wasser so märchenhaft umrahmt wird, dass sie aussieht wie mit Photoshop in die Bilder gesetzt. Wir waren alle drei ganz begeistert.
Danach fuhren wir zu einem weiteren königlichen Wasserpalast, dem Taman Ujung, der dem König einst als Rückzugsort für sich und seine Familie diente. Die Anlage war noch größer als Tirtagangga – in einem sehr gepflegten Park lagen zwei riesige Wasserbecken, auf denen man auch Boot fahren konnte und jedes hatte in der Mitte, über eine Brücke erreichbar, eine Insel. Auf der einen befand sich ein offener Pavillon, auf der anderen ein einfacher Palast, der der königlichen Familie einst zum Schlafen diente. Da Ujung direkt zwischen der Küste und den Hängen des Vulkans Agung liegt, hatte man von einem Aussichtspunkt oberhalb des Palastes einen fantastischen Blick über den Berg, den Park und das Meer – traumhaft. Die Aussicht mussten wir uns allerdings auch mit einem schweißtreibenden Aufstieg in der prallen Mittagssonne erarbeiten.
Im Prinzip hatten wir damit gesehen, was wir sehen wollten, aber unser Fahrer bot an, noch an einer Kaffeeplantage zu halten. Die Fahrt führte weg von der Hauptstraße einen Berghang hinauf in den Wald und irgendwann parkten wir auf einer kleinen Lichtung. Sofort nahm uns eine Mitarbeiterin der Plantage in Empfang und führte uns herum. Es war nicht so sehr eine Kaffeeplantage sondern vielmehr ein großer Garten im Wald. Wir erfuhren, dass dort nicht nur Kaffee angebaut wurde, sondern auch eine Vielzahl von Gewürzen und Kräutern. Die Mitarbeiterin zeigte uns Vanille, weißen und roten Ingwer, Kakao, Muskat und Kardamom, und auch einige Wiesel, die dort für die Herstellung von Wieselkaffee gehalten werden. Wie in Vietnam auch fressen die Wiesel die frischen Kaffeebeeren und scheiden die harten Bohnen wieder aus. Diese werden dann gereinigt und weiter verarbeitet. Eine Frau im Garten war mit dem Rösten von Kaffeebohnen beschäftigt, von Hand in einer Metallschale über einem Ofen. Neben ihr stand ein großer Mörser, wo die gerösteten Bohnen dann gemahlen wurden. Die Dame, die uns herumführte, erklärte uns, dass sowohl das Rösten als auch das Mahlen jeweils zwei Stunden dauern, für ein Kilo Kaffee – was für eine Arbeit! Daher bin ich mir nicht so sicher, ob sie wirklich ihren gesamten Kaffee auf diese Weise herstellen oder nur diese kleine Demonstration für die Touristen haben. Ist aber auch egal, interessant war es allemal. Im Anschluss durften wir in einem Baumhaus-Café Platz nehmen, wo wir eine große Auswahl der dort hergestellten Tee- und Kaffeesorten probieren durften: Bali-Kaffee, Kokosnusskaffee (lecker!), Ginsengkaffee (etwas gewöhnungsbedürftig), Vanillekaffee (süß und lecker), Schokoladenkaffee und Kakao (der recht bitter war), Tee aus weißem und aus rotem Ingwer (wobei der rote noch schärfer aber auch noch aromatischer als der weiße war), Tee aus rotem Reis (wer japanische Mochi kennt: genau so, aber zum Trinken), Saffrantee (sehr lecker), Pandanustee (keine Ahnung, was das war), Rosellatee (schmeckt entfernt wie Hagebutte, sehr erfrischend), Mangosteen- und last but not least Lemongrasstee (wäre was für den deutschen Winter). Dazu gab es noch einen Snack aus frittierter Süßkartoffel, hmmm. Wir hatten jeder mehrere Favoriten und natürlich wurden wir am Ende noch in den Laden geführt, wo wir so ziemlich alles, was wir verkostet hatten, kaufen konnten. Die Preise waren gemessen an der Qualität zwar nicht übertrieben, aber dennoch stattlich, und so kauften wir am Ende ein kleines Dreier-Probierpack und teilten es unter uns auf – Annki nahm Ingwertee, Kathrin Lemongrasstee und ich Kokoskaffee. Alles in allem war das ein total interessanter Ausflug.
Auf der Fahrt zurück nach Padangbai stockte der Verkehr und in mehreren Überholmanövern passierten wir eine hunderte Meter lange Schlange von LKWs, die die komplette Spur ins Dorf blockierten. Unser Fahrer meinte, die Ladeklappe des Fähranlegers wäre wieder einmal kaputt, das käme schon jeden Monat mal vor.
Nachmittags machten wir beide einen Abstecher zur Anlegestelle der Schnellboote, die nach Lombok und zu den vorgelagerten Gili-Inseln fuhren, wo wir am nächsten Tag hin wollten. Gili-Inseln ist eigentlich doppelt gemoppelt, da Gili in der lokalen Sprache schon Insel heißt, aber es hat sich so eingebürgert. Zur großen Nachbarinsel Lombok fuhr auch die Autofähre, deren Anleger gerade kaputt war, aber auf die Gilis kam man nur mit den Schnellbooten, von denen wir nicht das beste gelesen hatten. Daher gingen wir gezielt zum größten Boot, das wir schon zuvor mehrmals gesehen hatten, und ließen uns von einem Mitarbeiter direkt zu deren Büro bringen. Die Fahrt zu den Gilis führt schließlich über offenes Meer und wir erinnerten uns noch gut an unsere letzte Schnellbootfahrt auf Koh Lanta bei der Schnorcheltour. So etwas wollten wir gern vermeiden.
Nachdem wir das Ticket gekauft hatten, trafen wir uns abends noch einmal mit Annki zum Abendessen. Sie hatte in ihrem Hotel gefragt, wo die Einheimischen essen und wir sollten zum Hafen gehen, wo die Autofähre anlegt. Auf dem Weg dorthin sahen wir, dass die LKW-Schlange definitiv nicht kürzer geworden war. Wir konnten sie zwar nicht einsehen, aber es hätte mich nicht überrascht, wenn sie inzwischen mehrere Kilometer lang war. Entsprechend viel los war am Hafen. Zwischen all den Grill- und Fleischbällchenbuden fanden wir am Ende tatsächlich ein kleines Restaurant, das unseren geliebten Nasi Campur (Reis mit Zeugs) servierte, und dort aßen wir unglaublich lecker und preiswert keine-Ahnung-was; außer dem Reis und dem Tempe kann man meistens nicht viel zuordnen – irgendwelches Gemüse, geraspelte Kartoffel, für Annki und Kathrin noch etwas Hühnchen. Als wir fertig waren, hatte die LKW-Schlange begonnen, sich in Bewegung zu setzen, also schien das Fährproblem endlich behoben zu sein. Wir verabschiedeten uns von Annki, die noch etwas auf Bali bleiben wollte, und gingen unsere sieben Sachen packen, um am nächsten Morgen weiterreisen zu können.
Waren wieder tolle Reisebeschreibungen. Habe laut über die Schilderungen zur energischen Abwehr von aufdringlichen Mitmenschen gelacht. Muß ja wirklich schlimm gewesen sein, wenn sogar ihr Beiden heftig reagiert habt.
Wir hoffen Ihr bleibt nun für den weiteren Reiseverlauf von Krankheit und Unwohlsein verschont. Wünschen Euch noch viel Spaß und (nur noch)positive Erlebnisse.
Ihr habt ja wieder unglaublich viel erlebt und es klingt zum Teil echt abenteuerlich.
Ich hätte gar nicht gedacht, dass man in Indonesien so auf Abzocke bedacht ist, aber wenn man es weiß, kann man immerhin auf der Hut sein. Als Normalreisender würde man bestimmt erst mal gnadenlos übers Ohr gehauen werden.
Und es ist sehr beruhigend, dass es auf Bali ordentliche Krankenhäuser gibt…
Bleibt gesund, damit Ihr eure Reise richtig genießen könnt!
Es gibt eben überall solche und solche Leute. Aber leider sind auch die solchen so freundlich, dass man manchmal nicht gleich merkt, woran man ist. Aber im Großen und Ganzen sind die Indonesier schon ein sehr nettes, lustiges und hilfsbereites Völkchen.
Gesund geblieben sind wir auch seit wir auf Bali angekommen sind; ist auch mal wieder schön. So darf es gern bleiben.
Uff kein Dengue-Fieber. Da war ich (und sicher nicht nur ich) aber erleichtert.
Aber nun ist alles ja wieder gut. Der Blog ist wie immer sehr spannend, lustig und in eurer genialen Art geschrieben. Über die Aufdringlichkeit der Tour-Anbieter war ich doch ziemlich überrascht. Aber eure Abwehr war hoffentlich deutlich.
Die Teil mit der Kaffee-Herstellung war interessant. Vorallem der Teil mit den Speisen. Hihi.
Und das Bild mit den Kakteen kenn ich aus dem botanischen Garten in München auch und dachte, dass ist nur wieder deutsche Gründlichkeit und Vorsichtigkeit. Aber nee, auch auf der anderen Seite der Welt gibts wohl Menschen, die das ausprobiert haben müssen, sonst gäbe es doch solche Schilder nicht, oder?
Viel Spaß euch. Wo auch immer ihr grad wieder seid. Und passt auf euch auf. Immer schön gesund bleiben 😉