Yogyakarta

05. Mai 2017, Padangbai

Wir wollten wenigstens einmal mit dem Zug fahren in Indonesien, also buchten wir uns online ein Ticket nach Yogyakarta. Die Onlinebuchung war ganz unkompliziert, wir mussten nur noch irgendwie nach Banjar kommen, wo der Zug fuhr, denn Batukaras liegt weit ab der Bahnstrecke.

Ingrid erklärte uns, dass es einen stündlichen Bus vom nächstgrößeren Dorf Cijulang dorthin gäbe, und dass wir mit Ojeks (Motorradtaxis) in das Dorf fahren müssten. Autotaxis gibt es nämlich in Batukaras auch nicht. Wir fragten, ob sie uns welche bestellen könnte – kein Problem.

Am Abreisetag mussten wir ziemlich früh aufstehen, da wir schon 6:30 Uhr los mussten, um rechtzeitig einen Bus in Cijulang zu erwischen. Wir frühstückten und fragten Dadang, wann die Motorradtaxis kommen würden, worauf er antwortete, dass er uns fahren würde. Auf seinem Motorrad. Mit unserem ganzen Gepäck? Ja, kein Problem. Ich fragte ihn, ob er unser Gepäck gesehen hätte, woraufhin er etwas verlegen lachte. Indonesier transportieren alles auf Motorrädern, aber drei Personen, zwei Kraxen und zwei Handgepäckrucksäcke konnte ich mir irgendwie doch nicht so ganz vorstellen. Es stellte sich heraus, dass Dadang das auch nicht konnte, aber das ist Indonesien und hier wird noch jedes Problem irgendwie gelöst. Am Ende wurde kurzerhand einer der Bauarbeiter, die den neuen Bungalow bauen, ausgeborgt, so dass wir zwei Motorräder hatten und dann fuhren wir die Abkürzung, die nicht nur über sehr schlechte Straßen mit Schotter und riesigen Schlaglöchern führte, sondern auch noch über eine unglaublich wackelige Bambusbrücke, deren Maschendrahtgeländer im Falle eines Falles nicht mal ein Fahrrad gehalten hätte. Als Entschädigung gab es einen wunderschönen Ausblick auf den darunter liegenden Fluss im nebeligen Morgenlicht.

In Cijulang verhandelte Dadang noch kurz mit dem Busfahrer, damit wir nicht den doppelten Preis bezahlen mussten, und dann fuhr der Bus auch schon los. Ingrid hatte uns versichert, dass es maximal drei Stunden nach Banjar dauern würde. Aber wie gesagt, das ist Indonesien, und da sollte man sich nie auf die Zeitangaben verlassen. Am Ende waren es dreieinhalb Stunden und der Busfahrer lud unser Gepäck am Straßenrand anderthalb Kilometer vom Bahnhof entfernt aus. Zum Glück hatten wir immer noch Zeitpuffer und erreichten den Bahnhof eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges. Dort zeigten wir unsere Buchungsbestätigung auf dem Handy, bekamen das Ticket ausgedruckt und durften dann in einem klimatisierten Raum warten, was nach der Lauferei in der Mittagshitze mit dem Gepäck ganz angenehm war.

Der Zug kam tatsächlich pünktlich, was wir ehrlich gesagt nicht erwartet hatten, und da wir 2. Klasse fuhren, war der Waggon klimatisiert und wir hatten reservierte Sitzplätze. Die Fahrt nach Yogyakarta führte durch wunderschöne Landschaft mit Reisfeldern, Seen und kleinen Wäldchen und dauerte etwa vier Stunden. In Yogya angekommen drängten wir uns wieder einmal durch ein Heer von Taxi- und Pferdekutschenfahrern, die uns alle zu unserem Hostel bringen wollten, was aber nur ein paar Hundert Meter entfernt lag, also liefen wir.

Ausblick vom Zug

Das Hostel war riesig (unser Dorm hatte die Nummer 51), fast schon zu modern (alle Türen und Locker ließen sich nur mit einer Hi-Tech-Schlüsselkarte öffnen, für die wir satte 10 € Pfand bezahlen mussten, in Indonesien ein Vermögen) und daher insgesamt ziemlich unpersönlich. Außerdem war es recht teuer, aber da Wochenende war, hatten wir nichts günstigeres mehr gefunden. Wir suchten aber gleich für die nächste Nacht etwas anderes, und zogen Sonntag um in ein kleines, gemütliches Guesthouse in der Nähe des Palastes.

Da es Sonntagmittag im Palast eine Tanzdarbietung geben sollte, luden wir nur unser Gepäck im neuen Quartier ab und machten uns gleich auf den Weg dorthin. Allerdings hatten wir die Größe des Palastes gewaltig unterschätzt, bzw. was auf der Karte als Palast eingetragen war, war in Wirklichkeit nur das innerste Zentrum. Yogyakarta ist nämlich quasi eine autonome Region innerhalb Indonesiens und wird von einem Sultan regiert, und wir wussten nicht, dass das gesamte Wohngebiet um den Palast herum auch noch dazu gehörte. Dies erklärte uns ein freundlicher Herr, der uns auf der Suche nach dem Eingang herumirren sah und uns anbot, den Weg zu zeigen. Er sagte, er sei einer der Palastmusiker und spiele Xylophon im Orchester; er zeigte uns auch gleich seinen Dienstausweis. Er lief mit uns durch endlose Gassen – den Weg hätten wir allein nie gefunden, zeigte uns, wo die Tänzer und Tänzerinnen probten und bot uns dann an, uns noch die offizielle Batikakademie des Palastes zu zeigen, da die Tanzvorführung an diesem Tag aufgrund der Hochzeit einer der Tänzerinnen erst halb eins stattfinden würde. Bei Kathrin klingelten da schon alle Alarmglocken, da das zu sehr nach Tourifalle klang, aber der Mann war so sympathisch und wirkte eigentlich ziemlich ehrlich, sodass wir ihm doch folgten. Er brachte uns zu einer Werkstatt, wo Stoffe in der traditionellen Technik gebatikt wurden und verabschiedete sich dann. An seiner Stelle führte uns dann der Leiter des Werkstattateliers herum, erklärte uns den Herstellungsprozess und versicherte uns, dass wir nichts kaufen müssten, was ihn aber nicht davon abhielt, uns trotzdem noch die Preisliste in die Hand zu drücken. Im Endeffekt haben wir wahrscheinlich Glück gehabt; es war schon eine Tourifalle (es gibt nämlich gar keine offizielle Batikakademie) aber niemand zwang uns, etwas zu kaufen und so konnten wir einfach die wunderschönen Bilder anschauen und sogar fotografieren und nebenbei noch lernen, dass Batik im Prinzip wie sorbische Ostereimalerei funktioniert: mit Wachs wird das Muster aufgemalt, dann wird der Stoff gefärbt und anschließend heiß ausgewaschen, sodass das Wachs verschwindet. Für weitere Muster in weiteren Farben wird der Prozess wiederholt, so oft bis alle gewünschten Farben drauf sind – eine ziemlich zeitaufwändige Sache.

Eine der vielen Gassen rund um den Palast

Die Kunstwerke im Batikatelier

Von dem Atelier aus war es nicht mehr weit bis zum Eingang des eigentlichen Palastes, wo wir kurz vor elf ankamen. Beim Ticketkauf sagte man uns, die Tanzdarbietung würde ganz normal um elf stattfinden – keine Ahnung, was uns unser freundlicher Xylophonspieler da erzählt hat (wir fragten uns auch, ob er es denn dann rechtzeitig zu seinem Auftritt geschafft hat, wenn er überhaupt ein echter Musiker war). Zumindest waren wir rechtzeitig vor Ort, auch wenn wir keine Stühle mehr erwischten und vor der Bühne auf dem Fußboden sitzen mussten, aber dafür in der ersten Reihe.

Es wurden drei traditionelle Tänze zur etwas gewöhnungsbedürftigen, aber seltsam fesselnden Musik eines Gamelan-Orchesters dargeboten. Zuerst tanzten vier Frauen in unglaublich prächtigen Kostümen, danach Männer in nicht minder aufwändigen Kostümen und Make-up. Beeindruckend war die unglaubliche Körperbeherrschung – jede Geste, jede Fingerbewegung, jeder mimische Ausdruck hatte eine Bedeutung, die wir zwar nicht verstanden, die aber dennoch sehr anmutig anzusehen war. Die Vorführung dauerte eine Stunde, aber ich hätte noch viel länger zusehen können (auf unserem YouTube-Kanal gibt es noch ein paar mehr Videos davon, wen es interessiert).

Die Tänzerinnen

Ein Tänzer

Die Gamelan-Instrumente

Danach schauten wir uns vom Palasthof an, was der Öffentlichkeit zugänglich war und entkamen einem weiteren freundlichen Herren, der uns herumführen wollte. Wir liefen zurück zu unserem Guesthouse, ließen uns ein Restaurant empfehlen, in dem es Nasi Campur (Reis mit verschiedenen Beilagen, so wie in dem kleinen Restaurant in Batukaras) gab, und verbrachten den Nachmittag dann mit Organisationsdingen, da wir am nächsten Tag unser Visum verlängern lassen wollten.

Im Keraton, dem Palast

Für die Verlängerung des Visums braucht man vor allem ein Ausreiseticket, also war es Zeit für uns, einen Flug nach Neuseeland zu buchen. Wir suchten uns das günstigste Angebot Ende Mai, buchten und die freundlichen Mitarbeiter des Guesthouses druckten nicht nur die Tickets für uns aus, sondern machten uns auch gleich noch die notwendigen Kopien von Pass und Visum für die Imigrasi, die Immigrationsbehörde.

So gut vorbereitet nahmen wir uns am nächsten Morgen ein Uber zum Flughafen, wo die Imigrasi angesiedelt ist. Obwohl die Behörde auch für alle Passangelegenheiten der Einheimischen zuständig ist, liegt sie nicht etwa irgendwo zentral, wo man sie gut erreichen könnte; nein, sie liegt am Flughafen, eine Fahrstunde vom Stadtzentrum entfernt. Wir fragten uns durch, erhielten Formulare zum Ausfüllen und eine Nummer und wurden dann in einen Warteraum geschickt, wo wir gar nicht allzu lange warten mussten. Am Schalter prüfte eine Angestellte unsere Anträge, sagte uns, dass wir keinen indonesischen Bürgen eintragen müssten, schickte uns los, das Formular nochmal neu auszufüllen und nahm dann die Anträge samt unserer vorbereiteten Dokumente und Pässe entgegen. Wir erhielten einen Zettel mit einer Bearbeitungsnummer und sollten zwei Tage später wiederkommen.

Da es erst früh um neun war, beschlossen wir, einen der großen Tempel, für die Yogyakarta berühmt ist, anzuschauen, denn dieser lag nicht so weit vom Flughafen entfernt und es gab sogar einen öffentlichen Bus dorthin.

Der Tempel Prambanan ist die größte hinduistische Tempelanlage Indonesiens und sogar noch älter als Angkor Wat in Kambodscha. Um die schwarzen Türme herum liegt ein schöner Park, wo man sich mit einer kleinen Elektrobahn noch zu einigen kleineren Ruinen fahren lassen konnte. Am Wegesrand waren Berge von Tempelsteinen aufgetürmt, Reparaturarbeiten nach dem letzten verheerenden Erdbeben 2006. Wir kletterten auf alle Türme, schauten in alle Kammern und liefen einmal über die gesamte Plattform, aber bei 37°C war das ganz schön anstrengend. Abgerundet wurde der Besuch durch ein kleines Museum zur Geschichte des Tempels, wo man auch einen kurzen Film über die Anlage schauen konnte. Kathrin passte auf und verstand als erste von uns endlich einmal die zugegebenermaßen etwas verwirrende Ramayana-Geschichte, die im Hinduismus so wichtig ist. Ich döste selig weg, und als der Film zu Ende war und das Licht anging, stellten wir fest, dass so ziemlich alle anderen Zuschauer auch eingeschlafen waren, was ein sehr amüsanter Anblick war, wie alle so in ihren Sesseln hingen.

Prambanan

So steile Treppen…

Am nächsten Tag ging es gleich weiter mit Hauptsehenswürdigkeit Nummer zwei, dem buddhistischen Tempel Borobudur, für den wir ein Kombiticket mit Prambanan erworben hatten. Auch dorthin konnten wir mit öffentlichen Bussen fahren, was aber gut und gern zwei Stunden dauerte. Wir brachen extra zeitig auf, um der größten Hitze zu entkommen; selbst morgens halb acht zeigte das Thermometer schon satte dreißig Grad. Wie Prambanan ist auch Borobudur Weltkulturerbe und war entsprechend gut besucht, wie immer hauptsächlich von indonesischen Touristen. Für die waren wir eine größere Attraktion als die Anlage selbst; über zwanzig mal wurden wir angesprochen und um Fotos gebeten, was irgendwann einfach nur noch nervte. Wir nahmen uns Zeit, jede der Ebenen des Tempels zu umrunden bevor wir auf die nächsthöhere kletterten und abseits der Haupttreppe im Osten hatten wir auch überwiegend unsere Ruhe. Von oben hatte man eine weite Sicht auf das Umland, aber der nahe gelegene Vulkan Merapi, der den Tempel bei seinem letzten Ausbruch 2010 mit einer zentimeterdicken Ascheschicht bedeckt hatte, blieb leider im Dunst verborgen.

Borobudur

Am darauffolgenden Tag, Mittwoch, mussten wir wieder zur Imigrasi. Da wir mittlerweile ganz versiert in der Benutzung des Busnetzes waren, fuhren wir mit dem Stadtbus hin, was auch nicht viel länger dauerte als mit dem Auto. Wir fragten uns wieder durch, bekamen unsere Anträge in die Hand und wurden zur Kasse zum Bezahlen geschickt. Dort erhielten wir einen neuen Beleg und sollten dann im Gang warten. Nach einer Weile wurden wir einzeln in ein Büro gerufen, wo ein Beamter uns fotografierte und unsere Daumenabdrücke nahm. Alle Anweisungen gab er dabei nur durch Grunzen. Anschließend gaben wir unsere Anträge wieder am Schalter ab und man erklärte uns, dass wir unsere Pässe am nächsten Tag abholen könnten. Was für ein Aufwand.

Zurück im Zentrum machten wir uns auf den Weg, den Taman Sari zu suchen, das Wasserschloss. Es ging wieder in die Gassen um den Sultanspalast und wir irrten etwas umher, bis wir es schließlich fanden und uns dann erst einmal zum Eingang durchfragen mussten. Einst war die Anlage riesig und diente dem Sultan und seinen Konkubinen und zahlreichen Kindern als Erholungs- und Erfrischungsort, aber heute gibt es nur noch einige hübsch ornamentierte Tore und Innenhöfe mit Wasserbecken, in denen niemand mehr badet – etwas verwahrlost, aber gerade deshalb sehr charmant.

Anschließend wurde nicht mehr viel, da es uns beiden nicht gut ging. Kathrin hatte Husten und Schnupfen und ich bekam leichtes Fieber und Gliederschmerzen. Leider besserte sich nichts davon am nächsten Tag, was die Fahrt zur Imigrasi zu einer ziemlichen Tortur machte. Immerhin erhielten wir unsere Pässe schon nach wenigen Minuten und konnten dann zurück in die Ruhe (und Kühle) unseres Guesthouses flüchten, wo wir den Rest des Tages, und auch den darauffolgenden Tag (Freitag) im Bett lagen und debattierten, ob wir zum Arzt gehen sollten oder nicht, da meine erhöhte Temperatur einfach nicht runtergehen wollte.

Samstag mussten wir leider unser Guesthouse verlassen, da es ausgebucht war. Wir fanden etwas preiswertes in der Nähe für eine Nacht, aber danach war auch das ausgebucht, weil Montag ein Feiertag war und daher Heerscharen von Besuchern in die Stadt strömten. Zum Glück ging es uns Samstag schon wieder besser, sodass wir beschlossen, Sonntag Yogyakarta zu verlassen. Wir wollten zum Vulkan Bromo, wohin wir entweder mit einer Zwischenübernachtung mit dem Zug und noch ein paar Stunden mit dem Bus fahren konnten, oder direkt mit einem Minibus. Die Minibusfahrt sollte zehn Stunden dauern und war wesentlich günstiger als die Zug-und-Bus-Variante, also entschieden wir uns dafür. Wie schlimm konnte es schon werden… 😉

7 Gedanken zu „Yogyakarta

  1. Das war ja wieder ein spannender Bericht. Gut, dass es jetzt mit den Ausreiseunterlsgen nach NZ geklappt hat. Wir alle wünschen euch noch einen schönen Aufenthalt!

  2. Hallo Mädels, euch sind wieder drei tolle, interessante Berichte gelungen, da war wieder für jeden etwas dabei, Kulturschock, Schlammmädels (3 mal der gleiche Buchstabe, sieht immernoch komisch aus), Rafting, Tempel, Verkehrsmittel, Bürokratie, geniale Bilder und Videos. Macht weiter so, ich bleibe auf jeden Fall neugierig.
    Grüße aus Bad Schandau
    Jenser

    • Hey, vielen Dank wieder für’s Mitlesen und Kommentieren. 🙂 Jaja, in Indonesien wird einem auf jeden Fall nicht langweilig; wir haben hier echt schon eine Menge erlebt. Und auch wenn es manchmal sehr anstrengend war, habe ich auf jeden Fall ein Stück meines Herzens an dieses Land verloren und würde definitiv wiederkommen. Und bald gibt es einen neuen Bericht. 😉
      Viele Grüße aus Bali,
      B+K

  3. Ja, wie schlimm kann es schon werden? Das klingt nach viel versprechenden weiteren Reiseberichten.

    Die Fotos mit den Tempelanlagen sind so toll. Da wird man echt neidisch. Und die Videos sind zwar sehr interessant, aber wie ihr schon geschrieben habt, auch irgendwie gewöhnungsbedürftig.

    Ich bin auf jeden Fall gespannt auf die nächsten Berichte.

    • Jaja, wie schlimm kann es schon werden – mit dieser Frage sind wir mittlerweile seeehr vorsichtig geworden. Aber andererseits haben wir auch bisher alles überstanden, also es verschiebt sich einfach die Toleranzgrenze. *lach*

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