Angkor Wat – mehr als nur ein Tempel

Auch wenn bei uns Weihnachten dieses Jahr quasi ausfällt, wünschen wir euch allen ein frohes Fest! Und packen gleich noch einen neuen Beitrag untern Baum… 😉

18. Dezember 2016, Kratie

So, Hausaufgabenzeit. 😉 Also, es macht natürlich viel Spaß zu bloggen, und eure wunderbaren Kommentare sind uns eine anhaltende Freude!! Aber manchmal lässt uns das Reisen gar nicht so viel Zeit zum Schreiben, und auch, wenn wir gerade nicht unterwegs sind, sind wir oft beschäftigt, mit Reiseplanung, oder Gesprächen, oder einfach dem Genuss der Zeit und des Lebens. So wie jetzt gerade. Ich sitze auf der Terrasse unseres Guesthouses im kleinen Ort Kratie am Mekong und schaue dem mächtigen Strom beim Fließen zu, während allmählich die Sonne über der Insel in der Flussmitte untergeht – ein traumhaft schöner Anblick. Aber ich werde mich mal gleichzeitig am Genießen und Schreiben versuchen, quasi Multitasking, damit ihr ein bisschen von unserer Zeit in Angkor Wat erfahrt.

Die Weltkulturerbestätte Angkor Wat ist die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt Siem Reap im Nordwesten des Landes, und im Prinzip auch die wichtigste Sehenswürdigkeit in ganz Kambodscha. Wir hatten keine richtige Vorstellung, was uns erwarten würde, aber andere Reisende sowie alle Informationen, die wir vorab gelesen hatten, predigten das Gleiche: man solle sich unbedingt vorher belesen, was es wo zu sehen gibt; das Gebiet sei riesig und man solle sich einen Plan machen, um das Beste aus dem Ausflug zu machen.

Also verbrachten wir den ersten Nachmittag nach unserer Ankunft mit stundenlangem Lesen, und schauten sogar mal eine Dokumentation auf youTube an.

Am nächsten Tag bummelten wir etwas durch Siem Reap, das ein ziemlich angenehmes Zentrum an einem kleinen Fluss hat. Wir schlenderten durch die Stände auf dem Old Market, wo das Einkaufen viel angenehmer als in Vietnam und auch Phnom Penh war, da die Händler uns größtenteils in Ruhe schauen ließen und nicht gleich mit Angeboten bombardierten. Ich kaufte eine sehr bequeme, halblange Hose und wir aßen indisch zum Mittag, was mal eine willkommene Abwechslung war. Auf dem Rückweg zum Hostel verliefen wir uns kolossal, da die meisten Straßen keine Straßenschilder hatten oder diese gut versteckt waren und es dann auch noch ziemlich schnell dunkel wurde. Am Ende sind wir ich-weiß-nicht-wie-lange gelaufen und nur der Karten-App auf Kathrins Handy (MapsMe – quasi offline GoogleMaps mit Ortungsfunktion, suuuper!) verdanken wir es, dass es nicht noch länger dauerte. Das Hostel war nämlich auch ziemlich dezentral gelegen, abseits der Hektik der Pub Street (nomen est omen), in einer ruhigen Nachbarschaft, gut versteckt in einer sehr verwinkelten Gasse (bei der Anreise waren wir abgeholt worden, sonst hätten wir uns nie dorthin gefunden).

Montag war dann Tag der Wahrheit: Tag eins in den Tempelruinen. Man spricht immer nur von Angkor Wat, dabei ist dieser nur einer von zahllosen Tempeln aus der Hochzeit des Khmer-Reiches zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert. Jeder Khmer-König ließ seinen eigenen Tempel bauen, noch weit über 100 km entfernt findet man beeindruckende Ruinen im Dschungel. Die Mehrzahl befindet sich allerdings direkt nördlich von Siem Reap, und man kann sich mehrere Tage Zeit nehmen, sie zu erkunden. Es gibt ein Tages-, ein Dreitages- und ein Wochenticket. Wir entschieden uns für drei Tage, was immerhin mit stolzen 40 Dollar pro Person zu Buche schlug. Das Ticket Office war ziemlich gut versteckt. Es liegt etwa auf halber Strecke zwischen Siem Reap und dem Tempelareal, auf einem „kleinen“ Umweg von vielleicht 8km. Wir hatten uns für den Tag ein Tuktuk gemietet, und der Fahrer wusste natürlich, wo das Ticket Office liegt und half uns gleich noch, uns in der richtigen Schlange anzustellen – die Halle erinnerte an chinesische Bahnhöfe, sowohl was die Anzahl der Schalter anging als auch die Anzahl der Chinesen. 😉 Um Missbrauch vorzubeugen, ist jedes Ticket personengebunden und man wird am Schalter fotografiert; das Foto wird auf’s Ticket gedruckt.

Für den ersten Tag entschieden wir uns, mit einigen der etwas abgelegeneren Tempel zu beginnen. Wir besichtigten an diesem Tag sechs Tempelruinen; der am weitesten entfernte, Banteay Srey, liegt fast 40 km von Siem Reap entfernt. Unser Tuktukfahrer ließ uns an jedem Tempel so viel Zeit, wie wir wollten und am Ende war es ein Ausflug von fast neun Stunden.

Die Ruinen waren so verwunschen, wie sie in Trümmern im Dschungel lagen. Es waren bis auf Banteay Srey fast keine Menschen da, und auch Absperrungen gab es kaum; man konnte wie Indiana Jones über die Steine klettern während in den Baumkronen Affen und tropische Vögel für die entsprechende Geräuschkulisse sorgten. Es war einfach unbeschreiblich schön, und jeder Tempel sah anders aus, hatte ein anderes Flair und andere Höhepunkte; seien es besonders gut erhaltene Reliefs oder majestätische Bäume, die über Jahrhunderte ihre mächtigen Wurzeln ins Mauerwerk gegraben haben.

Aber nun genug der Worte; die Bilder sprechen für sich:

Pre Rup

Pre Rup

Banteay Srey

Banteay Srey

Phrea Khan

Phrea Khan

Neak Poan

Neak Poan

Ta Som

Ta Som

East Mebon

East Mebon

Am nächsten Tag machten wir eine Pause von all den Tempeln; das Dreitagesticket ist nämlich für beliebige drei Tage innerhalb einer Woche gültig. Am Vormittag fuhren wir zum Bayon Information Center, einer Ausstellung über den Bayon-Tempel, der nahe Angkor Wat liegt und zu den am meisten besuchten gehört. Dieser Tempel wird von einem japanischen Team erforscht und restauriert (die Haupttempel sind quasi zwischen verschiedenen Nationen „aufgeteilt“ da die kambodschanische Regierung diese Aufgabe gar nicht allein bewältigen könnte; neben Japan sind auch Deutschland, die USA, Indien und andere vertreten). Der junge Kambodschaner, der uns herumführte, entschuldigte sich, dass sein Englisch nicht sehr gut sei, er könnte eben besser Japanisch. Nun, dass können wir ja auch! So unterhielten sich zwei Deutsche und ein Kambodschaner auf Japanisch, sehr lustig! 😀 Es gab einen Film über den Tempel (zum Glück auf Englisch) und eine sehr interessante Übersicht über das Khmer-Reich und die beeindruckenden Flachreliefs im Tempel; eine gute Vorbereitung für den dortigen Besuch. Am Ende mussten wir nicht einmal etwas bezahlen.

Danach liefen wir zum Peace Café, wo man nicht nur lecker essen sondern auch an einer Vielzahl von Aktivitäten teilnehmen konnte, unter anderem an einem vegetarischen Kochkurs.

Außer uns kamen noch zwei andere Deutsche zum Kochkurs, Ronja und Peter aus Bayern, mit denen wir uns auf Anhieb super verstanden. Der Kochkurs machte sehr viel Spaß. Wir lernten, frische Frühlingsrollen und Dip dafür zu machen, außerdem Papayasalat und das kambodschanische Nationalgericht Amok, eine Art Curry, wobei wir die Currypaste aus Kurkumawurzel, Ingwer, Kaffirlimettenblättern und Lemongras komplett selbst herstellten, inklusive minutenlangem Stampfen in einem großen Mörser. Rezepte gab es fertig ausgedruckt dazu und danach durften wir unser ganzes selbst gekochtes Essen natürlich auch selbst verspeisen; es war seeeehr lecker! Allerdings dauerte das Ganze gut zwei Stunden, sodass wir es leider nicht schafften, an dem ebenfalls dort angebotenen Gespräch mit einem buddhistischen Mönch teilzunehmen. Aber das war nicht so schlimm, denn es sollte am nächsten Tag nochmal stattfinden, und wir hatten ja Zeit.

Unser Menü

Unser Menü

Stattdessen gingen wir dann mit Ronja und Peter zur Massage. Die beiden hatten einen Seeing Hands-Salon ausfindig gemacht, wo die Masseure blind sind und man damit noch einen guten Zweck unterstützt, da die Beschäftigungsmöglichkeiten für blinde Menschen sehr eingeschränkt sind. Vier Liegen waren frei, und vier MasseurInnen hatten gerade Zeit, also kamen wir alle gleichzeitig dran. Man musste nichts ausziehen, war also kein Problem, direkt nebeneinander zu liegen, und auch ansonsten war es echt eine gute Massage; die Masseure nahmen sich mehr Zeit für verspannte Stellen als für lockere, und selbst Kathrin war am Ende ganz zufrieden mit ihrer ersten Massage. Danach unterhielten wir uns noch eine ganze Weile mit einem der Masseure, der sehr gut Englisch sprach und sich offensichtlich über unser Interesse an seinem Leben freute. Er erzählte uns, dass er zwar zur Schule gegangen ist, aber dort nicht lesen und schreiben lernen konnte, weil es natürlich keinen Lehrer für Brailleschrift gab. Dies konnte er erst mit 17 Jahren dank einer Hilfsorganisation nachholen, und seine Begeisterung und Dankbarkeit, dass er jetzt Bücher lesen und Fremdsprachen lernen kann, waren unglaublich ansteckend. Er erzählte uns, dass er jetzt in Siem Reap Wirtschaft studiert und abends als Masseur arbeitet, um das Studium zu finanzieren. Später möchte er ein eigenes Unternehmen führen und dort andere Blinde beschäftigen. Er zeigte uns auch, wie er mit Hilfe einer Nadel und einer Schablone Braille schreibt; er schrieb unsere Namen und ein paar Sätze auf Englisch und Khmer in einem atemberaubenden Tempo, wie auf einer Schreibmaschine. Besonders beeindruckt waren wir, als uns klar wurde, dass er die Braille-Buchstaben spiegelverkehrt und von rechts nach links einstanzen muss, denn am Ende fühlt man ja die Erhebungen, die beim Schreiben nach unten durch’s Papier gedrückt werden. Das war wirklich ein sehr interessanter Besuch.

Am nächsten Tag ging es gleich zur nächsten Massage, diesmal aber nicht bei Blinden, ja nicht einmal bei Menschen. In Siem Reap kann man nämlich auch zu „Dr. Fish“ gehen – man hält seine Füße in ein Wasserbecken voller Piranhas Putzerfische, die sich dann gierig über die abgestorbenen Hautschuppen hermachen. Das klingt nach einer furchtbaren Krabbeltortur, und war auch so. Die ersten Minuten waren beinahe unerträglich, und es kostete ziemlich große Überwindung, die Füße nicht gleich wieder herauszuziehen, aber nach einer Weile gewöhnten wir uns dran. Ich hielt auch mal die Hände hinein und die kleinen Fische putzten gründlich jeden Millimeter Haut, den sie fanden. Es war richtiggehend niedlich, wie sie furchtlos zwischen meinen Fingern hindurch schwammen – fast wie Fische streicheln. 😉 Am Ende hatten wir sehr weiche Haut an den Füßen.

Leichten Schrittes liefen also wir zum Peace Café für das Gespräch mit dem Mönch, nur um zu erfahren, dass er leider kurzfristig abgesagt hatte. Schade; der nächste Termin wäre erst eine Woche später gewesen und so lange hatten wir nicht vor, in Siem Reap zu bleiben. Also aßen wir sehr lecker; ich probierte ein weiteres Khmer-Gericht namens Kroeung Khtis, eine Art Gemüse in Erdnuss-Kokos-Paste, sehr lecker, und zum Nachtisch eine Crêpe mit Palmzucker, was unser neues Suchtmittel wird. Es hat eine Konsistenz und Farbe wie leicht kristallisierter Waldhonig und schmeckt sehr süß und leicht alkoholisch. Da Palmzucker auch eine Zutat für alle Gerichte, die wir am Vortag gekocht hatten, ist, werde ich mich in Deutschland mal im Asialaden auf die Suche machen müssen…

Abends kauften wir auf dem kleinen Markt nahe unseres Hostels Obst und süßen Klebreis, den wir zum Abendbrot aßen und der ebenfalls auf die Liste der neuen Suchtmittel kommt. Den Tipp dafür hatten wir von einem anderen Reisenden erhalten, den wir zuvor im Hostel kennengelernt hatten. Jonathan kommt ursprünglich aus Hongkong, hat aber die meiste Zeit seines Lebens in den USA verbracht; er klinkte sich in unsere Unterhaltung ein, als wir mit zwei Norwegerinnen über unsere Erlebnisse in China bzw. mit den Chinesen sprachen, und lachte, wie zutreffend alles war. Er reist auch schon eine ganze Weile, hat viel Zeit in Nepal verbracht, und wir „klickten“ einfach auf so vielen Ebenen, dass wir am Ende bis nachts um elf zusammen saßen und uns unsere halbe Lebensgeschichte erzählten, lange nachdem alle anderen schon schlafen gegangen waren.

So wurde es eine eher kurze Nacht, denn am nächsten Morgen holte unser Tuktukfahrer uns schon kurz nach halb fünf (!) ab, da Kathrin wir beide den Sonnenaufgang über Angkor Wat sehen wollten. Im Dunkeln fuhren wir die zehn Kilometer auf unbeleuchteten Straßen, die letzten Kilometer durch den Wald. Unser Tuktukfahrer wies uns vom Parkplatz aus noch den Weg zum Eingang, den wir sonst in der Dunkelheit gar nicht gefunden hätten. Zeitiges Kommen sichert gute Plätze, und das gilt vor allem für dieses besondere Highlight. Wer denkt, dass wir den Tempel um diese Zeit für uns allein hatten, liegt weit daneben. Je näher wir dem Bauwerk kamen, desto größer wurden die Menschenströme, die sich darauf zubewegten. Nicht umsonst öffnet Angkor Wat schon früh um fünf. Wir passierten das Haupttor und liefen durch die Außenanlage bis wir zwei kleine Seerosenteiche zur linken und rechten Seite des Weges erreichten. Man musste sich gar nicht vorher belesen um zu wissen, dass die linke Seite die bessere für das schönste Fotomotiv ist. Die komplette Uferfront war schon von Touristen belegt, teils mit riesigen Kameras bewaffnet; geschäftstüchtige Verkäufer vermieteten Stühle und boten Kaffee an. Wir fanden gar keinen Platz mehr für uns, also auf zum rechten Teich, von wo angeblich der Winkel nicht so gut war, aber dafür konnten wir uns immerhin direkt ans Ufer setzen und die Reflexion der Türme im Wasser sehen. Auch dort wurde es am Ende so voll, dass die Leute in mehreren Reihen standen, aber wir hatten ja unsere Plätze. Nicht dass wir sie gebraucht hätten. Der wunderschöne Sonnenaufgang fand hinter einem grauen Wolkenschleier statt und statt roter Sonne über Tempelspitze wurde es einfach langsam hell. Was soll ich sagen, es hatte trotzdem etwas sehr mystisches und atmosphärisches, auch wenn ich mir meine Kopfhörer in die Ohren stecken und das unentwegte Geplapper der Menschenmenge mit Musik ausblenden musste, um dem Anblick etwas abzugewinnen.

Zugegeben, es war schon ein besonderes Erlebnis.

Zugegeben, es war schon ein besonderes Erlebnis.

Als es hell war, gingen wir hinein und erkundeten die endlosen Gänge mit den detailreichen Reliefs, die religiöse und historische Motive darstellen. Der Tempel ist wirklich riesig; er besteht auch aus mehreren Ebenen und um ganz hinauf zu den berühmten fünf Türmen zu kommen, mussten wir auch einige Minuten anstehen. Da der Tempel noch immer genutzt wird und zu den heiligsten Stätten Kambodschas gehört, stellten Wächter sicher, dass man nur angemessen gekleidet ins zentrale Heiligtum hinaufsteigt, also Knie und Schultern bedeckt, am besten langhosig und -ärmelig; nur ein umgebundenes Tuch zur Verhüllung, wie es in Vietnam noch durchgegangen ist, wurde nicht akzeptiert. Wir waren diesmal gut vorbereitet, und dank der Wolken und leichten Nieselregens war es auch in langer Kleidung auszuhalten.

Angkor Wat

Angkor Wat

Insgesamt war Angkor Wat für uns beide aber nicht das Highlight der Tempel. Es waren nicht einmal die Massen von chinesischen Touristen (mit Abstand die größte Gruppe), da es sich doch ziemlich gut verlief und man in vielen Gängen trotzdem so gut wie allein war. Der Tempel war einfach zu perfekt, zu gut erhalten bzw. restauriert; ihm fehlte der Charme der untergegangenen Zivilisation, den die anderen, kleineren Tempel mit ihren Trümmerhaufen und Baumwurzeln noch besaßen.

Auch im benachbarten Bayon-Tempel, dessen japanisches Informationszentrum wir zwei Tage zuvor besucht hatten, schoben sich die Massen durch die Gänge und über die Plattformen; dennoch gefiel es uns dort besser, weil das Bauwerk mit seiner offenen Architektur, dem runden Zentralturm und den unzähligen Gesichtern auf den Türmen seinen ganz eigenen Reiz hatte. Es ist außerdem ein großartiges Beispiel für die religiöse Freiheit, die die Menschen dort vor 1.000 Jahren genossen: der König widmete eine Seite des Tempels Buddha, eine Seite Shiva, eine Vishnu und eine seiner eigenen Ahnenverehrung; alle Untertanen konnten frei ihren Glauben ausüben. Wirklich ein fortschrittlicher König, der nebenbei in seiner Amtszeit auch noch dutzende Krankenhäuser, Raststationen für Reisende sowie 800km (!) Straßen durch sein Reich bauen ließ.

Bayon - wer findet die drei Gesichter im Bild?

Bayon – wer findet die drei Gesichter im Bild?

Danach besuchten wir noch weitere Tempel; unser übereifriger Tuktukfahrer hielt wirklich an jedem noch so kleinen an und am Ende mussten wir einige weglassen, weil wir einfach zu erschöpft waren.

Baphuon

Baphuon

Takeo

Takeo

Ta Prom - besonders berühmt für die zahlreichen Baumwurzeln

Ta Prom – besonders berühmt für die zahlreichen Baumwurzeln

Wir hielten ein Nachmittagsschläfchen, während es draußen ganz untypisch für die Jahreszeit schüttete, und verbrachten dann einen gemütlichen Abend draußen auf der kleinen, überdachten Terrasse des Hostels, wo wir uns mit Jonathan und zwei Frauen unterhielten, die frisch angekommen waren, Julia aus Deutschland und Erin aus den USA, die sich in Thailand kennengelernt hatten und schon ein paar Wochen gemeinsam reisten. Auch mit den beiden stimmte die Chemie auf Anhieb – es ist so wunderbar, wie man beim Reisen immer wieder so besondere Menschen trifft, mit denen man sich über Gott und die Welt unterhalten kann, obwohl man sich gerade erst kennengelernt hat. Gegen Mitternacht brachte uns einer der Männer, die im Hostel arbeiteten, einen Snack aus geröstetem Reis und setzte sich eine Weile zu uns. Ab und zu jaulte eine Gruppe Hunde in der Nachbarschaft wie ein kleines Wolfsrudel. Gegen zwei Uhr morgens beschlossen wir dann, doch noch ein paar Stunden Schlaf zu kriegen…

Während der Tage in Siem Reap war leider mein Quallenstich nicht wirklich besser geworden. Er tat zwar nicht weh, war aber immer noch geschwollen, ein hässliches Rot-Violett, und deutlich wärmer als die umgebende Haut. Zum Arzt gehen wollte ich deswegen eigentlich nicht, tat es dann aber doch, denn in Siem Reap gibt es aufgrund der vielen Touristen und dort lebenden Ausländer immerhin die Infrastruktur dafür, wohingegen ich befürchtete, dass es in den Orten, die wir danach ansteuern wollten, nicht einmal einen englisch sprechenden Arzt gäbe, geschweige denn einen, der mit Quallen etwas anfangen kann. Also ging ich mehr aus prophylaktischen Gründen, da ich nicht wusste, wie sich die Stelle noch entwickeln würde.

Das Royal Angkor International Hospital erinnerte mich eher an ein Fünf-Sterne-Hotel; polierter Marmorfußboden, gediegene Atmosphäre, Weltzeituhren hinter der Rezeption mit den adrett gekleideten Krankenschwestern, die eher wie Stewardessen aussahen. Plakate warben für eine Junior Card oder Gold Card-„Mitgliedschaft“, für Anti-Aging-Behandlungen oder eine Brustkrebsvorsorgeuntersuchung, deren Beschreibung sich eher wie ein Wellnessprogramm las. Für Kambodschaner absolut unerschwinglich; in der Lobby saßen auch nur vier weitere Ausländer, sonst waren keine Patienten da. Ich kam schon nach zehn Minuten dran. Der Arzt war Kambodschaner, sprach ziemlich gut Englisch, verstand aber mein Problem nicht, was er durch gönnerhaftes Lächeln und sinnloses Blabla zu überspielen versuchte. Er sprach davon, wie man von Säugetierbissen Tollwut bekommen kann, bei Fischen aber keine Gefahr bestünde… er dachte anscheinend, mich hätte ein Fisch mit dem Maul gebissen… Da der PC auf seinem Schreibtisch eingeschaltet war, bat ich ihn, „jellyfish“ doch einmal zu googeln, was er dann auch tat, nachdem er die geöffnete Facebookseite schloss. Ich versuchte ihm zu erklären, dass es eher eine Verbrennung ist, woraufhin er dann erklärte, dass man in diesem Fall Antibiotika verschriebe, um Wundinfektion zu vermeiden…aber ich hatte ja gar keine Wunde; die Haut war zu keiner Zeit offen gewesen. Der Arzt redete nur weiter mit seinem väterlichen Lächeln auf mich ein (was mir deutlich signalisierte, dass ich als Patient keine Ahnung habe und nur dem allwissenden Arzt vertrauen brauche) und am Ende ließ ich mir das Penicillin verschreiben, da unser Gespräch in einer Sackgasse geendet war, und hoffe, dass die Auslandskrankenversicherung die Rechnung in voller Höhe trägt wie vereinbart. Das Antibiotikum habe ich bis jetzt nicht genommen, da die Stelle sich kaum verändert, aber ganz allmählich besser zu werden scheint – dauert vermutlich einfach sehr lange. Insgesamt ein ziemlich enttäuschender Besuch.

Kathrin hatte sich derweil eine Magen-Darm-Sache eingefangen und wollte den Tag lieber liegend und in Klonähe verbringen, daher machte ich am Nachmittag allein einen Ausflug auf einen Hügel südlich von Siem Reap, wo eine weitere Tempelruine lag: Phnom Krom. Die Ruine an sich war nichts besonderes, nach drei Minuten hatte man alles gesehen, aber das war auch nicht der Grund meines Besuches, sondern die Aussicht von oben auf den nahe gelegenen Tonle Sap, den größten See Südostasiens. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Fast um den gesamten Hügel herum lag Überschwemmungsland mit Reisfeldern, wo Stelzenhäuser, Deiche und kleine Wäldchen im flachen Wasser standen, soweit das Auge reicht. Und in der Ferne, wo die Bäume aufhörten, fing der eigentliche See an, der so riesig war, dass man das andere Ufer nicht sah; man hätte genauso gut aufs Meer blicken können. Es war einfach grandios.

Blick von Phnom Krom auf das Überschwemmungsland und den Tonle Sap am Horizont

Blick von Phnom Krom auf das Überschwemmungsland und den Tonle Sap am Horizont

Abends ging ich mit Julia und Erin im Stadtzentrum etwas essen und am nächsten Morgen fuhren wir 6:30 los zum Busbahnhof, um gen Osten in einen Ort namens Kratie (ausgesprochen Krotje) am Ufer des Mekong zu fahren, wo es Süßwasserdelphine geben soll…

13 Gedanken zu „Angkor Wat – mehr als nur ein Tempel

  1. Hallo Mädels, danke für den gelungenen Kalender und die interessanten Berichte.
    Ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit ohne Weihnachten, habt weiterhin viel Spaß und Freude. Ihr verpasst hier nichts, auch der Wettergott schickt uns nur das “ Beste zum Feste „, 3 Grad plus und Sprühregen.
    Grüße aus Bad Schandau

    • Hallo Jenser, vielen Dank für deine Nachricht! Wir wünschen dir auch schöne Weihnachten, eine besinnliche Zeit und dass du dem Wetter zum Trotz das Beste draus machen kannst. 🙂

  2. Hallo Ihr Beiden,

    das klingt ja wieder seeeehr interessant – ich wusste gar nicht, dass das Tempelgelände so riesig ist. Hat irgendwie eine Ähnlichkeit mit einem Dornröschenschloss – nur eben viel größer.
    Habt Ihr mal nach Verletzungen durch Quallen gegoogelt? Ich hab das hier gefunden: „Lässt der Schmerz auch über eine längere Zeitspanne (über eine Stunde) nicht entscheidend nach, nehmen sie ein antiallergisches Medikament in Tablettenform oder streichen sie die betroffenen Hautstellen mit Antihistaminika, einer Kortison- oder Brandsalbe ein.“
    Vielleicht solltest du doch mal das Antibiotikum probieren? Oder habt Ihr entsprechende Salben in eurer gut ausgestatteten Reiseapotheke?
    Wie Jenser schon geschrieben hat – wettermäßig verpasst Ihr hier nichts. Aber wenigstens ist es nicht glatt.

    Schöne Weihnachtsgrüße aus dem so gar nicht winterlichen Deutschland, Dein M mit dem Rest der Familie

    • Hallo mein liebes M, wir hatten uns auch nicht vorstellen können, wie riesig das Areal mit den Tempeln ist. Der Besuch hat sich definitiv gelohnt!
      So eine Salbe haben wir leider nicht dabei und der Arzt hat mir trotz Nachfragen nichts dergleichen verschrieben; er meinte, ich solle die Stelle lieber trocken halten. Aber wie gesagt, jetzt ist deutlich zu sehen, dass es heilt. Bei Google haben wir leider immer nur Hilfe für die Zeit direkt nach dem Unfall gefunden, aber nicht, wie lange die Heilung dauern kann. Offensichtlich mehrere Wochen…
      Dann genießt mal weiterhin das wenigstens nicht glatte Wetter. Ich versuche es jetzt bei angenehmen 28 Grad mit Schlafen (bin schon zugedeckt…).
      Liebe Grüße zurück, auch an den Rest der Familie, dein B

  3. Erstmal gute Besserung an euch beide. Aus Solidarität mit euch hab ich mir ne Erkältung pünktlich zu Weihnachten eingefangen. Aber das vergeht auch wieder.

    Die Tempel erinnern mich wirklich an die Indianer Jones – Filme. Das sieht alles so toll aus. Ich liebe es!!!!!

    • Du arme, wir wünschen dir gute Besserung!! Wir sind beide gerade mal wunderbar gesund, keine Magen-Darm-Sachen, kein Hautausschlag, kein Schnupfen, und auch die Quallenstelle sieht mittlerweile deutlich besser aus.
      Freut mich, dass wir nicht zu viele Tempelbilder gepostet haben? Es war echt schwer, eine Auswahl zu treffen…
      Werd schnell wieder gesund, und schöne Weihnachten noch! 🙂

  4. Hallo, hier ein Gruß aus dem Weihnachtsland, in dem wir nun auf den Jahreswechsel zusteuern. Zuvor aber haben wir zünftig gefeiert – das I war mit prächtigem Selbstgebackenen dabei! Und mit dem jüngsten Enkel und seinen Eltern waren wir in einer lustigen Inszenierung von „Weihnachtsgans Auguste“ im Dresdner Boulevardtheater.
    Eure Tempel-Erlebnisse waren freilich zweifellos aufregender! Die drei Fels-Gesichter haben wir erkannt, und manchmal gab es einen Drang zum Vergleichen mit eigenen Eindrücken an anderen Ecken der weiten Welt, die dank eurer Schilderung gar nicht so weit erscheint: „Guck mal, wie wir damals auf Yukatan!“

    Unsere insgeheimen Fragen nach dem richtigen Verhalten in der Fremde bei Krankheit oder Unpässlichkeit hat die Geschichte mit der Qualle gut beantwortet. Wir staunen, wie ihr gerade solche Situationen meistert! Und prima ist natürlich, dass Ihr eine Auslandskrankenversicherung habt. Eure Vorbereitung ist einfach großartig!
    Wie auch immer der Jahreswechsel bei euch verläuft: Wir wünschen euch einen fröhlichen, friedlichen Übergang bei guter Gesundheit und eine weiterhin glückliche, unvergessliche Reise! Glück auf, 2017!

    • Vielen Dank für die Grüße aus dem Weihnachtsland, das klingt sehr gemütlich. 🙂
      Ich wusste ja gar nicht, dass ihr mal auf Yukatan wart; das war bestimmt auch spannend.
      Tja, wenn man hier krank wird, muss man sich etwas einfallen lassen – es gibt ja nicht überall englischsprachige Ärzte. Unter Umständen muss man stundenlang mit dem Bus in eine größere Stadt fahren, und dort bezahlt man erst einmal die ganze Rechnung selbst. Hier wird uns wirklich bewusst, wie großartig das deutsche Gesundheitswesen trotz aller Beschwerden ist – einfach zum Arzt gehen zu können, wenn man krank ist, ist ein Luxus, den die meisten Menschen auf der Welt nicht haben. Die Auslandskrankenversicherung ist für uns Deutsche übrigens gesetzlich vorgeschrieben. Wir haben uns ja von der gesetzlichen Krankenkasse abgemeldet und müssen bei der Wiederanmeldung nachweisen, dass wir für die Zwischenzeit anderweitig versichert waren; sonst müssten wir für den Zeitraum unserer Reise nachzahlen. Für das Russlandvisum war der Krankenversicherungsnachweis ebenfalls erforderlich. Aber davon abgesehen wären wir ohnehin nicht ohne Krankenversicherung losgefahren.
      Wir wünschen euch ein gesundes und erfülltes neues Jahr mit eurer Familie und euren vielen Interessen! Bis bald. 🙂

  5. Euch Beiden schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr – bei euch ist es ja exakt in 1h20 soweit! Immer gute Gesundheit bzw. schnelle Überwindung kleinerer und größerer Wehwehchen und noch viele schöne, interessante, spannenden Erlebnisse und Begegnungen!
    Liebe Grüße von allen Daheimgebliebenen
    das M

    • Dankeschön! Euch ein gesundes neues Jahr, ich hoffe ihr seid auch gut hineingerutscht! Wir hatten hier tatsächlich ein schönes Feuerwerk. 🙂 Liebe Grüße an alle Daheimgebliebenen, dein B

  6. Echt? Feuerwerk? Das neue Jahr wird offenbar überall auf der Welt mit Feuerwerk und Feiern begrüßt. Euch jedenfalls auch ein gesundes Neues – wir sind ganz entspannt reingerutscht. Das P war schon vor Mitternacht im Bett – er hat seit ein paar Tagen einen grippalen Infekt und fühlte sich nicht wie Feiern…
    Ich hoffe, Ihr habt eure Unpässlichkeit überwunden??

    Ganz liebe Grüße
    Dein M

  7. Hallo Mädels, der erste Tag im neuen Jahr neigt sich für euch schon langsam dem Ende zu, ich hoffe, ihr seid gut ins Jahr 2017 gekommen und wünsche euch für die restlichen 364 Tage alles Gute, haufenweise Gesundheit und weiterhin viel Spaß für eure Reise. Ich freu mich auf jeden Fall auf neue Nachrichten von euch.
    Grüße aus Bad Schandau

    • Hallo aus Laos und dir auch ein gesundes, glückliches und erlebnisreiches neues Jahr! Wir hoffen, dir auch 2017 mit unseren Berichten etwas versüßen zu können. 😀
      Viele Grüße aus dem sehr gemächlichen Savannakhet, der zweitgrößten Stadt von Laos, gegen die einem Bad Schandau wie eine pulsierende Metropole vorkommen muss … 😉

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