10. Dezember 2016, im Bus von Phnom Penh nach Siem Reap
Also, wir hatten einen Plan für Kambodscha. Wirklich. Am ersten Nachmittag in Phnom Penh, als wir in der Hostelbar saßen und uns bei einem mixed fruit-Smoothie belasen, was es in diesem Land außer der Hauptstadt und Angkor Wat noch zu sehen und zu tun gibt, malten wir eine Umrisskarte Kambodschas auf eine Serviette, markierten alle interessanten Punkte und planten eine Route durch’s Land.
In Phnom Penh haben wir ja auch in der Kürze der Zeit wirklich viel gesehen, und dann begannen wir unsere Weiterreise mit Kep als erstem Ort und der Absicht, dort zwei Tage zu verbringen. Wir hatten eine Liste, was man in Kep unternehmen kann und fuhren morgens mit dem ersten Bus, um schon den Nachmittag vor Ort ausnutzen zu können.
Kep liegt ganz im Südosten des Landes, einen Steinwurf von der vietnamesischen Grenze entfernt. Es ist ein kleines Dorf und die meisten Touristen fahren eher in das etwas größere Kampot in der Nähe, weil es in Kep nicht viel zu holen gibt. Eigentlich sollten wir mit einem großen Reisebus fahren, wurden jedoch wegen zu geringer Auslastung in einen Minibus umgeladen, wo wir uns auf getrennte Plätze setzten, um uns beide anschnallen zu können – bei einigen Sitzen waren die Gurte nämlich fein säuberlich aufgerollt und mit Kabelbinder gesichert… Die Fahrt dauerte knapp vier Stunden und mein kamboschanischer Sitznachbar half mir nicht nur, meine Sachen zu verstauen und zeigte mir das Meer, als es soweit war, sondern beteiligte sich auch noch (unaufgefordert) bei der Entfusselung meiner Sachen, als ich ein Haar von meinem T-Shirt zupfte… 😀
In Kep angekommen wurden wir von übereifrigen Tuktukfahrern kaum aus dem Bus gelassen, und da wir dank Maps-App wussten, dass es zu unserem etwas außerhalb gelegenen Guesthouse zu weit zu laufen wäre, handelten wir einen Preis mit dem erstbesten aus und ließen uns chauffieren.
Ich weiß, ich habe diesen Satz jetzt schon oft geschrieben, aber… unser Guesthouse war ein echter Glücksgriff. 😉 Sehr sauberes und geräumiges Doppelzimmer mit eigenem Bad und Handtüchern (ja, das ist auch Luxus – wir sparen Wäsche und so große, flauschige Frotteehandtücher haben wir ohnehin nicht dabei) für 6 Dollar pro Nacht (zusammen, nicht pro Person), Fahrradverleih für einen Dollar, sodass wir auf eigene Faust ins Dorf radeln konnten, was vielleicht zehn Minuten entfernt lag, und eine an drei Seiten offene Dachterrasse mit vielen Pflanzen, bequemen Sitzmöbeln und zwei sehr verschmusten Katzen, dazu Blick auf’s Meer zur einen und auf die üppig grün bewaldeten Berge des Kep-Nationalparks zur anderen Seite. Es war sooo idyllisch.
Am ersten Nachmittag radelten wir in den Ort und gingen an den Strand zum Baden. Eigentlich hat Kep strandtechnisch nicht viel zu bieten, nur einen schmalen Streifen, der mit Sand aus einer anderen Region aufgeschüttet wurde. Die Zeiten, da Kep das Sommerdomizil reicher Franzosen war, sind lange vorbei, wovon zahlreiche verfallene Villen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeugen, die heute zum Verkauf stehen. Aber das Wasser war sauber und ruhig, und man konnte eisgekühlte Kokosnüsse kaufen, und so war es ein ganz schöner Nachmittag. Die Franzosen haben Kep übrigens nicht gänzlich aufgegeben; einige Hotels haben französische Besitzer und vielerorts hört man, dass französisch gesprochen wird.
Am nächsten Tag unternahmen wir eine Wanderung im Kep-Nationalpark, direkt hinter unserem Guesthouse. Der Berg im Zentrum des Parks ist nicht sehr hoch aber von dichtem Dschungel überwuchert. Eine Art Forststraße führt auf halber Höhe um den Berg herum und dieser sind wir gefolgt. Dort lief es sich sehr angenehm, man sah, wo man hintrat und hatte auch noch Zeit, die Landschaft und die Aussicht auf das Meer zu genießen. Die Trampelpfade über den Gipfel, durch das Innere des Waldes, verkniffen wir uns, da sie sehr steil waren – im Prinzip musste man auf allen Vieren über Wurzeln und Steine durch den Wald kriechen, und auf so viel Dschungelcamp hatten wir dann doch keine Lust, zumal es dort ja auch Schlangen und anderes Getier gibt.
Von der Forststraße aus sahen wir auch schon eine Menge interessanter Tiere – das Highlight waren natürlich die Affen, deren Video ihr vielleicht schon im Adventskalender gesehen habt – aber auch einige kleine Vögel, Schmetterlinge, riesige Hundertfüßler und etwas, das wir nicht zuordnen konnten. Zwischen Gras und Blätter sahen wir, dass es etwa fingerdick und orange-schwarz gestreift war. Wir ließen es in Ruhe.
Im Ort aßen wir gebratenen Reis mit Ananas, direkt in einer frisch aufgeschnittenen Ananas und ließen uns dann auf unserer schönen Dachterrasse nieder, für einen gemütlichen Nachmittag. Und aus dem Nachmittag sollten zwei Tage werden…
Wie gesagt, wir hatten einen Plan und eine Liste, was wir alles unternehmen wollten, aber es war so unglaublich schön und ruhig und erholsam in dem Guesthouse, und vielleicht war nach drei Monaten des Nomadenlebens auch einfach mal die Luft raus. Wir mussten einfach mal eine Weile nichts tun; außerdem hatte mich am Vorabend ein Blitzschnupfen erwischt, wo Kathrin ihren Husten fast auskuriert hatte.
Also verbrachten wir die nächsten zwei Tage lesend, dösend, Kaffee trinkend und Katzen streichelnd auf der Dachterrasse, genossen den Blick ins Grüne und die Ruhe (wenn alle zwei Minuten mal ein Moped oder Auto vorbei kam, war es schon viel), ließen uns die angenehme Meeresbrise um die Nase wehen, und da es auch leckeres Essen dort gab, mussten wir nicht einmal für die Mahlzeiten vor die Tür. So muss Urlaub sein.
Am Abend des zweiten Tages wollte ich mal schnell Geld abheben gehen. Drei Guesthouses weiter gab es einen Automaten, aber leider musste ich feststellen, dass er außer Betrieb war. Also lief ich zurück und lieh mir ein Fahrrad – im Ort an der Bushaltestelle hatte ich noch einen Automaten gesehen. Es stellte sich heraus, dass es dort sogar zwei Automaten gab – die aber auch beide außer Betrieb waren. Lange Rede kurzer Sinn: anderthalb Stunden und viermal Fragen später fand ich schließlich noch einen vierten Automaten, schon auf halber Strecke ins Nachbardorf, der tatsächlich Geld ausspuckte; die anderen drei waren vermutlich einfach leer. Apropos Geld: neues Land, neue Währung. 😉 Was hier aus dem Automaten kommt, sind: US-Dollar! Die kambodschanische Währung Riel ist so schwach und instabil, dass alles in US-Dollar gehandelt wird. Fast alles. Beträge kleiner als ein Dollar werden in Riel bezahlt; es kursieren also keine Cent-Stücke. Ein Dollar entspricht 4.000 Riel. Wenn also etwas 1,50 Dollar kostet, gibt man 6.000 Riel oder eine Dollarnote und 2.000 Riel, oder zwei Dollar, dann bekommt man 2.000 Riel wieder. Eine größere Note als 10.000 Riel, was 2,50 Dollar entspricht, haben wir allerdings noch nicht in der Hand gehabt, da wirklich alles in Dollar bezahlt wird. Die Dollarnoten müssen übrigens einwandfrei sein; schon ein kleiner Riss kann sie angeblich ungültig machen. Bisher sind wir aber alle „schlechten“ Scheine wieder losgeworden, und im schlimmsten Fall müssten wir sie eben bis in die USA mit uns herumtragen.
Wir beschlossen, doch nochmal etwas von Keps Umgebung zu erkunden und nahmen uns am dritten (oder vierten?) Tag ein Tuktuk zu einer Pfefferfarm. Ja, wir wollten mal aus erster Hand erfahren, wo (und wie) der Pfeffer wächst, denn die scharfen Körner aus der Gegend um Kep (und dem benachbarten Kampot) gehören wohl zu den besten der Welt und werden auch viel nach Europa exportiert.
Wenn wir dachten, unser Guesthouse läge idyllisch, ruhig und abgelegen, dann war es noch nichts gegen Sothy’s Bio-Pfefferfarm. Wenn mich mal wieder jemand dahin schicken will, wo der Pfeffer wächst, dann kann ich es kaum erwarten, dorthin zu kommen. 😉 Die letzten vier Straßenkilometer waren nicht einmal mehr asphaltiert, und auf der zwischen Mango- und Papayabäumen versteckten Farm angekommen, herrschte eine himmlische Ruhe. Die Eigentümer sind ein ein deutsch-kambodschanisches Paar, und ein französischer Freiwilliger führte uns herum. Die Pfefferpflanzen ranken sich an Holzpfählen hinauf, welche ein Dach aus einer Art Korbgeflecht tragen, das die Pflanzen vor zuviel Sonne und zu starkem Regen schützt; Pfeffer braucht nämlich nicht allzu viel Wasser. Die Pflanzen dürfen drei Jahre wachsen, bis zum ersten Mal Pfefferkörner geerntet werden können, und sie können 17 – 20 Jahre alt werden. Bei der Ernte sind etwa ein Fünftel der Körner schon rot, der Rest noch grün. Sie werden getrocknet, wobei der grüne Pfeffer schwarz wird und der rote rot bleibt. Ein Teil des roten Pfeffers wird dann gekocht, geschält und nochmals getrocknet, dies ist dann der weiße Pfeffer. Man kann Pfeffer auch roh essen – wir durften mal direkt von der Pflanze naschen – er schmeckt ziemlich scharf und sehr fruchtig. Aus den abgeernteten Stengeln wurde auf der Farm außerdem noch Pfeffertee gekocht, wovon wir eine Tasse tranken; ein sehr wohlschmeckendes Getränk, das nicht scharf ist und das man auch nicht unbedingt als Pfeffer identifizieren würde, wenn man es nicht wüsste.
Im Anschluss ließen wir uns von unserem Tuktuk-Fahrer in der Nähe einer Schmetterlingsfarm absetzen. Bis ganz hin fahren konnte er nicht, da die Straße so schlecht war, dass wir Angst hatten, dem Tuktuk würde eine Achse brechen. Die Schmetterlingsfarm lag ganz in der Nähe des Wanderweges, den wir am ersten Tag gegangen waren. Ob die Schmetterlinge dort nur als Touristenattraktion oder noch für einen anderen Zweck gezüchtet werden, haben wir leider nicht herausgefunden, aber zumindest konnten wir ein paar schöne Fotos machen.
Nun ja, auch der schönste Urlaub endet irgendwann; wir konnten nicht ewig bleiben, da wir ja doch noch ein paar andere Orte sehen wollten, aber da unser nächstes Ziel ein weißer Strand mit türkisblauem Wasser war (zumindest auf den Fotos, die wir gesehen hatten), gelang es uns doch, uns loszureißen (und von den verschmusten Katzen zu verabschieden).
Am nächsten Tag ging es mit dem Minibus nach Sihanoukville, und weiter auf eine Insel namens Koh Rong Samloem. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag. 🙂
Miezis 🙂 Von denen gibts bestimmt auch Bilder 😉
Was mir heute beim Lesen in den Sinn kam, habt ihr eigentlich irgendwo Souvenirs gekauft? Das wird ja auf Dauer irgendwann auch mal viel Gepäck, selbst wenn es jedesmal nur Ohrringe oder Postkarten wären (ich könnt nie so eine Reise machen, da ich immer einen leeren Rucksack nur für Ohrringe bräuchte).
Das mit dem Geld hab ich auch gelesen, bzw. beim Umtauschen für das Reisegeld erfahren. Daher habt ihr auch kein Kambodscha-Geld von uns bekommen.
Schön finde ich aber, dass ihr euch auch mal von eurer Reise erholen und ein paar der vielen Eindrücke verarbeiten könnt.
LG und lasst es euch weiter gutgehen.
Von den Miezis gibt es ein paar Bilder, ja, aber irgendwie wollen die immer nicht durch die Leitung (siehe letzter WhatsApp-Versuch). Aber irgendwann zeige ich sie dir! 😉
Zum Thema Souvenirs: ich habe einen relativ kleinen Kissenbezug und Kathrin eine kleine Tasche in Sapa/Vietnam gekauft, da man dort einfach nicht drumherum gekommen ist. Ansonsten waren wir bis jetzt gaaanz standhaft. Denn genau das Herumtragen und der Platz im Rucksack sind ja das Problem, und bei der Auswahl an schönen Sachen hier würde sich das ganz schnell summieren.
Ja, Erholung ist wichtig. Heute machen wir auch wieder einen faulen Tag nachdem wir in Angkor Wat ganz schön volle Tage hatten.
Lass es dir auch weiter gutgehen und streichel auch mal ab und zu eine Miez. ;-D