Auf zu neuen Ufern

So, ihr Lieben, wir bitten euch vielmals um Entschuldigung für alle euch entstandenen Sorgen oder Langeweile; oder vielleicht habt ihr uns auch inzwischen längst vergessen, was in Anbetracht dieser sträflich langen Sendepause auch verständlich wäre. Die Wlan-Situation ist leider mit der in Südostasien nicht zu vergleichen, und wir haben in den letzten Wochen fast nie Internet für den Laptop gehabt, um zu bloggen. Aber heute, heute ist es soweit. Darum nun hier der am 5. Juli geschriebene und am 12. Juli hochgeladene neueste Eintrag…

5. Juli 2017, Ohakune/Nordinsel

Nach einer eher kühlen Nacht in Murchison, einem Kaff inmitten tiefer, bewaldeter Täler, dessen Campingplatz direkt neben dem Friedhof lag, fuhren wir nach Norden in den Abel Tasman-Nationalpark. Wir unterschätzten etwas die Topografie der Gegend; der Nationalpark ist für seine goldenen Buchten bekannt und wir waren etwas überrascht, dass die Fahrt über eine der serpentinenreichsten Straßen führte, die uns auf der Südinsel untergekommen war. Wir statteten den Pupu Springs einen Besuch ab (der volle Name lautet Te Waikoropupu Springs), ein heiliger Ort für die Maori aufgrund seines unglaublich klaren Wassers, das inmitten eines stillen Sees aus den Tiefen heraufsprudelt. Wissenschaftler haben berechnet, dass die Reinheit der Quelle fast der destillierten Wassers gleichkommt.

Auf der Fahrt von Murchison nach Norden

Die Pupu Springs

Die Nacht auf dem Campingplatz im nahe gelegenen Takaka war eine kalte, denn die Küche war offen und entsprechend gab es nichts zum Heizen – also bibbernd kochen, schnell essen und dann zeitig mit Wärmflasche ins Bett.

Das Wetter war leider am nächsten Tag durchwachsen. Wir fuhren zum nördlichsten Punkt der Insel, dem Farewell Spit, einer sandigen Landzunge, die mehrere Kilometer ins Meer ragt und als Vogelparadies unter Naturschutz steht. Von einem Aussichtspunkt meinten wir, die Nordinsel sehen zu können, waren uns aber nicht sicher. Danach fuhren wir wieder über den unglaublich kurvenreichen Pass vom Vortag, blieben eine Weile hinter einer Kuhherde hängen, die gerade die Straße entlang zu einer neuen Weide getrieben wurde und manövrierten dann auf noch engeren und kurvigeren Straßen an der Küste des Abel Tasman-Nationalparks entlang zu zwei kleinen Dörfchen – Marahau und Kaiteriteri und dazwischen noch zum Split Apple Rock, einem Felsen in einer pittoresken, kleinen Bucht, der ein bisschen an Tells Apfel erinnert. Der Sand der Bucht war an der Oberfläche schwarz, doch wenn man etwas mit dem Fuß grub, wurde der darunter golden.

Der Farewell Spit

Die Herde erstreckte sich über mehrere Hundert Meter und erinnerte an eine Demonstration…

Der Strand in der Split Apple Bay

Unschwer zu erkennen, wie der Split Apple Rock zu seinem Namen kam…

In Motueka fanden wir einen kleinen Campingplatz zwischen einem Motel und einer Kiwiplantage. Diese Bildungslücke ist nun auch geschlossen: Kiwis wachsen an Bäumen wie Äpfel. Und nein, wir haben keine geklaut. Wir kauften stattdessen im nahe gelegenen Warehouse (so eine Mischung aus KiK und Ikea) eine neue Theromoskanne, da unsere einmal umgefallen und prompt innen gesplittert war. Es war wohl nicht unser Tag, denn beim Parken auf dem Campingplatz brach außerdem das Gehäuse des Autoschlüssels, sodass er sich nur noch sehr wackelig drehen und kaum aus der Zündung ziehen ließ. Also statteten wir gleich am nächsten Tag noch dem Schlüsseldienst einen Besuch ab und bekamen einen neuen Schlüssel angefertigt, natürlich nicht ohne vorher bei Spaceships anzurufen und die Genehmigung einzuholen. So langsam wird es uns peinlich, so oft wie wir schon da anrufen mussten… Zumindest hielten wir während der Wartezeit einen sehr netten Plausch mit der Schlosserin und ihren Kunden. Die Kiwis sind wirklich sehr gesprächig und nehmen jede Gelegenheit für einen Plausch wahr.

Das Wetter war sehr regnerisch geworden, also beschlossen wir, den Tag im Städtchen Nelson zu verbringen. Das Provinzmuseum bot relativ kostengünstige Beschäftigung im Trockenen und so erfuhren wir allerlei über die Region und ihre Siedler. Dazu gab es noch eine sehr interessante Sonderausstellung über die Erfindungen von Leonardo da Vinci, nach deren Besuch wir zu dem Schluss kamen, dass der Mann von Robotern und dem Fahrrad über Fluggeräte und Tauchausrüstung bis hin zu Panzern so ziemlich alles an Gerätschaften erfunden hat, die wir heutzutage nutzen. Zum Mittagessen holten wir uns an einem Straßenstand (der erste Straßenstand, den wir in Neuseeland sahen) eine sehr üppig gefüllte Backkartoffel – mit Sour Creme, Senf, Chilisauce, Reibekäse und Krautsalat – klingt nach einer seltsamen Mischung, schmeckte aber erstaunlich gut zusammen.

Das Zentrum von Nelson

Am nächsten Tag führte uns die Fahrt durch die malerischen Marlborough Sounds auf weiteren gewundenen Küstenstraßen nach Waikawa etwas außerhalb von Picton, wo die Fähre zur Nordinsel ablegt. Wir verbrachten einen ruhigen Nachmittag in der einzigen Lokalität am Hafen, die Sportbar, Café und Restaurant in einem war, gönnten uns einen Kaffee und schrieben ein paar Postkarten, und das war das letzte, was wir auf der Südinsel taten.

In den Marlborough Sounds

Der Hafen von Waikawa war sozusagen völlig  zugeparkt.

Am nächsten Morgen fuhren wir die fünf Minuten zurück nach Picton und reihten uns in die lange Warteschlange der Interislander-Fähre ein. Die Tickets hatten wir ein paar Tage zuvor telefonisch gebucht, was auch gut war, denn die Fähre schien voll zu werden. Bei der Konkurrenz Blue Bridge hatte es für die Vormittagsüberfahrt schon gar keine Plätze mehr gegeben, obwohl beide Firmen mehrmals täglich hin und her fahren. Das Boarding verlief sehr einfach; jede Menge Personal half auf dem Autodeck beim Einparken, damit kein Platz verschenkt wurde, und dann suchten wir uns auf einem der zwei Innendecks eine gemütliche Ecke mit Sesseln am Fenster, packten unsere neue Thermoskanne und Sandwiches aus und ließen es uns gut gehen. Draußen war es trotz schönem Wetter zu kalt, um sich lange aufzuhalten, da der Wind ordentlich pfiff. Nichtsdestotrotz war es eine ruhige Überfahrt; die Cook Strait „benahm sich“, wie es der Kapitän so schön formulierte.

Auf zu neuen Ufern…

Drei Stunden später war die Südinsel hinter dem Horizont verschwunden. Oder im Regengrau. Alle Reisenden und auch alle Neuseeländer, mit denen wir in den letzten viereinhalb Wochen gesprochen hatten, waren sich einig, dass die Südinsel viel schöner sei als die Nordinsel, und als Wellington uns nun mit Regen, Wind und schlechten Kritiken teurer Hostels grüßte (weshalb wir keins gebucht hatten), befürchteten wir, dass etwas dran sein könnte…

2 Gedanken zu „Auf zu neuen Ufern

  1. Na, da freut sich aber wahrscheinlich die gesamte Fangemeinde :))) Schön, dass Ihr noch so malerische Ecken kennengelernt habt und ich bin neugierig, ob die Nordinsel diesbezüglich tatsächlich weniger üppig ausgestattet ist.
    Hat der Name der Marlborough Sounds was mit der Zigarettenmarke zu tun?
    Genießt eure verbleibenden Tage auf der Insel!

  2. Und wie sich die Fangemeinde freut.

    Die Kuh-Demo und den gesplittene Apfel-Felsen fand ich lustig. Die von Spaceship werden euch vermissen, wenn ihr euer Gefährt wieder abgeben müsst.

    Einen guten Start in die neuen Ufern wünsche ich euch.

    Ganz liebe Grüße

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