Klein-Paris in den Bergen

21. November 2016, wie immer im Bus (von Mui Ne nach Saigon)

Mit unserem ersten Hostel in Da Lat hatten wir ein bisschen Pech. Zunächst einmal fanden wir es nicht. Der Shuttlebus kippte uns zwar an der richtigen Adresse ab, und das Gebäude hatte auch ein Schild mit dem Namen des Hostels auf dem Vordach, aber als wir dann drinnen standen, wirkte es arg klein und sah auch sonst eher wie ein Wohnzimmer aus. Im angrenzenen Bad putzte sich gerade ein älterer vietnamesischer Mann die Zähne und ignorierte uns. Nach ein paar Minuten der Ratlosigkeit kam ein anderer Mann, der kein Wort Englisch sprach und uns mit einem Lächeln bedeutete, dass wir die Straße hinauf in eine kleine Seitengasse gehen sollten. Das taten wir etwas verwirrt, nur um dann aus ein paar Metern Entfernung zu sehen, dass auf dem Schild ganz unten noch ein Pfeil 50m die Gasse hoch deutete – leider war der Pfeil so ungünstig angebracht, dass man ihn nicht sehen konnte, wenn man direkt vor dem Haus stand. Hatten wir also mal eine vietnamesische Familie in ihrem Zuhause besucht…

Das Hoftor des Hostels war noch geschlossen und nach einigen erfolglosen Versuchen und weiterer Ratlosigkeit erbarmte sich eine Nachbarin, die in der Nähe werkelte, und öffnete für uns. Wir klopften an der Rezeption und kurz darauf kam der Eigentümer – wir hatten ihn aus dem Bett geholt. Man muss dazu sagen, dass der Bus eher angekommen war als erwartet und wir schon kurz nach sechs vor der Tür standen. Der Eigentümer erklärte uns, dass im Schlafsaal noch jemand schliefe und wir deshalb noch nicht hinein könnten, aber dafür überließ er uns ein freies Doppelzimmer, damit wir noch ein bisschen schlafen konnten. Das war sehr freundlich von ihm, aber leider das einzig positive, was es über diese Unterkunft zu sagen gab. Es war alles nicht sehr sauber, ziemlich dunkel und roch muffig. Nach unserem Schläfchen setzten wir uns in den Gemeinschaftsbereich auf die Veranda, wo mehrere mittelalte Männer Kaffee tranken und rauchten. Das Hostel wurde von einem Motorradclub betrieben (von denen es in Vietnam hunderte geben muss, vor allem in Dalat, und alle heißen Easy Riders), und die Männer waren alle Motorradfahrer, die uns Touren aufschwatzen wollten. Es war eine sehr unangenehme Atmosphäre.

Nachmittags schauten wir uns Da Lat an. Es gibt in der Stadt eine Art Hundertwasserhaus, nur dass es nicht von Hundertwasser, sondern einer vietnamesischen Architektin entworfen wurde und den Namen „Crazy House“ trägt. Es gibt keine geraden Linien in diesem Haus, was eher eine Gruppe miteinander verbundener Gebäude um einen Innenhof mit Garten ist. In einigen Zimmern kann man übernachten, da es auch ein Hotel ist, und ansonsten kann man einfach das Labyrinth von Treppen und Gängen auf und ab wandern oder im Garten einen Kaffee trinken. Eigentlich ganz witzig, nur leider von russischen Reisegruppen derart überlaufen, dass man sich teilweise nur durchschieben konnte.

Stellenweise erinnerte es an ein Hexenhaus.

Stellenweise erinnerte es an ein Hexenhaus.

Blick vom Crazy House über Da Lat

Blick vom Crazy House über Da Lat

Die Kathedrale der Stadt war leider geschlossen, also schlenderten wir ins Zentrum und tranken einen Kaffee mit Blick auf den Stausee. Einst floss hier ein Fluss, als noch das Volk der Lat hier siedelte, aber dann kamen die Franzosen, fühlten sich im trockenen, milden Gebirgsklima wohl, stauten den Fluss zu einem See („da“ in der Sprache der Einheimischen) und bauten ein Städtchen drumherum – daher der Name Da Lat (See der Lat). Die Franzosen sind längst weg, und an ihrer Stelle leben heute Vietnamesen in der Stadt – die Lat sind als ethnische Minderheit in abseits gelegene Dörfer verdrängt worden – aber was geblieben ist, ist die für Vietnam ganz untypische Architektur. Die Häuser sind nicht schmal und lang wie im Rest des Landes, sondern kompakt mit eher quadratischem Grundriss wie europäische Villen. Bis heute müssen alle Neubauten diesem Stil folgen um das Stadtbild zu bewahren. Dazu kommt, dass die Bergregion um Da Lat recht trocken ist. Die Hänge sind mit Kiefernwäldern und Gräserwiesen bewachsen und man fühlt sich eher wie in Südeuropa.

Alte Villa im französischen Viertel

Alte Villa im französischen Viertel

Der alte französische Bahnhof

Der alte französische Bahnhof

Entsprechend der Lage wird es abends auch recht kühl (zugegeben, wir finden alles unter 25 °C inzwischen recht kühl, auch wenn wir vielleicht nicht die Daunenjacke und Wollmütze rausholen wie die Einheimischen). Ich saß am späten Nachmittag noch eine Weile auf der Veranda des Hostels bevor es zu kalt wurde, aber nicht nur die sinkenden Temperaturen sondern auch die permanente Gesellschaft der alten Biker trieben mich beizeiten zurück in den muffigen Dorm. Ständig kam das Gespräch auf ihre Motorradtouren, und auch wenn ich schon neugierig war (man fährt beim Fahrer hinten auf dem Motorrad mit, da man offiziell nicht selbst fahren darf, es sei denn man hat eine vietnamesische Lizenz), wusste ich, dass Kathrin kein Interesse daran hatte. Als ich nach anderen Touren in der Region fragte, lachten sie nur und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, echt nervig!

Im Hostel hatten wir inzwischen Gesellschaft von Julia bekommen, einer Deutschen, die wir bei der Wanderung in Sapa kennengelernt hatten. Sie hatte uns geschrieben, dass sie auch nach Da Lat fährt und wir hatten uns verabredet. Wir gingen zusammen abendessen und verzogen uns dann in den Schlafsaal; auf die Gesellschaft der alten Männer hatten wir keine Lust. Julia reiste am nächsten Tag schon ab, und da wir beide noch etwas in Da Lat bleiben wollten, buchten wir uns für den nächsten Tag ein anderes Hostel.

Gleich nach dem Aufstehen am nächsten Morgen brachten wir unsere sieben Sachen in das neue Hostel und wussten sofort, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Der Schlafsaal war sehr geräumig, hatte sogar eine Balkon (hurra, Tageslicht – keine Selbstverständlichkeit im Schlafsaal) und eine Sitzecke. Und die Betten! Es gab vier Doppelstockbetten; jeweils zwei standen mit der Schmalseite zueinander und dazwischen führte eine richtige Holztreppe nach oben, mit so breiten Stufen, dass man bequem sein Gepäck dort abstellen konnte. Die Betten waren bestimmt 1,20m breit, und neben der Matratze gab es noch eine Holzablage über die gesamte Länge des Bettes. Neben dem Kopf war ein kleines Schließfach angebracht, es gab eine Leselampe, eine Steckdose, ein Körbchen mit Hygieneartikeln und ein Handtuch, und das Beste: einen Vorhang! Es war fast wie ein kleines Einzelzimmer. Definitiv die gemütlichsten Betten, die wir bisher hatten. Die Eigentümerin war sehr freundlich und hilfsbereit und bot uns sofort von sich aus mehrere Bustouren an. Während wir noch die Karte studierten und unsere Ausflüge planten, brachte sie uns kostenlosen Tee, und dann schrieb sie uns sogar noch einen Zettel auf vietnamesisch, damit wir den öffentlichen Bus benutzen und dem Fahrer zeigen konnten, wo wir hinwollten. Definitiv die richtige Entscheidung!

Da es erst später Vormittag war, holten wir erst einmal das Frühstück nach und kauften uns ‚banh mi‘, die belegten Baguettes, die es hier überall gibt, wobei es in Da Lat aufgrund des französischen Erbes besonders viele Stände zu geben schien. Ich wollte nur ein vegetarisches, was anscheinend nicht vorgesehen ist – die Verkäuferin ließ die Mortadella und das frittierte Hühnchen weg und packte mehr Gemüse und Glasnudeln hinein, was mir ja genügt hätte, aber dann schenkte sie mir sogar noch ein unbelegtes Baguette-Brötchen dazu, vermutlich hatte sie Sorge, dass ich sonst nicht satt werde. 😉 Wir spazierten mit unserem Frühstück zur Bushaltestelle und warteten. Pünktlich als wir aufgegessen hatten, kam der Bus; wir zeigten unser Zettelchen, bezahlten sage und schreibe 60 Cent für zwei und wurden sogar fast dort abgesetzt wo wir hin gewollt hatten. Wir hatten uns zwei Tagesziele ausgesucht und wollten sie eigentlich in entgegengesetzter Reihenfolge besuchen, aber so fingen wir eben mit dem Wasserfall an, es war kein Problem.

Der Datanla-Wasserfall liegt ein paar Kilometer außerhalb der Stadt in einer Schlucht. Der Bus ließ uns am Parkplatz hinaus, von wo man hinunter laufen kann oder… mit der Sommerrodelbahn fahren. Klar wofür wir uns entschieden (vor allem weil man sich hinterher für 40 Cent extra wieder hinauf ziehen lassen konnte). Die Fahrt war nicht spektakulär, vor allem weil eine ältere russische Frau alle hinter sich ausbremste – die russischen Reisegruppen waren hier wieder reichlich vertreten – aber es war trotzdem schön, durch den üppig grünen Wald zu fahren. Der Wasserfall war nicht besonders mächtig, stürzte aber sehr fotogen über mehrere Stufen ins Tal. Man konnte auch noch mit einer Seilbahn in eine weitere Schlucht hineinfahren, aber wir liefen die 500 m, das war dann doch zuviel des Guten. Zurück hinauf ging es mit den Schlitten der Sommerrodelbahn an einer Seilwinde, man lag quasi im Sitz weil es so steil war, und konnte den Blick in das grüne Blätterdach genießen, während es in gemächlichem Tempo wieder nach oben ging.

Datanla-Wasserfall

Datanla-Wasserfall

Vom Parkplatz aus liefen wir etwa eine halbe Stunde zum buddhistischen Thien Vien Truc Lam-Kloster auf einem Berg/Hügel. Der Eintritt war frei aber dafür gab es einen Dresscode – Schultern bedeckt, und keine Shorts oder Miniröcke. Passenderweise hatten wir beide ärmellose Tops an, ich dazu noch kurze Hosen. Aber frau ist ja vorbereitet. Nach ein paar Minuten Pause waren wir so weit abgetrocknet (ja, es war warm), dass wir unsere langärmeligen Oberteile drüberziehen konnten (die wir sicherheitshalber mitgenommen hatten; hatte ich erwähnt, dass es in Da Lat empfindlich kühl werden kann?). Ich für meinen Teil habe außerdem immer einen Sarong dabei (ein großes Tuch, ca. 1,80 m lang und 90cm breit), den man zum Beispiel bei Bedarf als langen Rock umbinden kann – er gibt aber auch einen prima Schal ab, wenn es kalt ist, ein Kopftuch, wenn man eine russisch-orthodoxe Kirche besuchen möchte, oder ein Strandtuch, oder einen Umhang, wenn es im klimatisierten Bus zu frisch ist, oder…

Jedenfalls war das Klostergelände sehr schön angelegt, es gab mehrere große Hallen, in denen Buddhafiguren verehrt wurden, und drumherum waren wunderschöne Gärten mit Bonsais und exotischen Blumen angelegt.

Blumen in den schönsten Formen und Farben

Blumen in den schönsten Formen und Farben

Vom Kloster aus führt eine 2,6km lange Seilbahn zurück nach Da Lat. Von oben hatten wir einen tollen Blick auf die Kiefernwälder und Blumengärten, und die Berge in der Umgebung.

Die Seilbahn

Die Seilbahn

Abends mussten wir leider noch einmal zurück in das schreckliche Biker-Hostel. Julia hatte uns gebeten, mal nachzufragen, ob ihre Jeans, die sie dort unglücklicherweise vergessen hatte, noch da wäre. Der ganze Besuch dauerte zum Glück nicht lange und die Hose tauchte tatsächlich nach einigem Suchen noch auf. Da Julia auf dem Weg nach Mui Ne war, wo wir auch als nächstes hinwollten, machten wir aus, dass wir sie ihr einfach mitbringen. Wir belohnten uns mit einem leckeren vegetarischen Essen (wie jeden Abend) und buchten für den nächsten Tag zwei Touren durch das Umland von Da Lat. Zwei Touren, weil Kathrin mit dem Minibus fuhr und ich mal diese Easy Rider Motorradgeschichte ausprobieren wollte. Die Hosteleignerin rief einen Fahrer für mich an (ich hoffte inständig, dass es keiner von den alten Herren aus dem vorherigen Hostel war) und ich machte telefonisch mit ihm eine Tour und einen Preis aus.

Der nächste Morgen kam und brachte Regen und Nebelschwaden… Kathrin entschloss sich, ihre Tour trotzdem zu machen, aber ich war total geknickt. Die erste Motorradfahrt meines Lebens wollte ich nicht bei so miesem Wetter erleben. Jack, der Fahrer kam kurz nach acht ins Hostel. Er hatte Regensachen für mich mitgebracht aber ich hatte mich so auf Sonne gefreut, dass ich echt null Motivation hatte. Er meinte, es wäre kein Problem, wenn ich die Fahrt einfach verschieben wollte, und morgen wäre es bestimmt besser… Eigentlich hatten wir vorgehabt, am nächsten Tag nach Mui Ne zu fahren, um uns mit Julia zu treffen, aber sie hatte gesagt, sie hätte Zeit und würde eine Weile dort bleiben, also nahm ich das Angebot an und verzog mich wieder in den Dorm während Kathrin losfuhr.

Jetzt muss Kathrin mal ein bisschen erzählen, ich war ja nicht dabei. 😉

Birgit war ja sehr pessimistisch, aber ich entschied mich dafür, meine Tour trotzdem durchzuführen, in fester Hoffnung, dass das Wetter noch aufklaren und ich ab und an die Sonne sehen würde. Das sollte sich bestätigen, erstens als sich die Tourleiterin mit dem Namen Sun vorstellte und zweitens als der Regen gegen 11 Uhr nachließ und von da an blauer Himmel strahlte.

Unser erster Stop war der alte Bahnhof von Da Lat. Früher wurden von dort noch mehr Ziele in Vietnam angesteuert, aber heute fährt die kleine Bahn nur noch Touristen in ein einige Kilometer entferntes Dorf mit einer größeren Tempelanlage.

Da wir Tourteilnehmer, neben mir noch drei ältere Dänen und zwei Holländer, alle noch etwas müde und in ihren Augen ungesprächig waren, entschied Sun, dass unser nächster Halt die Kaffeeplantage sein würde. Es sei dazu gesagt, dass sich mittlerweile herausgestellt hatte, dass Sun eine unglaubliche Plaudertasche war, sie redete wirklich ununterbrochen und hatte von sich selbst und Freunden den Spitznamen La Blabla bekommen. 😉

Vietnam ist nach Brasilien das zweitgrößte Kaffeeanbaugebiet der Welt. Auf den Plantagen gedeihen Mokka, Robusta und Arabica. Die Bäumchen stehen in langen Reihen auf den Berghängen um Da Lat und tragen rote kleine Früchte, welche die so beliebten Kaffeebohnen in sich tragen. Nach der Ernte werden die Früchte geschält und die Bohnen etwa 6 Wochen lang getrocknet, wodurch sie ihre helle Farbe verlieren und dunkler werden, und danach geröstet. Darüber hinaus wird in Da Lat auch Wiesel-Kaffee hergestellt.

Die Wiesel werden in Käfigen mit Gitterboden gehalten und mit den Kaffeefrüchten gefüttert. Da diese sehr süß sind, fressen die Wiesel sie gerne, können aber die harten Bohnen im Inneren nur im Ganzen herunterschlucken und scheiden sie später unverdaut wieder aus. Dann werden sie gereinigt und verarbeitet. Wieselkaffee riecht und schmeckt etwas feiner als herkömmlicher Kaffee, er hat auch eine etwas hellere Farbe, aber ist nicht so besonders, dass er den dreifachen Preis im Vergleich zu einer normalen Tasse Kaffee rechtfertigen würde.

Kaffeebaum mit Früchten

Kaffeebaum mit Früchten

Aussicht auf die Berge um Da Lat

Aussicht auf die Berge um Da Lat

Nachdem wir uns alle am Kaffee und an der schönen Aussicht ins Tal gestärkt hatten, ging es weiter zum nächsten Punkt: einer Grillenfarm. Grillen werden in Vietnam gern von Feldern gesammelt und dann gegrillt mit etwas Chilisoße gegessen. Während sich die zwei Holländer die Grillen schmecken ließen (wie knuspriges Hühnchen, sagten sie), schaute sich der Rest von uns noch die übrigen Tiere an: Meerschweinchen, Rehe, Wiesel und Krokodile (für die Touristen) sowie Fasane und Stachelschweine (zum Essen).

In der nahe gelegenen Seidenfabrik sahen wir zu, wie aus kleinen, eingesponnen Seidenraupen die Seide gewonnen wird. Seidenraupen fressen den ersten Monat ihres Lebens ununterbrochen die Blätter des Maulbeerbaums und spinnen sich dann in einen Kokon aus Seide. Diese Kokons werden eingesammelt und dann gekocht, um die Seide zu lösen und die Raupe zu töten. Über mehrere Maschinen und Arbeiterinnen werden die feinen Fäden dann sortiert und auf große Räder gewickelt. In der Halle roch es sehr seltsam und war durch die vielen Maschinen unglaublich laut. Wir waren froh, als wir wieder nach draußen entkommen konnten.

Seidenraupen in ihren Kokons

Seidenraupen in ihren Kokons

Seide, das Endprodukt

Seide, das Endprodukt

Nächster Stopp war ein Tempel mit einer riesigen, lachenden Buddhastatue: Happy Buddha. Der Buddha lacht, um den Menschen Glück zu bringen. „Aber Buddha,“ werdet ihr fragen, „warum hast du so große Ohren?“ „Damit ich dich besser hören kann.“ 😉 Die Ohrläppchen sind so lang, um darzustellen, dass der Buddha alle Sorgen der Menschen hört; und er ist so dick, weil er das ganze Leid der Welt in sich aufgenommen hat.

Happy Buddha

Happy Buddha

Vom Tempel aus hörte man schon das nächste Highlight rauschen, den Elephant Waterfall, der in einem breiten Schwall 30 Meter in die Tiefe stürzt. Man kann bis zum Boden hinabsteigen und dort sogar ein Stück hinter den Wasserfall klettern, wo der Wind die Gischt in die Schlucht drückt und man nach wenigen Augenblicken schon durchgeweicht ist.

Die grünen Steinblöcke, die wie eine versteinerte Elephantenherde beim Trinken aussehen, haben dem Wasserfall seinen Namen gegeben.

Die grünen Steinblöcke, die wie eine versteinerte Elephantenherde beim Trinken aussehen, haben dem Wasserfall seinen Namen gegeben.

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Blick hinter den Wasserfall

Blick hinter den Wasserfall

Während Kathrin unterwegs war machte ich (Birgit) mir einen ruhigen Tag in Da Lat. Den ganzen Vormittag unterhielt ich mich mit einer anderen Reisenden aus dem Schlafsaal, Shane aus Los Angeles, die schon sehr viel von der Welt gesehen hat und uns sehr viele wertvolle Tipps zu den Ländern Südostasiens gab. Mittags machte ich mich auf die Suche nach dem vegetarischen Restaurant, das es in der Nähe des Zentralmarktes geben sollte. Das Restaurant fand ich zwar nicht, dafür hatte ich aber ausgiebig Gelegenheit, den Markt zu besichtigen, der aus zwei großen Gebäuden mit mehreren Etagen so wie unzähligen Läden und Ständen drum herum bestand. In den oberen Stockwerken gab es Bekleidung zu kaufen, die dicht an dich auf endlosen Stangen und Stapeln hing bzw. lag und von der ein unglaublich chemischer Gestank ausging, der stetig zunahm, je tiefer man sich in das Labyrinth von engen Gängen hineinwagte – die armen Menschen, die dort arbeiten und diesen Mief jeden Tag einatmen müssen!

Im Erdgeschoss gab es Blumen und Lebensmittel – teilweise fertig abgepackt, teilweise frisch. Ein riesiger Bereich davon war Fleischerei-Abteilung. Ich lief nur deshalb durch, weil ich immer noch das Restaurant suchte, aber selbst wenn ich es gefunden hätte, ich hätte dort nicht einen Bissen hinter bekommen. Der Anblick und Gestank waren so widerlich, dass ich dachte, ich kriege schon vom Einatmen eine Lebensmittelvergiftung. Alles Fleisch lag ungekühlt einfach in Haufen auf den Metalltheken. Bei vielen Stücken sah man noch genau, welche Körperteile sie gewesen waren. In den Gängen standen Käfige vollgestopft mit Hühnern und Puten, die auf ihr grausames Schicksal warteten, und der Boden war glitschig von Blut und Abfällen. Die Zustände spotteten jeder Beschreibung.

Ich machte, dass ich wieder rauskam und lief noch eine ganze Weile durch die Stadt, einerseits weil ich ein anderes Restaurant suchte, von dem ich gelesen hatte (jetzt wollte ich erst recht vegetarisch oder vegan essen!), zum anderen brauchte ich erstmal frische Luft. Das zweite Veggie-Restaurant aus dem Wikitravel-Artikel fand ich auch nicht, deshalb setzte ich mich dann ins nächstbeste Café und verbrachte dort einen sehr entspannten Nachmittag, indem ich einen Smoothie und einen Kaffee trank und Fotos sortierte; den Laptop hatte ich in weiser Voraussicht mitgenommen.

Am nächsten Morgen erwachten wir zu Sonnenschein und Schäfchenwolken, hurra! Jack holte mich halb neun mit dem Motorrad ab, setzte mir einen Helm auf und los ging’s. Die ersten Minuten fühlte ich mich ein bisschen wackelig hinten auf dem Motorrad, vor allem im Stop and Go des Stadtverkehrs, aber nach einer halben Stunde war es überhaupt kein Problem mehr und ich konnte nebenbei noch fotografieren.

Hit the road, Jack. ;-)

Hit the road, Jack. 😉

Im Prinzip machten wir die gleiche Tour wie Kathrin am Vortag, nur dass ich schon von Vornherein sagte, dass ich die Grillenfarm und die Seidenfabrik nicht sehen wollte.

Wir fuhren zuerst zu einem Hügel außerhalb der Stadt, von dessen Kuppe man einen tollen Blick auf den Lang Biang, den zweithöchsten Berg Vietnams hatte.

Kein Wunder, dass die Franzosen sich hier wie zuhause fühlten.

Kein Wunder, dass die Franzosen sich hier wie zuhause fühlten.

Weiter ging es zu einer Blumenfarm, wo Blumen für den Verkauf in Saigon angebaut und verpackt wurden. Da es eine kleine Farm war, wurde alles von Hand gemacht: mehrere Frauen jäteten gerade Unkraut zwischen den Blumen und eine ganze Gruppe band Sträuße.

Handarbeit im Familienbetrieb

Handarbeit im Familienbetrieb

Jack zeigte mir auch einen Drachenfrucht-Kaktus, sagte aber, dass in Mui Ne bessere Anbaubedingungen herrschten, und einen Avocadobaum.

Hier wächst eine Drachenfrucht.

Hier wächst eine Drachenfrucht.

Dann fuhren wir zu einer Kaffeeplantage und einem Café, wo Wieselkaffee und Reiswein oder eher -schnaps (das berüchtigte Happy Water) hergestellt wurden. Jack ließ mich den noch warmen Reisschnaps kosten, der mir mit seinen 60 % vol. fast die Kehle wegbrannte – buchstäblich; Jack kippte den Rest auf einen Stein und zündete ihn an, wo er noch eine halbe Minute weiterbrannte… Außerdem wurden dort die exotischsten Dinge in Happy Water eingelegt – statt Viagra schwören die Vietnamesen auf ein Gebräu, wo eine Kobra in das Zeug eingelegt wird; eine etwa fünf Liter große Flasche mit dekorativ aufgewickelter Kobra-Einlage kostet um die 350 Dollar. Scheint sich aber gut zu verkaufen; das Café hatte mehrere Käfige mit Singvögeln an der Decke hängen – keine Ahnung, welcher Gattung diese Vögel angehören, aber der Preis berechnet sich nach Stimme und sie kosten angeblich 500 bis 1.000 Dollar.

Da sitzt das "Goldkehlchen"

Da sitzt das „Goldkehlchen“

Weiter ging es zu einer kleinen Teeplantage, wo Jack außerdem ein unscheinbar aussehendes Kraut aus dem Boden zupfte und mich an der Wurzel riechen ließ – Tiger Balm, aus dem die Vietnamesen ihre Allheilmittel-Salbe herstellen (riecht so ähnlich wie China-Öl; vielleicht wird es sogar aus der gleichen Pflanze gemacht).

Außerdem standen noch ein Dorf der Kho-Minderheit, der Tempel mit dem lachenden Buddha und der Elephant-Waterfall auf dem Programm, den ich sehr beeindruckend fand. Mittag aßen wir zwischendurch an einer Tankstelle, wo das Essen erstaunlich lecker war (Tofu in scharfer Tomatensauce und Wintermelone, dazu Reis und eine Suppe mit einer Einlage von tee-ähnlichen Blättern). Zurück in Da Lat fuhren wir noch zum alten Bahnhof und ins französische Viertel – alles in allem eine richtig schöne Tour, die sehr viel Spaß gemacht hat (vor allem bei dem Wetter) und nach der ich mir vorstellen könnte, mal eine mehrtägige Tour durch das vietnamesische Inland zu unternehmen. Pläne für die nächste Reise…

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